284. Gackern, scharren, Eierlegen

Eine traditionsreiche Nutztierrasse. Die Biologin Irene Hochrathner über das Altsteirer Huhn.

Link zum Programm

Haushühner stammen aus dem chinesischen Raum, sie wurden bereits vor 4000 Jahren domestiziert. Sie kamen durch Phönizier, Griechen und Römer nach Europa. Bei uns haben sich in ländlichen Gebieten je nach Gegend individuelle Rassen weiterentwickelt, die zunehmend wiederentdeckt werden.

Das Altsteirer Huhn, das Sulmtaler Huhn und das Nackthalshuhn sind drei österreichische Hühnerrassen, die als gefährdet gelten. Besonders das Altsteirer Huhn wird zunehmend in bäuerlichen Kleinbetrieben wiederentdeckt, da es als besonders stabile, wetterfeste und krankheitsresistente Rasse gilt. Es ist die Zweifachnutzung, für die die Tiere gehalten werden, für Eier und Fleisch gleichermaßen.

Hybridrassen im Gegensatz dazu werden in der modernen Hühnerzucht spezialisiert gezüchtet: entweder als Mast- oder Legehennen. Im Vergleich zu Hybridhühnern legen die Altsteirer Hühner zwar weniger Eier, dafür aber bis ins hohe Alter.

INTERVIEWPARTNERIN:

Dr. Irene Hochrathner
Spartenbetreuerin bei Arche-Austria (Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen)
COO Orchis


Teil 1: Asiatische Urahnen (mp3)


Teil 2: Eierlegen bis ins hohe Alter (mp3)


Teil 3: Ein Huhn wie aus dem Bilderbuch (mp3)


Teil 4: Schlafplätze und Hackordnung (mp3)


Teil 5: Wiederentdeckte Haltung (mp3)

282. Japanisches Formen

282. Japanisches Formen

Noriko Mafune-Bachinger

Ein Podcast-küsst-Radio-Projekt

Ikebana, die Kunst des Blumensteckens; Bonsai, die Kunst des "Bäume-Kleinhaltens"; Origami, die Kunst des Papierfaltens; Shibari, die Kunst des erotischen Verschnürens: all diese Techniken haben mit der Lust am Formen zu tun. Nicht das Endprodukt steht im Focus der Könner, sondern der Vorgang des Veränderns und Verstehens. Es ist eine Philosophie. Gestaltung: Lothar Bodingbauer und Thomas Gasser. (Moment / ORF Radio Österreich 1)

ORF Radio Österreich 1, Moment am Sonntag
10.06.2018, 18:15–19:00 Uhr

Ikebana. Bonsai. Origami. Shibari.
Die subtile Kunst, neue Formen entstehen zu lassen

Ikebana, die Kunst des Blumensteckens; Bonsai, die Kunst es Bäume-Kleinhaltens; Origami, die Kunst des Papierfaltens; Shibari, die Kunst des erotischen Verschnürens: all diese Techniken haben mit der Lust am Formen zu tun. Nicht das Endprodukt steht im Focus der Könner, sondern der Vorgang des Veränderns und Verstehens. Es ist eine Philosophie.

Die folgenden Gespräche sind für diese Sendung entstanden und stehen als Podcastepisoden in voller Länge zur Verfügung:

LUT064 Auftakt – Lothar Bodingbauer und Thomas Gasser
Wie wird die Sendung angelegt

LUT066 Japan-Blog "Wanderweib" – Tessa Tews
Erste Eindrücke vom Leben in Japan

LUT067 Origami – Noriko Mafune-Bachinger
Die Kunst des Papierfaltens

LUT068 Bonsai – Günther Klösch
Bäume in der Schale

LUT069 Ikebana – Helga Komaz
Die Kunst des Blumensteckens

LUT070 Zwischenstand – Lothar Bodingbauer und Thomas Gasser
Diskussion zur entstehenden Radiosendung

LUT073 Japanische Kulturvermittlung – Kai Iwabuchi
Direktor des Japanischen Informations- und Kulturzentrums in Wien

LUT074 Shibari – Vincience und Kenyade
Die Kunst des erotischen Fesselns

264. Schmelzendes Eis und steigende Meere

Die Ozeanografin Kristin Richter spricht über menschgemachte und natürliche Gründe, die dazu geführt haben, dass die weltweiten Meeresspiegel im 20. Jahrhundert im Schnitt um 17 cm gestiegen sind.

Link zur Sendung

Teil 1: Globale Verbindungen

Teil 2: Eisschilde als Wasserspeicher

Teil 3: Die Ursachen der Unterschiede

Teil 4: Kontinuierliche Messungen

Teil 5: Praktische Anwendungen

Inhalt

Teil 1

Beim Meeresspiegel denken wir oft einfach daran, wo trifft das Meer auf das Land. Diese Linie verändert sich durch Gezeiten, durch Sturmfluten, auch durch Klimaveränderungen. Die langfristige Veränderung des Meeresspiegels muss uns lokal nicht unbedingt auffallen, denn durch Gezeiten etc. gibt es große Unterschiede.

Global gleichen sich die kleinräumigen Schwankungen aber aus, wenn man die Meeresspiegel über alle Ozeane mittelt. Das heißt, dass man sehr gut sehen kann, das sich der Meeresspiegel auch global gesehen langfristig ändert, er steigt langsam an.

Zum einen durch die Ausdehnung des Meerwassers. Wenn sich Wasser erwärmt, dehnt es sich aus. Das Zweite ist, dass durch das Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde dem Meer zusätzlich Wasser in Form des Schmelzwassers zugeführt wird. Abschmelzende Gletscher und Erwärmung des Wassers sind ungefähr zu gleichen Teilen für den Anstieg verantwortlich.

In den letzten 100 Jahren ist der Meeresspiegel global um etwa 15 cm gestiegen. Zu gleichen Teilen haben die Erwärmung des Meerwassers und Abschmelzen der Gletscher beigetragen. Es gibt aber noch kleinere Beispiele, zum Beispiel, dass der Mensch Dämme baut. Meer, das ins Wasser fließen würde, wird am Land zurückgehalten. Ein kleiner Faktor, der zu einer Absenkung des Meeresspiegels führts. Weitere Prozesse aber, zum Beispiel Entnahme von Grundwasser für Bewässerung oder Trinkwasser etc. Das ist ein positiver Beitrag zum Meeresspiegelanstieg, denn dieses Grundwasser, das eigentlich an Land gespeichert ist, wird letztendlich dem Meer zugeführt. Wir unterbrechen da sozusagen den natürlichen Wasserkreislauf. Das sind relativ kleine Beiträge, die zur Veränderung des Meeresspiegels beitragen.

Ich rede immer vom globalen Meeresspiegelanstieg. Damit kann der Küstenbewohner relativ wenig anfangen. Lokal kann dieser Anstieg sehr unterschiedlich ausfallen. Das hängt damit zusammen, dass sich Windsysteme verändern, Winde können Wasser im Meer hin -und hertransportieren, das ist ein großer Effekt. Beim Abschmelzen von Gletschern, dieses Schmelzwasser verteilt sich nicht gleichmäßig im Ozean, da gibt es große Unterschiede, und da gibt es natürliche Veränderungen im Meeresspiegel, die lokal sehr groß sein können, etwa El Niño, ein natürliches Klimaphänomen, das unter anderem auch mit Veränderung im Meeresspiegel einhergehen kann.

Wenn nun irgendwo sagen wir an der Küste Westamerikas absinkt, dann kann es sein, dass er an der Küste Ostasiens zunimmt. Man kann sich das ein wenig wie in der Badewanne vorstellen, wo das Wasser hin- und herschwappt. Auf der einen Stelle schwappt es nach oben, an der anderen unten. Wenn wir über die ganze Badewanne mitteln, gibt es keinen Unterschied. Wenn wir beim Bild der Badewanne bleiben, ist durch die globale Erwärmung der Wasserhahn immer ein bisschen offen, das heißt, es tröpfelt immer ein klein wenig Wasser in die Badewanne. Wenn nun das Wasser wirklich an beiden Seiten sehr viel hin- und herschwappt, fällt uns das nicht unbedingt sofort auf. Gerade wenn wir uns nur eine Seite der Badewanne anschauen, durch das Schwappen haben wir so große Unterschiede im Wasserstand, dass ein paar Millimeter durch den tropfenden Wasserhahn nicht unbedingt auffallen, wenn wir aber beide Seiten der Badewanne anschauen, mitteln sich diese Schwankungen heraus, aber dieses Tröpfeln kommt dann plötzlich zum Vorschein. Dann sehen wir, oh, der Wasserstand in der Badewanne steigt langsam an. So kann man das auch auf die Weltmeere übertragen.

Zusammenfassend kann man sagen, es tröpfelt, und wenn es vielleicht auch lokal nicht so sehr auffällt, steigt der globale Meeresspiegel. Und dann kann es dazu kommen, dass es in der Badewanne auf der einen Seite plötzlich überschwappt, was vorher nicht passiert ist, und das wäre schon eine Auswirkung des Meeresspiegelanstiegs, dass gerade extreme Wasserstände dann einfach häufiger auftreten und vielleicht auch zu größeren Schäden führen.

Teil 2

Ein wichtiger Beitrag zum Anstieg der Meere ist das Abschmelzen von Eis. Es gibt im Klimasystem verschiedene Arten von Eis. Zum einen das Meereis in der Arktis, der Nordpol. Man muss aber aufpassen, dass das Meereis schon im Wasser schmilzt im Ozean. Das heißt, wenn das Meereis schmilzt, und das tut es, trägt es nicht zum Meeresspiegelanteil bei. Es schwimmt bereits im Wasser, ob es das in fester oder flüssiger Form tut, ist nicht so wichtig.

Es gibt aber auch Eis in Form von Gletschern, besonders in den Alpen, es gibt aber auch wirklich sehr große Gletscher auch in Alaska, Kanada, Sibirien, im Himalaya und so weiter. Und dann gibt es die großen Eisschilde. Und der Unterschied ist, das sind kilometerdicke Eispanzer, die sich zum einen auf Grönland befinden, auf der Insel Grönland, und in der Antarktis, auf der antarktischen Insel.

Wie viel Wasser ist jetzt in diesem Landeis gespeichert? Da haben wir zum einen die Gletscher. Wenn man alle Gletscher der Welt schmelzen würde, würde der Meeresspiegel um weniger als einen halben Meter steigen. Das ist jetzt nicht wenig. Die österreichischen Gletscher sind für die Alpen als Ökosystem sehr wichtig, für den Tourismus, zum Meeresspiegelanstieg tragen sie weniger als 1 mm bei. Für den Meeresspiegel sind sie völlig unwichtig, dafür sind sie einfach zu klein.

Würde der grönländische Eisschild schmelzen, würde der Meeresspiegel 5-6 m steigen.

Wenn man das ganze antarktische Eisschild schmelzen würde, würde der Meeresspiegel um 60 m steigen. Das ist unglaublich viel Eis, das auf den Eisschilden auf Grönland und auf Antarktis gespeichert ist, in den Gletschern relativ wenig.

Im letzten Jahrhundert haben aber hauptsächlich die Gletscher zum Meeresspiegelanstieg beitragen. Man darf sie auf keinen Fall vernachlässigen, da sie kleiner sind können sie schneller auf Klimaveränderungen reagieren. Den gesamten grönländischen Eispanzer kann man jetzt nicht in 100, 200 und 300 Jahren schmelzen können, das dauert tausende von Jahren, auch in der Antarktis Trotzdem kann in den nächsten Jahrzehnten, Jahrhundert, kann der Verlust von Eis sehr stark zum Meeresspiegelanstieg beitragen.

Das Spezielle daran, das Eis schmilzt, dass es die Massenverteilung ändert. Das heißt, zunächst haben wir, nehmen wir das Beispiel Grönland. Wir haben unglaublich viel Eis, damit haben wir Masse auf den grönländischen Inseln. Das ist ein Eispanzer, der mehrere Kilometer dick ist. Die Verteilung der Masse auf der Erde beeinflusst auch das Schwerefeld, das Gravitationsfeld der Erde. Dadurch dass Masse verloren geht von Grönland, ändert sich auch das Schwerefeld der Erde. Grönland hat eine große Masse, deshalb auch eine große Anziehungskraft auf alles drumherum, auch auf die Wasseroberfläche, die sich frei bewegen kann, das Land kann das nicht. Durch die größere Anziehungskraft von Grönland bewegt sich das Wasser leicht auf Grönland zu. Es wird durch Grönland angezogen. Dadurch, dass Grönland an Masse verliert, sinkt die Anziehungskraft. Es zieht weniger Wasser an, es bewegt sich in entferntere Gegenden von Grönland weg. Das heißt, es ist nicht intuitiv, wenn Grönland an Masse verliert, wenn Eis schmilzt in Grönland, sinkt auch der Meeresspiegel um Grönland herum, denn durch die verminderte Anziehungskraft bewegt sich das Wasser in andere Gegenden.

Norwegen ist zum Beispiel nicht weit weg von Grönland. Nehmen wir an, das Eis in Grönland würde komplett schmelzen, was nicht so schnell passieren wird, aber nehmen wir an, der globale Meeresspiegel steigt um 5 m, weil Grönland schmilzt, würde man in Norwegen nichts mitbekommen, weil sich die Meeresoberfläche dem Schwerefeld anpasst, das bedeutet einfach, dass der Meeresspiegel in den Tropen, also weit weg von Grönland ansteigt, tropische Inseln wie zum Beispiel die Malediven würden mit einem Meeresspiegelanstieg von 5 m fertig werden müssen, und das geht einfach nicht, weil die Inseln nicht mehr als 1 Meter aus dem Meer hervor ragen.

Teil 3

Man hört nun oft, das Klima hat sich schon verändert, der Meeresspiegel hat sich oft verändert. Die Erde kann sich relativ zum Ozean anheben oder absinken. Das ist eine Sache, die hat aber nichts mit Klimaveränderung zu tun. Dann gibt es auch Vulkanausbrüche. Ein starker Vulkanausbruch kann feine Teilchen bis in die höhere Atmosphäre ausstoßen und dort agieren diese Teilchen für ein paar Jahre wie ein Sonnenschirm. Sonnenstrahlung wird reflektiert und kommt nicht auf der Erde an.

Es kann auch sein, und das ist wahrscheinlich auch so, dass durch diese kühleren Temperaturen auch Gletscher weniger stark abschmelzen und anwachsen.

Dann gibt es Klimaphänomene wie El Niño, die lokal, gerade im Pazifik, den Meeresspiegel beeinflussen können, aber global eine relativ geringe Auswirkung haben. Und dann gibt es den menschgemachten Meeresspiegelanstieg. Dadurch, dass wir immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre emittieren, steigt die globale Mitteltemperatur. Treibhausgase sind zum Beispiel CO2, Kohlendioxid, Methan oder auch Wasserdampf. Bei CO2 kann man wirklich eindeutig feststellen, dass der CO2-Gehalt in der Atmosphäre durch den Menschen durch Treibhausgasemissionen, durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen ansteigt.

Das Wasser wird wärmer, Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt. Dieser Prozess läuft langsam ab, aber stetig. Es addieren sich diese Beiträge auf. Auf kurzen Zeiträumen merkt man das nicht besonders, wenn man aber länger wartet, 50, 60 Jahre, dann merkt man schon, dass das Meer ansteigt. Das Sturmfluten stärker ausfallen, dass auch schwächere Stürme Sturmfluten hervorrufen können. Gerade schwächere Stürme treten häufiger auf, es gibt öfter größere Schäden durch den langfristigen Prozess des Meeresspiegelanstiegs.

Wie kann man den natürlichen Einfluss vom menschgemachten Einfluss unterscheiden. Unser Labor, das sind Klimamodelle, Computermodelle, die auf physikalischen Gesetzen basieren. In diesen Computermodellen können wir uns verschiedene Welten erschaffen. Was haben wir gemacht, wir haben uns Modellsimulationen angeschaut, in denen wir die vergangenen 150 Jahre reproduziert haben, wir wissen ungefähr, wie viele Treibhausgase haben wir ausgestoßen, wie viel Vulkanausbrüche gab es. Wir konnten damit den Meeresspiegelanstieg sehr gut rekonstruieren. Dann haben wir uns eine Welt angeschaut, in denen es den Menschen nicht gibt, wir haben simuliert, wie würde der Meeresspiegel sich verändern in dieser Welt. Und wir haben gesehen, dass dieser Meeresspiegel nicht mit dem beobachteten Meeresspiegel übereinstimmt.

Das heißt, wir brauchen wirklich den menschgemachten Treibhausgasausstoß und die Aerosole, um den beobachteten Anstieg zu erklären. Den ersten Teil des 20. Jahrhunderts können wir den Meeresspiegelanstieg noch relativ mit natürlichen Ursachen erklären, allerdings die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, speziell ab 1970 haben wir gezeigt, dass 2/3 des Meeresspiegelanstiegs menschgemacht ist.

Wir können also wirklich sagen, dass wir in den letzten 30, 40 Jahren für einen großen Teil des Meeresspiegelanteils verantwortlich sind. Wenn man noch einen weiteren Schritt weitergehen würden, könnten wir noch die direkten Verursacher identifizieren. Das wäre ein Schritt in Richtung sozialer Gerechtigkeit. Denn die Verursacher, die Industrienationen, haben Mittel und Wege sich anzupassen, sie sind auch nicht jene, die von den Auswirkungen betroffen sind. Das sind hauptsächlich kleinere Inselstaaten und auch Anrainer in den Tropen und gerade diesen Ländern haben oft nicht Mittel und Wege, sich an die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs anzupassen, an Überflutung, an Kontaminierung des Süßwasservorrats kleinerer Inseln und an heftigere Sturmfluten, und so weiter.

Teil 4

258. Wo ist die Birkenmaus?

258. Wo ist die Birkenmaus?

Christine Blatt und Stephan Resch erforschen und schützen seltene heimische Kleinsäuger.

(Vom Leben der Natur / ORF Radio Österreich 1)

Die Birkenmaus gehört neben der Zwergmaus zu den kleinsten Nagetieren Europas. Sie wird rund acht Zentimeter groß und wiegt zehn Gramm. Man erkennt sie an ihrem schwarzen Strich am Rücken. Sie gehört zu den Springmäusen und zählt zu den seltensten Säugetieren.

Nicht alles, was die Katze herbeischleppt, ist einfach "eine Maus". Die meisten Mäuse - Feldmaus, Wühlmaus, Waldmaus und Birkenmaus - gehören zu den Nagetieren. Es gibt aber auch die Spitzmäuse, die sich vorwiegend von Insekten ernähren.

Um die Birkenmaus zu schützen, muss zunächst ihr Auftreten bestimmt werden. Sie zieht sich immer mehr zurück. Die Birkenmaus lebt in höheren Gegenden, über der Waldgrenze; in Hochmooren etwa. Dort bewegt sie sich bedächtig durch das Gebüsch, sie wirkt für den menschlichen Betrachter nicht hektisch.

Interviewpartner und -partnerinnen
Dr. rer. nat. Stefan Resch
Dr. rer. nat. Christine Blatt
ARGE Kleinsäugerforschung

A - 8967 Haus im Ennstal


Teil 1: Ein schwarzer Strich am Rücken (mp3)


Teil 2: Mäuse lieben Haselnüsse (mp3)


Teil 3: Verräterische Spuren (mp3)


Teil 4: Ein kurzes Leben (mp3)


Teil 5: Erfolgreicher Artenschutz (mp3)


256. Parlamentsheer

Montagabend kam der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel von seinem Türkeibesuch nach Berlin zurück und berichtete noch vom Flughafen Tegel im Heute-Journal des ZDF von der Weigerung der Türkei, deutsche Abgeordneten freien Zugang zum Bundeswehrstützpunkt Incirlik zu ermöglichen. Daher: die deutschen Soldaten werden abgezogen. Denn die Deutsche Bundeswehr wäre eine „Parlamentsarmee“.

Manuskript (ohne letzte Änderungen)

SIGNATION „Das Wort der Woche“

OT Parlamentsarmee 01 / Gabriel / ZDF / 00:15 / im ORF Pool

Wir haben versucht zu erklären, dass das nach deutschem Recht undenkbar ist. Das ist eine Parlamentsarmee. Dort wo die Bundeswehr ist, muss sie auch von deutschen Abgeordneten besucht werden können. Da das für Incirlik nicht möglich ist, werden wir die Deutsche Bundeswehr aus Incirlik abziehen.

Parlamentsarmee. „Diesen Begriff gibt es in Österreich gar nicht“, meinen manche österreichische Verfassungsrechtler „und auch in Deutschland ist er ein Kunstwort“, sagen sie, „um nicht zu sagen ein Schlagwort, zu dem nichts Sinnvolles zu sagen ist“. 

Nun ja, so schlimm ist es auch wieder nicht, denn gemeint ist, dass deutsche Soldaten nur nach Zustimmung des Parlaments ins Ausland gesendet werden dürfen. Das ist natürlich auch in Österreich so – wobei sich durch die österreichische Neutralität die Beteiligungen auf Beobachtermissionen oder anderweitige Hilfsmissionen beschränken. Aber auch in Österreich muss der Einsatz von Auslandsmissionen vom Parlament bestätigt werden. Der Ministerrat schlägt vor, der Hauptausschuss des Parlaments stimmt zu. Österreichische Soldaten befinden sich derzeit im Kosovo, in Bosnien und im Libanon. – Das ist die eine Sache, geregelt im sogenannten Wehrgesetz – und ja, Oberbefehlshaber über alle Soldatinnen und Soldaten ist der Bundespräsident, das haben wir in der Schule gelernt, wobei die Befehls- und Verfügungsgewalt beim Bundesminister für Landesverteidigung und Sport liegt. 

Aber sehr schnell – das heißt, weit oben im Wehrgesetz, ist dann von einer „Parlamentarischen Bundesheerkommission“ die Rede, die das Heer mit dem Parlament verbindet. 

OT Parlamentsarmee 02 / 00:11 / im ORF Pool

… und da geht es im Wesentlichen darum, das Bundesheer, die Streitkräfte auch demokratisch zu kontrollieren, ob die Menschenrechte eingehalten werden, wie das Führungsverhalten ist, ob Missstände auftauchen …

Michael Hammer ist Abgeordneter zum Nationalrat und derzeit amtsführender Vorsitzender der parlamentarischen Bundesheerkommission. Seit ihrer Gründung vor rund 60 Jahren wacht diese Kommission aus Parlamentariern darüber, dass es unseren Soldaten gut geht. Kurz gefasst.

OT Parlamentsarmee 03 / im ORF Pool

Wenn irgendwo uns ein Fall zu Ohren kommt, wo man einen Missstand vermutet, dann haben wir jederzeit die Möglichkeit, an den Standort hinzufahren, und uns das vor Ort durch Befragungen durch Lokalaugenschein uns anzusehen und das amtswegig zu prüfen, bis hin ins Ausland wo wir unsere Truppen stellen und immer wieder auch amtswegige Prüfverfahren im Ausland bei unseren Soldaten machen. So waren wir gerade bei unseren Einheiten in Bosnien, wo wir uns wieder einen Überblick verschafft haben und im heurigen Jahr stehen auch noch auf dem Programm Mitte Juli ein Besuch bei unseren Soldaten, die im Libanon stationiert sind.

Parlamentarische Besuche gibt es aber auch durch die Mitglieder des Landesverteidigungsausschusses. In diesem Ausschuss des Parlaments werden alle Gesetzesvorlagen und Anträge behandelt, die sich auf die militärische Landesverteidigung und das österreichische Bundesheer beziehen. Steuern werden verteilt, Budgets werden bewilligt – im Parlament eben. Aber zurück zu Michael Hammer und der Parlamentarischen Bundesheerkommission.

OT Parlamentsarmee 04 / 00:33 / im ORF Pool

Die häufigsten Beschwerdeaufkommen sind nach wie vor im Ausbildungsbetrieb, wo unangebrachte Tonlagen zutage treten, wo einfach das Verhalten von Führungskräften nicht passt, aber deutlich im Abnehmen. Man merkt eine deutliche Verbesserung. Natürlich, was infrastrukturelle Fragen betrifft, Einteilung der Dienstpläne und, und, und. Wir beschäftigen uns auch mit der Verpflegslogistik, also, wie wird beim österreichischen Bundesheer verpflegt, wie wird gekocht, auch da wollen wir als Kommission unseren Beitrag leisten, dass man optimiert. Das ist also eine breite Palette.

---- SCHNEIDEN MÖGLICH

Im letzten Jahresbericht ist zum Beispiel auch von einem Prüfbesuch beim Tragtierzentrum am Truppenübungsplatz Hochfilzen die Rede:

ZITAT

Maßgebliche Unterstützung erhält das Tragtierzentrum von Grundwehrdienern, die in drei Turnussen pro Jahr einrücken. Sie sind bei der Erfüllung ihrer Aufgaben hochmotiviert und unverzichtbar bei der Versorgung, Ausbildung und dem Einsatz der Tragtiere. Neben den Haflinger-Pferden werden seit kurzem auch zwei Esel ausgebildet. Sie verhalten sich in Extremsituationen nicht wie Pferde, die Fluchttiere sind. Die Stallungen und Trainingshallen des Tragtierzentrums weisen einen hohen Standard auf.

–––– SCHNEIDEN ENDE

OT Parlamentsarmee 05 / 00:10 / im ORF Pool

Wir tauschen uns auch sehr stark international aus, es gibt auch einen Zusammenschluss, wo einmal im Jahr eine internationale Tagung stattfindet, wo sich die demokratischen Aufsichtsorgane der Armeen treffen.

… und in Workshop werden dabei Fragen diskutiert, die zum Beispiel auch ehemalige Armeeangehörige betreffen:

ZITAT

Hören Sie auch von Beschwerden von Veteranen?

Werden dabei Themen der Gesundheitsvorsorge angesprochen?

Was ist die generelle Wahrnehmung von Veteranen in Ihrem Land?

Werden sie als Helden beschrieben oder mit negativen Ausdrücken bedacht?

Was würden Sie empfehlen, um die soziale Stellung von Veteranen zu verbessern?

Parlamentsarmee. Auch wenn es das Wort in Österreich vielleicht so nicht gibt: Im Vorwort zum letzten Jahresbericht der Parlamentarischen Bundesheerkommission steht, dass der französische Staatsmann Georges Clemenceau einmal gemeint hat, dass das Militär viel zu wichtig sei, um es den Generälen allein zu überlassen.

242. Auf den Spuren des Kaisers

Zum 100. Todestag von Kaiser Franz Joseph I: Wenn sich heuer am 21. November der Todestag von Kaiser Franz Joseph I zum 100. Mal jährt, hatten die wenigsten heute noch lebenden Menschen die Chance, ihn je mit eigenen Augen zu sehen. Zu seiner Zeit war das genau anders. Aufgrund der langen Regierungszeit von 68 Jahren kannten die meisten Menschen keinen anderen Regenten. Wir begeben uns auf eine Spurensuche: wo ist der Kaiser heute noch in Österreich zu finden. Entlang der Bad Ischler Bahn zum Beispiel, die mit kaiserlichem Business-Abteil auf schmaler Spur von Salzburg zum Sommersitz des Kaisers in Bad Ischl führte. In den Innsbrucker Promenadenkonzerten, wo die Lieder der Monarchie einen wertvollen Fundus an heute noch gespielten Melodien darstellen. In der Netzwerkanalyse von Wiener Mittelalterforschern, die das Machtgefüge und heutige Bedeutung des Kaisers mit modernen Methoden präzise beleuchten und beschreiben können. In Schönbrunn und Belvedere, die großen Wiener Schlösser, wo viele Mitarbeiter die "K & K Erinnerungsmaschinerie" mit Grandesse und Eleganz betreiben und betreuen. In den Geschichten zweier junger Podcaster, die sich in akustischen Zeitsprüngen auf die Spuren von Franz Joseph machen. Und auf Reisen mit dem "Majestic Imperator Train de Luxe" auf der Franz-Josefs-Bahn mit Galadinner und kaiserlicher Unterhaltung. Zum Abschluss bringt uns diese Reise vielleicht auch nach Budapest, wo die Erinnerungen um die heutige "Freiheitsbrücke" als eine dem Kaiser Franz Joseph gewidmete Brücke die Herausforderungen der Monarchie zeigt, an denen sie letztendlich auch zerbrochen ist.

Interessante Gesprächspartner, feine Töne, gelungene Mischung, sprachlich feinsinnig, ernst und heiter, leicht ironisch und doch fair. Einfach schön!
(Sonntagsspaziergang / Deutschlandfunk)

239. Bachvaritionen

239. Bachvaritionen

Mit dem Botaniker Michael Hohla geht's zu fünf Bächen in Oberösterreich: in Schärding, Lohnsburg, Pischlsdorf, Mining und Obernberg. Die daraus entstandenen Radiobeiträge werden von 12. bis 16. September 2016 unter dem Titel "Bachvariationen" im ORF Radioprogramm Österreich 1 ausgestrahlt. (Vom Leben der Natur / ORF Radio Österreich 1 ab 12.09.2016 08:55 Uhr)

Teil 1: Der naturbelassene Bach am Rande der Stadt
Teil 2: Der schattige Quellbach inmitten des Waldes
Teil 3: Der mäandrierende Wiesenbach in bäuerlicher Kulturlandschaft
Teil 4: Zerstörung durch intensiv genutzte Felder
Teil 5: Eine gelungene Synthese

Pressetext

Bäche sind Fließgewässer, die uns Menschen besonders gut zugänglich sind. Während man als Kind meist am Bach bald alleine oder mit anderen spielen durfte, musste man sich vor Flüssen fern halten. Zugänglich wurden Steine, Wasserpflanzen, Tiere, die Strömung, Tiefen und Lacken. Der "Lebensraum Bach" bezieht immer auch Menschen mit ein. Heute müssen viele Bäche die Zuflüsse aus Siedlungen und landschaftlich genutzten Räumen verkraften. Hat sich einerseits die Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten durch den Bau von Kläranlagen in den Gemeinden und durch strenge Auflagen für die Industrie entlang der Gewässer stark gebessert, ist die Zufuhr von Nährstoffen und belastenden Chemikalien aus landwirtschaftlich genutzten Flächen durchaus ein Problem. Umgekehrt können bei Hochwasser Bäche auch zum Problem für die Nutzer der umliegenden Landschaft werden. Viele Pflanzen sind an magere - nährstoffarme - Umstände angepasst. Stehen durch Kunstdünger und Gülle Nährstoffe im Überfluss zur Verfügung, können sich einige Arten ausbreiten, viele weitere verschwinden. Für Wissenschaftler sind Bäche ein weites Untersuchungsgebiet. Botaniker etwa beschäftigen sich dabei einerseits mit Wasserpflanzen, andererseits mit den Pflanzen entlang der Gewässer und der Dynamik, die zum Beispiel Hochwasser in das System einbringen. Der Botaniker Michael Hohla hat den Zustand der Bäche im Innviertel untersucht. Er führt uns zu Bächen im Innviertel, die fünf verschiedene Typen von Bächen als Zubringer zum unteren Inn darstellen. INTERVIEWPARTNER: Prof. Michael Hohla A- 4982 Obernberg

236. Flatternde Jäger der Nacht

Der Biologe Ulrich Hüttmeir spricht diese Woche über die Beobachtung von Fledermäusen in Dämmerung und Dunkelheit. (Vom Leben der Natur / ORF Radio Österreich 1)

28 Fledermausarten gibt es in Österreich. Sie ernähren sich von Insekten - nicht von Blut, wie einige Arten, die es jedoch nur in Südamerika gibt. Fledermäuse sind Säugetiere, ihre "Hände" sind zu Flügeln umgebaut, mit verlängerten "Fingern" und einer Flughaut dazwischen.

Die Tiere fliegen lautlos durch die Dämmerung und Nacht und orientieren sich dabei mit Ultraschall. Der Schall trifft auf das Objekt - Baum oder Insekt - anhand der Reflexionen können sich die Fledermäuse dann ein Bild machen.

Warum sie in der Nacht fliegen? Einerseits ist die Beute attraktiv, es gibt hier wenig Konkurrenz, andererseits bietet die Dunkelheit besseren Schutz vor Raubvögeln.

Die Fledermaus-Rufe kann man mit einem Detektor vom Ultraschall in den hörbaren Bereich transformieren. Dann kann man die stillen Jäger des Himmels auch durch charakteristische Plip-Plops nicht nur als dunkle, flinke Silhouetten sehen, sondern ganz ausgezeichnet hören.

Interviewpartner:

Ulrich Hüttmeir, BSc
Koordinationsstelle für Fledermausschutz
und -forschung in Österreich (KFFÖ)
Länderkoordinator Wien
Fledermausschutz
KFFÖ auf Facebook


Teil 1: Meister des Blindflugs (mp3)


Teil 2: Rufe auf hohen Frequenzen (mp3)


Teil 3: Leben in sozialer Gesellschaft (mp3)


Teil 4: Gemeinsame Aufzucht der Jungen (mp3)


Teil 5: Zählungen zum Schutz der Tiere (mp3)


233. Was das Blutbild verrät

Fragen an den Zustand unserer Gesundheit werden immer auch von den Bestandteilen unseres Blutes beantwortet. In einem Tropfen Blut stecken viele wertvolle Informationen. Ein rasch erstelltes Blutbild lässt genaue Aussagen auf Krankheiten und Risikofaktoren zu. Die Analysen werden immer genauer, die Methoden vielfältiger und ökonomisch gesehen ist das Gebiet der Blutdiagnostik heute ein riesiger Markt. So einfach anzuwenden hochentwickelte Bluttests auch sind, so schwierig sind oft die Antworten auf die Fragen, was wir mit den Wahrscheinlichkeiten und Bandbreiten der Ergebnissen dann machen. Die Entwicklung ethischer und psychologischer Kompetenzen der Untersuchenden und Untersuchten hinken der Entwicklung der Analysemethoden oft hinterher.

Manuskript (ohne letzte Änderungen)

Radiokolleg „Was das Blutbild verrät. Spurensuche im Kreislauf unseres Lebens.“

14. - 17. März 2016

Lothar Bodingbauer

Pressetext (lang)

Im Tropfen Blut stecken viele wertvolle Informationen. Eine halbe Stunde nach der Entnahme einer Blutprobe kann der Arzt schon einen ersten Überblick über den gesundheitlichen Zustand des Untersuchten geben. Es werden beim „großen“ und beim „kleinen Bluttest“ die zellulären Bestandteile des Blutes untersucht. Das Ergebnis besteht aus einer Liste von Messgrößen, die sich beim gesunden Menschen nur in definierten Grenzen bewegen dürfen. Abweichungen geben Auskunft über mögliche bestehende Erkrankungen, aber auch über mögliche Risikofaktoren für Krankheiten, die sich erst in Zukunft entwickeln werden.

Das Blut wird auch als „flüssiges Organ“ bezeichnet, 5-7 Liter besitzt ein erwachsener Mensch. Gemeinsam mit den Blutgefäßen verfügt der Körper über ein großartiges Transport- und Logistiksystem, das alle Körperteile verbindet. Es ist für Hämatologen - Blutspezialisten - ein offenes Buch, ein Fenster in unseren Körper, das Einblicke in alle Organe und Gewebe gibt. 

Entzündungen werden im Blutbild sichtbar, der Zustand und mögliche Einschränkungen in der Immunabwehr, Probleme in der Sauerstoffaufnahme. Signalstoffe und sogenannte „Marker“ für Krankheiten und Risiken spielen im Gesundheitsbetrieb eine immer größer werdende Rolle. Herzinfarkt-Marker, Krebs-Marker, viele Warnsignale des Körpers sind durch Bluttests erkennbar.

Auch im Spitzensport sind wichtige Leistungsparameter auch durch das Blutbild bestimmbar. Nicht zuletzt sind Dopingtest immer auch mit Blutabnahmen verbunden, die Ergebnisse haben Beweiskraft.

Sensiblere Bluttests sind nicht immer nur ein Glück für die Untersuchten. Mit der zunehmenden Genauigkeit von Analysenmethoden wird es für den Arzt zwar leichter, auch Spuren von schädlichen Stoffen im Blut zu bestimmen, andererseits wird es immer schwieriger, die erhaltenen Ergebnisse auch sinnvoll zu bewerten. Lebensgewohnheiten sind ablesbar. Rauchen, Alkoholmissbrauch, Mangelernährung. Im Blutbild ist immer eine individuelle Verteilung der Bestandteile sichtbar, die erst im Kontext des Untersuchten richtig gedeutet werden können. Methoden der Risikoanalyse und Wahrscheinlichkeitsbewertungen müssen von Ärzten erlernt werden, die Entwicklung der Kommunikation zum Patienten muss mit der Genauigkeit der Ergebnisse Schritt halten.

Bluttests haben auch eine hohe ökonomische Bedeutung. Für die Industrie sind Bluttests eine bedeutende Einnahmequelle. Ihre Entwicklung kostet Geld. Neue und sensiblere Methoden werden entwickelt. Am Ende soll es aber den Menschen besser gehen, und so erfordert der Einsatz von Bluttests auch immer wieder neue und angepasste ethische Bewertungen.

Eine Spurensuche im Blut ist auch ein Blick in die Vergangenheit, in die Kulturgeschichte der Medizin, denn das Bild über den Menschen wurde immer schon durch das Bild von seinem Blut geprägt.

Manuskript zur Sendung

Teil 1: Wir starten die Spur mit einer Fragestellung

MODERATIONSVORSCHLAG

Was wissen Sie von Ihrem Blut? Im Laufe des Erwachsenwerdens lernen wir es kennen, oft durch Verletzungen, dann kommt ein Pflaster drauf, Verband, um es nur ja wieder im Inneren des Körpers zu halten. Das Bild der roten Farbe bleibt in den Gedanken. Irgendwann waren wir dann alle bei einer Blutuntersuchung, und hier wird ein Blutbild erstellt, das vor allem aus Zahlen und Grenzwerten besteht. Die Kulturgeschichte des Blutbildes ist eine Reise immer auch in die Medizingeschichte, in die Vergangenheit. Unternehmen Sie mit meinem Kollegen Lothar Bodingbauer eine Spurensuche in dem, was das Blutbild uns verrät.

ATMO SVA Blutabnahme Terminvereinbarung (Telefon)

Wer eine Vorsorgeuntersuchung plant, wird sich mit Sicherheit an die Ergebnisse der letzten Blutuntersuchung erinnern, und an den Auftrag des Arztes, bei den Fetten in der Nahrungsaufnahme zurückhaltender zu sein. Weil nämlich die Triglyceride im Blut zu hoch waren, die Blutfette, und überhaupt das Gesamtcholesterol. Man wird sich auch daran erinnern, dann trotzdem oft genug das gegessen zu haben, vor dem gewarnt wurde, das, was einem schmeckt: Butterbrote, Schweinsschnitzerl und Leberkässemmeln. Zu viele, zu oft. Ja und da greift man dann zum Telefonhörer und fragt einen Ernährungswissenschaftler, ob es sich noch auszahlt, sich wenigstens eine Woche bis zur nächsten Blutabnahme besonders gut und richtig zu ernähren.

ATMO Frage an Prof. Wagner (Telefon)

Universität Wien, guten Tag

Anruf bei Karl-Heiz Wagner, am Department für Ernährungswissenschaften.

OT Wagner Teil 2 (Telefon)

… machen wir uns was aus, Sie kommen vorbei, da können wir das im Detail besprechen.

So schnell lässt sich die Verbindung von Ernährung zum Blutbild nicht knüpfen. Es ist nicht einmal ganz klar, welche Werte einer Blutuntersuchung überhaupt außerhalb der Norm sind. DAS IST VOLLKOMMEN KLAR Was ist eigentlich die Norm? 

OT Haidinger Unklarheit

… dass das nicht eindeutig definiert ist.

Beginnen wir die Spurensuche im Blut bei Gerald Haidinger. Er untersucht die Inhaltsstoffe im Blut nicht bei einzelnen Menschen, sondern für eine ganze Gesellschaft.

OT Haidinger Norm

Wir haben für viele Werte … und welche Konsequenz hat das.

Ab wann ist man krank? Gerald Haidinger ist mit diesen Fragestellungen als Epidemiologe an der medizinischen Universität Wien täglich beschäftigt. Die Messwerte im Blut erscheinen eindeutig - aber der Umgang mit diesen Zahlen ist schwierig.

OT Haidinger Risiko

Das war viel einfacher mit den Infektionskrankheiten. … steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen an.

Schon früh suchten die Menschen nach Ursachen für ihre Erkrankungen. Es sind >Miasmen, meinten sie, das war die Idee. Krankmachende Stoffe, erzählt Gerhard Haidinger.

OT Haidinger Miasmen

Im Prinzip, die ganze Miasmenlehre kommt von Hippokrates. … aus dem Boden aufsteigende Dämpfe.

Also etwas Gefährliches, das sich dann auch im Blut niederschlägt.

OT Haidinger Aderlass

Ein krankheitsmachender Stoff … um das Miasma aus dem Körper zu entfernen.

Der Körper kommt damit ein wenig aus dem Gleichgewicht, und das war auch aus heutiger Sicht gar keine so schlechte Idee.

OT Haidinger Schröpfen

Also ganz blöd war das bestimmt nicht … entfernt man schädliche Stoffe aus dem Körper.

1855 entdeckte der englisch Arzt John Snow den Choleraerreger. Das war die Geburtsstunde der Epidemiologie: dass nicht irgendwelche >Miasmen aus dem Boden steigen, sondern ein Bakterium, das Vibrio cholerae für diese Krankheit verantwortlich ist. Die Idee des durch Miasmen verunreinigten Blutes hat sich in der Bevölkerung aber lang gehalten.

OT Haidinger Schlacken

… und auch heute, wenn die Leute fragen … oder was auch immer.

ATMO Cafehaus

Auf dem Weg zu den Inhaltsstoffen des Blutes, zum nächsten Interviewtermin, noch ein kleiner Stopp im Café Griensteidl in Wien. / 

ATMO / Bestellt∞ wird ein Schinkelsemmerl - dem Blutbild zuliebe. [Ironisch]

Dieser Stopp ist eine gute Möglichkeit, einen Blick in die Geschichte zu machen. In einem Schrank an der Wand steht das Mayers Konversationslexikon von 1890. Was wusste man damals schon vom Blut? 4 Seiten. Der Keller bringt Band B. Von Blattkäfer bis Chimbote. / 

ATMO Vorlesen 

ZITAT: Blut, sanguis, eine Flüssigkeit, welche in einem geschlossenen Röhrensystem in beständigem Kreislauf den tierischen Körper durchströmt, hierbei den einzelnen Körperteilen ihr Nährmaterial liefert, aber auch die durch den Stoffwechsel unbrauchbar gewordenen Gewebsbestandteile aufnimmt und sie zum Zweck der Ausscheidung in besondere Organe leitet.

ATMO Vorlesen

Man unterscheidet zwei Arten von Blutkörperchen, nämlich die roten und die Farblosen.

ZITAT: Die roten Blutkörperchen sind der Träger von Hämoglobin, ein Farbstoff welcher für die Atmung von außerordentlicher Bedeutung ist. Sie enthalten auch Eiweißkörper, geringe Mengen von Lezithin und Cholesterin und mineralische Bestandteilt und Wasser. Der chemische Bau und die Lebenstätigkeit der farblosen Blutkörperchen, der weißen Blutkörperchen, sind uns nur sehr mangelhaft bekannt. Besonders in die Augen springend ist die Fähigkeit der Körperchen, ihre Gestalt zu verändern und Bewegungen auszuführen.

ATMO Gehen

Im Allgemeinen Krankenhaus in Wien sind in sogenannten Klinischen Abteilungen Forschung und Patientenbetreuung aufs Engste verknüpft. Hier finden wir bei Ulrich Jäger das neueste Wissen - von heute - über das Blut.

OT Prof. Jäger Blutbild

Ich habe ein normales Blutbild … kann man die Zellbestandteile nicht mehr nachweisen.

Wenn es piepst, bei einem Arzt, dann wird er gebraucht und er muss kurz weg.

OT Jäger Hämatologe

Ein Hämatologe ist dann gefragt … dann sind wir zuständig.

ABSAGEVORSCHLAG MODERATOR

So ist eine Spurensuche im Blut auch eine Spurensuche im ganzen Körper. Im zweiten Teil dieser Serie morgen geht es um die Vorstellungen, die sich jene Menschen über das Blut machen, die täglich damit arbeiten. 

Teil 2: Wir verfolgen die ersten Seitenlinien

MODERATIONSVORSCHLAG

Die Spurensuche nach den Inhaltsstoffen im Blut ist immer auch eine Reise zu den verschiedenen Vorstellungen, die Menschen und Zeiten von den Vorgängen im Körper hatten. Das Blut ist ein Vermittler. Es erzählt - oft in Form eines Blutbildes - von Gesundheit und Krankheit. Und eine Spurensuche nach der Bedeutung des Blutbildes, so findet Lothar Bodingbauer im zweiten Teil seiner Reihe „was uns das Blutbild verrät“ heraus, das Blutbild ist vor allem auch in den Vorstellungen über das Blut zu finden, die jene Menschen haben, die damit täglich arbeiten.

OT Jäger Zugänglichkeit

Für uns ist der wichtigste Punkt, dass das Blut der Analyse immer zugänglich ist.

Ulrich Jäger ist Hämatologe am Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

OT Jäger

Wir können Blut abnehmen … weil wir die molekularbiologischen Analysen machen können.

Drei Fragen sind für Ulrich Jäger besonders interessant. Was ist im Blut? Was macht Probleme? Und wie kann ich das Blut als Transportmittel benützen, um Medikamente im Körper zu transportieren?

OT Jäger Augen leuchten

Und fast alle Hämatologen … Zugang zu Blutzellen haben.

… und es ist noch gar nicht so lange her, seit es dieses detailreiche Wissen gibt.

ATMO Wählen

Alles begann mit der Suche nach dem „reinen Blut“.

OT / 

ATMO Spörri Verbindungsaufbau

Myriam Spörri ist Historikerin, in der Schweiz, sie hat ein Buch geschrieben über die Kulturgeschichte der Blutgruppenforschung der 1920-er Jahre.

OT Spörri Blutgruppen 

Also für diese Blutgruppen muss man vielleicht vorausschicken, sie wurden 1900, 1901 entdeckt, in Wien, von Karl Landsteiner, der später 1930 dafür auch den Nobelpreis erhalten hat.

Zu Beginn der Entdeckung war noch gar nicht klar, warum es diese Blutgruppen gibt, und wie sie auftreten. Ob Blutgruppe A, B, AB oder 0: weder fand man innerhalb einer Familie Übereinstimmungen, noch Häufungen.

OT Spörri Blutgruppen

Es gab keine spezifische Verbindung zu Geschlecht oder Rasse oder Schicht, sondern das dann hat sich erst gezeigt, dass sich diese Blutgruppen doch vererben.

Nach dem ersten Weltkrieg haben sich drei Anwendungszweige herausgebildet: Das war zum einen das Transfusionswesen – wie kann Blut gefahrlos gespendet und übertragen werden; zum anderen gab es in Deutschland Versuche, durch großangelegte Tests eine Verbindung von Blutgruppen und sogenannten Menschenrassen herzustellen.

OT Spörri

Und drittens hat man versucht, weil man von der Vererbung wusste, weil klar war, die Blutgruppen vererben sich nach Mendelschen Regeln, dann hat man auch begonnen, Vaterschaftsnachweise durchzuführen mittels de Blutgruppen.

Blutgruppen wurden damit auch in der Forensik benutzt. Der Vaterschaftsnachweis war der damals medial wirksamste Bereich der Blutgruppenforschung, denn man konnte erstmals über das Blut nachweisen, dass man nicht der Vater eines Kindes war. Ebenso medial spektakulär ausgeschlachtet wurde die Lösung von Mordfällen, die durch Blutuntersuchungen am Tatort in der Verbindung mit dem Wissen um Blutgruppen möglich wurde.

OT Spörri

Da konnte man schon den Eindruck erlangen, dass das Blut die Wahrheit spricht über Leben und Tod gewissermaßen.

Im Blut steckt die Wahrheit. Dieser Anspruch hat sich bis heute gehalten und gefestigt. Einerseits werden Blutuntersuchungen gemacht, um Hinweise auf Krankheitsrisiken zu erhalten. Hier geht es um Normalwerte, um Grenzen und um Überschreitungen. Andererseits werden durch die Inhaltsstoffe im Blut bestehende Krankheiten diagnostiziert und Menschen im Rahmen der Gerichtsmedizin identifiziert. – Schon in der Antike wurde in der „Temperamentenlehre“ dem Blut Bedeutung beigemessen, erzählt Myriam Spörri. Phlegmatiker wären mit Schleim in Verbindung zu bringen, Melancholiker mit schwarzer Gallenflüssigkeit, Choleriker mit gelber Galle, aber Sanguiniker, die Heiteren, mit Blut. Diese Vorstellung findet sich im Bereich der Blutgruppen heute auch in Japan. 

OT Spörri Wahrheit, Temperamente, Japan 

Die Japanerinnen und Japaner, kennen meistens, also 90% kennen ihre Blutgruppe. Und man versucht relativ schnell, wenn man jemanden kennenlernt, herauszufinden, welche Blutgruppe der andere hat. So wie man sich vielleicht in der westlichen Welt über die Sternzeichen austauscht, sagt man in Japan, du hast Blutgruppe A, und dann werden bestimmte Eigenschaften damit assoziiert, da kann man sich überlegen, möchte man sich mit dem befreunden oder passt der quasi ins Team.

Die sogenannte Seroanthropologie, erzählt Myriam Spörri, hat sich im 3. Reich nicht weiter durchgesetzt, weil man durch Blutgruppenbestimmungen ganzer Bevölkerungsteile eben nicht etwas Gemeinsames herausfand, sondern nur, wie sehr sich die Menschen unterscheiden.

ATMO/DIARY Innsbruck Ankunft

OT Parson Vorstellen, DNA

Mein Name ist Walther Parson … sind unsere Hauptforschungsobjekte.

Es geht dabei letztlich um die Unterscheidung der Basenpaare A, C, T und G. Die Entschlüsselung des genetischen Codes. Dargestellt als eine Abfolge von Buchstaben. 

OT Parson Biologisches Material

Und je nach dem wie die Fragestellung gelagert ist … kann man mit DNA klar lösen.

… und Walter Parson nimmt uns mit auf einen Rundgang in die Laboratorien der Gerichtsmedizin. Keine Leichtenteile oder Tote, sondern Röhrchen und Pipetten sind zu sehen.

ATMO und 

OT Parson Analytisches Labor

Wir betrachten das analytische Labor … schauen ins wissenschaftliche Labor.

Die Räume hier sind streng getrennt. In den einen werden Spuren verglichen, in den anderen Personenprofile erstellt. Die Übereinstimmung zweier Menschen kann man nämlich nur bis zu einem bestimmten Wahrscheinlichkeitsgrad feststellen, und so muss das Risiko der Verunreinigung von Spuren vermindert werden.

Der Trend in der Forschung geht in eine ganz neue Richtung.

OT Parson Next Generation

Hier haben wir ganz neue Technologie … im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Fakten.

Die Erstellung eines genetischen Phantombilds ist eindeutig. Wenn der mit diesen so genannten prädiktiven Verfahren beschriebene Täter blonde Haare und helle Haut hat, können alle Verdächtigen mit dunklen Haaren beruhigt nach Hause geschickt werden.

Zurück in Wien geht der Leukämieforscher Johannes Zuber noch einen Schritt weiter. Er wurde vor kurzem mit dem Deutschen Krebspreis 2016 in der Kategorie experimentelle Krebsforschung ausgezeichnet. Die Strategie seiner Forschung und die seines Teams am Institut für Molekulare Pathologie ist, individuelle Mutationen defekter Zellen im Blut zu erkennen und vor allem, sie zu reparieren.

OT Zuber Blutbild

Wir sind sehr fokussiert auf das kranke Blutbild. Wir versuchen, die schwerste Blutkrankheit, die man kriegen kann, das ist der Blutkrebs, oder Leukämie zu verstehen, nicht nur hinsichtlich seiner Entstehung, sondern auch, zu erstehen, wie wir eingreifen können, um sie zu heilen. Und dazu benutzen wir das Blut als Abbild einer ganzen Reihe von Krebsarten, die wir am Blut eigentlich immer begonnen haben zu verstehen.

Blut spielt als Modellorganismus eine Vorreiterrolle im molekularen mechanistischen Verständnis von Krebs, erzählt Johannes Zuber. Die ersten krebsauslösenden Gene wurden in Blutkrebszellen entdeckt. 

Man hat später mit Blutkrebsuntersuchungen das erste mal Krebs induzieren können, in einer gesunden Blutzelle, in dem man ein Gen verändert hat, auch das hat das erste mal in der Leukämie stattgefunden. Und die Leukämie ist auch die Krebsart gewesen, bei das erste Mal diese zielgerichteten Therapieverfahren, wirklich einen riesigen Unterschied für die Patienten gemacht haben. Das berühmteste Beispiel ist die Chronisch Myelogische Leukämie, wo es eine spezifische Genmutation gibt, gegen die man irgendwann ein Medikament bauen konnte, und dieses Medikament hat wirklich diese eine Blutkrebsart von einer sehr ungünstigen Erkrankung von einer ungünstigen Erkrankung mittlerweile zu einer weltweit sehr gut beherrschbaren Erkrankung gemacht.

Der Traum von der Verbesserung von Krebstherapien beginnt also im Blut. Durch gezielte auf die Genetik der Krebserkrankung gemachte Verfahren soll Krebs heilbar – oder zumindest kontrollierbarer gemacht werden.

OT Zuber Glück

Und im weiten Feld der Leukämien gibt es ein paar Krebsdiagnosen die sind das Glück im Unglück, weil man mittlerweile so gute Therapien sagen kann, mit über 90% Wahrscheinlichkeit werden sie entweder die Krankheit ganz lang kontrollieren können, oder sogar heilen können.

ABMODERATIONSVORSCHLAG

Morgen begleiten wir Lothar Bodingbauer auf seiner Spurensuche im Blut in das Gebiet der ethischen Fragen. Was wollen wir eigentlich über unseren Körper wissen, und was davon verrät das Blut?

Teil 3: Was wollen wir eigentlich wissen

MODERATIONSVORSCHLAG

Was wollen wir von unserem Köper wissen? Seine Geschichte ist uns gut bekannt. Wir kennen Verletzungen und Heilungen. Wir kennen die Gegenwart, so weit wir sie auch spüren. Was wir nicht kennen, ist die Zukunft, die im Blut vielleicht schon messbar wäre. Aber wenn wir auch Krebszellen im Blut heute schon gut nachweisen könnten, heißt das nicht, dass wir daran je erkranken werden. Das hat Lothar Bodingbauer auf seiner Spurensuche nach dem, was uns das Blutbild verrät, herausgefunden. Begleiten Sie ihn auf seiner Reise, heute im dritten Teil, in dem es um unterschiedliche Sichtweisen geht - von dem was wir wissen, was wir wissen wollen, und was wir uns vorstellen, vom Blut.

OT Zuber Krebs

Der typische Krebs … Evolution wenig um den alternden Menschen gekümmert hat.

Johannes Zuber ist Spezialist für Blutkrankheiten. Genau genommen für die Erkrankung weißer Blutzellen, für Leukämie. Blutkrebs. Er forscht mit seinem Team am Wiener Institut für Molekulare Pathologie an der zielgerichteten Erkennung und Eliminierung fehlerhafter Gensequenzen. Was einen Forscher wie Johannes Zuber wie einen Spürhund auf der Blutspur hält, ist die Suche nach dem Wissen über jedes noch so geringe Detail einer Gensequenz in Blutbestandteilen und im Knochenmark, aber ist es sinnvoll, alle Details über das eigene Blutbild zu wissen?

OT Zuber Wissen

Ich für meinen Teil, Ärzte tendieren auch dazu, es eher nicht wissen zu wollen. Ich denke, ich setze das auch in meinem Leben sehr wohldosiert ein und will auch nicht alle Details der in meinem Körper schlummernden Risiken wissen, sondern, dort auch eine Balance halten. Solche Tests machen nur dann Sinn, wenn es wirklich eine konkrete Konsequenz gibt, wie Sie ihr Leben basierend auf einem solchen Testergebnis ändern können.

Johannes Zuber erzählt von kürzlich erfolgten Studien, die eine Vorhersage von Leukämie über Blutuntersuchungen möglich machen sollen.

OT Zuber gezeigt

Und das Ergebnis dieser Tests war relativ schockierend, nämlich, dass man in der Bevölkerung diese Leukämiegene gesehen hat, unter anderem bei Patienten, die dann keine Leukämie bekommen haben, das heißt, der Vorhersagewert ist relativ gering, das ist eine Aussage dieser Untersuchung, wie viele Krebsgene als normaler alternder Mensch in seinen Hautzellen aber auch in seinen Blutstammzellen mit sich trägt, und wir müssen aufpassen, dass wir solche Untersuchungen nicht dazu verwenden, Leuten einfach Angst zu machen. Warum Leuten in ihr Leben und letztendlich in ihrer freien Lebensgestaltung mit solchen Drohszenarien einzuschränken, wenn ich noch nicht de Konsequenz weiß. 

… und wir sind damit im Kapitel Ethische Fragen. Wie viel möchte ich über meinen Körper wissen. Fragen für Ulrike Swoboda. Vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien.

ATMO Glocke

OT Swoboda Start

Ulrike Swoboda beschäftigt sich in ihrer Forschung mit ethischen Fragen der Reproduktionsmedizin. Die Diagnose möglicher Krankheiten oder Behinderungen, wird durch einfache und damit risikolose Bluttests ermöglicht, bevor das Baby noch geboren ist.

OT Swoboda Tests

Das Problem, wo es dann ethisch problematisch wird … nötig ist, weiter zu denken.

Die Namen von Bluttests für die pränatale Diagnose von Embryonen sind klingend, schön und freundlich. „Harmony“, und „Panorama“. Auf der anderen Seite werden im Alltagsgebrauch Worte wie „böse“ oder „feindlich“ bei Erkrankungen verwendet, besonders auch bei Erkrankungen wie Krebs. Eine Analyse der verwendeten Begriffe steht im Mittelpunkt der Arbeit von Ulrike Swoboda. 

OT Swoboda Begriff

Insgesamt hat die Ethik auch die Aufgabe, Sprache zu untersuchen … aus dem Körper herauszunehmen.

ATMO Ebene 5 AKH

OT Worel Vorstellen

Mein Name ist Nina Worel … Maschinen behandelt werden können.

Die Bezeichnung „böse“ im Zusammenhang mit Krankheit kann am Beispiel von Blutkrebs gut beschrieben werden. Nina Worel ist Transfusionsmedizinerin und Spezialistin für die Blutübertragung und für Knochenmarkspenden zur Heilung von Leukämie. Sie sieht die Herkunft des Wortes „böse“ im Zusammenhang mit dem Verlust von Kontrolle im Körper.

OT Worel Krieg der Sterne

Bösartig ist gemeint, dass die Zellen, die krank sind, funktionieren ganz anders, die entkommen dem Mechanismus des natürlichen Todes, das macht sie dann quasi bösartig. So wie im Krieg der Sterne im Endeffekt. Es sind Zellen die man nicht mehr abdrehen kann. Und die können aber auch ungebremst sich vermehren und wuchern und dadurch den Körper zerstören.

Es gibt aber auch Zellen, die eine ähnliche Auswirkung haben und nicht als bösartig bezeichnet werden.

OT Worel

Wo man vielleicht auch, um bei meinem Gebiet zu bleiben, eine Transplantation benötigt, aber es ist zum Beispiel ein Stoffwechseldefekt in den Zellen, den man ersetzen kann und diese Krankheit kommt dann nicht wieder. Das heißt die Zellen sind weg und neue sind da. Bei diesen Blutkrebszellen ist es leider so, dass man sie nicht immer 100% ausrotten kann und dann sprechen wir von der Bösartigkeit, weil sie immer wieder kommen und man sie nicht 100% kontrollieren kann. 

ATMO/DIARY Weg zum Sport

OT Smekal Beschreibung

Was Sie vor sich sehen … kommt der Weg des Leidens.

Einen anderen Blick ins Blut machen Sportmediziner. Sie sind auf der Suche nach der Laktatmenge im Blut: Milchsäure als Produkt einer Stoffwechselreaktion zur Energieerzeugung. Schnell wird man auf einer Spurensuche nach den Inhalten im Blut von ihnen mit einer Atemmaske auf einen Ergometer gesetzt mit dem Auftrag, so lange zu radeln, bis man vor Erschöpfung herunterfällt.

ATMO Ergometer

Die minütlich aus dem Ohr entnommenen Blutstropfen werden automatisch analysiert.

ATMO Analyse

Der Sportmediziner Gerhard Smekal erklärt danach den Zusammenhang.

OT Smekal Umschlagpunkte

Wir haben geschaut … zeige Ihnen das da.

Aus den Messungen können die Belastungsgrenzen ermittelt werden, unter denen der Stoffwechsel des Körpers vom Fettverbrennen auf die Umwandlung von Kohlenhydraten umstellt - und wenn man ins Keuchen kommt, signalisiert das, was die Laktatwerte im Blut zeigen, auch der Atem: zu viel geradelt.

OT Smekal Empfehlung

90% unter der zweiten Schwelle … Intensität zu nieder.

ATMO/DIARY zur TCM

OT Laciny Vorstellen

Mein Name ist Sonja Laciny … über Schmerztherapie zur TCM gestoßen.

Sonja Laciny kennt beide Welten und sie erklärt den wesentlichen Unterschied.

OT Laciny TCM 1

Blut hat in der TCM die Aufgabe, Energie zu transportieren, westlich Sauerstofftransport, Nährstofftransport, Blutenergie Chi hat die Aufgabe, Aufgabe und Gewebe zu versorgen, wichtig ist auch der Jin Aspekt, die Körpersäfte.

Auch das Befeuchten der Haut gehört dazu, zu diesem Jin, zu diesem anderen „Bild vom Blut“: das Befeuchten der Schleimhäute, das Nähren von Sehnen und Muskeln sowie das Versorgen der Augen. Alles Aspekte, die traditionelle chinesische Medizinerinnen und Mediziner in der Aufgabe von Blut sehen.

OT Laciny TCM 2

Ein wichtiger Aspekt ist auch ein geistiger Aspekt des Blutes, man sagt, wenn man genug Blut hat, werden die Organe nicht nur gut versorgt, es dient zu einem beruhigenden Schlaf, herunterkommen, zum beruhigen. Der Chen, der Geist der TCM, darunter darf man sich kein Gespenst vorstellen, sondern das ist einfach unser parasympathisches Nervensystem. In der Schulmedizin würden wir da nicht so einen Zusammenhang sehen. Und das ist eben sehr spannend, dass sich da ein rundes Bild ergibt.

Die unterschiedlichen Sichtweisen auf unser Blut. Auf der Spurensuche in der Blutbahn können Sie morgen Lothar Bodingbauer in seine Blutbahn folgen - und herausfinden, ob sich der Hund, den er seit 2 Jahren hat, auf seine Bluttfettwerte ausgewirkt hat. Wir begleiten ihn zur Gesundenuntersuchung und finden es heraus.

Teil 4: Wir gehen zur Blutabnahme im Rahmen der Gesundenuntersuchung

MODERATIONSVORSCHLAG

Blutfette sind wohl die bestbekannten Problemstellen in unserem Bewusstsein über das Blutbild. Häufig wird eine Erhöhung festgestellt. Bei Gesundenuntersuchungen, die dazu da sind, einerseits Krankheiten zu entdecken, andererseits eine Änderung des Lebenswandels einzuleiten, der gesünder ist, und niedrigere Blutfettwerte ergeben wird, was - wenn alles stimmt, zu einem längeren und besseren Leben führt. Im letzten Teil seiner Radiokolleg-Reihe „Was das Blutbild verrät“ begleiten wir Lothar Bodingbauer zur Spurensuche auf die Inhaltsstoffe im eigenen Blut.

ATMO Blutabnehmen

Wer eine Vorsorgeuntersuchung macht, ist vor allem auch an seinem Blutbild interessiert. Was auch immer es erzählt, zu Beginn steht seine Erstellung. Im Gesundheitszentrum der SVA in Wien ist es Annemarie Kern, die das Blut dafür abnimmt.

ATMO/

OT Blutabnehmen

Im angrenzenden Labor wird das Blut dann untersucht. Das meiste passiert vollautomatisch.

ATMO/

OT Labor

… ist dort offensichtlich „nicht hingreifen“ rosa.

Blutzucker und Cholesterin, Harnsäure und Triglyceride. Bilirubin und Hämoglobin. Lymphozyten und Blutgerinnung. Die Messwerte geben Auskunft, ob im Körper alles nach Plan läuft.

Das Blutbild…

OT Edl Laboranalyse

Das Blutbild spielt … eine Rolle spielen kann.

Richard Edl ist Arzt für Allgemeinmedizin und Innere Medizin.

OT Edl Beispiel Müdigkeit

Ich kann Ihnen ein ganz konkretes Beispiel nennen … Laboruntersuchung zu machen, dann ist nichts.

Oft sind es die Blutfettwerte, die bei allgemeinen Blutuntersuchungen ohne konkrete Beschwerden zu hoch sind, Werte die meist im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen festgestellt werden. Immer verbunden mit dem mahnenden Hinweis des untersuchenden Arztes, auf Inhalte und Art der Ernährung in Zukunft besser aufzupassen. Karl-Heinz Wagner von der Universität Wien hat angeboten, den Zusammenhang Ernährung und Blutbild genauer zu erklären.

ATMO/

OT Zur Ernährung

Mein Name ist Karl-Heinz Wagner … unbeeinflusst zu lassen.

HDL und LDL: das gute, und das unter Anführungszeichen „böse Cholesterin“ – beeinflussbar auch durch Bewegung – das Verhältnis der beiden ist wichtig als Maß für Krankheitsrisiko und Gesundheit.

OT Wagner Veränderung

Das Blutbild spiegelt natürlich wider … was verändert wird.

Für das Konzept der Gesundenuntersuchung sind viele Parameter in der standardmäßig vorgenommenen Blutanalyse eine Möglichkeit, Risikoverhalten zu erkennen und zu beeinflussen, erzählt der Leiter des Gesundheitszentrums der SVA in Wien, Paul Wexberg .

OT Wexberg Parameter

Die Parameter, die bei der Vorsorgeuntersuchung … für das Gesundheitssystem eine Belastung ist.

Und dann ist er da, der Moment der Erkenntnis: Befundbesprechung bei Michael Grandegger, einem der Ärzte der SVA.

OT Grandegger Befundbesprechung

Man kann sagen, er ist leicht sichtbar, der Hund … das dürfte für Sie optimal gewesen sein.

ABMODERATIONSVORSCHLAG

Eine Spurensuche im Blut war das, gestaltet von Lothar Bodingbauer. Die Gespräche dieser Reihe sind in voller Reihe im Österreich 1 Campus Radio zu hören, auf www.physikalischesoiree.at - als Podcast stehen sie dort zum Download bereit. Noch einmal die Adresse: www.physikalischesoiree.at