Besuch beim Pfingstrosengärtner Michael Miely im Hausruckviertel.


































Pfingstrosen sind mehrjährige und robuste Pflanzen, deren Blüten eine große Farbvielfalt aufweisen. Ihre Blätter glänzen. Die klassische Pfingstrose wird 70–90 cm hoch. Durch Zucht können die Blütenformen stark variieren: von einfach über halbgefüllt bis zu dicht gefüllt.
Pfingstrosen stammen ursprünglich aus China, es gibt aber auch heimische Sorten, zum Beispiel die Bauernpfingstrose. Vor etwa 200 Jahren gelangten sie durch Missionare nach Europa. Sie wachsen als Stauden – im Herbst werden sie zurückgeschnitten und ihre Triebe überwintern im Boden. Strauchpfingstrosen hingegen werden bis zu zwei Meter hoch und ihre Triebe verholzen. Eine dritte Gruppe bilden Kreuzungen mit Wildformen, sogenannte Hybridformen. Sie verholzen ebenfalls, werden aber im Herbst zurückgeschnitten.
Die häufigste Art ist die milchweiß blühende „Lactiflora“. Bei der Züchtung verbleiben die Samen über zwei Kälteperioden im Boden, um anschließend auszutreiben. Einige Jahre später blühen die neuen Pflanzen. Die schönsten Formen werden selektiert und vegetativ – auch durch Teilung – weiter vermehrt.
Der Schaugarten von Michael Miely ist für Besucherinnen und Besucher frei zugänglich.
Interviewpartner:
Michael Miely
Pfingstrosengarten Miely
Uttenthal 4
4611 Buchkirchen
Link: https://www.paeoniamiely.com
Teil 1: Von der kugelrunden Knospe zur vollen Blüte. Filename: radio_400_1
Teil 2: Blütenpracht auf kargen Böden. Filename: radio_400_2
Teil 3: Die Gattung Paeonia mit ihren Arten. Filename: radio_400_3
Teil 4: Wie man zu neuen Sorten kommt. Filename: radio_400_4
Transkript:
[0:00] Ja, wir sind hier in Utenthal. Das ist eine kleine Ortschaft in der Nähe zwischen Buchkirchen bei Wels und Wallern an der Trattnach. In Oberösterreich? In Oberösterreich, natürlich. Pfingsthausengarten, mich lieb. Vor 150 Jahren. Meine Vorfahren waren laut der Schuhmacher. Und Sie sind Gärtner? Ich bin gelernter Gärtner, ja. Ich habe die Garten- und Schule in Langenlös gemacht und bin dann über die Sammelleidenschaft auf die Pfingsthausen gekommen. Wie ist das passiert? Ich habe in der Stadtgärtnerei in Vöcklerbruck gearbeitet und wir haben die neuesten Staudenfengstdosen von der Gräfin Zeppelin aus Deutschland bekommen. Zeppelin? Zeppelin, ja. Die fliegende? Das dürfte ein Ableger gewesen sein und das ist eine Staudengärtnerei in Sulzburg laufen, schon in der Nähe vom Bodensee. Und dort haben wir halt die schönsten Fengstdosen-Sorten, die es da schon gegeben hat, bestellt. Das waren amerikanische Züchtungen wie Redscharm, Koralscharm und da ist halt das Virus übergesprungen dann.
[0:57] Warum? Ja, weil die Pfingstrose doch erstens eine robuste Pflanze ist, dann hat sie ein unglaubliches Farbenspiel in der Blüte und das hat mich einfach fasziniert. Für jemanden, und es gibt Kinder und Jugendliche, die kennen keine Pfingstrosen, wie schauen die aus? Eine Pfingstrose hat glänzende Blätter, wird etwa 70 bis 90 Zentimeter hoch. Die klassische Pfingstrose ist dicht gefüllt und blüht so um Pfingsten.
[1:30] Und es gibt dann noch viele weitere Spielarten, die einfach blüffend sind, wie eine Anemone oder mit halbgefüllten Blütenblättern oder japanische Blütenformen, die haben in der Mitte so verbändete Staubgefäße. Also das Spektrum ist da eigentlich riesengroß. Wir sind hier in einem Pfingstrosengarten, nämlich Iren. Riechen die auch? Ich glaube, wir brauchen einfach nur hinzugehen. Ja, es gibt sicher auch sehr gut duftende Sorten, so wie die Edulis Superba duftet sehr gut. Oder die Red Charme duftet gut oder die Duchess de Nemours, das sind so alte französische Sorten, die haben einen sehr guten Duft. Und wer vielleicht Pfingsthosen nicht so genau kennt, das sind jene Blumen, die eine Kugel haben, wenn die Blüten geschlossen sind. Und wenn man die in die Vase stellt, kommt so nach einigen Tagen, hätte ich gesagt, plötzlich eine unglaubliche Blütenpracht. Ja, es ist eigentlich so einen kleinen Knopf von einer Knospe, wird dann in der Regel eine riesige Blüte mit Durchmesser von 10 bis 15 Zentimeter. Das kann man gar nicht vermuten, wenn man so eine Knospe sieht, wie groß dann die Blüte werden kann. Die Gärtner sprechen da ganz gerne von gefüllten Blüten.
[2:42] Und einfachen Blüten, was ist das? Eine gefüllte Blüte hat sehr viele Blütenblätter, die ganz geschlossen sind. Und man sieht keine Staubgefäße. Und bei den einfachen bzw. halbgefüllten Blütenblättern sieht man nur außen rundum ein paar Grenzen mit Blütenblättern. Und in der Mitte sehr intensiv die Staubgefäße, wo die Insekten dann sehr häufig drauf sitzen. Und sitzen die drauf? Massenweise, ja. Sitzen drauf. Bienen, Schwebfliegen. Auch der Rosenkäfer sitzt drauf. Und den mag man? Eher nicht. Warum? Weil er die Staubgefäße rausfrißt. Und dann schaut sie nicht mehr schön aus. Genau. Woher kommen denn die Pfingstrosen? Also ursprünglich kommen die Pfingstrosen. 99 Prozent der Sorten, die wir hier haben, ist ursprünglich die Lactiflora. Die kommt aus China. und dort in China gibt es eigentlich eine irrsinnig lange Tradition von den Pfingstosen. Die gibt es dort etwa schon seit 2000 Jahren und sind dann erst mit dem Missionar mit den Ersten nach Europa gekommen, vor circa 200 Jahren. Und dort ist dann weiter gezüchtet worden. Es gibt aber auch heimische Arten, wie die offizional ist, die Baumpfingstose, die rote, was ihr da kennt, die ist eigentlich heimisch, aber da ist relativ wenig vertreten bei uns. Und dann gibt es noch weiter die Strauchpfingstrosen, das sind die Pfingstrosen, die Büsche oder Holz machen, die bis zu zwei Wetter hoch werden, kommen auch ursprünglich aus China.
[4:11] Und dann gibt es noch eine dritte Gruppe, das ist die Kreuzung zwischen der normalen Pfingstrosen, also der Staudenpfingstrosen, die etwas wieder einzieht, und der verholzten Pfingstrosen, die nennen sich Ituhybriden. Die haben den Habitus einer Strauchpfingstrose und die Blüten auch, aber man schneidet die jedes Jahr wieder zurück. Auch eine interessante Sache.
[5:00] Wir sind hier in Utenthal, das ist eine kleine Ortschaft zwischen Wallern an der Trattnach und Buchkirchen bei Wels in Oberösterreich. Wir sind hier umgeben von Pfingstrosen der verschiedensten Farben. Sind das alle dieselbe Art? Das sind im Prinzip dieselbe Art, kann man sagen. Sind alles Lactiflora beziehungsweise Kreuzungen daraus, kann man sagen, ist alles dasselbe hier.
[5:25] Die meisten Sorten, die jetzt blühen, sind Hybrid-Sorten. Das heißt, bei Hybriden, bei Pfingstlosen spricht man dann, wenn man Wildsorten kreuzt mit Lactiflora-Sorten. Und die Wildsorten gibt es noch? Die Wildsorten gibt es noch, ja. Speziell zum Beispiel, es gibt die Tenuefolia, das ist die Netzplatzfinkrose, eine ganz niedrige Sorte. Die wächst wild in Südeuropa, beziehungsweise auch die Offizinalis, die heimische Baumpfingstrose. Aber die einfache Form, die blüht zum Beispiel in Slowenien, in Gestüt Lippica, habe ich sie selber schon gesehen, in den Koppeln bei den Pferden. Und weiters gibt es dann noch die Peregrina, die kommt auch in Südeuropa vor. Hat eine sehr intensive rote Farbe, einfache Schalenblüte, aber einen furchtbaren Geruch. Da drüben haben wir eine, die, wie Sie sagen, ein bisschen nach Hundepisse riecht. Ja, das ist eben die Coral Charme. Charme, also Englisch Charme. Coral Charme, ja. Also sie hat einen etwas strengen Geruch.
[6:30] Na ja, geht schon. Ja, speziell in der Wohnung kennt man es dann ein bisschen. Okay, aber im Freien ist die unabfällig. Im Freien geht es, ja, ja. Und das ist eine der spektakulärsten Sorten. Die geht eigentlich Lachsrosa auf und wird in Verblühen dann auf einmal Cremgelb. Und das ist schon sehr apart. Man kann dann auf einer Pflanze, die ersten Knospen, wo sie aufgehen, werden schon hellgelb. Und die Knospen, wo sie aufgehen, sind noch Lachsorange. Und das ist einfach schon ein super Kontrast. Und Coral, also die Farbe eben von der Koralle praktisch und Charme von Charmant. Weil es schon Charmant ist, ja genau. Sehr eine wüchsige Sorte, wird über einen Meter hoch, aber bleibt trotz der Höhe gut stehen. Also schmeißt nicht um, wenn den Regen drauf klatscht oder so. Was bei gefüllten Sorten natürlich dann immer ein Problem ist.
[7:22] Ja, die Insekten sieht man, die hier an den Staubblättern naschen. Diese Pfingstrosen sind ja im Pflanzenreich eine eigenständige Gruppe mit 23 Arten. Stimmt das? Das kann circa sein, ja. Also wenn man die ganzen Wildsorten mitrechnet, wird sich das ausgehen. Europäischer Arten und es gibt nur eine amerikanische Art und der Rest ist alles Europa und China. Und Sie wirken so als eigenständige Pflanzengruppe. Sie sind also nicht extra verwandt mit den Asterngewächsen oder mit was auch immer wir an großen Pflanzengruppen kennen. Sie wirken wirklich eine eigene… Eigene, ja, ist eigentlich eine eigene Art. Früher, was ich weiß, waren Sie sogar bei den Harnenfussgewächsen dabei in der Familie. Aber auf einmal haben die Botaniker gesagt, nein, das ist eine eigene Gruppe und seitdem sind Sie eigentlich autonom, kann man sagen. Möchten Sie vielleicht einmal die Farben beschreiben, die wir hier sehen, wenn wir uns einmal um unsere eigene Achse drehen? Na, ganz rechts sehen wir zum Beispiel eben die Red Charm, das ist eine dunkelrot, stark gefüllte Sorte. Dann haben wir pinke Sorten, haben wir einfach blühende, Lachsfarben, korallenrosa farbene.
[8:36] Ein bisschen weiß sieht man hier schon. Die weißen Sorten sind meistens etwas später in der Blüte, speziell die weiß gefüllten. Dunkelrot, ganz dunkelrot haben wir da unten. Also das Portschöpfung ist eigentlich sehr groß. Und von den Namen her alles, was berühmt und bekannt ist. Angelika Kaufmann. Wer war die Angelika Kaufmann? Die Angelika Kaufmann ist eine besonders schöne, weiße Pfingstrose offen, weil sie eben die Blütenblätter zeigt. Genau, ja. Ist von einem deutschen Züchter von Goss und Königmann, ist circa schon 100 Jahre alt die Sorte. Da kann man sich als Züchter einen Namen machen. Sozusagen, ja. Ja, weil wir unsere Sorten alle nach Opern und Operndarsteller benannt haben.
[10:00] Ja, eine Art ist im Prinzip, hier sieht man zum Beispiel, die Art ist die Lactiflora. Und wenn dann eine neue Pflanze rauskommt, dann kann man die dann selektieren. Und dann kann man, wenn sie eine neue Sorte ist, kann man dafür einen Namen aussuchen. Also das ist immer noch die gleiche Art. Bei der internationalen Pfingstrosenbehörde? Sozusagen, ja genau. Die gibt es sogar, wirklich. Die gibt es in Amerika drüben, da gibt es amerikanische Pfingstrosenregister. Dann kann man dann auch schauen, ob es die Sorte schon gibt, ob es den Namen schon gibt. Und dann, wenn es den Namen nicht gibt, dann kann sich der Züchter selber einen neuen Namen ausdenken. Und Ihre eigenen Namen, wie viele haben Sie schon geprägt? Circa 60 Sorten haben wir schon selber selektiert, kann man sagen. Gezüchtet haben wir nicht. Züchten dann bei uns die Insekten. Und ich tue dann nur selektieren, was man sagt. Okay, das ist schön und neu. Das wird dann von mir ausgewählt und dann weiter vermehrt. Also nicht mehr generativ, das heißt mit Samen, sondern wird dann vegetativ über Teilung dann weitervermiert, damit die Sorte immer gleich bleibt dann.
[11:03] Das ist Daisy Coronet. Ja, die Blätter schauen aus wie eine Lactiflora, also wie eine normale Staudenpfingstose. Die Blüten sind irgendwie zerfranzt, kann man sagen, aber schaut sehr apart aus, muss ich sagen. Speziell auch dann, wenn sie verblüht ist, sieht man dann innen den Blütenboden mit den Stempeln, was auch sehr interessant aussieht dann. Also sie schaut schon ein bisschen aus, wie wenn sie in den Föhn gekommen ist, also in den Sturm oder in den Ventilator. Aber wenn man genauer hinschaut, das sieht dann schon geordnet aus, dieses Zerfranzte. Ja, schon eigentlich. Verdient einen eigenen Namen. Daisy Coronet heißt sie. Was ist die Coronet? Das wissen wir zufällig. I don’t know. Ich auch nicht.
[11:45] Müsstet man nachschauen. Ich weiß es nicht. Ja, ich verstehe. Und dahinter? Ja, das sind die ganz großen weißen mit den Staubblättern auch sichtbar. Das ist auch die Frau Kaufmann, oder? Angelika Kaufmann. Nein, das ist eine andere. Das ist die Achangel, glaube ich. Das ist die Archangele. Das ist eine frühe Staudenpfingstose, etwas höher im Wuchs, 80 Zentimeter und rein weiß mit einer Schalenblüte und schönen Staubgefäßen. Ist schon im Abblümgerot. Und das Grün, also die vielen großen grünen Blätter, wird dann auch mitbedacht? Schon, bei gewissen Sorten zum Beispiel habe ich auch ausgelesen. Bei der Selektion habe ich dann auch geschaut, zum Teil bei Blättern, dass sie zum Beispiel nicht spitz zulaufen wie die, sondern haben dann eigentlich runde Blätter. Das, was alleine ohne Blüte schon sehr dekrativ ausschaut. Schauen wir doch mal zur Lebensweise der Pfingstrose.
[12:36] Sie zieht sich im Herbst zurück oder wird abgeschnitten oder stirbt ab, bleibt aber. Sie bleibt unten, das ist so ein knolliger Wurzelstock mit Speicherwurzeln. Der bleibt einfach und treibt im Frühjahr schon im März zeitig die roten Knospen raus. Und das sind dann Stauden? Das sind Stauden, wie Blütenstauden, wie Rittersporn, Rotbeckie und andere, Geranium zum Beispiel, die gehören alle in dieselbe Gruppe. Was ist das Charakteristikum einer Staude? Eine Staude ist eine Pflanze, die praktisch über Winter abstirbt und unter ihr dies weiterlebt und dann im Frühjahr wieder neu kommt. In Folzmann wird gesprochen, eine Staude, das ist ein Staun. Man meint aber nicht so eine Blütenpflanze, sondern einen Strauch damit. Das ist immer sehr verwirrend, muss ich sagen. Aber der Gärtner, die Gärtnerin sagt zur Staude, zu etwas Besonderem. Genau, also eine winterharte Blütenpflanze, wo es praktisch oberjüdisch abstirbt und jedes Jahr neu rauskommt. Das ist beim Gärtner eine Staude. Und so gibt man sie auch weiter? Genau. Im Herbst werden die Blätter abgeschnitten, der Wurzelstock wird ausgegraben. Geteilt und wieder neu gepflanzt.
[13:48] Was sind das für Menschen, die sich für Pfingstrosen interessieren? Das ist sehr breit gefächert, muss ich sagen. Also speziell Frauen natürlich. Aber wir haben ja auch sehr viele Männer, die Sammler sind und die verschiedene Blütenformen suchen.
[14:02] Und Blütenzeitpunkte. Man kann ja die Blütezeitpunkt der Pfingstrose praktisch von Mitte April, das ist unsere früheste Blüte, Das ist eine chinesische Wildart, die heißt Marei, die Blütennwahl aus dem 15. April. Und mit der letzten Sorte Staffeln bis 1. 2. Juni-Woche mit der Blütenzeit. Weil pro Sorte ist die Blütezeit schon verkürzt auf circa einer Woche, 10 Tage. Und so kann man die Blütezeit der Pfingsthosen über eineinhalb bis fast zwei Monate erstrecken.
[14:34] Und wenn man die nicht wie wir am Markt kauft, sondern im Garten gepflanzt hat, hat man natürlich immer etwas Blühendes als eine blühende Pfingstrose im Garten. Genau, wenn man auf das achtet, dass man frühblühende pflanzt und spätblühende und normal dazwischen, hat man immer gewisse Pfingstrosen im Garten.
[15:43] Also Pfingstrose ist eine sehr trockenheitsverträgliche Pflanze. Sie wächst eigentlich auf jedem Boden. Wir haben hier sehr einen schweren Lehm, also wenn es bei uns dann trocken wird, kann man mit Spaten nicht mehr reinstechen, weil es so hart wird. Sie wächst auch auf sandigen Böden, das geht auch. Da muss man ein bisschen mehr düngen, also wir dann auf unseren Lehmböden fast nichts düngen, weil es eher ein sehr reichhaltiger Boden ist. Und das Einzige, was eine Pfingstrose nicht mag, das ist ein nasser Boden. Wir haben einen nassen Winter gehabt und da haben wir ein Feld zur Vermehrung gehabt, das war ganz eben und da ist das Wasser stehen geblieben, da sind uns fast die ganzen Pfingstlosen kaputt geworden, weil der Boden darunter so nass war. Also zu trocken wird es ja Pfingstlosen nie, also es kann monatelang nicht regnen, das macht ja gar nichts.
[16:28] Aber da sind Sie ja hier mit Ihrem Standort an einem leichten Hang auf diesen, wie nennt man denn diese Hügel da in diesem Voralpenraum, Landwirtschaftsraum, das sind die Gletscher. Ja, genau, genau, ja. So Schotterhügel. Nein, Schotter ist es nicht. Schotter gibt es im Wels drinnen. Das ist dann praktisch durch die Traun passiert einmal. Aber bei uns ist das eigentlich alles Lehm. Und darunter, weil man weitergräbt darunter, ist Schlier. Also das ist noch viel härter wie Lehm. Und die Hügel sind geschliffen durch die Gletscherwanderungen. Und da bleibt das Wasser nicht stehen. Also in einer Grube sind sie nicht. Nein, in einer Grube sind wir nicht. Das ist ein leichter Südhang hier. Und da gibt es keine Probleme wegen Staunesse. Was sieht man, wenn man in August kommt, später im Jahr? Im August sehen Sie dann nur mehr die grünen Blätter und die verblühten Staubgefäße, also die Samenstände sehen Sie dann noch und etwas ungratschätzig. Die erste Blüte wird auf Ihrer Website bekannt gegeben. Wann war denn die heuer, die erste Blüte im Jahr? Ja, heuer war eigentlich wieder ein ganz normales Jahr. Pünktlich am 15. April hat die Maray geblüht, die Wildsorte aus China. Und zur Seite sind wir fast mit der Blüte ein bisschen hinten, weil die Nächte alle kühl sind und durch das ist die Knospenbildung eher wieder… Entschuldigung, dürfen wir da vorbei. Dankeschön.
[17:50] Also zurzeit sind die Nächte kühl und durch das ist die Knospenschwellung, also das heißt praktisch, dass die Knospe dann größer wird und aufgeht zur Blüte, sehr gehemmt. Also haben wir heuer, es blühen zurzeit noch Sorten, die was eigentlich seit einer Woche längst schon verblüht sein sollten. Aber durch die kühlen Temperaturen sind auch die Farben heuer sehr intensiv und sehr schön. Also kein Nachteil. Und ja, eine Pfingstrose hat keine Dornen und ist eine Pflanze, die praktisch oberirdisch jedes Jahr abstirbt. Die schneidet man ab und kommt jedes Jahr wieder vom Boden raus. Man muss im Herbst einfach nur bodennah abschneiden und im zeitigen Frühjahr schon, Anfang März, beginnen die ersten Trebe ganz dunkelgrün oder dunkelrot aus der Erde zu sprießen. Eine Pfingstrose hat keine Dornen, obwohl sie sieht ja aus ein bisschen wie eine Rose. Macht eine Pfingstrose auch Scherereien im Garten? Eigentlich überhaupt keine. Die Schnecken mängst nicht. Die Mäuse fressen sie nicht. Also was will man mehr.
[18:54] Dort in dieser Richtung, also Richtung Wels schauend hier auf diesen Platz, sind gelbe Pfingstrosen. Genau, das sind die gelben und die kommen speziell bei den Strauchpfingstrosen vor. Also das sind die Pfingstlosen, die was Gehölze machen und nicht zurückfrieren. Die bleiben dann in der Höhe. Sie werden zwischen 1,20 Meter bis fast zwei Meter hoch. Und die bleiben dann so hoch. Ja, ich habe mir gerade überlegt, wie groß Sie im Vergleich dazu sind mit Hut. Naja, es geht sich gerade noch aus bei der einen Sorte. Bei der Reno, die ist schon, glaube ich, fast 1,90 Meter hoch. Die ist schon höher wie ich. Ja, und immer so Büsche, immer so Gruppen, immer solche Nester, eben solche Stauden, das ist das Typische von diesen Pflanzen. Ja, Stauden und Sträucher, man kann es aber gut kombinieren, das Ganze. Die Sträucher in Hintergrund setzen, die werden höher und im Vordergrund die Stauden, die bleiben einfach nieder und da gibt es auch verschiedene Fuchsformen. Also wir haben die Schadenlage so gepflanzt, dass das Ganze auch ein bisschen Kulisse hat. Einen Hauptgang, wo man durchflanieren kann, wo links und rechts dann Obstbäume stehen. Oder auch seltene Sträucher oder Bäume. Und damit das Ganze irgendwie so einen leicht englischen Touch bekommt. Oder wie ein Park aussieht das Ganze. Menschen kommen, Menschen lieben es sehr. Die Menschen lieben es sehr. Durchzuschlendern, zu genießen und sich an den Blütenpracht zu erfreuen.
[20:24] Und es ist auch die Wärme des Sonnenlichts, die dann den Duft besonders machen oder dieses Gefühl, dass man es hier mit einer blühenden Pflanze zu tun hat. Ja, das stimmt schon. Wärme ist ganz wichtig beim Blütenduft. Speziell der Blütenduft ist am intensivsten eigentlich. Dann finde ich am Abend, wenn man nur mal durchgeht, wenn so leichte Dämmung kommt, da ist es eigentlich am schönsten im Garten, muss ich sagen. Da kann ich dann alleine durchgehen. Wenn es ein bisschen ruhiger wird und alle schon wieder weg sind. Genau, so ist es ja. Vielen Dank.
[21:29] Also Wie man eine neue Züchtung macht, ist so, man nimmt im August die Samen ab, so ein circa Erbsengroß, legt sie in die Erde, dort lässt man sie dann draußen in der Witterung zwei Winter, nach dem zweiten Winter gehen sie ohne zuverlässig auf. Die schlafen ein Jahr durch? die schlafen zwei Eiferstuch. Also praktisch, sie brauchen zwei Frostperioden, um zu keimen. Dann keimen sie sehr zuverlässig. Dann hat man ein kleines Pflänzchen. Das wird dann im Herbst auf den Acker gesetzt. Bleibt doch circa sechs bis sieben Jahre, bis dass sie sich richtig entwickelt und dann blüht sie zum ersten Mal. Und dann kann ich sagen, okay, die und die gefällt mir gut. Die ist anders wie die, was hier schon überall stehen. Die wird dann ausgegraben, geteilt. Dann habe ich zum Beispiel drei Teilstücke. Wird dann drei Jahre im Acker gesetzt wieder. Wieder die drei Teile ausgraben. Wieder drei Jahre auf den Acker. Also praktisch so wird weiter vermehrt, bis dass man dann circa 50 bis 60 Stück am Pflanzen hat. Kann man sagen, okay, die wird jetzt benannt, bekommt einen Namen und wird registriert bei der amerikanischen Pfingstosengesellschaft. Und dann können wir sie vermarkten. Also von dem Samenkorn abnehmen bis zum Vermarktenvergehen ca. 15 Jahre.
[22:48] Wie geht das, wenn man so eine große Vielfalt an Pfingstrosen hat, dass die Samen sortenrein sind? Wird da nicht alles vermischt durch die Insekten und bestäubenden Tiere? Ja, es wird alles vermischt. Das ist ja gewollt. Also das heißt praktisch, wenn man züchtet, will man ja neue Sorten machen. Und je mehr Genpool, dass man an Sorten hat, desto intensiver können die Vermischungen werden. Durch das kommen die interessantesten Sorten raus. Und es ist auch sofort stabil. Wenn man eine interessante Sorte hat, dann kann man die Durchteilung immer so vermehren, dass das genau bleibt, wie man es haben möchte. Genau, Durchteilung bleibt es dann immer wieder gleich dann. Aber komm ja nur nicht auf die Idee, daraus Samen zu machen, weil da kann dann wieder alles anders sein. Genau, das ist es, ja.
[23:34] Also da wird dann, das spaltet dann auf, von Rosa, Weiß, Rot, kommen sämtliche Farben wieder raus oder verschiedene Füllungen zum Beispiel. Man sagt einfach, halb gefüllt, gefüllt, da kann alles wieder passieren. Das ist das Spannende am Züchten. Und was ist die Sache mit den Hybriden? Die Hybride ist das nur. Also da werden die Lactiflora mit den Wildsorten gekreuzt. Das sind keine richtigen Hybriden wie im Gemüsebau, sondern es ist einfach nur eine Kreuzung zwischen normaler Pfingstdose mit Wildsorten. Und die aber unter kontrollierten Bedingungen also nicht am Feld, damit sich da nichts vermischt? Da hat man mit einem Pinsel in der Hand oder so? Auch nicht? Nein, das passiert einfach durch das, weil der riesige Genbull da ist, machen das die Insekten. Man kann es natürlich gezielt auch machen, mit Pinsel gehen, man kann den Pollen abnehmen, in den Kühlschrank legen, nach zwei Wochen den Pollen rausnehmen und wieder bestäuben gehen, das würde auch funktionieren. Wird gemacht, die künstliche Besamung quasi. Wird gemacht, ja. Aber wir machen es selber nicht, wir überlassen es Insekten. Dann heißen sie bei uns Zufallssämlinge. Überraschungen sind immer positiv? Immer positiv, sehr positiv sogar. Warum? Weil da wirklich interessante Pflanzen rauskommen, wo man nie vermutet, dass das irgendwo passieren könnte.
[25:01] Wie erkennt man denn von den Besucherinnen und Besuchern, ob sich die Menschen auch schon gut auskennen mit den Pfingstrosen? Also die Sammler kennt man natürlich schon raus, weil die suchen sich gezielt dann Sorten raus, die, was sie unbedingt haben möchten. Und andere Kunden, die schwelgen halt durch die Blütenpracht und wollen einfach eine gefüllte, eine halbgefüllte, eine schöne rote, eine schöne weiße, eine gut duftende natürlich. So sieht man das schon. Hat sich Ihr Leben mit den Pfingstlosen verändert in den letzten 10, 20 Jahren mit Internet? Ja, mit Internet ist sicher eine sehr gefragte Sache, indem wir ganz Europa versenden und die Sammler überall in Europa sitzen, hat sich das sicher sehr verändert, das Ganze. Und man kann die Pflanze auch sehr gut verschicken im Herbst, das ist überhaupt ein Thema. Die können drei Wochen unterwegs sein, sind gut verpackt, das macht den Pflanzen gar nichts. Und auch bebildern und darstellen und beschreiben. Die Bilder sind eh auf der Webseite im Prinzip und die Sammler wissen eh genau, was sie suchen und suchen halt welche Anbieter welche Pflanzen hat.
[26:09] Gibt es auch Katastrophen, also irgendwie Umwetterereignisse oder Wetterereignisse, wo man dann wirklich eine Ernte verliert oder so? Also zum Glück haben wir sowas noch nie gehabt. Da wäre natürlich ein Hagel, wäre natürlich ganz schlecht. Und wie gesagt, einmal haben wir halt ein nasses Winterjahr gehabt auf einer ebenden Vermehrungsfläche, wo sie fast abgesoffen sind. Das ist das einzige Kriterium, was man sagen kann, das ist halt schwierig dann. Und beim Züchten fällt mir noch ein, das muss man halt schon gut aufschreiben, was man da getan hat. Oder nein, man schaut einfach am Schluss, wenn das Ergebnis passt. Ich schreibe nur auf, wann die Sorte geblüht hat das erste Mal und das wird dann notiert. Und unter diesen Arbeitsnamen läuft sie dann, so wie zum Beispiel 2012 08. Das war halt 2012, die achte Blüte und die habe ich dann selektiert. Und später bekommt sie einen Namen. Aber wer, wen, wo die Eltern sind, das wissen wir nicht. Die Väter wissen wir nicht, die Mutter wissen wir. Das hört sich sehr entspannt an. Und die Namen aus der Oper? Ja, genau. Wir wollten dann einen Strain haben, wo man sagt, okay, diese Reihe an Pflanzen hat der und der Züchter gezüchtet. Und da habe ich den Wäckert-Wagen-Selst gesucht und jetzt sind wir halt schon bei Aida gelandet.
[27:19] Ich habe da gerade noch ein Wort gehört. Strain. Sie haben einen Strain. Ja, eine Linie halt. Eine Züchtungslinie. Der Züchter hat diese Linien einen Namen gewählt. und da weiß man ganz genau, wenn man den Namen hört, sagen wir, ah, der hat dich gezüchtet. Es hat zum Beispiel einen amerikanischen Züchter gegeben, der Herrn Daphnis, das war ein Grieche und der hat auch gezüchtet, der hat alles noch die griechischen Götter benannt und das hat mir gut gefallen. Und dann habe ich da geschaut, okay, was können wir da suchen? Und da habe ich mir damals die deutschen Heldensagen gesucht, gekauft einmal und habe die durchgelesen und gesagt, bin ich auf Richard Wagner gekommen und eigentlich, jeder kennt die Walküre zum Beispiel oder auch den Ring der Nivellungen, das sagt jedem was. Und so ist das Ganze losgegangen. Und wie heißen die dann? Walküre, Brünnhilde, Siegfried, Freier. So in der Richtung. Versteh. Ja klar, weil das ist dann unterscheidbar. Ja klar, wenn das bei anderen mit den Westernhelden, Amerikanischen macht. Würde man auch. Wenn ich Amerikaner wäre, würde ich es vielleicht machen. Aber wir sind in Österreich, in Mitteleuropa und haben gedacht, da passt es gut mit Opern.
