345. Naturschutzhunde

345. Naturschutzhunde

Spürnasen für die Umwelt

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Der Salzburger Biologe Leo Slotta-Bachmayr spricht über die Arbeit mit Naturschutzhunden

Hunde haben üblicherweise im Wald nichts verloren – außer sie sind ausgebildete Naturschutzhunde. Sie suchen Borkenkäfer und erkennen geschädigte Bäume schneller, als Menschen. Sie suchen den Kot von Wildkatzen und helfen nachzuweisen, dass es in diesem Gebiet welche gibt. Sie finden tote Fledermäuse, die mit Windkraftanlagen kollidiert sind, zuverlässiger als Menschen, die ihre Augen dazu verwenden müssten.

Es ist der Geruchssinn, der Hunde zu idealen Helfern bei Naturschutzaufgaben macht. Dazu kommt ihre Begeisterungsfähigkeit. Sie werden ausgebildet, dass ihnen die Arbeit Spaß macht, dass sie Freude daran finden, ihre Aufgaben zu erfüllen. Motivation ist der Schlüssel. Im Rahmen der Ausbildung wird darauf geachtet, die richtigen Ergebnisse gezielt zu belohnen. Das kann zum Beispiel das Spiel mit einem Zerrkissen sein, das sie nach erfolgreichem Fund des gewünschten Objektes erhalten.

Noch ist nicht in allen Einsatzgebieten die Arbeit der Naturschutzhunde als offizielle “Methode” anerkannt. Zunehmend wird aber bekannter, dass der Einsatz von gutausgebildeten Naturschutzhund-Mensch-Teams gute und vor allem rasche Ergebnisse bringt.

Interviewpartner:

Dr. Leopold Slotta-Bachmayr
Naturschutzhunde – Spürhunde im Natur- und Artenschutz
Kleingmainer Gasse 5c
5020 Salzburg
info@naturschutzhunde.at
https://www.naturschutzhunde.at/


1: Freude am Suchen (mp3)


2: Schnell, begeisterungsfähig und günstig (mp3)


3: Eine zielgerichtete Ausbildung (mp3)


4: Suche nach dem Wolf (mp3)


5: Brillanz auf vier Pfoten (mp3)


344. Diversität

Vergangenes Wochenende wurden die Golden Globes verliehen, Preise für die besten Filme und Fernsehsendungen. Für die besten Schauspieler, die beste Regie. Die beste Serie. Die Vergabe bestimmt eine Gruppe rund 100 internationalen Journalisten, die in Hollywood arbeiten. Und bei dieser 78. Verleihung viel es auf, dass die schwarze Community unter den Abgesandten der internationalen Medienwelt in Los Angeles nicht repräsentiert ist. Die Schauspielerin Jane Fonda erhielt einen Preis für ihr Lebenswerk. "Lasst uns das Zelt größer machen", sagte Fonda in ihrer Rede. Die Diversität sollte in Hollywood, im Zentrum der amerikanischen Erzählindustrie, doch größer sein.

Manuskript

SIGNATION

Diversität. Ein sperriges Wort. Abstrakt. 4-silbig. Ein vermeintlicher Zustand, die Diversität.

Es ist nicht einfach, die Herkunft des Wortes zu beschreiben. Di - für zwei? Eine falsche Fährte. Es gibt aber eine Verwandtschaft zum germanischen "werden". Kein Zustand also die Diversität, sondern ein Prozess. Etwas wird. entsteht.

Divers steht in unserer Alltagssprache auch für "beliebig". Auch das ist wieder eine falsche Fährte zum Verständnis, was Diversität bedeutet. Egal ist da gar nichts. Richtig hingegen die Spur zum lateinischen Grundwort: vertere: umwenden, drehen. Die Umstände werden verändert. Das "Di" kommt von DIS - und diese Vorsilbe drückt einen Gegensatz aus. Das Ausgeschlossen sein. Divertere, lateinisch für "auseinandergehen", "voneinander abweichen".

Und das soll gut sein? Diversität ist in unserer Sprache positiv belegt. Am Acker. Am Marktplatz. In Firmen. Diversität im Angebot sichert Erfolg, wenn das eine oder andere Produkt im Laden zum Ladenhüter wird. Die eine oder andere Strategie scheitert.

OT 1 | Lisa Appiano | 00:19

Ja, ich finde das eigentlich auch ganz gut, das einmal zu betonen an dem Begriff Diversität. Dass mit dieser Dis-Vorsilbe die Gegensätzlichkeit schon drinnen liegt. Also nicht gleich auf die Vielfalt den Blick zu legen, sondern erst mal auf diese eigentliche Differenz, die da angelegt ist.

Lisa Appiano, Universität Wien, Personalabteilung, Abteilung für Gleichstellung und Diversität.

OT 2 | Lisa Appiano | 00:16

Diversität kommt ja in der Forschungsliteratur ja eigentlich aus der Pflanzenbiologie Und die Biodiversität ist ja wahrscheinlich das weitgeläufigere Wort, als wenn wir jetzt Diversität als Konzept sehen, das mit sozialen Positionen arbeitet.

Diversität in der genetischen Vielfalt - eine Art passt immer dazu, wenn sich die Umstände ändern. Klimatisch. Genetisch. Wenn eine Überschwemmung, ein Hangrutsch, ein - krass jetzt - Meteoriteneinschlag, die Landschaft verändert. Diversität als Ressource, damit das Leben weitergeht. Die Vielfalt.

Vielfalt, sagt Lisa Appiano, bedeutet, die Unterschiede genau und systematisch zu betrachten. Wer unterscheidet? Und was wird unterschieden? Bei den Wildbienen ist es die Zunge. Kommt in die Blüte hinein, oder gerade mal nicht. Die Länge der Zunge, die Flügel, die Farbe, die Streifen. Der bevorzugte Zeitpunkt, auszufliegen. Und bei den Menschen?

OT 3 | Lisa Appiano | 00:21

Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, geistige und körperliche Fähigkeiten, soziale Herkunft, nationale Herkunft, Hautfarbe, Sprache. Also nach diesen Aspekten kann man schauen, wie ist unsere Organisation darauf ausgerichtet.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Vor- und Nachteile, die sich ergeben, wenn man der einen oder der anderen Gruppe angehört.

OT 4 | Lisa Appiano | 00:03

Das ist auch eine Machtfrage und eine politische Frage.

Im Sozialen hat Diversität einen weiteren Aspekt: Gerechtigkeit. Wenn alles passt, nimmt man die Anstrengungen nicht wahr, die andere benötigen, um mitzumachen. Denn: wer voneinander abweicht findet unterschiedliche Bedingungen vor. Zugangsbeschränkungen. Eingangsregelungen. Teilhabemöglichkeiten. Möglichkeiten, an der Normalität erst einmal teilzunehmen. An der Universität Wien gibt es 3 Gründe, "Diversität und Gleichstellung" in den Abteilungsrang zu erheben.

OT 5 | Lisa Appiano | 00:58

Einerseits aus rechtlichen Grundlagen zur Antdiskriminierung, die aus dem Bundesgleichbehandlungsgesetz kommen, aber auch aus dem Universitätsgesetz, oder aus nationalen Entwicklungsplänen für die Hochschulen. Aber auch einer ökonomischen Perspektive, weil Hochschulen ja zunehmend auch unternehmerisch im Wettbewerb stehen, wo man davon ausgeht, dass die Vielfalt von Studierenden oder Mitarbeitenden Wettbewerbsvorteile bringt. Ja, eine Ressource, auch einen Gewinn bringt, und die dritte Motivation wäre ein ethischer Anspruch, schon aus einem Ideal, dass Universität als Ort der "Universitas" funktioniert, also als eine im idealen Sinn diskriminierungsfreien Gemeinschaft, wo alle um den Erkenntnisgewinn ringen.

Es ist ein konfliktreicher Weg, wenn Strukturen verändert werden. Für die Bienen ist Diversität eine Überlebenfrage und für uns Menschen wohl auch. Millimeter für Millimeter geht es voran. Wenn es gelingt, ein Vorteil - aber, Vorsicht, meint Lisa Appiano, es wäre bitter, Diversitätsfragen nur aus der Sicht "was bringt's" zu diskutieren.

OT 6 | Lisa Appiano | 00:07

Wir brauchen ja doch einen ethischen Anspruch, auch wenn es nicht nur um die eigenen Vorteile geht.

343. Schwerefeld der Erde

343. Schwerefeld der Erde

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Die Erde sieht vom Weltraum perfekt rund aus. Es gibt kein "oben" und kein "unten", weil die Schwerkraft wirkt und alle Dinge die "oben" sind nach "unten zieht". Die Anziehungskraft der Massen, erstmals wissenschaftlich beschrieben durch Isaac Newton und wichtig als Teil der Relativitätstheorie von Albert Einstein.

Rund ist die Erde aber bei präzisen Blick nicht. Je nachdem, wie die Masse im Erdinneren verteilt ist, ändert sich die Schwerkraft im Gebiet darüber, und das hat Auswirkungen auf die Form der Erde. Dazu kommen die regelmäßige Auswirkungen der Anziehungskraft von Sonne und Mond, die Gezeiten. Sie "walken" die Erde durch und verändern das Schwerefeld.

Wenn jemand Interesse an einer präzisen Höhenangabe hat, braucht diese Person alle Informationen über die Unregelmäßigkeiten. Er möchte das sogenannte "Geoid" kennen, ein perfektes Modell der Erde mit allen Unregelmäßigkeiten. Der Bezugspunkt, die "Meereshöhe 0", braucht ebenfalls Informationen über das Geoid. Es ist aus vielen Messpunkten und der kontinuierlichen Beobachtung des Schwerefelds durch Satelliten entstanden. Das Geoid sieht aus wie eine Wetterkarte mit Luftdruck- oder Temperaturverteilung und ist ein wichtiges "Produkt" der Geodäsie, der präzisen Vermessung der Erde.

Interviewpartner

Em. Univ.-Prof. DI Dr. Hans Sünkel
Österreichischen Akademie der Wissenschaften - Institut für Weltraumforschung https://www.oeaw.ac.at/iwf/
TU Graz - Institut für Geodäsie


1. Eine unförmige Erde (mp3)

2. Eine veränderte Zeit (mp3)

3. Berge unter den Meeren (mp3)

4. Die Meereshöhe "Null" (mp3)

5. Die Auswirkungen der Jahreszeiten (mp3)


Foto: NASA / Virginia CubeSat Constellation Satellites Deployed from Space Station

342. Blick zu den Sternen

342. Blick zu den Sternen

Warum ich zu den Sternen blicke

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Blicke zu den Sternen gehören neben der Wahrnehmung von Sonne und Mond zu den wohl eindrücklichsten Erlebnissen der Kindheit. In der dunklen Nacht den Kopf zu heben, um bei klarem Wetter „die Unendlichkeit“ zu sehen, das haben wir wohl alle irgendwann erlebt. Es kamen viele Fragen, und im Idealfall viele Antworten. Oft Jahre später.

Für Wissenschaftler:innen, die sich mit dem Universum beschäftigen, entstehen neben den Antworten dann auch immer neue Fragen. Der eine beschäftigt sich mit Galaxien, wie sie entstehen, und wie sie zusammenhalten, der andere mit den technischen Fähigkeiten, sie zu fotografieren. Wenn es jemanden gibt, der darüber nachdenkt, ob es „Leben da draußen“ gibt, wird es ein anderer auch suchen – und muss sich dazu überlegen, wie man es denn finden kann. Und es gibt jene, die sich überlegen, wie man das Wissen über das Universum weitererzählen kann, sodass es alle verstehen – sie halten Kurse und betreiben Planetarien.

Der Blick zum Himmel ist etwas, was begeistert. Die Faszination darüber teilen sie alle. Sich selbst als Mensch vom Universum zu lösen, würde ihnen dabei schwer fallen, besonders dann, wenn sich die Sterne, bei voller Dunkelheit im Gebirge oder beim Beobachten am Meer, von Horizont zu Horizont ziehen.

Foto: Wolfgang Birkfellner

Interviewpartner:innen

Teil 1 (mp3): Die Weite des Universums. Ruth Grützbauch ist Astronomin und Erfinderin des Pop-Up-Planetariums in Wien.

Dr. Ruth Grützbauch, Astronomin und Erfinderin des Pop-Up-Planetariums in Wien

https://mobilesplanetarium.wixsite.com/space/kontakt


Teil 2 (mp3): Das Wesen der Galaxien. Gerhard Hensler ist Astrophysiker an der Universität Wien.

Univ.-Prof. i.R. Dipl.-Phys. Dr. Gerhard Hensler, Professor für Theoretische Astronomie

http://www.univie.ac.at/chemodynamics/hensler/


Teil 3 (mp3): Das Sammeln von Licht. Wolfgang Birkfellner ist Physiker für bildgebende Verfahren an der MedUni Wien und Astrofotograf.

Univ. Prof. Mag. Dr. Wolfgang Birkfellner, Physiker für bildgebende Verfahren an der Meduni Wien, und Astrophotograph


Teil 4 (mp3): Die Suche nach Leben im Universum. Lisa Kaltenegger ist Direktorin des Carl Sagan Institute an der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York.

Lisa Kaltenegger, Direktorin des Carl Sagan Institutes an der Cornell Universität in Itacah, US-Bundesstaat New York

https://astro.cornell.edu/lisa-kaltenegger

341. Der Fadenwurm

Der Nervennetz des Fadenwurms: Der Neurobiologe Manuel Zimmer spricht über Caenorhabditis elegans, einen der wichtigsten Modellorganismen der Biologie. Abgekürzt wird dieser Fadenwurm „C-elegans“ genannt.

Caenorhabditis elegans, der Fadenwurm, ist neben der Fruchtfliege (Genetik) und der Acker-Schmalwand (Botanik) einer der wichtigsten Modellorganismen der Biologie. Er ist klein, durchsichtig, genügsam und braucht für seine Entwicklung nur 3 Tage. Das ist aber noch nicht alles. Jeder Wurm hat die gleiche Anzahl an Zellen - etwas über 1000 - und die gleiche Anzahl an Nervenzellen - etwas über 300. Jede dieser Zellen hat eine eigene Bezeichnung und kann so zunächst kartiert - das ist noch zum Ende des 20. Jahrthunderts passiert - und auf ihre Verbindungen untersucht werden - das ist jetzt Gegenstand der Forschung.

Einerseits geht es bei den wissenschaftlichen Untersuchungen derzeit um Fragen zum programmierten Zelltod. Während der Entwicklung eines Fadenwurms sterben einige Zellen geplanterweise zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt wieder ab. Das ist für die Krebsforschung vom Interesse. Bei Krebs gibt es Störungen beim programmierten Zelltod, die Krebszellen vermehren sich unkontrolliert. Andererseits sind besonders die Nervenzellen des Fadenwurms für Neurowissenschaftler interessant. Sie können deren Aktivität durch genetische Tricks sichtbar machen. Ist ein Neuron aktiv, flackert es im Mikroskop auf. Der Fadenwurm leuchtet beim „denken“.

So wird es möglich, das Verhalten zu untersuchen, und zwar auf neuronaler und genetischer Basis. Was im Wurm ist wofür zuständig? Auch Schlaf-Forschung wird auf zellulärer Ebene möglich. Wenn sich ein Fadenwurm schlafen legt, kündigen das seine Neuronen im Vorfeld an.

Interviewpartner:

Univ.-Prof. Dr. Manuel Zimmer
Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie der Universität Wien


1. Jede Zelle ist benannt


2. Eine Karte von Zellen und Verbindungen


3. Wie Gedanken entstehen


4. Koordination des Verhaltens


5. Schlafen im Rudel


340. Appell

"Appelle haben nicht geholfen", meinte gestern der deutsche SPD Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach. "Ohne den schnellen Teil-Shutdown droht uns ein längerer Voll-Lockdown nur wenige Wochen später. Jetzt können wir noch ein relativ normales Weihnachten und bis dahin offene Schulen retten." Das gilt für Deutschland. Aber analog meint das offizielle Österreich das selbe: Der Halloween-Appell von Gesundheitsminister Anschober. Der Allerheiligen-Appell von Bundeskanzler Kurz. "Es darf nicht die Post abgehen", so Anschober. Keinen Blödsinn machen. Und zuhause zu bleiben. Appell.

Manuskript

SIGNATION

ZITAT: Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frag lieber, was du für dein Land tun kannst.

- John F. Kennedy. Moralischer Appell 1961 bei seinem Amtsantritt.

Es gibt wohl zu jedem Festtag einen Appell. Zu jedem Ort. Zu jedem Hobby. Zu jeder Tätigkeit. Zu jeder Eigenschaft. Es gibt einen Karfreitags-Appell - eine australische Spendenaktion für kranke Kinder - und einen Maßhalte-Appell: vom ehemaligen bundesdeutschen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, 1962, gerichtet an die Gewerkschaft, die 10% Lohnerhöhung forderte, während die Wirtschaft nur um 5% gewachsen war.

ZITAT: Wir können nicht doppelt so viel verdienen, wie wir an Werten schaffen!

Zwei P

Zwei L

Der Appell. Steht im Lexikon nur knapp unter der Apokalypse und über dem Appetit.

Der Appell. Eine Methode des gütlichen Zuredens, des Beschwichtigens und des Beschwörens, so definierte es der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Günter Schmölders, und zwar den staatlichen Appell als moralische Beschwörung. Für das, was schnell umgesetzt werden soll. Ohne Eingriffe. Ohne Gewalt.

Der Begriff "Maßhalteapell", wird auch heute noch verwendet, eben weil genau das Zügeln des Appetits in der Politik so oft gebraucht wird.

Appell - erklärt am besten durch das Verb - das Appellieren. Entlehnt aus appelare - Latein. Anrufen. Auffordern sogar. Ein Intensivum zu Pellere: Stoßen, treiben; und ad: hin zu. Also jemanden hinstoßen. Mit der Nase zum Beispiel. / Wenn Sie also Ihre Kinder bitten, den Müll hinunterzutragen, und nichts passiert, dann kommt die Phase zwei, Sie appellieren an: das Pflichtgefühl. Ehrgefühl. Den Anstand. (Nicht den Abstand). Das Miteinander. Wir alle müssen etwas tun. Die Kinder werden protestieren - und auch das gehört zur eigentlichen juristischen Bedeutung des Appells, die Berufung. Das Appellationsgericht sogar, das Berufungsgericht, in Österreich sind das etwa die Landesgerichte und Oberlandesgerichte – der sogenannte Instanzenzug geht bis zum Obersten Gerichtshof. Court of Appeal im Englischen: und Appeal, appealing da ist noch ganz etwas Anderes gemeint, da ist jemand attraktiv. Sprachliche Brücken sind hier gebaut.

ATMO APPELL 1: Fanfare Militär / 1. Teil Appellblasen

Aber vor allem auch militärisch, der Appell am Appellplatz der Aufruf der Soldaten, feierlich. Antreten zum Appell ein wenig martialischer. Fehlt da einer?

ATMO APPELL 2: Fanfare Militär / 2. Teil

Es ist ein zwischenmenschliches Etwas, der Appell, eine Verbindung, die mit Inhalten gefüllt wird. Appelliert wird an das Gewissen. An die Vernunft. Der Appell an die Tugend. Die appellierende Person meist nicht der größte Rowdie, sondern jemand mit Position. Ein bestimmtes Verhalten soll bestärkt, oder sogar hervorgerufen werden. Oder Unterlassen. Bitte keine Plastiksackerl - ein Appell, geholfen hat das erst seit dem Verbot. Auf Empfängerseite kann es passieren, dass der Appell beim einen Ohr hinein - und wie es die Eltern gerne nennen - beim anderen Ohr hinausgeht.

Nonverbal geht auch: das Winken, ein Hilferuf. Herbei.

Aristoteles unterscheidet als Vater der Rhetorik den rationalen Appell vom emotionalen und vom moralischen. Die Linguistik, die Sprachwissenschaft ergänzt: besonders in der Werbung. Kauf... Offen oder verdeckt angewendet. Die nächste Stufe der Befehl. Kauf!

Wahrscheinlich kennen Sie die "vier Ohren" von Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden: Störungen und Klärungen. Die Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation. Wer spricht, kommuniziert auf vier Ebenen: Die Sache selbst, die Beziehung zum Gegenüber, die Selbstoffenbarung, wie es dem Sender geht dabei, aber, jetzt kommt's, immer mit Appell. Wird dieser nicht gehört, dann gibts Konflikte.

Es ist eine wahre Freude, aus einer Aussage, diese Appellebene herauszuhören, auch wenn sie nicht genannt wird.

ZITATE:

"Es ist so kalt heute." – Mach mir bitte einen Tee.

"Es geht mir alles am Orsch." – Sei lieb zu mir.

"Wer geht mit dem Hund?" – Du bitte.

"Die Lage ist extrem ernst." — Bleibt zuhause.

Bei dieser Gelegenheit: aus dem Archiv der wirklich schöne und sehr verständliche Appell eines Senners aus den Bergen Tirol, an die Zuhörerinnen und Zuhörer im Radio.

OT APPELL 3 – Senner vom Brenner

Ich bin der Seidner Walter. Die Hirten und die Senner von den drei Almen da hätten einen Wunsch: Wenn auch die Schranken weggefallen sind, aber von den Straßen und die Zäune möchten halt die Gatter zutun, die Berggeher und die Mountain-Biker. Das wäre unser Wunsch. Dass wir nicht brauchen jeden Tag da nachrennen, und schauen, ob alles in Ordnung ist. Gell. Dass das Vieh nicht zu den gefährlichen Orten hingeht. Weil da draußen ist gefährlich, wenn da ein Vieh rausgeht, da stürzt es ab. Das wäre unser Wunsch, wenn das einmal möglich wäre.

Appelle kommen von einem Wunsch zur Verbesserung. Fürs Vieh, fürs Leben; fürs Überleben der Gesellschaft. Keiner appelliert an das Böse in uns. Wobei: Verbesserungen von Despoten und Diktatoren naturgemäss anders gedeutet werden als vom Chef einer karitativen Organisation der Appell, vor Weihnachten an seine Mitmenschen zu denken.

339. Menschlicher Faktor

Menschliches Versagen bei Flugzeugunfällen
Diagonal 17.10.2020, Lothar Bodingbauer, 7 min.

BEITRAG

Es war kein ganz normaler Flug. Schon von Beginn an. Kurz nachdem der Airbus der Hapag Lloyd am 12. Juli 2000 in Kreta gestartet war, ließ sich das Fahrwerk nicht einfahren. Kein allzu großes Problem eigentlich. Kommt vor, ist gut geübt und gut bekannt. Der Flug wurde fortgesetzt und landete nicht wie geplant in Hannover, sondern in Wien. Allerdings: am Acker vor der Landebahn. 143 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder mussten das Flugzeug über die Notrutschen verlassen. Alle haben überlebt, aber 26 Personen wurden verletzt. – Der Treibstoff war ausgegangen. Überraschend für die Piloten, denn der Flugrechner im Airbus-310 hätte eine geordnete Landung zumindest in München vorausberechnet. – Was war passiert? Luftwiderstand: Wer mit ausgefahrenem Fahrwerk fliegt, braucht um die Hälfte mehr Treibstoff. Das wussten die Piloten, sie dachten aber, dass der Flugrechner das auch weiß, und miteinbezieht in seine Berechnungen.

ZITAT

Was macht es? Warum macht es das? Und was macht es als nächstes?

Das fragen sich Pilotinnen und Piloten sehr häufig, wenn sie es mit komplexen Systemen zu tun haben, denen sie vertrauen müssen. Der Flugrechner ist so ein System.

Und jetzt kommt das "hätte", dieses unscheinbare Wort, das die Verzweigungen des Schicksals in der Vergangenheit ermöglicht. "Hätte" der Pilot nicht versucht herauszufinden, was der Flugrechner macht, warum er das macht, und was er als nächstes macht, hätte er seine Denkzeit verwenden können, eine bessere Lösung für das Problem "Fahrwerk lässt sich nicht einziehen" zu finden. "BIAS" heißt das auf Englisch, wenn Menschen ihre Gedanken in einem bestimmten Licht führen. Voreingenommenheit. BIAS, eine gedankliche Schlagseite, die man erhält, weil vielleicht die Zeit knapp ist. Es gibt mehrere davon: Den Bestätigungs-Bias zum Beispiel: Die Lösungssuche konzentriert sich auf bisherige Annahmen. Der Aufmerksamkeitszurodnungs-Bias, er tritt unter Stress auf, die Reihenfolge strukturierter Abläufe wird verworfen und der Bedrohung geopfert. Und neben diversen Biases gibt es noch den Tunneleffekt, die Konzentration auf das Problem statt der Rundumsicht; Aufgabeneliminierung: unter hoher Belastung werden ganze Handlungsketten ausgelassen. Und: das Vertrauen in die eigene Kontrollfähigkeit, vulgo: sich zu überschätzen; plus Autoritätsgefälle im Cockpit - dem Copiloten fällt's auf, und fragt sich, wie sag ich`s dem Chef.

ZITAT

Die Stresszunahme des Kommandanten wird aus der Sprachauswertung evident …

… steht im Unfallbericht des Hapag Lloyd Flugs 3378 von Kreta zum Acker vor Wien …

ZITAT

… Symptome der Regression, Stottern und unvollständige Sätze, Äußerungen von Hoffnung und Angst sind in der Sprachauswertung nachweisbar.

Die Piloten wurden von Ereignissen überrascht, anstelle sie vorherzusehen. "Sie flogen hinter ihrem Flieger her", so heißt es es in der Fliegersprache.

Was passiert ist, wird im Unfallbericht akribisch analysiert: Eigentlich war eine Kontermutter schuld, eine Befestigung, die die Fahrwerkseinziehungshydraulik justiert. Ein Fehler in der Wartung. Die Feinjustierung wurde immer schlabbriger über die Monate und Jahre hinweg, so dass nach 2000 klaglosen Starts und Landungen sich bei der 2001 das eingefahrene Fahrwerk nicht mehr verriegeln ließ. Der Pilot wollte das Flugzeug zurück nach Deutschland bringen - Stichwort: wirtschaftliche Anforderungen - und er verließ sich dabei auf den Flugrechner, der anzeigte, zumindest bis München kannst du fliegen.

"Getheritis" wird ein sehr spezieller BIAS genannt, unter dem Piloten leiden, die viel fliegen. Sie möchten am Abend schleunigst zuhause ankommen, wenn sie schon 5 Flüge hatten.

"Getheritis, ankommen wollen". Eigentlich kein Problem, wenn es nur das einzige Problem wäre. Sind aber: schlechte Sicht. Seitenwind und ein unstabilisierter Anflug noch mit im Spiel, dann könnte die letzte Entscheidung, die Landung nicht abzubrechen, zum Problem werden.

Unfallberichten listen auch auf, an welcher Stelle zeitlich zurück was getan hätte werden können, um ein Unglück zu verhindern. Beim Flug der Hapag Lloyd war diese Stelle in der Gegend um Graz, dort wäre eine sichere Landung noch möglich gewesen. Besser in Zagreb. Oder in Kreta, in aller Ruhe hätten die Checklisten abgearbeitet werden können, die extra dafür da sind, nichts zu vergessen.

Der Pilot hat seine Fluglizenz aufgrund dieses Unfalls verloren. Unter anderem weil er lange keine Luftnotlage erklärt hat, bis 22 km vor der Landebahn in Wien beide Triebwerke ausgefallen waren. Ob er auch ein Lob erhielt, dass er trotzdem noch landen konnte, und alle überlebten?

ZITAT

25 Minuten vor der Notlandung äußerte der Kommandant offen und erstmalig auch seine Skepsis hinsichtlich einer erfolgreichen Landung …

… steht im Unfallbericht …

ZITAT

… und zwei Minuten später räumte er auch ein, dass ihn die Umstände verblüffen. Als danach der Copilot aussprach, dass er zur Überzeugung gelangt sei, dass der Flugrechner den höheren Luftwiderstand doch nicht berücksichtigt, schlug sich die dadurch ausgelöste zusätzliche Überraschung und Belastung des Kommandanten in seiner Sprache nieder.

Selbst das Cockpit-Design kann mitverantwortlich sein, ob Pilotinnen und Piloten Fehler machen - im Krisenfall, wenn es eng wird mit der Aufmerksamkeit. Leuchten alle Lämpchen grün, wenn alles passt, und nur das eine rot? Oder leuchtet nichts, bis auf das Problematische? Welche Alarmmeldungen werden automatisiert ausgerufen? Schüttelt das Steuer, wenn die Strömung droht abzureißen - und sind die Steuerbewegungen des Piloten auch zu spüren vom Co-Piloten?

OT / Markus Völter 1

"Also was die Luftfahrt sehr gut kann erst mal, ist Kommunikation. Jeder Fehler führt nur einmal zu einem Unfall. Weil dann wird viel Aufwand in die Aufklärung gesteckt und es wird dann auch an alle Airlines kommuniziert und es wird gefordert, dass sie Procedures ändern."

Markus Völter, Softwareingenieur und Autor des Buches "Once You Start Asking". Er hat mit über 300 Technikerinnen und Technikern über ihren Beruf gesprochen, ihre Arbeit, und ihre Geräte. Und wenn sie versagen.

OT / Markus Völter 2

"Ein weiterer Punkt ist dann eben auch eine Fehlerkultur, dass man Fehler zugibt. Und eben nicht die Angst hat, das man dann als Depp dasteht oder gefeuert wird. Und was auch dabei hilft, ist dieses anonyme Reporting. Das man sagen kann, hey ich habe heute den Kapitän soundso beobachtet und das war echt übel, was der Mann getrieben hat, redet mal mit dem. Man muss solche Prozesse gut designen. Weil Fehlerkultur heißt ja, dass alle Willens sind, Fehler zuzugeben und damit konstruktiv umzugehen."

Dazu kommt natürlich: Gutes Handwerk, und: trainieren, was sich trainieren lässt. - Rein technische Gebrechen, wie das plötzliche Ausfahren der Schubumkehr in vollem Reiseflug, wie das 1991 bei der abgestürzten Lauda Air Maschine im Westen Thailands der Fall war, sind meist völlig neu und nicht vorhersagbar, sonst würde man das ja verhindern.

Menschliches Versagen besteht aus menschlichen Unzulässigkeiten, die für sich ganz normal sind, aber in einer schicksalhaften Verbindung mit Technik zum Schweizer-Käse-Problem werden: wenn sich die Löcher darin zufällig in Linien aneinander reihen, dann fällt der Käse auseinander.

OT / Markus Völter 3

"Also der Punkt ist einfach, dass immer an solchen Grenzsituationen, wo man fast beschlossen hätte, durchzustarten, oder wo die Sicht fast zu schlecht war, oder der Wind fast zu hoch, das ist sozusagen eins von diesen Swiss Cheese-Löchern. – Wenn man es philosophisch betrachtet ist immer der Mensch schuld, weil jeder technische Fehler in der Maschine natürlich auch irgendwie von einem Menschen verursacht wurde, weil die Maschine nicht früh genug getauscht wurde, weil die Wartung fehlgeschlagen hat, weil im Design was kaputt ist. Wir kommen immer beim Menschen raus im Endeffekt."

334. Traunwanderweg

334. Traunwanderweg

Vom Alpenvorlands eine "Industrielinie" entlang ins Salzkammergut hinein. Industrie zu Beginn im Welser Raum, dann Flusstransport - Salz aus den Bergen, Papierverarbeitung zwischendurch. Und Sprengstoff.

Beitrag (mp3)


Die Traun entlang von Lambach nach Gmunden. Eine Industrielinie vom Alpenvorland ins Salzkammergut.

Wenn Sie mich fragen, was die Menschen an der Traun verbindet, wäre die erste Antwort natürlich: "Der Fluss". Beim ersten Hinschauen könnte man damit zufrieden sein. Es ist aber kaum mehr als eine bloße Zufälligkeit, am selben Fluss zu wohnen, so wie die erste Perle an der Kette mit der nächsten nur soviel zu tun hat, wie dass sie an der selben Kette hängt. Was verbindet die Menschen an der Traun darüberhinaus? Für eine ausführlichere Antwort gehen wir in die Geschichte, und finden die Industrie. Die Pferde. Das Salz. Wir gehen in die Geologie und finden die Eiszeit. Den Schotter. Die Keramik. Und schon aus weiter Ferne sehen alle diesen Berg. Den Traunstein.

Auswärts ging es immer leichter. Seit dem 13. Jahrhundert transportierten erst Flöße, dann Schiffe das Salz aus dem Salzkammergut die Traun hinunter, hinaus an die Donau. Stromschnellen bei Roitham machten den Weg zurück aber unmöglich. Erst durch den Bau der Traunfälle konnten Pferdezüge die Schiffe zurückziehen. Heute erzählt eine Wanderung am Traunweg viel von der Geschichte dieser Region, die von den pulsierenden Lebensräumen des Alpenvorlands bei Wels ins Salzkammergut hineinwandernd, eine Geschichte der Papierindustrie ist, die dieses Wasser braucht, die Energie, die man daraus gewinnt, von Pferden und vom Transport. Das Benediktinerstift Lambach bildet mit seiner Schule Kontakt zu Himmel und Wissenschaft, die angrenzende Landwirtschaftsschule zum Boden und zu den Pferden, auch heute noch. Wer sich beim Wandern aber wundert, was sich entlang eines langen Stücks Stacheldrahtzauns mit unzähligen Verbotsschildern verbirg? Es ist das Haupt-Sprengstofflager des Bundesheeres. Dieses Wegstück touristisch zu integrieren ist bisher noch nicht gelungen, und so wandert man auf lange Strecken auch recht einsam oft von Lambach aus hinein ins Salzkammergut, wo als erster Ort Gmunden mit seiner Keramiktradition grüßt. Die Orientierung ist einfach. Immer am Fluss bleiben und der Traunstein weist in der Ferne schon gut sichtbar genau zum Ziel und in die richtige Richtung.

Bahnhof Lambach aussteigen, zum Fluss runter, nach Lambach, Stadl-Paura, die Traun entlang, ein Stück Bundesstraße, Traunfall rüber auf die andere Seite, Steyrmühl Papierfabrik, Museum, Bahnhof Gmunden.

Links zu Stationen und Themen:

Lambach:

Stadl-Paura:

Roitham am Traunfall:

Steyrermühl:

Gmunden:

Manuskript Ambiente

AMBIENTE / TRAUNWEG von Lambach nach Gmunden / Lothar Bodingbauer

Pressetext:  Auswärts ging es immer leichter. Seit dem 13. Jahrhundert transportierten erst Flöße, dann Schiffe das Salz aus dem Salzkammergut die Traun hinunter, hinaus an die Donau. Stromschnellen bei Roitham machten den Weg zurück aber unmöglich. Erst durch den Bau der Traunfälle konnten Pferdezüge die Schiffe zurückziehen. Heute erzählt eine Wanderung am Traunweg von der Geschichte dieser Region, sie führt von den pulsierenden Lebensräumen des Alpenvorlands bei Wels bis ins Salzkammergut, eine Geschichte der Papierindustrie, die dieses Wasser und die Energie, die man daraus gewinnt, braucht, eine von Pferden und vom Transport. Das Benediktinerstift Lambach bildet mit seiner Schule Kontakt zu Himmel und Wissenschaft, die angrenzende Landwirtschaftsschule zum Boden und zu den Pferden, auch heute noch. Wer sich beim Wandern aber wundert, was sich entlang eines langen Stücks Stacheldrahtzauns mit unzähligen Verbotsschildern verbirgt? Es ist das Haupt-Sprengstofflager des Bundesheeres. Dieses Wegstück touristisch zu integrieren ist bisher noch nicht gelungen, und so wandert man auf lange Strecken oft auch recht einsam von Lambach aus hinein ins Salzkammergut, wo als erster Ort Gmunden mit seiner Keramiktradition grüßt. Die Orientierung ist einfach. Immer am Fluss entlang und schon weist auch der Traunstein in der Ferne den richtigen Weg.

ANMODERATION VORSCHLAG

Die Alpen ziehen sich wie ein Band durch Österreich. Darüber im nördlichen Alpenvorland ziehen sich die Donau, die Westbahn und die Westautobahn entlang an den Alpen vorbei. Wer die Berge erreichen möchte, muss die großen Wege verlassen und auf die Berge zugehen. Am besten geht das entlang eines Flusses. In Oberösterreich ist es die Traun, die das Alpenvorland mit dem Salzkammergut verbindet. Auf ihr wurde viele Jahrhunderte das Salz aus den Alpen zur Donau gebracht. Die Traun sorgt für Wasser, Transport, Energie und für Fische und sie verbindet die Landwirtschaft im Alpenvoralpenland mit der Papierindustrie, die sich dort ansiedelte. Lothar Bodingbauer und Ingrid Rachbauer haben die Traun 32 km von Lambach an der Westbahn nach Gmunden ins Salzkammergut zu Fuß begleitet.

MANUSKRIPT

Die Navigation ist denkbar einfach. Meist sind es kleine und gewissermaßen „informelle“ Wege, die die Traun auf dem Weg in die Berge begleiten. Wer das Wasser verliert, hebt seinen Blick und sieht immer vor sich einen, den einen Berg, den wirklich alle kennen, die man hier trifft.

Sie meinen wahrscheinlich den Traunstein, oder? – Das ist der Wächter des Salzkammerguts, der Traunstein – Ja, unser Traunstein! – Sieht man von weitem, ja. – Der thront natürlich über dem Traunsee. – Das ist einfach ein markanter Anhaltspunkt. – Und das ist der Berg, den alle Mitbrüder beim Aufwachen sehen, wenn sie den ersten Blick Richtung Süden werfen. Je nachdem, ob er wolkenverhangen ist, eine klare Sicht ist, oder diesig, dunstig, kann man schon eine kleine Prognose abgeben.

Und der Blitz schlägt auch wirklich ins Stift Lambach ein. 

ATMO Donner / fetter Knall

Drei Sekunden braucht der Schall für einen Kilometer. Die hat er nicht voll ausgeschöpft.

Wenn ich unterwegs bin, und dem Fluss der Traun folge, so kann ich durch die Bögen der Traun, die Mäander, die Landschaft immer wieder verschoben und versetzt sehen.

So beschreibt Abt Maximilian Neunlinger seine Heimat als Benediktinermönch hier in Lambach über der Biegung am Fluss.

Da sind die Türme, die sich abwechseln, das ist die Mariahilf-Kapelle, die Kalvarienberg-Kirche, Stadl-Paura mehrere Türme und das Stift, und in ihren Proportionen verraten sie nicht gleich, wer wer ist, und wer der größte ist. – Viel mehr nehme ich aber am Weg auch die Natur wahr. Das ist das Wasser, das mir entgegenströmt, das eine beruhigende Strömung hat, einen Klang und auch einen Schwung, der einen antreibt. Es sind die Pflanzen, die am Weg gesäumt sind, ich staune hier über die wilden Feuerlilien, die wachsen, es sind die Vögel, die man zwitschern hört, und natürlich auch die Fische der Traun, wenn sie einmal hochschnellen, um eine Mücke zu fangen…

Herrlich.

…. das bestätigt auch Ali, der Fischer. So stellt er sich vor.

Überhaupt die Bachforellen, die Regenbogenforellen, die sind unbeschreiblich lecker. (Lacht) Und noch besser ist es natürlich, wenn man Hechte auch erwischt. Etwas Hochwasser ist besser.

ATMO: Steckerlfisch bestellen

Die gefangenen Fische werden als Steckerlfisch gegessen, am Grill gegart, aufgespießt an langen Holzstäben. Mit Krautsalat. 

Im Sommer ist die Traun ein Naherholungsgebiet für Jung und Alt.

ATMO: Sprung und Platsch, baden

Die Sonne leuchtet rein und die Lichtspiegelungen sind natürlich fantastisch.

Der Tauchlehrer Harald Buchner kennt die Welt der Traun auch unter Wasser.

… meistens so gelblich grün sind die Sonnenstrahlen, die sich unten auf den Steinen reflektieren. Und man sieht sehr viele Felsformationen die ausgespült sind, wo unten weiches Gestein ist, und wenn sich dann hartes Gestein drauflegt, und durch die Strömung dreht sich der harte Stein, und bohrt sich in das weiche Gestein runter, dann schaut das zum Teil aus wie der Grand Canyon, und besonders schön ist, es wenn ein Fisch daherkommt, der durch die Sonnenstrahlen durchschwimmt, und die grünen Seegräser mit der Strömung wehen. – Unter Wasser sieht man vor allem, wenn man unterhalb der Steyrermühl taucht, sieht man alte Wehranlagen …

Maximilian Medl ist für den Betrieb der 10 Kraftwerke verantwortlich an der Traun, die 1/3 der oberösterreichischen Haushalte mit Strom versorgen können.

Noch von der Salzschifferei sieht man alte Wehranlagen, durchaus alte Einbauten, die noch vorhanden sind. Und das ist das Interessante, wenn man taucht, ist es wirklich leise, da hört man wirklich nichts, das ist gerade, wenn man einen stressigen Beruf hat, sehr angenehm, weil man wirklich total abschalten und man ist wirklich mit dem Gewässer eins.

Auf halber Strecke zum Traunsee befindet sich der Traunfall, ein 12m hoher Wasserfall. Eine schwierige Stelle früher für die Flößer und Schiffer, ab dem 16. Jahrhundert rumpelten sie über den sogenannten Fallkanal, eine Rampe aus Holz, die eingebaut wurde, um die Fahrt zu erleichtern. In Stadl-Paura, flussabwärts, wurde die Fracht dann umgeladen in flachere Schiffe, weil die Traun ab dort weiter, aber auch seichter wird, zur Donau hin. Der Name Stadl-Paura kommt vom „Salzstadl“ aus Holz, diese Stadl sehen aus wie die oberösterreichische Version der Speicher der typischen Hansestädte. In den Stadln wurden das Salz zwischengelagert, und „Stadler“ nennen sich die 5000 Einwohner der Markgemeinde Stadl-Paura auch heute.

Ja, man kann sich das natürlich nicht mehr gut vorstellen, wie es früher war. Natürlich Stadt-Paura war früher mehr so eine Art Industriewohngemeinde, wir haben da unten die Spinnerei gehabt, die gibt es schon einige Jahre schon nicht mehr, vorher war es im Prinzip die Salzschiffahrt und die Flößerei von dem die Menschen im Ort gelebt haben, und jetzt geht es hinüber in Freizeit und Wohngemeinde, wir haben nirgenwo weit hin, wir sind gleich im Salzkammergut, wenn wir wollen in Linz oder Wels, es ist ein idealer Platz zum Leben.

Christian Edlbauer unterrichtet in Stadl-Paura an der Mittelschule und engagiert sich im Schifferverein und im Schiffsleutmuseum, das die Tradition bewahrt. Lange Zeit wurden die Flöße und Schiffe nach getaner Arbeit stromabwärts verkauft, was zu einem Holzschwund im Salzkammergut führte. Kaiser Maximilian ordnetet 1509 den sogenannten „Gegenzug“ an: 4 Pferde zogen ein Schiff wieder nach oben, auf Treppelwegen, beladen dann statt Salz mit Getreide, Wein, und anderen Gütern aus der Landwirtschaft des Alpenvorlands.

Ja und das hat dann seine Wirkung gezeigt, der Baumbestand im Salzkammergut hat sich dann wieder erholt im Salzkammergut, im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhunderte, aber es war schon eine wichtige Sache, dass dann die Gegenzüge gestartet wurden.

ATMO: Alle-Hopp, Pferde, Wasser

Tassilo und Ernesto geben ihr Bestes, zwei weiße Hengste mit braunen und schwarzen Flecken - ein Fotoshooting für einen Bildband über Pferde am Wasser. Das Wissen um die Pferde ist auch nach dem Ende der Salzschifffahrt in der Region geblieben. Stadl-Paura und Umgebung ist bis heute in Österreich dasPferdekompetenzzentrum, mit Stallungen, Zucht, mit Wissen, Aus- und Weiterbildung.

Wir haben zum Beispiel so Tigerschecken, das sind Noriker, gescheckte schwarz-weiße Pferde, das ist so eine Pferderasse, mit der früher die Bischhöfe gefahren sind, das ist eine sehr stattliche Rasse, wir haben so ein Gespann im Schulbetrieb im Einsatz.

ATMO: Musik Campus

Franz Hochrainer ist Direktor der Landwirtschaftsschule Lambach. Ein Campus direkt am Traunweg, mit Wiesen, Internat, Glashäusern und modernen Gebäuden mit Fassaden aus Holz. Immer wieder sind auch Gäste hier.

Derzeit haben wir eine barocke Akademie aus Wien zu Gast, die Orchester und Gesangsproben machen, und zum Wochenende gibt es dann ein Konzert im Stift Lambach. Früher waren wir eine normale landwirtschaftliche Fachschule, da war ich schon Junglehrer auch, wir sind die Bildungsabteilung der Pferdewirtschaft, und da geht es darum auch mit Pferden Erfolg Geld zu haben, mit Pferden Geld zu haben, wo es auch darum geht, wirtschaftliche Aspekte zu verwirklichen.

Es ist diese Verbindung mit Geld, mit heutigen Geschäften und Umständen, die das Wissen über Pferde in der Region hält. Die Verbindung zur Landschaft, die das Wissen über Landwirtschaft am Leben hält, und die Verbindung zum Leben selbst, an der Landwirtschaftsschule wird auch das Wissen um Pflege von Menschen gelehrt und weitergegeben. Die Offenheit zur Kultur – Stichwort Musik, verbindet den Campus mit dem Stift, das seine florierendste Zeit als Hüter des Salzhandels längst erlebt hat, aber ein einzigartiges barockes Stiftstheater als Auditorium heute bereithält, den ältesten bespielbare Theaterraum Österreichs.

ATMO Gehen

Der Wanderweg nach Gmunden führt ab Stadl-Paura einige Kilometer lang entlang eines Zauns mit furchterregenden Tafeln vorbei: nicht fotografieren, nichts anzünden. Nicht hereinkommen. Nichts angreifen. Alles hier drückt aus: „Bitte weitergehen. Wegbleiben. Es gibt hier nichts zu sehen!“ Stacheldraht. Der Wandernde wundert sich.

Hier in Stadl-Paura befindet sich im bereich der Traunauen das größte Munitionslager des Österreichischen Bundesheeres und dieses ist durch den von Ihnen beschriebenen Zaun mit Warntafeln abgesichert.

Peter Bromberger ist stellvertretender Kommandant der Munitionsanstalt Stadl-Paura. 

Hier in diesem Munitionslager wird fast die gesamte Vielfalt der vom österreichischen Budnesheer verwendeten Munition gelagert und die Sicherheit ist natürlich unsere höchste Aufgabe, die wir durchzuführen haben.

Im besten Fall ist hier also gar nichts los.

Atmo: Gehen -> Papierplätschern

Weiter traunaufwärts liegt dann Steyrermühl am Fluss. Dort wird das Papiermacherhandwerk nach wie vor gelehrt und im Papiermachermuseum auch an Besucherinnen und Besucher weitergegeben.

ATMO: Papiermachen

Erni Hindinger ist Museumsmitarbeiterin. Sie zeigt vor, wie Papier in der „Steyrermühl“ mit der Hand geschöpft wird.

Atmo

Energie, Wasser und Fasern. Das sind die Zutaten für Papier. 

Atmo

Steyrermühl ist in Österreich ein klingender Name, bis zum zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Produktionskette, vom Zeitungspapier bis hin zum Inhalt – das Wiener Tag- und Abendblatt – von einem Verlagshaus aus bedient. Steyrermühl. Heute gehört die Papierfabrik einem finnischen Konzern und produziert mit einem Bruchteil an Mitarbeitern vollautomatisch auf modernsten Anlagen. 

Steyrermühl heißt es aus dem Grund: früher haben sie Papiermühlen sehr oft auf den Standort aufgelassener Getreidemühlen errichtet. Und so war es auch da 1563 ist erstes Mal bei Steyrermühl die Zenkelmühle als Getreidemühle erwähnt wurde. Dann hat ein Besitzer mal Steyrer geheißen und dann ist es die Steyrermühl worden, jetzt heißt der ganze Ortsteil Steyrermühl.

So wie der Verkehr vom Wasser auf die Straße verlegt wurde, wird zunehmend Information von Papier in die digitale Welt wandern, sagt Erni Hindinger. Der Begeisterung für Papier tut das noch keinen Abbruch.

Atmo: ggehen

Und dann liegt der Traunstein ganz nahe. Der Traunsee, mit Gmunden als ersten markanten Ort. 

Atmo : Schiff, Traunsee

Um die 13.000 Einwohner hat diese Stadt am Eingang des Salzkammerguts. Die ersten Bewohner waren Fischer im 5. Jahrhundert, 1278 wurde Gmunden zur Stadt erhoben. Bekannt ist die Stadt auch für seine Keramik mit ihrem charakteristischen Design: türkisen großen und kleinen Schleifen. Der Geologe Hans Weidinger ist Leiter des Kammerhofmuseums, des Gmundner Heimatmuseums.

Keramik braucht immer zwei Dinge. Das eine ist der Rohstoff Ton. Dass man überhaupt Keramik machen kann. Das ist ja keine hochwertige Keramik, sondern eben ein Steingut, wie man sagt, also kein Porzellan. Man braucht kein Kaolin dazu, sondern es genügt im Prinzip der normale Lehm, das haben schon die Steinzeitmenschen gewusst. Und bei uns in Gmunden war es so, dass in Waldbach am Fuße des Grünbergs diese Lehme hatte, weil die Verwitterung der Flüschzone dieser Tonsteine und des Sandsteins bilden eben sehr viele Lehmgruben aus und da haben wir zum Beispiel im Museum von Gmunden zwei Steinbeile, die auf die Jungsteinzeit zurückgehen an einem Brandhorizont in einer Brandgrube in drei Meter tiefe gefunden. Die dürften also in der Steinzeit vor 4-5-Tausend Jahren Ton abgebaut haben. Ich brauche also den Rohstoff, Holz brauche ich zum Brennen der Keramikware und dann der Transportweg Traun. Das war sicher das Wichtigste weil entlang der Traun mit den Schiff hatte ich die optimale Verbindung zur Donau und ins Kaiserreich. 

„Gmunden ist das Amphiethater der Eiszeit“, sagen die Geologen. Gletscher, die gleichsam vor unseren Augen den Schutt der Berge abgetragen und in das Alpenvorland hinausgeschoben haben. In wenigen Jahrtausenden. Es entstanden Stufen und Schichten. – Wer Zeit hat, schaut auch ein wenig von der Traun weg, in die Täler der Zubringerbäche, zum Beispiel in Lambach, weiter draußen wieder in der Nähe der Westbahn.

Die Zuflüsse, die Bäche, waren früher deswegen wichtig und fast wichtiger wie die Hauptgerinne, weil sie natürlich leichter zu bändigen waren. Da waren drei Wasserräder. In kleineren Gewässern konnte man leichter Staudämme bauen können, zwar nicht so viel Energie wie im großen Gerinne, aber das große gerinne war immer auch schwer zu bändigen.

ATMO: Schmiede

Ja, mein Name ist Peter Deinhammer und wir betreiben hier in Lambach im Ortsteil San seit 2006 ein kleines Kulturhaus, das heißt Pro-Diagonal und seit 2019 auch die Werksschule. Das ist eben eine Initiative zur Förderung von handwerklicher Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. – Also der erste Einschnitt im Verkehrswesen war der Bau der Westbahn, 1861, und von dort weg sind die Leute nicht mehr stehengeblieben, sondern durchgefahren. Das war eine erste Phase, wo diese große barocke Blütezeit, die bis dahin noch existiert hat, eher ins Hintertreffen gekommen ist, und wo dann eine große Vereinzelung eigentlich bekommen hat. Das Stift war natürlich immer der kulturelle und gesellschaftliche Mittelpunkt, weil dort immer sehr viel Gäste da waren, viel Betrieb war. Ein Knotenpunkt gewesen. – Ja, ich bin da geboren und ich wollte eigentlich ein Schmied werden. Mein Großvater war der Schmied, und ich bin als Kind ganz viel bei ihm in der Werkstätte gewesen, er ist mit 87 gestorben, der war wirklich eine Berufung.

Und bevor Peter Deinhammer dem Großvater als Schmied und heute als Schmiedelehrer gefolgt ist, wurde er Musiker – für Orgel, Clavicord und Cembalo, weil ihn zuvor die Bahn ins Ausland gebracht hat, auf andere Wege. 

ATMO: Cembalo

Verkehrswege prägen das Leben der Region, die Lebenswege an der Traun. Und: der Nebel.

Wir zählen zu den Gegenden mit den meisten Nebeltagen in Österreich. Mitbrüder, die nicht hier gebürtig sind, und aus Gebirgsregionen kommen wie Osttirol oder Heiligenbut in Kärnten, die leiden mitunter auch heute noch am Nebel, der ihnen völlig neu und fremd ist in dieser Dichte. Das ist bevorzugt im Herbst, das ist einfach eine bekannte Stimmung wenn man beim Frühstück durch den Innenhof blickt, und man sieht die Fenster vis-a-vis nur Schattenhaft.

Abt Maximilian Neunlinger war als Jugendlicher in der Nachfolge seines Vaters auch einmal Marktfahrer, er hat auf den Märkten in der Umgebung Ledergürtel verkauft, an die harten Jungs, an die Vespa-Burschen. Für ihn wurde das Leben dann im Stift Lambach zur Berufung – als Benediktinermönch. So wechselhaft sich alles ändert, Stetigkeit ist neben dem Gehorsam und der klösterlicher Gemeinschaft eine der Grundregeln der Benediktiner.

Natürlich kann man das Benediktinerstift Lambach so wie Hallstadt anderswo nachbauen, wenn Sie das meinen, das ist möglich, aber Sie würden uns schon entwurzeln von den Beziehungen und Bindungen hier im Ort, in der Region, und Benediktiner sind Menschen, die sich nicht gleich bewegen lassen, einen Ort zu verlassen. Für uns ist es wichtig, in der Gemeinschaft beständig zu leben, und natürlich braucht jede Gemeinschaft auch einen Ort, wo sie leben kann. (Atmo Glocke real während des Interviews) Manchmal hätten wir uns schon gewunschen, dass wir ein kleineres Haus hätten, diese Pläne hat jede Generation einmal gehabt, aber wir sind dann doch zu Hause geblieben.

333. IIllusionen

Wortspiele mit dem Begriff "Illusion"

Beitrag (mp3)


Manuskript

SIGNATION

Einige offene Fragen haben sich in den letzten Tagen in meine Tagträume geschlichen...

Wenn jemand eine gute Tat macht, ist er dann ein guter Täter?

Ein Anderer ist ein Attentäter. Was oder wo, um alles in der Welt, ist Atten?

Wenn jemand ein sympathischer Mensch ist, wo ist dann der Schwerpunkt seiner Sympathie? In seiner Mitte? Am Kopf, im Kopf, oder zwischen den Schultern?

Es gibt WCs für Frauen und für Männer. In Finnland, Schweden, und Norwegen nicht. Wer hat die WCs jemals getrennt? Aus welchem Grund? Und was hat sich verändert, dass in Skandinavien diese Trennung wieder aufgehoben wurde?

Im Verkehrsdienst gehört: "Achtung: Zwischen ... und ... liegt ein toter Greifvogel auf der linken Spur. Fahren Sie bitte vorsichtig." - Warum?

TRENNER

Aus der Liste der Sätze, die man vermutlich noch nie gehört hat, und auch nie hören wird:

Sie hat ihm nicht nur Sand in die Augen gestreut.

Schraube bitte eine neue Glühbirne raus.

Dreh den Fernseher um!

Geh mir in den Weg!

Könnten Sie bitte etwas schneller sprechen?

Wir müssen Ihnen hier einige Missverständnisse in den Weg räumen.

Und Sätze, die man häufiger hört, und ungefähr gleichhäufig sogar:

Der Deckel passt!

Der Deckel passt nicht!

Der Deckel passt fast!

TRENNER

Manche Wörter liegen so nah nebeneinander. Asymptotisch und asymptomatisch, das hört man ja gerade öfter, aber auch Statiker, Statistiker, Stator und Statist - da liegen Welten dazwischen.

Der eine untersucht die Verteilung der Kräfte im Gebäude, der andere die Zahlen, der dritte ist der feste Teil im Motor, und  viele vom Vierten werden gerade am neuen Flughafen in Berlin gebraucht, um auszuprobieren, ob man von dort fortfliegen kann, wenn er dann bald eröffnet wird.

Sie erlauben bitte die folgende Spielerei:

Ich bin in eine Illusion getreten.

Sie lässt wieder ihre lllusionen zum Fenster raushängen.

Die gröbsten Illusionen hat er leider noch vor sich.

Zuviel Illusionade getrunken.

Er hat die ganze Zeit Illusionetten gemampft.

Oh, was sind Sie von Beruf? Illusionatiker.

Ach, ich dachte er sei Illusionateur.

Eine illusionistische Haltung wäre nur absolut verfehlt.

Da liegt ein Illusionasmus vor.

Illusiotrop in alle Richtungen!

Der Arme, er illusioniert wieder.

Da müssen wir aber jetzt noch einmal drüberillusionieren.

Gib noch etwas Illusionat rein!

Diese Angelegenheit erfordert eine sofortige Illusionaton.

Sie hat sich wiederholt illusioniert.

Die Sache geht leider in die nächste Illusionanz.

Ach ist der Kleine süß... Ja, er heißt Illusius!

Machen Sie sich hier mal lieber Illusionen.

Wir sind hier von einer illusionistischen Umzäunung umgeben. Nicht zu überwinden.

Ja, sie muss endlich ihre Illusionen unter Kontrolle kriegen.

An der dritten Illusion rechts abbiegen. Nein, Sie müssen erst über die anderen beiden Illusionen drüber und dann rechts.

... illusionierend, illusioniert, illusioniebig, illusionistisch, illusionativ, illusionesk, illusionod, illusionarisch, illusional, illusiotiv, illusionamisch, illusionastisch. Illusionell! Das Illusionat, neoillusionistisch. Illusionale. Illusionengler & Illusioniker. Illusionator. Illusionateur. Illusionationszeit. Illusionatik.  Illusiopädie. Illusionasmus, llusionismus; Illusionen. Illusion. Genug.

Im Lexikon steht übrigens: Illusion: beschönigende, dem Wunschdenken entsprechende Selbsttäuschung, wie auch immer, ich mag sie in gewisser Weise, die Illusionen. Man sollte nicht davon abhängen, aber so wie Gewürze auch, sie machen das Leben dann doch ganz interessant.

327. Pflanzensammlungen

Sammeln, zeigen, schützen, kultivieren.

Friedrich Schwarz vom Botanischen Garten Linz spricht über die Bedeutung von Pflanzensammlungen.
Gestaltung: Lothar Bodingbauer

Botanische Gärten vereinen weltweit mehrere Ebenen der Funktion. Für Besucher/innen sind es Orte der Erholung, Entspannung und Weiterbildung. In den Sammlungen wird die Vielfalt der Flora gezeigt, und in thematisch spezialisierten Ausstellungen wird der Fokus auf besondere Aspekte gelegt.

Es gibt dazu immer auch ein wissenschaftliches Interesse für die lebendigen Objekte der Sammlungen - seien es Kakteen, Orchideen, Rosen oder Bäume. Die vielen Objekte - Arten - werden am Leben erhalten, sie werden über Samen und Stecklinge vermehrt, sie werden aber auch über ein weltweites Netzwerk botanischer Gärten ausgetauscht.

Viele Objekte stammen aus einer Zeit, da es noch Expeditionen in andere Länder gab, Sammlungsfahrten, bei denen pflanzliches Material "nach Hause" gebracht wurde. Doch diese Zeit ist vorbei. Es gibt strenge Auflagen, weder Pflanzen noch Samen noch das Wissen über sie einfach außer Landes zu bringen.

GESPRÄCHSPARTNER:

Dr. Friedrich Schwarz
Magistrat der Landeshauptstadt Linz, Stadtgrün und Straßenbetreuung
Abteilungsleiter Botanischer Garten und Naturkundliche Station


Teil 1: Netzwerke des Austauschs (mp3)


Teil 2: Anzucht und Beschriftung (mp3)


Teil 3: Beschränkungen bei der Einfuhr (mp3)


Teil 4: Gewächse hinter den Kulissen (mp3)


Teil 5: Management des Wissens (mp3)