Das Montreal Holocaust Museum befindet sich bis Mitte Dezember in einem verlassenen Einkaufszentrum der Cavendishmall. EinTeil der Halle wurde fuer die Ausstellung des Museums benutzt: Kinder und der Holocaust, heute steht alles fertig in Bubble-Wrap, Plastikfolie mit Luftblasen, und in Kartons verpackt da und wartet auf den Abtransport.

Alle anderen, die bis vor kurzem auch hier gearbeitet haben, sind schon weggezogen, neben dem Museum haelt nur der Canadian Jewis Congress ein paar Schretibtische am hinteren Rand der Einkaufshalle.

Die Reste der Boeros sind unschwer zu verbergen: Schreibtischsessel ohne Raeder, kaputte Tische, dann und wann ein Akt, und viel viel Muell. Frueher war das ein Kaufhaus wie Herzmanski, oder Gerngross. An den Saeulen sind bis zur Decke Spiegeln befestigt, Schinkraeume mit wunderbaren alten, plastikbezogenen Sesseln lassen die sich schminkenden Damen vor den Spiegeln noch erahnen. Die Beleuchtung ist ja noch da!

Getrennt sind die provisorischen Bueros durch Paravents. So schnell ist naemlichein Buero gebaut: Tisch, Telefon, Paravent. Und da kann der Rest der Halle noch so gross sein, wirkt alles schon sehr intim. Teppichboeden ueberall, und Spiegeln. Der letzte Schreibtisch im hinteren Eck ist der vom Chef des Museums: Bill A. Surkis. Refugium nennt er sein Gebiet und dort darf auch geraucht werden. Weil er es so bestimmte.

In der Nachbarschaft rattert – ohne Kundschaft – immer noch die Rolltreppe. Ueberall liegen heute verlassene halbtoten Luftballons herum. Gestern war hier Kinderfest. A youous Hanoukah. Die aufgeklebten Schilder weisen auf den Grund der Feier hin: Juedische Weihnachten. Ein Fest, das mit Weihnachten allerdings nichts zu tun hat, weil der Sieg ueber Antiochos Truppen be Macabaea gefeiert wird, ein Sieg gegen die Hellenisierung.Etwas skurril, die ganzen Luftballons, am Boden, durch Kinderhaende geknetet, die Zeichnungenund diese Verlassenheit am Tag danach. Sind doch tatsaechlich alle weg!

Am Eingang sitzt der Portier, gaehnt, raucht, liest Zeitung, und wird
um 15 Uhr abgeloest, vom Kollegen, der noch gar nicht jeden kennt.

Eoton hiess man hier frueher, und Eaton ist abgehaust. Der Rest von Cavendish ist der bluehenden Teil der Shopping Mall, die zur Weihnachtszeit in ihrer Mitte Lamas, Schafe, Ziegen und Huehner beherbergte, zum Fuettern und Streicheln. Die Grenze zum abgehausten Eaton bildet eine riesige lange Glasscheibe, auf der, wie man erzehlt, eine Kuenstlerin in Hinterglasmanier eine Stadt gezeichnet hat, es wird wahrscheinlich Montreal sein, mit viel, viel gruen und vielen bunten Hochaeusern.