371. Abkürzungen und Durchhäuser

371. Abkürzungen und Durchhäuser

Wer auf eine Reise geht, weiß oft, was ihn erwartet. Ein klarer Weg, ein schönes Ziel. Manchmal aber lässt man sich treiben, besonders in der Stadt. Überraschungen sind dabei unvermeidlich. Und es gibt noch etwas: wenn die Stadtbewohner über Generationen schon jene oft „informellen Wege“ ganz selbstverständlich benützen, die touristische Besucher nur durch Zufall entdecken. Ingrid Rachbauer und Lothar Bodingbauer nehmen uns jetzt mit in Wien, auf so einen Geheimgang, eine Abkürzung, und zwar durch die Wiener Hofburg.

Link: Sonntagsspaziergang

Link zum Buch: Geheime Pfade, Gabriele Hasmann


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361. Hallstatt

Hallstatt im Salzkammergut ist eine kleine Gemeinde mit etwa 800 Einwohnern. Der Ort nimmt ganz wenig Platz ein am Ufer des Hallstättersees und wer mit der Bahn kommt, muss erst noch die Fähre zur anderen Seite des Sees hin zum Ort nehmen. Die meisten Häuser sind eng an den Berg gebaut und viele von ihnen sind nur über Treppen und enge Wege erreichbar. Trotz aller Enge gibt es zwei Kirchen in Hallstatt, die katholische und die evangelische, mit den jeweils zugehörigen Friedhöfen. Die Gebeine der Verstorbenen mussten immer schon nach einer angemessenen Zahl an Jahren den neuen Begrabenen Platz machen, wenn auch in den letzten Jahren und Jahrzehnten Feuerbestattungen häufiger werden. Ein fest angestellter Totengräber hätte in diesen Tagen nur wenig zu tun. Lothar Bodingbauer hat mit dem letzten „offiziellen" Totengräber in Hallstatt gesprochen - über das Leben, Sterben und Begrabenwerden im Salzkammergut.

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334. Traunwanderweg

334. Traunwanderweg

Vom Alpenvorlands eine "Industrielinie" entlang ins Salzkammergut hinein. Industrie zu Beginn im Welser Raum, dann Flusstransport - Salz aus den Bergen, Papierverarbeitung zwischendurch. Und Sprengstoff.

Beitrag (mp3)


Die Traun entlang von Lambach nach Gmunden. Eine Industrielinie vom Alpenvorland ins Salzkammergut.

Wenn Sie mich fragen, was die Menschen an der Traun verbindet, wäre die erste Antwort natürlich: "Der Fluss". Beim ersten Hinschauen könnte man damit zufrieden sein. Es ist aber kaum mehr als eine bloße Zufälligkeit, am selben Fluss zu wohnen, so wie die erste Perle an der Kette mit der nächsten nur soviel zu tun hat, wie dass sie an der selben Kette hängt. Was verbindet die Menschen an der Traun darüberhinaus? Für eine ausführlichere Antwort gehen wir in die Geschichte, und finden die Industrie. Die Pferde. Das Salz. Wir gehen in die Geologie und finden die Eiszeit. Den Schotter. Die Keramik. Und schon aus weiter Ferne sehen alle diesen Berg. Den Traunstein.

Auswärts ging es immer leichter. Seit dem 13. Jahrhundert transportierten erst Flöße, dann Schiffe das Salz aus dem Salzkammergut die Traun hinunter, hinaus an die Donau. Stromschnellen bei Roitham machten den Weg zurück aber unmöglich. Erst durch den Bau der Traunfälle konnten Pferdezüge die Schiffe zurückziehen. Heute erzählt eine Wanderung am Traunweg viel von der Geschichte dieser Region, die von den pulsierenden Lebensräumen des Alpenvorlands bei Wels ins Salzkammergut hineinwandernd, eine Geschichte der Papierindustrie ist, die dieses Wasser braucht, die Energie, die man daraus gewinnt, von Pferden und vom Transport. Das Benediktinerstift Lambach bildet mit seiner Schule Kontakt zu Himmel und Wissenschaft, die angrenzende Landwirtschaftsschule zum Boden und zu den Pferden, auch heute noch. Wer sich beim Wandern aber wundert, was sich entlang eines langen Stücks Stacheldrahtzauns mit unzähligen Verbotsschildern verbirg? Es ist das Haupt-Sprengstofflager des Bundesheeres. Dieses Wegstück touristisch zu integrieren ist bisher noch nicht gelungen, und so wandert man auf lange Strecken auch recht einsam oft von Lambach aus hinein ins Salzkammergut, wo als erster Ort Gmunden mit seiner Keramiktradition grüßt. Die Orientierung ist einfach. Immer am Fluss bleiben und der Traunstein weist in der Ferne schon gut sichtbar genau zum Ziel und in die richtige Richtung.

Bahnhof Lambach aussteigen, zum Fluss runter, nach Lambach, Stadl-Paura, die Traun entlang, ein Stück Bundesstraße, Traunfall rüber auf die andere Seite, Steyrmühl Papierfabrik, Museum, Bahnhof Gmunden.

Links zu Stationen und Themen:

Lambach:

Stadl-Paura:

Roitham am Traunfall:

Steyrermühl:

Gmunden:

Manuskript Ambiente

AMBIENTE / TRAUNWEG von Lambach nach Gmunden / Lothar Bodingbauer

Pressetext:  Auswärts ging es immer leichter. Seit dem 13. Jahrhundert transportierten erst Flöße, dann Schiffe das Salz aus dem Salzkammergut die Traun hinunter, hinaus an die Donau. Stromschnellen bei Roitham machten den Weg zurück aber unmöglich. Erst durch den Bau der Traunfälle konnten Pferdezüge die Schiffe zurückziehen. Heute erzählt eine Wanderung am Traunweg von der Geschichte dieser Region, sie führt von den pulsierenden Lebensräumen des Alpenvorlands bei Wels bis ins Salzkammergut, eine Geschichte der Papierindustrie, die dieses Wasser und die Energie, die man daraus gewinnt, braucht, eine von Pferden und vom Transport. Das Benediktinerstift Lambach bildet mit seiner Schule Kontakt zu Himmel und Wissenschaft, die angrenzende Landwirtschaftsschule zum Boden und zu den Pferden, auch heute noch. Wer sich beim Wandern aber wundert, was sich entlang eines langen Stücks Stacheldrahtzauns mit unzähligen Verbotsschildern verbirgt? Es ist das Haupt-Sprengstofflager des Bundesheeres. Dieses Wegstück touristisch zu integrieren ist bisher noch nicht gelungen, und so wandert man auf lange Strecken oft auch recht einsam von Lambach aus hinein ins Salzkammergut, wo als erster Ort Gmunden mit seiner Keramiktradition grüßt. Die Orientierung ist einfach. Immer am Fluss entlang und schon weist auch der Traunstein in der Ferne den richtigen Weg.

ANMODERATION VORSCHLAG

Die Alpen ziehen sich wie ein Band durch Österreich. Darüber im nördlichen Alpenvorland ziehen sich die Donau, die Westbahn und die Westautobahn entlang an den Alpen vorbei. Wer die Berge erreichen möchte, muss die großen Wege verlassen und auf die Berge zugehen. Am besten geht das entlang eines Flusses. In Oberösterreich ist es die Traun, die das Alpenvorland mit dem Salzkammergut verbindet. Auf ihr wurde viele Jahrhunderte das Salz aus den Alpen zur Donau gebracht. Die Traun sorgt für Wasser, Transport, Energie und für Fische und sie verbindet die Landwirtschaft im Alpenvoralpenland mit der Papierindustrie, die sich dort ansiedelte. Lothar Bodingbauer und Ingrid Rachbauer haben die Traun 32 km von Lambach an der Westbahn nach Gmunden ins Salzkammergut zu Fuß begleitet.

MANUSKRIPT

Die Navigation ist denkbar einfach. Meist sind es kleine und gewissermaßen „informelle“ Wege, die die Traun auf dem Weg in die Berge begleiten. Wer das Wasser verliert, hebt seinen Blick und sieht immer vor sich einen, den einen Berg, den wirklich alle kennen, die man hier trifft.

Sie meinen wahrscheinlich den Traunstein, oder? – Das ist der Wächter des Salzkammerguts, der Traunstein – Ja, unser Traunstein! – Sieht man von weitem, ja. – Der thront natürlich über dem Traunsee. – Das ist einfach ein markanter Anhaltspunkt. – Und das ist der Berg, den alle Mitbrüder beim Aufwachen sehen, wenn sie den ersten Blick Richtung Süden werfen. Je nachdem, ob er wolkenverhangen ist, eine klare Sicht ist, oder diesig, dunstig, kann man schon eine kleine Prognose abgeben.

Und der Blitz schlägt auch wirklich ins Stift Lambach ein. 

ATMO Donner / fetter Knall

Drei Sekunden braucht der Schall für einen Kilometer. Die hat er nicht voll ausgeschöpft.

Wenn ich unterwegs bin, und dem Fluss der Traun folge, so kann ich durch die Bögen der Traun, die Mäander, die Landschaft immer wieder verschoben und versetzt sehen.

So beschreibt Abt Maximilian Neunlinger seine Heimat als Benediktinermönch hier in Lambach über der Biegung am Fluss.

Da sind die Türme, die sich abwechseln, das ist die Mariahilf-Kapelle, die Kalvarienberg-Kirche, Stadl-Paura mehrere Türme und das Stift, und in ihren Proportionen verraten sie nicht gleich, wer wer ist, und wer der größte ist. – Viel mehr nehme ich aber am Weg auch die Natur wahr. Das ist das Wasser, das mir entgegenströmt, das eine beruhigende Strömung hat, einen Klang und auch einen Schwung, der einen antreibt. Es sind die Pflanzen, die am Weg gesäumt sind, ich staune hier über die wilden Feuerlilien, die wachsen, es sind die Vögel, die man zwitschern hört, und natürlich auch die Fische der Traun, wenn sie einmal hochschnellen, um eine Mücke zu fangen…

Herrlich.

…. das bestätigt auch Ali, der Fischer. So stellt er sich vor.

Überhaupt die Bachforellen, die Regenbogenforellen, die sind unbeschreiblich lecker. (Lacht) Und noch besser ist es natürlich, wenn man Hechte auch erwischt. Etwas Hochwasser ist besser.

ATMO: Steckerlfisch bestellen

Die gefangenen Fische werden als Steckerlfisch gegessen, am Grill gegart, aufgespießt an langen Holzstäben. Mit Krautsalat. 

Im Sommer ist die Traun ein Naherholungsgebiet für Jung und Alt.

ATMO: Sprung und Platsch, baden

Die Sonne leuchtet rein und die Lichtspiegelungen sind natürlich fantastisch.

Der Tauchlehrer Harald Buchner kennt die Welt der Traun auch unter Wasser.

… meistens so gelblich grün sind die Sonnenstrahlen, die sich unten auf den Steinen reflektieren. Und man sieht sehr viele Felsformationen die ausgespült sind, wo unten weiches Gestein ist, und wenn sich dann hartes Gestein drauflegt, und durch die Strömung dreht sich der harte Stein, und bohrt sich in das weiche Gestein runter, dann schaut das zum Teil aus wie der Grand Canyon, und besonders schön ist, es wenn ein Fisch daherkommt, der durch die Sonnenstrahlen durchschwimmt, und die grünen Seegräser mit der Strömung wehen. – Unter Wasser sieht man vor allem, wenn man unterhalb der Steyrermühl taucht, sieht man alte Wehranlagen …

Maximilian Medl ist für den Betrieb der 10 Kraftwerke verantwortlich an der Traun, die 1/3 der oberösterreichischen Haushalte mit Strom versorgen können.

Noch von der Salzschifferei sieht man alte Wehranlagen, durchaus alte Einbauten, die noch vorhanden sind. Und das ist das Interessante, wenn man taucht, ist es wirklich leise, da hört man wirklich nichts, das ist gerade, wenn man einen stressigen Beruf hat, sehr angenehm, weil man wirklich total abschalten und man ist wirklich mit dem Gewässer eins.

Auf halber Strecke zum Traunsee befindet sich der Traunfall, ein 12m hoher Wasserfall. Eine schwierige Stelle früher für die Flößer und Schiffer, ab dem 16. Jahrhundert rumpelten sie über den sogenannten Fallkanal, eine Rampe aus Holz, die eingebaut wurde, um die Fahrt zu erleichtern. In Stadl-Paura, flussabwärts, wurde die Fracht dann umgeladen in flachere Schiffe, weil die Traun ab dort weiter, aber auch seichter wird, zur Donau hin. Der Name Stadl-Paura kommt vom „Salzstadl“ aus Holz, diese Stadl sehen aus wie die oberösterreichische Version der Speicher der typischen Hansestädte. In den Stadln wurden das Salz zwischengelagert, und „Stadler“ nennen sich die 5000 Einwohner der Markgemeinde Stadl-Paura auch heute.

Ja, man kann sich das natürlich nicht mehr gut vorstellen, wie es früher war. Natürlich Stadt-Paura war früher mehr so eine Art Industriewohngemeinde, wir haben da unten die Spinnerei gehabt, die gibt es schon einige Jahre schon nicht mehr, vorher war es im Prinzip die Salzschiffahrt und die Flößerei von dem die Menschen im Ort gelebt haben, und jetzt geht es hinüber in Freizeit und Wohngemeinde, wir haben nirgenwo weit hin, wir sind gleich im Salzkammergut, wenn wir wollen in Linz oder Wels, es ist ein idealer Platz zum Leben.

Christian Edlbauer unterrichtet in Stadl-Paura an der Mittelschule und engagiert sich im Schifferverein und im Schiffsleutmuseum, das die Tradition bewahrt. Lange Zeit wurden die Flöße und Schiffe nach getaner Arbeit stromabwärts verkauft, was zu einem Holzschwund im Salzkammergut führte. Kaiser Maximilian ordnetet 1509 den sogenannten „Gegenzug“ an: 4 Pferde zogen ein Schiff wieder nach oben, auf Treppelwegen, beladen dann statt Salz mit Getreide, Wein, und anderen Gütern aus der Landwirtschaft des Alpenvorlands.

Ja und das hat dann seine Wirkung gezeigt, der Baumbestand im Salzkammergut hat sich dann wieder erholt im Salzkammergut, im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhunderte, aber es war schon eine wichtige Sache, dass dann die Gegenzüge gestartet wurden.

ATMO: Alle-Hopp, Pferde, Wasser

Tassilo und Ernesto geben ihr Bestes, zwei weiße Hengste mit braunen und schwarzen Flecken - ein Fotoshooting für einen Bildband über Pferde am Wasser. Das Wissen um die Pferde ist auch nach dem Ende der Salzschifffahrt in der Region geblieben. Stadl-Paura und Umgebung ist bis heute in Österreich dasPferdekompetenzzentrum, mit Stallungen, Zucht, mit Wissen, Aus- und Weiterbildung.

Wir haben zum Beispiel so Tigerschecken, das sind Noriker, gescheckte schwarz-weiße Pferde, das ist so eine Pferderasse, mit der früher die Bischhöfe gefahren sind, das ist eine sehr stattliche Rasse, wir haben so ein Gespann im Schulbetrieb im Einsatz.

ATMO: Musik Campus

Franz Hochrainer ist Direktor der Landwirtschaftsschule Lambach. Ein Campus direkt am Traunweg, mit Wiesen, Internat, Glashäusern und modernen Gebäuden mit Fassaden aus Holz. Immer wieder sind auch Gäste hier.

Derzeit haben wir eine barocke Akademie aus Wien zu Gast, die Orchester und Gesangsproben machen, und zum Wochenende gibt es dann ein Konzert im Stift Lambach. Früher waren wir eine normale landwirtschaftliche Fachschule, da war ich schon Junglehrer auch, wir sind die Bildungsabteilung der Pferdewirtschaft, und da geht es darum auch mit Pferden Erfolg Geld zu haben, mit Pferden Geld zu haben, wo es auch darum geht, wirtschaftliche Aspekte zu verwirklichen.

Es ist diese Verbindung mit Geld, mit heutigen Geschäften und Umständen, die das Wissen über Pferde in der Region hält. Die Verbindung zur Landschaft, die das Wissen über Landwirtschaft am Leben hält, und die Verbindung zum Leben selbst, an der Landwirtschaftsschule wird auch das Wissen um Pflege von Menschen gelehrt und weitergegeben. Die Offenheit zur Kultur – Stichwort Musik, verbindet den Campus mit dem Stift, das seine florierendste Zeit als Hüter des Salzhandels längst erlebt hat, aber ein einzigartiges barockes Stiftstheater als Auditorium heute bereithält, den ältesten bespielbare Theaterraum Österreichs.

ATMO Gehen

Der Wanderweg nach Gmunden führt ab Stadl-Paura einige Kilometer lang entlang eines Zauns mit furchterregenden Tafeln vorbei: nicht fotografieren, nichts anzünden. Nicht hereinkommen. Nichts angreifen. Alles hier drückt aus: „Bitte weitergehen. Wegbleiben. Es gibt hier nichts zu sehen!“ Stacheldraht. Der Wandernde wundert sich.

Hier in Stadl-Paura befindet sich im bereich der Traunauen das größte Munitionslager des Österreichischen Bundesheeres und dieses ist durch den von Ihnen beschriebenen Zaun mit Warntafeln abgesichert.

Peter Bromberger ist stellvertretender Kommandant der Munitionsanstalt Stadl-Paura. 

Hier in diesem Munitionslager wird fast die gesamte Vielfalt der vom österreichischen Budnesheer verwendeten Munition gelagert und die Sicherheit ist natürlich unsere höchste Aufgabe, die wir durchzuführen haben.

Im besten Fall ist hier also gar nichts los.

Atmo: Gehen -> Papierplätschern

Weiter traunaufwärts liegt dann Steyrermühl am Fluss. Dort wird das Papiermacherhandwerk nach wie vor gelehrt und im Papiermachermuseum auch an Besucherinnen und Besucher weitergegeben.

ATMO: Papiermachen

Erni Hindinger ist Museumsmitarbeiterin. Sie zeigt vor, wie Papier in der „Steyrermühl“ mit der Hand geschöpft wird.

Atmo

Energie, Wasser und Fasern. Das sind die Zutaten für Papier. 

Atmo

Steyrermühl ist in Österreich ein klingender Name, bis zum zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Produktionskette, vom Zeitungspapier bis hin zum Inhalt – das Wiener Tag- und Abendblatt – von einem Verlagshaus aus bedient. Steyrermühl. Heute gehört die Papierfabrik einem finnischen Konzern und produziert mit einem Bruchteil an Mitarbeitern vollautomatisch auf modernsten Anlagen. 

Steyrermühl heißt es aus dem Grund: früher haben sie Papiermühlen sehr oft auf den Standort aufgelassener Getreidemühlen errichtet. Und so war es auch da 1563 ist erstes Mal bei Steyrermühl die Zenkelmühle als Getreidemühle erwähnt wurde. Dann hat ein Besitzer mal Steyrer geheißen und dann ist es die Steyrermühl worden, jetzt heißt der ganze Ortsteil Steyrermühl.

So wie der Verkehr vom Wasser auf die Straße verlegt wurde, wird zunehmend Information von Papier in die digitale Welt wandern, sagt Erni Hindinger. Der Begeisterung für Papier tut das noch keinen Abbruch.

Atmo: ggehen

Und dann liegt der Traunstein ganz nahe. Der Traunsee, mit Gmunden als ersten markanten Ort. 

Atmo : Schiff, Traunsee

Um die 13.000 Einwohner hat diese Stadt am Eingang des Salzkammerguts. Die ersten Bewohner waren Fischer im 5. Jahrhundert, 1278 wurde Gmunden zur Stadt erhoben. Bekannt ist die Stadt auch für seine Keramik mit ihrem charakteristischen Design: türkisen großen und kleinen Schleifen. Der Geologe Hans Weidinger ist Leiter des Kammerhofmuseums, des Gmundner Heimatmuseums.

Keramik braucht immer zwei Dinge. Das eine ist der Rohstoff Ton. Dass man überhaupt Keramik machen kann. Das ist ja keine hochwertige Keramik, sondern eben ein Steingut, wie man sagt, also kein Porzellan. Man braucht kein Kaolin dazu, sondern es genügt im Prinzip der normale Lehm, das haben schon die Steinzeitmenschen gewusst. Und bei uns in Gmunden war es so, dass in Waldbach am Fuße des Grünbergs diese Lehme hatte, weil die Verwitterung der Flüschzone dieser Tonsteine und des Sandsteins bilden eben sehr viele Lehmgruben aus und da haben wir zum Beispiel im Museum von Gmunden zwei Steinbeile, die auf die Jungsteinzeit zurückgehen an einem Brandhorizont in einer Brandgrube in drei Meter tiefe gefunden. Die dürften also in der Steinzeit vor 4-5-Tausend Jahren Ton abgebaut haben. Ich brauche also den Rohstoff, Holz brauche ich zum Brennen der Keramikware und dann der Transportweg Traun. Das war sicher das Wichtigste weil entlang der Traun mit den Schiff hatte ich die optimale Verbindung zur Donau und ins Kaiserreich. 

„Gmunden ist das Amphiethater der Eiszeit“, sagen die Geologen. Gletscher, die gleichsam vor unseren Augen den Schutt der Berge abgetragen und in das Alpenvorland hinausgeschoben haben. In wenigen Jahrtausenden. Es entstanden Stufen und Schichten. – Wer Zeit hat, schaut auch ein wenig von der Traun weg, in die Täler der Zubringerbäche, zum Beispiel in Lambach, weiter draußen wieder in der Nähe der Westbahn.

Die Zuflüsse, die Bäche, waren früher deswegen wichtig und fast wichtiger wie die Hauptgerinne, weil sie natürlich leichter zu bändigen waren. Da waren drei Wasserräder. In kleineren Gewässern konnte man leichter Staudämme bauen können, zwar nicht so viel Energie wie im großen Gerinne, aber das große gerinne war immer auch schwer zu bändigen.

ATMO: Schmiede

Ja, mein Name ist Peter Deinhammer und wir betreiben hier in Lambach im Ortsteil San seit 2006 ein kleines Kulturhaus, das heißt Pro-Diagonal und seit 2019 auch die Werksschule. Das ist eben eine Initiative zur Förderung von handwerklicher Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. – Also der erste Einschnitt im Verkehrswesen war der Bau der Westbahn, 1861, und von dort weg sind die Leute nicht mehr stehengeblieben, sondern durchgefahren. Das war eine erste Phase, wo diese große barocke Blütezeit, die bis dahin noch existiert hat, eher ins Hintertreffen gekommen ist, und wo dann eine große Vereinzelung eigentlich bekommen hat. Das Stift war natürlich immer der kulturelle und gesellschaftliche Mittelpunkt, weil dort immer sehr viel Gäste da waren, viel Betrieb war. Ein Knotenpunkt gewesen. – Ja, ich bin da geboren und ich wollte eigentlich ein Schmied werden. Mein Großvater war der Schmied, und ich bin als Kind ganz viel bei ihm in der Werkstätte gewesen, er ist mit 87 gestorben, der war wirklich eine Berufung.

Und bevor Peter Deinhammer dem Großvater als Schmied und heute als Schmiedelehrer gefolgt ist, wurde er Musiker – für Orgel, Clavicord und Cembalo, weil ihn zuvor die Bahn ins Ausland gebracht hat, auf andere Wege. 

ATMO: Cembalo

Verkehrswege prägen das Leben der Region, die Lebenswege an der Traun. Und: der Nebel.

Wir zählen zu den Gegenden mit den meisten Nebeltagen in Österreich. Mitbrüder, die nicht hier gebürtig sind, und aus Gebirgsregionen kommen wie Osttirol oder Heiligenbut in Kärnten, die leiden mitunter auch heute noch am Nebel, der ihnen völlig neu und fremd ist in dieser Dichte. Das ist bevorzugt im Herbst, das ist einfach eine bekannte Stimmung wenn man beim Frühstück durch den Innenhof blickt, und man sieht die Fenster vis-a-vis nur Schattenhaft.

Abt Maximilian Neunlinger war als Jugendlicher in der Nachfolge seines Vaters auch einmal Marktfahrer, er hat auf den Märkten in der Umgebung Ledergürtel verkauft, an die harten Jungs, an die Vespa-Burschen. Für ihn wurde das Leben dann im Stift Lambach zur Berufung – als Benediktinermönch. So wechselhaft sich alles ändert, Stetigkeit ist neben dem Gehorsam und der klösterlicher Gemeinschaft eine der Grundregeln der Benediktiner.

Natürlich kann man das Benediktinerstift Lambach so wie Hallstadt anderswo nachbauen, wenn Sie das meinen, das ist möglich, aber Sie würden uns schon entwurzeln von den Beziehungen und Bindungen hier im Ort, in der Region, und Benediktiner sind Menschen, die sich nicht gleich bewegen lassen, einen Ort zu verlassen. Für uns ist es wichtig, in der Gemeinschaft beständig zu leben, und natürlich braucht jede Gemeinschaft auch einen Ort, wo sie leben kann. (Atmo Glocke real während des Interviews) Manchmal hätten wir uns schon gewunschen, dass wir ein kleineres Haus hätten, diese Pläne hat jede Generation einmal gehabt, aber wir sind dann doch zu Hause geblieben.

325. Schluchzen im Liegewagen

Geräusche finden ja immer in der Gegenwart statt, und wer über sie spricht, muss sie aus der Vergangenheit zurückholen. Vielleicht mit technischen Mitteln. Aber ein Aufnahmegerät war damals nicht dabei. Das folgende Geräusch kann ich Ihnen nicht vorspielen.

Es ist ein tiefes, herzzerreißendes Schluchzen, das aus der Ecke kommt. Der Zug hat Straßburg erreicht, und jemand ist zugestiegen. Hat sich in die Ecke der obersten Etage im Liegewagen zurückgezogen und weint, und weint, und weint so herzzerreißend, dass der Student in der obersten Etage gegenüber fragt, was leicht los wäre. Und das Mädchen erzählt von einem Sommer in Strassburg, einem Filmworkshop, an dem es teilgenommen hat, und dass es jetzt wieder nach Bulgarien zurückfährt. Und dass es nie dorthin zurück wird können, wo es so schön war.

Ob er ihre Hand halten könnte, fragt sie den Student gegenüber, und er hält ihre Hand, und so schlafen sie ein. Die Hände über den tiefen Raum des Liegewagenabteils verbunden, im dritten Stock, auf der dritten Ebene, ganz oben. Am Morgen steigt er aus, im Nebel von Wels, einem Umsteigebahnhof in Oberösterreich, wo der Zug wieder hält. Und sie schaut ihn an. Und er schaut sie an. Eine Sekunde, vielleicht zwei.

322. Trockenseifenspender

BEITRAG / Teil 1

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie das folgende Geräusch schon einmal gehört haben. (GERÄUSCH) Und es ist durchaus personenabhängig. (GERÄUSCH). So klingt es beim Geduldigen, und so beim Ungeduldigen, oder bei dem der wenig Zeit dafür verwenden will. (GERÄUSCH) Der Zaghafte, es könnte auch der Sparsame sein. Wie auch immer, was ist das für ein Geräusch? Sie kennen es bestimmt, und ich wasche jetzt erst mal die Hände. (ATMO)


BEITRAG / Teil 2

Dieses Geräusch (GERÄUSCH) – Sie kennen es bestimmt, wenn man nämlich mehr von seinem Hintergrund dazu noch hört (ATMO), in der Eisenbahn, in der Eisenbahn, in der Deutschen, in der Österreichischen und wahrscheinlich auch in der Schweizer Eisenbahn hat oder hatte dieses Geräusch seinen Lebensraum, und zwar im WC. Es ist der Trockenseifenspender. Das war nämlich jenes Gerät, das unten so einen igelhaften Kreis hatte, mit drei, wahrscheinlich 120 Grad, 360 Grad durch 3, 120 Grad ja, versetzten Stacheln, die man mit den Fingern fassen und drehen kann, und es wird dabei die Seife, die trockene Seife auf die Hand gerieben. Und wenn dann kein Wasser da war, weil es schon aus war, konnte man sich die Seife (ATMO) runterklopfen. Heute ist es ja so, dass mit Flüssigseife das Problem besteht, wenn das Wasser aus ist haben wir die Seife flüssig in der Hand, was soll man tun. Ja, früher war ja alles besser… Also, die Erinnerungen, wir kennen es. Ich weiß nicht, ob es Trockenseifenspender noch in den modernen Eisenbahnwaggons gibt, man kann aber diesen Spender im Internet sehr wohl leicht finden. Ich habe mir einen schicken lassen, mit einem Karton voller Seife, und habe das im Bad installiert und bin jetzt beim Händewaschen so gut wie auf Reisen.

(ATMO) Und dazu gibt es Helmut Qualtinger, der „Österreichische Karl Valentin“, mit den schönsten Bundesbahnstationen.

MUSIK (Helmut Qualtinger, Bundesbahnblues)


Link zum Trockenseifenspender im Internet: http://sapor.de

242. Auf den Spuren des Kaisers

Zum 100. Todestag von Kaiser Franz Joseph I: Wenn sich heuer am 21. November der Todestag von Kaiser Franz Joseph I zum 100. Mal jährt, hatten die wenigsten heute noch lebenden Menschen die Chance, ihn je mit eigenen Augen zu sehen. Zu seiner Zeit war das genau anders. Aufgrund der langen Regierungszeit von 68 Jahren kannten die meisten Menschen keinen anderen Regenten. Wir begeben uns auf eine Spurensuche: wo ist der Kaiser heute noch in Österreich zu finden. Entlang der Bad Ischler Bahn zum Beispiel, die mit kaiserlichem Business-Abteil auf schmaler Spur von Salzburg zum Sommersitz des Kaisers in Bad Ischl führte. In den Innsbrucker Promenadenkonzerten, wo die Lieder der Monarchie einen wertvollen Fundus an heute noch gespielten Melodien darstellen. In der Netzwerkanalyse von Wiener Mittelalterforschern, die das Machtgefüge und heutige Bedeutung des Kaisers mit modernen Methoden präzise beleuchten und beschreiben können. In Schönbrunn und Belvedere, die großen Wiener Schlösser, wo viele Mitarbeiter die "K & K Erinnerungsmaschinerie" mit Grandesse und Eleganz betreiben und betreuen. In den Geschichten zweier junger Podcaster, die sich in akustischen Zeitsprüngen auf die Spuren von Franz Joseph machen. Und auf Reisen mit dem "Majestic Imperator Train de Luxe" auf der Franz-Josefs-Bahn mit Galadinner und kaiserlicher Unterhaltung. Zum Abschluss bringt uns diese Reise vielleicht auch nach Budapest, wo die Erinnerungen um die heutige "Freiheitsbrücke" als eine dem Kaiser Franz Joseph gewidmete Brücke die Herausforderungen der Monarchie zeigt, an denen sie letztendlich auch zerbrochen ist.

Interessante Gesprächspartner, feine Töne, gelungene Mischung, sprachlich feinsinnig, ernst und heiter, leicht ironisch und doch fair. Einfach schön!
(Sonntagsspaziergang / Deutschlandfunk)

83. Reise ins Pielachtal

Das obere Pielachtal im niederösterreichischen Mostviertel ist eine alte landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft. Heute ergeben sich mit der Wiederentdeckung des Dirndl-Strauchs und seiner roten Früchte Verbindungen zu Kräuterpädagogik und sanfter Naturvermittlung – zu modernen Ideen für nachhaltigen Tourismus. Eine Reise entlang der Mariazellerbahn.

Dirndl – Stauden – hohe Wiesen
Moderne Ideen für nachhaltigen Tourismus

Die Pielach ist ein von menschlichen Zwangsmaßnahmen weitgehend unberührter Voralpenfluss gelieben, der nahe dem Ötscher entspringt und am Fuße des Stifts Melk in die Donau mündet. Die Entwicklung an ihren Ufern setzte erst im 11. Jahrhundert mit der Ankunft der ersten Siedler ein. Sie wurden von Adeligen angeführt, die ihre Grundherren waren und für ihren Schutz sorgten. Mit ihnen kamen auch die Geistlichen, die ihre Lehrmeister waren, beim Hausbau und bei der Herstellung von Geräten.

Das Voralpenland war einmal eine geschlossene Waldlandschaft bis hinauf zur Waldgrenze. An den Auwaldstreifen der Pielach schloss Mischwald an, die Hänge hinauf und in den höheren Lagen vorwiegend Fichten.

Heute stellt sich die Landschaft an den Hängen den Menschen als Kulturlandschaft dar: Hübsch gelegene hohe Wiesen, durchzogen von Hecken, Rändern, Säumen, Stauden und ganz oben, als so genannte Solitärbäume, einsam und pittoresk einzelne Eichenbäume, die sich das Wasser aus der Tiefe holen können.

Darunter dann Streuobstbäume für den Mostgewinn: Birnen und Äpfel, dort, wo es schon wärmer ist, und nicht so exponiert. In den Hecken dazwischen befinden sich auf kleinem Raum Wildrosen, Hagebuttenstauden, Ahorn, Schlehen, Weißdorn, Haselnüsse, Dirndl-Stauden, Heinbuchen, Eschen – das alles auf 20 Meter.

Blühende Obstbäume

Die Hecken teilen die Landschaft, sie sind natürliche Grenzen für Besitzungen und das Vieh. Ein Windschutz sind sie und ein Eldorado für alles was bunt oder auch versteckt ist, für alles, was auch kreucht und fleucht und zwitschert. Der Eingriff von Menschen ist dabei durchaus notwendig. Diese Hecken sind nur dann Hecken, wenn sie gepflegt werden. Aber eine Hecke ist wohl kein richtiger Tourismusmagnet.

Die neue alte Dirndl-Staude mit ihren roten Früchten.

Die bunte Dirndl-Staude könnte in Zukunft jedoch vermehrt eine touristische Anziehungskraft ausüben. Sie soll das Pielachtal nach außen hin vertreten. Die Dirndlstaude wird auch “Gelber Hartriegel” oder auch “Cornus Mas”, oder “Kornelkirsche” genannt, oder auch “Fürwitzl”, weil sie die erste Pflanze ist, die im Jahr blüht. Die Dirndl-Staude besitzt alles, was ein Markenzeichen braucht: ein mit ihren frühen Blüten und den roten Früchten freundliches Aussehen, eine reiche Tradition als Kulturpflanze schon seit der Steinzeit und auch und vor allem wertvolle Inhaltsstoffe.

“Es ist ein Unterschied, ob ich einen Heiltee trinke und mir der Tee nicht schmeckt, oder ob ich ein schmackhaftes Essen herstellen kann, das die Wirkstoffe hat, und trotzdem gut schmeckt”, Fritz Pittner, Biochemiker.

Der Steinschalerhof in der Nähe von Kirchberg im Pielachtal hat sich mit seinem Besitzer Johann Weiß in den letzten Jahren einen besonderen Ruf durch seine “grüne Küche” erarbeitet. In Kochkursen wird das Wissen um das Kochen mit Wildkräutern an die Gäste weiter gegeben. Lohn der Bemühungen um diese so genannte “Kräuterpädagogik” ist die “Grüne Haube”, die das Hotel aufweisen kann.

Nachhaltigkeit und sanfter Tourismus stehen in der Entwicklung des Pielachtals an vorderster Stelle. Die Ruhe der Kulturlandschaft lädt ein, sie unaufgeregt zu durchwandern, zum Beispiel auf dem Kardinal-König-Weg, der zu Ehren des Kardinals geplant und beschildert wurde. Er ist im Pielachtal geboren wurde und ging hier zur Schule. Dem Auge wird das ruhige Betrachten leicht gemacht, so abwechslungsreich und doch vertraut wirkt die Gegend auf den Besucher.

Voriges Jahr hat das Pielachtal den europäischen “Eden-Award” bekommen, als eine der zehn touristisch aufstrebendsten ländlichen Regionen Europas, als Tal an der Schwelle von einem No-Name-Gebiet zu einem bekannten touristischen Ausflugsziel.

81. Sternwarten in Wien

Selten heben Menschen in den Städten ihre Augen höher als zu den höchsten Häuser. Wer aber als Stadtbesucher auch einmal zum Himmel sehen mag, kann dies in Wien an drei immer noch aktiven Sternwarten tun: in der Kuffner-Sternwarte, der Universitätssternwarte und in der Urania. Diese Sternwarten mit reicher Geschichte sind idyllisch in Parks gelegen, am Donaukanal, und bieten neben einem Blick zum Himmel - Lichtverschmutzung hin oder her - auch einen Blick zurück in eine Zeit, als astronomische Beobachtungen noch mitten in den Lebensärumen der Menschen gemacht wurden. Es sprechen: Günther Wuchterl, Kuffnersternwarte: Thomas Posch, Universitätsternwarte; Maria Firneis, Universitättsternwarte; Hermann Mucke, Astronomische Gesellschaft Wien