Die Post am Wiener Westbahnhof

Die Post am Wiener Westbahnhof

Die Post am Wiener Westbahnhof war einmal super gut erreichbar. Beim Eingang links, von der äußeren Mariahilferstraße war es das erste Lokal, das man innerhalb des Westbahnhofkomplexes erreichte. Gut, das war in einer Zeit, da Briefe noch wichtig waren. Dann kam das wirklich üble Ausweichquartier hinten links, in der Gasgasse, wo gestern dieses Foto entstand, und nicht einen Streit habe ich dort erlebt, zwischen den angestellten Menschen und den angestellten Postbeamten.

Heute, 2011, nach der Renovierung des Westbahnhofs und der Eröffnung der geilen Shopping-Mall, ist die Post dort, wo sie heute hingehört: unbedeutend, im hintersten Eck. Der Briefschalter dann innerhalb der Post im hintersten Eck. Geschätzte Laufzeit von der Mariahilferstraße, 20 Minuten, ein Weg. Aber das hat sich ja wahrscheinlich jemand überlegt: “der Kunde soll auf dem Weg die Angebote der anderen Geschäfte nützen können”. Und in der Post: “der Kunde soll auf dem Weg zum Briefschalter die Angebote des Post-Shops, sowie des BAWAG-Shops sowie des A1-Shops nützen können”.

Danke, Marketing, so wird das Leben richtig einfach. Dem Stellenwert der Post angemessen, biete ich an, dass der Postbeamte nur noch einmal pro Woche kommt.

50. Notizbuch

Das Notizbuch. Für die einen ist es einfach ein Speicher von Fakten und Begebenheiten ihres Lebens. Für die anderen ist es mehr: ein komplexes Stapel Papier, gebunden zwischen zwei Buchdeckel und verbunden mit einem wohldurchdachten System, die Seiten zu beschreiben.

37. Anstrengungsvermeider

“Es gibt zwei Formen von Anstrengungsvermeidung. Das haben wir bei Kindern und Erwachsenen festgestellt. Die apathischen haben die Methode gefunden, ich mache alles einfach furchtbar langsam. Da muß man natürlich in einer Stunde weniger tun. Wer langsamer arbeitet, der tut weniger, und das ist gemütlicher. Die zweite Form ist, extrem schnell, aber so schlecht und schlampig, daß alle sagen, geh, lass es, ich machs für Dich.” – Britta Rollett, Uni Wien (Moment / ORF Radio Österreich 1)

Beitrag (mp3)


Gehören Sie zu den Menschen, die rechtzeitig putzen, laufen, vorauswissend planen, schwer tragen, frühzeitig lernen, und gut organisieren? Gehören Sie zum Kreis derer, die sich mit aller Macht bemühen, ihre Aufgaben zu erledigen? Und sind Sie schrecklich traurig, wenn sie Ihre Arbeiten nicht erfolgreich abschließen?


Oder sind Sie sind ein Anstrengungsvermeider? Und sind der Meinung, daß die Dinge des Alltags andere besser erledigen können.
Das kann sehr vernünftig sein. Dass wenn man irgendeine unangenehme Aufgabe zugeteilt bekommt, dann ist es ja eigentlich eine sehr gute Strategie, wenn man sagt “kann ich nicht” stat “mag ich nicht”, das wird Iieber gehört.

Brigitte Rollet ist Entwicklungspsychologin an der Universität Wien. Seien Sie beruhigt, Anstrengungen zu vermeiden hat durchaus mit Intelligenz zu tun.

Es ist extrem gescheit, eine Arbeit mit einem Minimum an Aufwand zu machen. Derjenige, der als erster das Rad erfunden hat, der war natürlich auch ein Anstrengungsvermeider, weil er sich gesagt hat, jetzt muß ich die Dinge nicht mehr schleppen oder ziehen, sondern die rollen schön dahin und ich spare mir eine Menge Arbeit. Viele große Erfindungen sind, wenn sie dem Menschen erspart haben, eigentlich von den intelligenten Anstrengungsvermeidem erzeugt worden.

Anstrengungsvermeidung ist recht gescheit, sagt Prof. Rollett, wenn sie bewußt eingesetzt wird..

Es kann aber diese Eigenschaft, Dinge abzuwehren zur Gewohnheit werden. Dann wird es unter Umständen bedrohlich, besonders wenn es in einem Bereich ist, der fur einen sehr wichtig ist. Wenn Kinder in der Schule gewohnheitsmäßig sich freuen, wenn sie etwas nicht können, weil sies dann nicht mehr machen müssen, und traurig sind, wenn sie einmal etwas gut machen, weil dann die Lehrer und Eltern wieder von ihnen etwas erwarten, dann kann das sehr schlecht werden. Und dasselbe kann natürlich auch im Beruf passieren, daß sich jemand absichtlich ungeschickt anstellt, weil er sagt “ahh”, da machen alle anderen die Arbeit, weil er sagt, wunderbar, dann muß ich sie nicht machen.

Das geht auch eine Zeitlang gut.

Irgendwann kommt aber die Rechnung, das heißt, dann ist man der erste, der entlassen wird, im Beruf, oder dann wird man, obwohl man gescheit ist als Schüler, in die schlechtere Schulstufe geschickt, usw.

Ich bin auch ein Anstrengungsvermeider. Was unterscheidet mich von jenem, der das professionell betreibt?

Wenn man seine Arbeit rationell einteilt, ist man natürlich ein Anstrengungsvermeider, aber ein intelligenter Anstrengungsvermeider. Es kommt also darauf an, daß man die nicht unintelligente Form, die Justamentform, die immer Form verwendet, sondern daß man genau überprüfen kann, ist das ein Fall, wo sich Anstrengung lohnt, oder ist es ein Fall, wo es sehr vie besser ist darüber nachzudenken, wie man die Sache auf einfachere und bessere Weise machen kann.

Prinzipien haben ihren Grund. Dem Grundprinzip, nichts zu tun, ¡st Brigitte Rollet auf den Grund gegangen. Es beginnt schon sehr, sehr früh.

Wenn man schon kleinen Kindern so viele Übungsblätter für die Schule gibt, so daß die Kinder das nur mehr mit Unlust machen, dann überwiegt die Unlust so, daß sie in der Schule nicht mehr ordentlich arbeiten wollen, wie wir in Untersuchungen feststellen konnten. Wenn die Kinder eine Stunde pro Tag, das ist für kleine Kinder sehr gut, dann entwickelten sie sich zu großen Faulpelzen und Anstrengungsvermeidem. Wenn sie nur 10 min oder so lange wie sie Spaß dran hatten, es gibt durchaus Kinder, die durchaus eine Stunde auch gerne etwas mnachen, üben mußten, dann waren sie fleißig und leistungsmotiviert.

Anstrengend wird die Anstrengungsvermeidung dann, wenn man mehr Energie zur Einsparung aufwendet, als man sich erspart. Es gibt zwei Grundformen von Anstrengungsvermeidem.

Das haben wir bei Kindem und Erwachsenen festgestellt. Die apahthischen haben die Methode gefunden, ich mache alles einfach furchtbar langsam. Da muß man natürlich in einer Stunde weniger tun. Wer langsamer arbeitet, der tut weniger, und das ist gemütlicher. Die zweite Form ist, extrem schnell, aber so schlecht und schlampig, daß alle sagen, geh, lass es, ich machs für Dich.

Ein kleiner Tip zur Früherkennung.

Ob es sich um einen Anstrengungsvermeider in dieser Position handelt, erkennt man daran, ob die Leute in Situationen, die sie interessieren, durchaus schnell und genau sind, es bezieht sich dieses Verhalten immer nur auf unangenehme oder lästige Situationen, die die Leute in Wirklichkeit nicht mögen.

Wenn Sie es nicht mehr aushalten, weil Sie von einer Horde Anstrengungsvermeidem umgeben sind, und alle Arbeit bei Ihnen hängen bleibt, dann gibt es Alternativen zum Auszucken. Es lebe die Psychologie!

Die wichtigste Gegenstrategie ist, daß man den Anstrengungsvermeider nicht durchkommen lassen kann. Normalerweise sagen die Leute, geh ich machs für Dich, Du machst das so schlampig, so langsam, ich übemehm das. Damit hat er ja eine Bekräftigung, wie die Psychologen sagen. Das heißt, das darf man auf keinen Fall machen. Man muß aufjeden fall den Anstrengungsvermeider, wenn es geht, etwas kleinere Aufgabeneinheiten geben, dafür aber sorgen, daß die auch wirklich gemacht werden. Damit man selber nicht nervös wird, ist es sehr sehr wichtig, daß es Dinge sind, weo es auf die pünlktliche Ablieferung nicht ganz so ankommt, denn selbstverständlich wenn Feuer auf dem Dach ist, dann muß die Sache schnell und ordentlich gemacht werden. Das heißt, Anstrengungsvermeider lemen es dadurch wieder mehr Arbeitseinsatz zu zeigen, daß sie einerseits eine möglichst angenehme Situation vorfinden, daß sie andererseits dafür sorgt, daß sie die Sache auch zu Ende bringen, was immer sie auch für Ausreden und Taktiken anwenden. Das ist im Einzelfall gar nicht so einfach.

Es ist sinnvoll, mit anstrengungsvermeidenden Schulkindern einen Arbeitsvertrag zu entwerfen. Taschengelderhöhung bei 2 Stunden täglicher Lemzeit. Ist schon vorher alles fertig, muß anderes bearbeitet werden. Das verhindert Strategie 1, alles ganz schnell und schlampig zu machen. Wird länger gebraucht, darf diese Zeit nicht für den nächsten Tag gutgeschrieben werden. Das verhindert Gegensjtrategie 2, alles ganz langsam zu machen. Alles klar? 2 Jahre dauert die Wende zum leistungsmotivierten Mitmenschen. Bei Schulkindern. Erwachsene schaffen es schneller.

Im Industrie und Arbeitsbereich ist es so, da man mit der Vernunft arbeiten kann, daß man mit solchen Trainingsmöglichkeiten schon nach einigen Wochen Erfolg haben kann. Da kann sich der Erwachsene bewußt werden, daß er unbewußte Strategien der Arbeitsvmeidung verwendet, da kann er sich entschließen, es entweder anders zu machen, oder sich eine Arbeitsstelle zu suchen, die mehr seinen Vorlieben entspricht, und wo es dan leichter ist, wieder Arbeitseinsatz zu zeigen.

Meine persönliche Strategie im Kampf, wer den Abwasch macht: Ich warte noch länger wie mein anzuspomendes Gegenüber.
Es ist tatsächlich so, daß man manchmal jemanden zum Nachdenken bringen kann, indem man noch langsamer arbeitet wie er, genauso Zeit vertut, oder genau so wie er die Sache schlampig macht oder sie einfach liegen läßt, das kann sogar ohne daß man ein Wort sagt, ein bißchen zum Nachdenken bringen. Oder indem man es anspricht, und sagt ist das richtig so, oder sollen wir nicht gemeinsam schauen, daß die Sache schnell und ordentlich erledigt ist.

Vorsicht! Loben Sie nicht zu früh, wenn jemand vor Ihnen jemand zum Besen gegriffen hat, oder wenn Ihr Kind die erste Hausübung alleine macht, denn eine besondere Eigenheit von Anstrengungsvermeidem ist, daß sie ihnen die entsprechende Tätigkeit so unangenehm ist, daß sie in dem Moment, wo man sie lobt, die Arbeit einstellen. Der Lorbeereffekt. No, der hat mich jetzt gelobt, um Gottes Willen, jetzt wird er noch verlangen, daß ich noch mehr tue, jetzt muß ich ihm gleich zueigen, daß ich es überhaupt nicht machen will und kann.Man muß daher Anstrengungsvermeider auf eine bestimmte Weise loben. Man sagt daher: das haben Sie gut memacht, jetzt bin ich aber neugierig, ob das auch das nächste mal so sein wird. Da signalisiert man, daß man keine Hoffnung hat, daß das immer so sein wird. Davor haben nämlich Anstrengungsvermeider Angst. Auf diese Weise ist es möglich, ihnen den angenehmen Gefühlszustand des Lobs zu vermitteln, ohne daß sie sofort automatisch: um Gottes willen, ich wurde gelobt, das heißt ich muß das immer tun.

Sind Sie ein Mann?

In allen Untersuchungen sind immer die Männer wesentlich Anstrengungsvermeidender als die Frauen. Also das Vorurteil von der weiblichen fleißigen Art stimmt wirklich. Woher das kommt, können wir nicht sagen.

Haben die Frauen die Männer verwöhnt? Oder handelt es sich um eine natürliche, vielleicht intelligente Anstrengungsvermeidung von Männern, die gefunden haben, daß Frauen bereit sind, ihnen alles abnehmen, wenn sie es nur dringlich genug machen? WeIche Erfahrungen haben Sie mit Anstrengunsvermeidern, welche Strategien haben Sie im Kampf mit ihnen? Was machen Sie, um … zu machen? Rufen Sie uns an, wir sind auf Ihre Ticks gespannt. Eine Zusammenfassung hören Sie morgen.