Bei uns ist vor drei Jahren Gregori plötzlich verschwunden. Die Kinder meinten, es wäre, weil seine Mutter nicht gescheit Deutsch gekonnt hat. Furchtbar. Dazu habe ich für das ORF Österreich 1 Radioprogramm “Moment” Folgendes geschrieben:
MOMENT RANDNOTIZEN / Lothar Bodingbauer / 25. November 2013
Löcher sind eine interessante Sache. Und es ist dabei nicht einmal klar, ob Löcher überhaupt zu den Sachen zählen. Denn ein Loch ist die Abwesenheit von etwas, und was nicht ist, kann keine Sache sein. Wie kann man aber dann darüber reden? – Die Sprache macht es einfach: Indem man ihm einen Namen gibt, dem Loch. Ab dann ist es da – obwohl eigentlich etwas weg ist.
Ein kleiner Freund von mir, er heißt Gregori. Ging in die 2. Volksschulklasse gemeinsam mit meinem Sohn. Als Begleitperson gehe ich manchmal mit, wenn die Klasse zum Tennisplatz marschiert. Gregori erzählt gerne. Erzählt mir zum Beispiel den ganzen Weg zum Tennisplatz von so einem Loch. Er kommt aus Russland und hat einen entzückenden Akzent. Erzählt eine halbe Stunde lang mit größtem Vergnügen über das Loch. Das Loch in allen Facetten. Nie habe ich ein Loch so intensiv erlebt, wie durch das Zuhören von den Gedanken des kleinen Gregori. Weißt du, Lothar, sagte er, Drka heißt Loch. Aber Drtschka heißt „Kleines Loch“. Interessant. Drschtka. Das kleine Loch. Vielleicht hat er etwas andere Wörter dafür verwendet, ich kann ja nicht Russisch, aber, das habe ich mir gemerkt.
Ein paar Monate später erzählt mir eine Frau in Russland, dass Drka das kleine Loch ist. Und Drtschka ein wirklich extrem kleines Loch. Für den kleinen Gregori war das kleine Loch schon ein großes Loch, und von seiner Warte aus, ist das nur zu verständlich. Und für kleine Kinder, die manche Dinge auch lieber „mit ohne Zimt“ zum Beispiel essen, ist das Loch „mit ohne was“ eben auch sehr interessant.
Ist ein Loch nun die Abwesenheit von Etwas, oder ist es genau umgekehrt? Ist Wärme die Abwesenheit von Kälte? Oder ist Kälte die Abwesenheit von Wärme? Ist Frieden die Abwesenheit von Krieg? Oder Krieg die Abwesenheit von Frieden? Und ist die Dunkelheit die Abwesenheit von Helligkeit – oder Helligkeit die Abwesenheit von Dunkelheit? Ich würde gerne eine Art Lampe erfinden, die – wenn man sie einschaltet – den Raum dunkel macht. Ich würde diese Lampe dann „Dunkle“ nennen, und ich glaube, für dieses Gerät wär sicher Bedarf – weil man damit Dinge zum verschwinden bringen könnte.
Verschwunden ist aber Gregori. Von einem Tag auf den anderen. War plötzlich nicht mehr in der Schule. Mein kleiner Freund Gregori. Weg. Mit seinen Gedanken, mit seinen Facetten. Die Kinder waren außer sich, wussten auch nicht genau was war, das einzige was mir mein Sohn erzählen konnte, ist, dass Gregori zurück nach Russland musste, weil seine Mutter nicht so gut Deutsch gekonnt hat. Das ist bei den Kindern hängen geblieben. Weil jemand nicht so gut Deutsch kann, verschwindet ein Kind.
Es ist aber durchaus möglich, dass Gregori zurück nach Russland musste, weil seine Mutter eine gute Stelle an der Universität erhielt, oder für seinen Vater eine zeitlich befristete Stelle in Österreich endete. Wer weiß! Aber wenn bei den Kindern hängenbleibt, er musste zurück, weil seine Mutter nicht gut Deutsch konnte, ist das fatal für die Diskussion um die Sprache, um Integration. Um das Dazugehören. Wer nicht gut Deutsch kann, verschwindet.
Ein Loch kann man übrigens kaufen. Das Nichts. Wer es nicht glaubt, ruft ein Baggerunternehmen an und erkundigt sich, was es kostet, so ein Loch im Garten. Da kann man sich reinsetzen und den Himmel anschauen, und weiter nachdenken, ob was da ist, oder ob wer fehlt.
Man wundert sich ja manchmal, warum es in Russland so viele gute Schachspieler gibt. In einer Schule in Perm ist eine mögliche Antwort zu finden. Neben einem Werkraum, einem Turnsaal, dem Geografiekabinett und dem Physiksaal, gibt es auch … einen Schachraum.
Klimawandel, Wanderungsbewegungen, religiöser Einfluss oder Verschiebungen am Arbeitsmarkt: Es wäre höchste Zeit, die Schule an die Gesellschaft anzupassen. Aber genau das ist in der Praxis schwierig. 13 Gründe, woran es liegt – aus der Sicht eines Lehrers.
1. Stundenplan von Sisyphos: Schulleitern stehen jedes Jahr aufs Neue die Haare zu Berge, wenn sie Lehrer, Schüler und Räume auf Tausendstel-“Werteinheiten” genau unter einen Hut bringen sollen. Diese Einteilung könnte automatisch oder über Nacht kostengünstig in Indien passieren, wäre sie nicht ein wesentlicher Teil des Machtgefüges einer Schule. Es geht dabei um die Erfüllung oder Nichterfüllung von Wünschen und Ansprüchen. Leider hat die Schulleitung damit das Jahr über den Kopf voll und nicht mehr frei für inhaltliche Arbeit. Wer will sich denn das antun? Vorschlag: Verwaltungssoftware abschalten und mit den Lehrern vereinbaren, dass sie regelmäßig zur Arbeit kommen.
2. Schulentwicklung im Schwitzkasten der Raster: Wirklich große Änderungen im Schulbetrieb werden stets und konsequent mit dem Argument “Geht nicht in bestehenden Strukturen” abgelehnt. Jede Neuerung muss in einer Software abgebildet werden, die mit ihren Zellen und Spalten das Land im Bann hält wie ein Drache, der die Administratoren quält. Vorschlag: sexy Software, mehr Köpfe und mehr Macht für Inhalt.
3. Alte Fächer statt neue Themen:Die Einteilung der Welt in Geografie, Geschichte und Biologie war wundervoll, als die Expeditionen noch am Dampfen waren. Heute geht es aber nicht mehr um Entdeckung und Einordnung, sondern um Prinzipien und Prozesse, um die Bewältigung komplexer Fragestellungen. Dazu unpassend auch die Ausbildung von Lehrern: Ein Physiklehrer kann nur als Physiklehrer eingesetzt werden, und vielleicht ist er gut für große Gruppen oder für kleine, gut als Prüfer, Vortragender oder Troubleshooter. Vorschlag: Themen statt Fächer, gut ausgebildete Lehrer, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten fluid anbieten.
4. Starre Schulbuchaktion: Gedacht als sinnvolle Versorgung der Schüler mit kostenlosen Büchern, wurde sie zu einer der wesentlichsten Bremsen für die Anpassungen des Schulbetriebs an die Anforderungen der heutigen Gesellschaft. Inhalte in Büchern können nur mit großer zeitlicher Verzögerung und mit großem Aufwand und auf dem Weg über Gutachter und Kommissionen aktualisiert werden. Verlage werden sich hüten, risikohafte Entwicklungen voranzutreiben, die bestehende Geldflüsse infrage stellen. Vorschlag: keine Bücher, sondern Magazine, die von Schülern abonniert und in Redaktionen im Monatsrhythmus zusammengestellt werden – immer mit begleitender Sprachentwicklung in Deutsch, Englisch und einer weiteren Muttersprache.
5. Unverständliche Sprache der Bildung LPK und VWA, NBT und GWK:Abkürzungen gibt es in der Schullandschaft, da kann das Militär vor Neid erblassen. Vieles versteht man einfach nicht, was da auf einem Blatt für Eltern, Lehrer, Schüler steht. Es sind Gesetzestexte, die ohne Übersetzung nicht zu Unbeteiligten nach außen dringen sollten. Vorschlag: Lesen der verständlichen Beförderungsbedingungen der Wiener Linien, Abkürzungen abschaffen und Profis aktivieren, die wissen, wie man Inhalte an Menschen bringt.
6. Kommunikation: Die meisten außerschulischen Bildungseinrichtungen, die Schulen verändern könnten, sind mit ehemaligen Lehrern besetzt, die nicht mehr unterrichten. Ihr Kommunikationsverhalten in den bisher von ihnen unterrichteten geschlossenen Klassen wird in die Entwicklungspositionen hineingetragen. Daraus resultieren die beobachtbaren Kommunikationsprobleme. Vorschlag: Kommunikation. Profis lernen sie von Profis und Lehrer in der weiten Welt: zum Beispiel in guten Hundeschulen, in der Geriatrie, auf Twitter, in Freiwilligencamps und bei Piloten. Auf Weltreisen und im Theater.
7. Achtsamkeit und Transparenz: Die Schüler sind keine Gefangenen, auch wenn sie das Schulgebäude nicht verlassen dürfen. Achtsamkeit im Umgang mit ihren Ressourcen und ihrer Lebenszeit wäre angemessen. Vorschlag: Auch im Schulbetrieb nicht für das Schulheft produzieren, sondern immer auch für andere. Relevanz der Inhalte erhöhen, Herausforderungen definieren, Verantwortung übergeben. Partizipation, Fairness und mehr Fenster in die Wände zum Gang.
8. Ferien: Haben Sie schon einmal nachgedacht, was die Gründe für Schulklassen und gemeinsame Ferien sind? Das Militär und die gemeinsame herbstliche Kartoffelernte schon lange nicht mehr. Vorschlag: Auflösung der Ferienstrukturen. Schulbetrieb wie in einer der guten neuen Hundeschulen. Dort kann man immer hingehen, weil es dort immer etwas zu lernen gibt. Hat man genug, macht man Pause. Man lernt mit jenen, zu denen man passt. Lehrer dort haben einen exzellenten diagnostischen Blick, sie loben, wann immer es geht. Und billiger wird auch der Urlaub.
9. Arbeit, zu ruhige Arbeit: Lehrer haben oft keine andere Aufregung als zu unterrichten. Dabei ist ein Fuß draußen in einem anderen Teil der Gesellschaft wesentlich für die Entwicklung neuer Inhalte, Gedanken und Methoden. Vorschlag: Ein Wochentag wird nicht in der Schule verbracht, sondern anderswo, die Schüler kommen am besten gleich mit.
10. Wille zum Schmerz: Als Lehrer und als Schüler messen wir den Erfolg unserer Arbeit leider oft am Aufwand und Schmerz. Das muss nicht sein. Vorschlag: nicht mehr, sondern besser. Zusammenarbeit ergibt sich aus geänderten Strukturen oft leichter, sie muss nicht immer extra sein.
11. Graue Nachhilfe:Schulprobleme werden in Österreich extern gelöst und nicht an die Schule selbst zurückgespielt. Vorschlag: Registrierkassenpflicht für Nachhilfelehrer, Finanzpolizei – oder Nachhilfe überhaupt verbieten und dafür den Studenten ordentliche Stipendien gewähren. Die Eltern werden sehr schnell bei der Schule selbst mit Beschwerden auf der Matte stehen, und dort gehören sie damit auch hin.
12. Schnittstellenproblematik ungelöst: Es gibt keine Gespräche zwischen Schulen und Universitäten, was die Anforderungen sind, die ein Studium an die Schüler später stellt. So bilden wir ins Blaue hinaus aus. Vorschlag: miteinander reden und Brille putzen. Gläser mit Gleitsicht. Und immer mal umdrehen. Den Kopf hinhalten und Verantwortung für den Erfolg übernehmen.
13. Akustik mit Fluchtimpuls: Der Lärm von 30 Kindern in der Klasse wird von allen Beteiligten als schmerzhaft empfunden. Die Schulhäuser mit Klassen und Gängen hallen extrem. Vorschlag: Schalldämmung wie im Kurhaus Oberlaa: viele Menschen, ruhiges Schwimmen. Lernzonen von öffentlich zu privat. Verbunden mit Lichtinseln, entstehen Umgebungen, in denen alle gern einmal länger bleiben. Ergonomie am Arbeitsplatz. Auch das ist Achtsamkeit den Lehrern, den Schülern und der Bildung gegenüber.
Das wär’s fürs Erste. Sie sehen: Nicht mehr, sondern anders wäre recht – und ein Gratisfrühstück bitte. (Lothar Bodingbauer, 1.2.2016)
Wichtiges zuerst, und Unwichtiges wird gar nicht erst verfasst. Schularbeitsangaben, Anleitungen und Erklärtexte zu naturwissenschaftlichen Phänomenen. In diesem Seminar lernen Sie schreiben, um verstanden zu werden.
Inhalte: Ein Phänomen beschreiben | ein Phänomen erklären | ein Absatz | ein Absatz und mehr | Zwischenüberschriften | Unwichtiges erkennen | das Ende – ein Ausblick
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Lothar Bodingbauer ist Radiojournalist, Podcaster und Wissensvermittler am Abendgymnasium Wien. Für Ö1 macht Schule erstellt er kompetenzorientierte Unterrichtsmaterialien. Kontakt: www.sprechkontakt.at
Statische Verlautbarungen gab es früher. Mittlerweile haben die meisten Schulen auf eine dynamische Websites umgestellt, die es erlauben, Neuigkeiten blogartig zu veröffentlichen.
Die neuen Schulhomepages haben sich aus dem ehemals geschlossenen Kosmos Schule in eine Öffentlichkeit hin entwickelt, in der es schon profilierte Inhaltsanbieter gibt, mit denen sie sich messen müssen. Sie können von vielen Beteiligten gemeinsam geschrieben und gestaltet werden.
Fragen, wissen, können. Diese Begriffe sind einfach und verständlich.
Bei “Kompetenzen” wird es schon schwieriger. Worte sind Ausdruck von dahinterliegenden Konzepten und Menschenbildern.Die verwendete Sprache kann Bildung fördern, aber auch Kontrollen verstärken, Willkür erhöhen und Potemkinsche Dörfer errichten und pflegen.
Konrad Paul Liessmann ist Philosoph und Vermittlungsexperte. Er spricht über die Sprache in Verbindung mit Bildung, Ausbildung, Leben und Lernen.
Die kommende Maturaform in Österreich ist wichtig, weil dadurch Lehrer notwendigerweise zusammenarbeiten. Auch Schüler arbeiten in ihrem Lernen im Rahmen ihrer Vorbereitung zusammen. Während der Prüfung aber werden alle Netze gekappt, und das hat Konsequenzen auch auf die Zeit davor. Ein Rückschritt ist abzusehen.
Die neue Mathematikmatura erfordert auch den Einsatz von Technologie. Früher waren das “Taschenrechner”, heute muss dieser Rechner auch Gleichungen lösen können und grafische Darstellungen ermöglichen. Das Interessante ist, dass die iPhones / Smartphones / iPads / Tablets der Leute das alles können – mit Apps, Browser oder Programmen. Nur: diese Geräte wird man nicht bei der Matura einsetzen können, da sie Netzwerkverbindung haben.
Jetzt wetzen die Hersteller der programmierbaren Taschenrechner schon in den Startlöchern – 80 Euro wenn es gut geht, müssen die Eltern zahlen, damit man die Matura bestehen wirklich auch das letzte Detail einiger weniger Beispiele rechnen kann, sollte die Schule nicht irgendeine andere Lösung finden. Die Schüler dürfen mit der “gewohnten Technologie” arbeiten – aber die ist eben heute grundsätzlich vernetzt.
Das Hauptproblem ist also, dass man den Schülern in den Jahren vor der Prüfung lernt, vernetzt zu arbeiten, mit allen Mitteln, zum Beispiel: Geogebra, Wolfram Alpha, und dann schraubt man von diesem wunderbaren Fahrzeug bei der Matura die Räder ab, – schaltet das Netz aus – nur weil die Prüfungsform diese Arbeitsweise nicht zulässt.
Daher verzichten Schulen (update: möglicherweise) schon im Unterricht vorher darauf und lassen irgendwelche Rechner kaufen, die außerhalb des Matheunterrichts und der Prüfung so gar keinen Nutzen haben. Das ist wäre jammerschade.
Aber es gibt Alternativen. Geogebra Prüfungssticks zum Beispiel. Steckt man in den Laptop, dann ist das Netz weg, aber die gewohnte Anwendung noch da. Zwei Räder sind also noch am Fahrzeug – oder, ein anderes Bild, man fährt auf der Felge. Und selbst bei dieser Lösung müssen sich Schulen gut informieren, vielleicht sind nicht für alle Schüler Laptops vorhanden, und es könnte sein, dass Schulen überschnell aus Bequemlichkeit die programmierbaren Taschenrechner kaufen lassen.
“Bring your own device“. Jeder soll mit seinem Gerät arbeiten können, so wie es heute üblicherweise gemacht wird. Das wird derzeit vom Bildungssystem nicht reflektiert. Es wird sich die Maturaprüfung selbst ändern müssen – sie ist nicht mehr zeitgemäß, und an dieser Fragestellung sieht man das ganz deutlich.
Update 14.03.2014: An der Lösung dieses Problems – der Interpretation der Gesetzeslage, die “gewohnte Technologie” gestattet, wird gearbeitet. Bis dahin werden wohl auch die Schulen ihre Interpretationen formulieren.
Das “freundliche didaktische Konzept” ist eine Marke wie “Ja! Natürlich.” Es besteht aus fünf Eckpunkten, die die Idee mit je 20% stützen.
Diese Eckpunkte sind einerseits Merkmale wie die Auszeichnung von Nährwerten oder die Darstellung von ansprechenden Serviervorschlägen, andererseits auch die Vollständigkeit einer Dokumentation der Produktions- und Kühlkette sowie garantierte Schadstofffreiheit durch zertifizierte Biobetriebe.
Ziel ist, nicht einfach nur zu tun, wie man glaubt, sondern vorher den Rahmen zu überlegen, in dem man es tut. Im eigenen Unterricht, in der Fachgruppe, als Schule. Das Folgende könnte man als Checkliste verstehen. Ein “Serviervorschlag”.
1) Inhalt. Was wird unterrichtet. Beinhaltet auch die Zugänglichkeit des Inhalts, Schulübung, Hausübung, Quellen für Inhalte, Abwechslung, Antilangeweile, Sprache, Verständlichkeit.
2) Form. Wie wird es unterrichtet und geprüft. Methoden und Methodenwechsel, die aus den Überthemen “Kompetenzorientierung”, “Kommunikation”, “Kreativität”, “Problemelösen”, und “Wissen und Fertigkeiten selbst konstruieren” folgen.
3) Relevanz. Macht es Sinn, zur Schule zu gehen. Nicht die Bewertung der Leistung soll im Mittelpunkt stehen, sondern die Produktion von verwendbaren Ergebnissen. Verwendbar bedeutet: für andere verwendbar, für sich selbst, für die Schule. Motivation gehört auch hierher. Sie folgt aus der Relevanz.
4) Verantwortung. Weiß jeder, was zu tun ist. Moderne Lernformen brauchen klare Strukturen und Erwartungen, die in schlanker und freundlicher Sprache vorher leicht kommunizier- und verhandelbar sein müssen. Kann sich der Lehrer immer mehr auf seine Kernkompetenzen “Zusammenhänge herstellen, Lernwege planen, Kompliziertes erklären” besinnen. Problemlösungsprozeduren sind einzuplanen und ebenfalls zu kommunizieren. Verantwortung muss gelernt werden, auch das ist im Konzept.
5) Sozialer Spannungsbogen. Kann das didaktische Konzept Selbstbewußtsein und das Bewußtsein der Selbstwirksamkeit fördern. In welcher Gruppengrößen findet Lernen statt. Variationen von “alleine” bis “alle gemeinsam”. Das hilft Schülerinnen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Stärken und Schwächen bilden einen förderungsklimatisch günstigen Spannungsbogen, bei der Sprache und eigenes Forschen wichtige Elemente sind.
Lothar Bodingbauer koordiniert Mathematik am Abendgymnasium Wien und veranstaltet dort auch Workshops zu Ja! Natürlichwissenschaftlichen Themen.