Das obere Pielachtal im niederösterreichischen Mostviertel ist eine alte landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft. Heute ergeben sich mit der Wiederentdeckung des Dirndl-Strauchs und seiner roten Früchte Verbindungen zu Kräuterpädagogik und sanfter Naturvermittlung – zu modernen Ideen für nachhaltigen Tourismus. Eine Reise entlang der Mariazellerbahn.

Dirndl – Stauden – hohe Wiesen
Moderne Ideen für nachhaltigen Tourismus

Die Pielach ist ein von menschlichen Zwangsmaßnahmen weitgehend unberührter Voralpenfluss gelieben, der nahe dem Ötscher entspringt und am Fuße des Stifts Melk in die Donau mündet. Die Entwicklung an ihren Ufern setzte erst im 11. Jahrhundert mit der Ankunft der ersten Siedler ein. Sie wurden von Adeligen angeführt, die ihre Grundherren waren und für ihren Schutz sorgten. Mit ihnen kamen auch die Geistlichen, die ihre Lehrmeister waren, beim Hausbau und bei der Herstellung von Geräten.

Das Voralpenland war einmal eine geschlossene Waldlandschaft bis hinauf zur Waldgrenze. An den Auwaldstreifen der Pielach schloss Mischwald an, die Hänge hinauf und in den höheren Lagen vorwiegend Fichten.

Heute stellt sich die Landschaft an den Hängen den Menschen als Kulturlandschaft dar: Hübsch gelegene hohe Wiesen, durchzogen von Hecken, Rändern, Säumen, Stauden und ganz oben, als so genannte Solitärbäume, einsam und pittoresk einzelne Eichenbäume, die sich das Wasser aus der Tiefe holen können.

Darunter dann Streuobstbäume für den Mostgewinn: Birnen und Äpfel, dort, wo es schon wärmer ist, und nicht so exponiert. In den Hecken dazwischen befinden sich auf kleinem Raum Wildrosen, Hagebuttenstauden, Ahorn, Schlehen, Weißdorn, Haselnüsse, Dirndl-Stauden, Heinbuchen, Eschen – das alles auf 20 Meter.

Blühende Obstbäume

Die Hecken teilen die Landschaft, sie sind natürliche Grenzen für Besitzungen und das Vieh. Ein Windschutz sind sie und ein Eldorado für alles was bunt oder auch versteckt ist, für alles, was auch kreucht und fleucht und zwitschert. Der Eingriff von Menschen ist dabei durchaus notwendig. Diese Hecken sind nur dann Hecken, wenn sie gepflegt werden. Aber eine Hecke ist wohl kein richtiger Tourismusmagnet.

Die neue alte Dirndl-Staude mit ihren roten Früchten.

Die bunte Dirndl-Staude könnte in Zukunft jedoch vermehrt eine touristische Anziehungskraft ausüben. Sie soll das Pielachtal nach außen hin vertreten. Die Dirndlstaude wird auch “Gelber Hartriegel” oder auch “Cornus Mas”, oder “Kornelkirsche” genannt, oder auch “Fürwitzl”, weil sie die erste Pflanze ist, die im Jahr blüht. Die Dirndl-Staude besitzt alles, was ein Markenzeichen braucht: ein mit ihren frühen Blüten und den roten Früchten freundliches Aussehen, eine reiche Tradition als Kulturpflanze schon seit der Steinzeit und auch und vor allem wertvolle Inhaltsstoffe.

“Es ist ein Unterschied, ob ich einen Heiltee trinke und mir der Tee nicht schmeckt, oder ob ich ein schmackhaftes Essen herstellen kann, das die Wirkstoffe hat, und trotzdem gut schmeckt”, Fritz Pittner, Biochemiker.

Der Steinschalerhof in der Nähe von Kirchberg im Pielachtal hat sich mit seinem Besitzer Johann Weiß in den letzten Jahren einen besonderen Ruf durch seine “grüne Küche” erarbeitet. In Kochkursen wird das Wissen um das Kochen mit Wildkräutern an die Gäste weiter gegeben. Lohn der Bemühungen um diese so genannte “Kräuterpädagogik” ist die “Grüne Haube”, die das Hotel aufweisen kann.

Nachhaltigkeit und sanfter Tourismus stehen in der Entwicklung des Pielachtals an vorderster Stelle. Die Ruhe der Kulturlandschaft lädt ein, sie unaufgeregt zu durchwandern, zum Beispiel auf dem Kardinal-König-Weg, der zu Ehren des Kardinals geplant und beschildert wurde. Er ist im Pielachtal geboren wurde und ging hier zur Schule. Dem Auge wird das ruhige Betrachten leicht gemacht, so abwechslungsreich und doch vertraut wirkt die Gegend auf den Besucher.

Voriges Jahr hat das Pielachtal den europäischen “Eden-Award” bekommen, als eine der zehn touristisch aufstrebendsten ländlichen Regionen Europas, als Tal an der Schwelle von einem No-Name-Gebiet zu einem bekannten touristischen Ausflugsziel.