20. Jun 2022 | ORF, Österreich 1, Premium, Radioproduktion, Randnotizen
Wer allein unterwegs ist, braucht sich nicht wirklich viel um andere zu kümmern. Im öffentlichen Verkehr geht das gar nicht, und selbst wenn man auf einem Fluss unterwegs ist – auch dort ist fast unvermeidbar, jemanden zu treffen.
Beitrag (mp3)
Manuskript
SIGNATION
Wieder was erlebt dieser Tage. Steh ich in der U-Bahn in Wien, Linie U1, und höre am linken Ohr: “Wenn du dich einmal selbst verteidigen kannst, darfst du auch alleine fahren”. Es war die Oma, offenbar, die hier mit ihrem Enkelsohn, 8 Jahre, eine Art Einschulung in das U1-Fahren machte. Beide waren mit Daunenjacken verhältnismäßig warm angezogen für einen sommerlichen Tag, aber unter der Erde ist es ja kühl. Wenn du dich einmal selbst verteidigen kannst… Es war schon der erste Teil dieses Satzes, der meine Faszination fand. Und dann kam die Spezialeinschulung auf die U1. “Am schlimmsten”, sagte die Oma, sind die Stationen Praterstern und Schwedenplatz. Meine Kinder haben das bestätigt, fachlich hatte sie also recht. Ich erinnere mich, als ich 14 Jahre alt war, und mich meine Oma das erste Mal nach Wien mitnahm. Da hat sie mir eine 72-Stundenkarte gekauft und mich losgeschickt, ohne Details, und wir haben uns dann im Donauturm auf eine Sachertorte getroffen.
ZWISCHENJINGLE
Und dann der 13A. Immer ein Erlebnis dieser Bus. Für alle, die nicht in Wien zuhause sind, der 13A ist ein Gelenksbus mit vorderem und hinterem Teil. Er durchquert die ganze Stadt innerhalb des Gürtels, vom Hauptbahnhof zur Alserstraße quer durch die Bobo-Bezirke 4-9. Als Mitfahrender kann man sich nach vorne setzen, oder nach hinten, in jedem Fall sind es zwei Schicksalsgemeinschaften, die durch die Fahrt zusammengeschweißt und zusammengehalten werden. Ich also im hinteren Teil dieses Mal. Setze mich hin, der Hund springt mit Beißkorb auf den Schoß, und ich sage “so, jetzt sitz ma” – und alle lächeln. Vermutlich. Über ihren Masken verzogen sich die Augen etwas zu Schlitzen. Und sollte dieser Beitrag in zwanzig Jahren einmal aus dem Archiv geholt werden, wir trugen damals in Wien noch Corona-Schutzmasken, als sie in Restösterreich schon wieder abgeschafft waren. Wir fahren fast schon los, da möchten 10 Oberösterreicher wieder aussteigen, weil sie im Bus der falschen Richtung waren. Das dauerte, bis sie es bemerkten, das dauerte, bis sie es dem Fahrer signalisierten, und er war freundlich und ließ sie wieder raus. Wir lachten, diesmal hörte man es, im hinteren Teil des Busses. Die Gemeinschaft begann sich zu formieren. “Hübsche Nase”, dachte ich mir, hat diese Person gegenüber, und es dauerte ein bisschen, bis es mir dämmerte, warum mir das auffiel. Die Maske bedeckte nur den Mund. Und nicht die Nase. Und wie man so ein bisschen ins Träumen und Überlegen kommt, was das bedeutet, fiel mir ein, dass diese Situation wie bei diesen Internet-Logins ist, wo man seine Menschlichkeit beweisen muss. Zeig, dass du kein Roboter bist, und klicke alle Bilder mit Schornsteinen, oder Zebrastreifen. Oder alle Bilder mit Fahrrädern. Und schon klickte ich im hinteren Teil des 13As alle Mitreisenden durch, ob ich ihre Nase sehen konnte. Bei 3 von 25 hat es Klick gemacht. Ich hatte sie durch, bevor ich dann schon da war, im 6. Bezirk, um mir meine Sonnenbrille zu holen, die ich mir im Brillengeschäft dort ausgesucht habe, am Tag zuvor.
ZWISCHENJINGLE
Die Sonnenbrille brauche ich nämlich fürs Kajakfahren. Kürzlich war ich wieder unterwegs. Auf Thaya und March in Niederösterreich. Eine wunderschöne ruhige Flusstrecke. Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 schützt zuverlässig vor Sonnenbrand, und man kann damit den ganzen Tag in der Sonne sein. Was man aber nicht heißt, dass man das soll. Denn es gibt immer noch den Sonnenstich, das ist eine andere Geschichte, aber was ich erzählen wollte waren ungefähr 50 Begegnungen mit den Fischern entlang dieser Flüsse. Sie zielen mit ihren Angeln quer über den Fluss und man muss wie im Super-Mario-Computerspiel einmal links unter der Schnur und einmal rechts über der Schnur durchfahren. Je nach Situation. Schnüre, die man kaum sieht, und deshalb deuten die Fischer mit erhobener Hand auf diese fast unsichtbaren Fischer-Leinen und sie rufen “Hallo”. 50 freundliche Begegnungen, weil es in ihrem Interesse ist, dass man sie sieht, und in meinem, dass ich sie sehe. Das, was nach Konflikten “Ende-nie” aussehen könnte, ist definitiv nicht der Fall, 50 nette Grüße, man nickt sich zu, und dankt einander. Fast schon so wie ein bisschen im öffentlichen Verkehr, wenn man sich gut versteht.
25. Sep 2020 | Lobster und Tentakel, Podcastepisode
Peter Payer ist Stadtforscher in Wien. Er benützt alle Sinne, um eine Gegebenheit der Stadt zu erfahren. Und er geht zurück in die Geschichte. Sucht Literatur, vergleicht, spürt nach. Ein Stadtspaziergang im 2. Bezirk in Wien.
Link: Peter Payer, Stadtforschung
Hinweis: Auszüge aus diesem "Gehsteiggesprächen" wurden in der ORF Österreich 1 Radiosendung Moment - Leben heute am 29. September 2020 um 15:30 Uhr ausgestrahlt.
Diese Episode ist am 25.09.2020 erschienen. Dauer: 1
Stunde
11
Minuten
und 55
Sekunden
26. May 2017 | Podcastepisode, Stadtgespräch
Zu Gast sind Alexandra Millonig und Stefan Seer vom Austrian Institut of Technology (AIT). Wir sprechen über multimodalen Verkehr – die Kombination verschiedener Verkehrsmittel. Dazu stellen wir auch die Frage, warum wir überhaupt bestimmte Wege zurücklegen. Wie man da draufkommen kann. Was Transportbuddies machen. Und worauf Navigationssysteme achten könnten. Was Simulationen und Modelle dabei helfen. Und wie sie entstehen.
Dieses Gespräch wurde am 7. Mai 2017 am Fest der Innovationen im Technischen Museum Wien aufgezeichnet.
(more…)
Diese Episode ist am 26.05.2017 erschienen. Dauer: 0
Stunden
58
Minuten
und 40
Sekunden
17. May 2017 | Podcastepisode, Stadtgespräch
Was ist schlauer als das Auto? Was wäre, wenn die Rolle von Autos und Fahrrädern umgedreht wird? Wieviel Aktivismus braucht es dazu? Gäste aus Mazedonien, USA und Österreich erzählen über ihre Erfahrungen.
Florian Lorenz und Joshua Grigsby (Smarter Than Car, Wien, Österreich), Snezhana Domazetovska und Darko Arsovski (NaTochak – On a Bike, Skopje, Mazedonien).
Gemeinsam formen НаТочак – NaTochak und Smarter Than Car die “Bicycle Urbanism Unit”. Wir sprechen auch über das Projekt: "Futurama Redux - Urban Mobility After Cars and Oil".
Links:
https://www.facebook.com/NaTochak
https://www.facebook.com/SmarterThanCar/
http://www.smarterthancar.com
Hinweis:
Victor Gruen in Zeitsprung 82 (Geschichtspodcast)
Dieses Gespräch wurde am Fest der Innovationen im Technischen Museum Wien aufgenommen: 5.–7. Mai. 2017.
Diese Episode ist am 17.05.2017 erschienen. Dauer: 1
Stunde
18
Minuten
und 25
Sekunden
8. May 2017 | Moment – Leben heute, ORF, Österreich 1, Radioproduktion
Das Lastenrad boomt: Besonders in Städten mit viel Verkehr schlängeln sich neuerdings mehr oder weniger elegant „Heavy Pedals“ - Lastenräder in unterschiedlichen Formen durch den Alltag. Die Wege sind kurz, Beschränkungen für den Autoverkehr nehmen zu. Das fördert den Wunsch, auch schwerere Lasten wie Gasthermen oder Getränkekisten mit Muskelkraft zu befördern. Akkus unterstützen das Ganze, ganze Gewerbebetriebe sind aufgesprungen. Seit kurzem fördert die Stadt Wien den Ankauf von Lastenrädern auch finanziell. In Fahrradkollektiven werden die Räder kostenlos verliehen. Ein Selbstversuch, wie die Beförderung alltäglicher Gegenstände mit dem Fahrrad statt mit dem Auto in der Stadt funktionieren kann.
1. Nov 2014 | Lobster und Tentakel, Podcastepisode
Eine Stadt durch Spuren ihrer Menschen kennenlernen. Zum Beispiel durch Spuren der Gebrüder Schwadron.
Ihre Fliesen und Kanaldeckel begegnen einem in Wien auf Schritt und Tritt. Wenn man genau hinschaut.
Tina Zickler hat sich aufgemacht, die Geschichten der Firma der Gebrüder zu erforschen. Es ist eine Geschichte des Handwerks, der Kunst und der Vertreibung.
Die Fotografin Lisa Rastl hat dazu in Stiegenhäusern, Kuranstalten und privaten Wohnungen fotografiert. Die Wiener/innen selbst lieferten dazu als "Scouts" die Hinweise.
Es entstand eine Ausstellung Anfang 2014 am ehemaligen Firmensitz der Gebrüder, und jetzt im November 2014 gibt es eine Nachfolgeausstellung im Museum für Angewandte Kunst.
Link: http://www.projekt-schwadron.at
In dieser Episode hört ihr ein Gespräch mit Tina und Lisa über das "Projekt Schwadron", zum Zeitpunkt der ersten Ausstellung im Jänner.
Es folgt einen zehnminütigen Radiobeitrag zu diesem Thema.
Und dann hört ihr ein Update der Geschehnisse zum Start der 2. Ausstellung im November.
Das Projekt hat sich sehr dynamisch entwickeln. Es zieht Kreise - auch immer weiter ins Umland hinaus. Zum Beispiel auch ins Kurhaus Semmering.
Schachtabdeckung der Brüder Schwadron am Gehsteig in der Prinz Eugen Straße, im Durchgang bei der Schweizer Botschaft. Foto: Lothar Bodingbauer
Im letzten Teil dieser Episode gibt's noch eine Referenz an die gerade veröffentlichte Episode 91 von "Schöne Ecken" - ein Spaziergang in Kritzendorf und Wien.
Helge und Cornelis sind nämlich ebenfalls als Spurensucher unterwegs. Sie spazieren in ihrem Podcast mit Mikrofon durch Städte und Gegenden, sie fotografieren und reden auch mit Menschen entlang des Weges.
Die beiden fragen am Ende ihres Spaziergangs in Kritzendorf und Wien, ob es aus Wien selbst Tipps gibt, was man sehen sollte bzw. erleben und auch essen könnte. Ich habe mit Tina darüber gesprochen.
Unsere Restaurant-Tipps: Restaurant Beograd | Portugiesisch essen | Gasthaus Sperl | Levantinisch: Kent | Sachertorte: Am Donauturm
Unsere Aktivitäten-Tipps: Hundezonen | Museum für Volkskunde | Heeresgeschichtliches Museum | Birdlife Wien | Imker Wien-West | Tod der Klaviere | Bus 13A
Link: Schöne Ecken Podcast
Diese Episode ist am 01.11.2014 erschienen. Dauer: 2
Stunden
5
Minuten
und 14
Sekunden
24. May 2014 | Tagebuch
3. Sep 2012 | Physikalische Soiree, Podcastepisode
Sensible Überlebenskünstler
Flechten sind Verbindungen von Pilzen und Algen. Der Pilz sorgt im gemeinsamen Organismus der Flechte für Form und Halt, während sich die Alge um die Energieerzeugung durch Photosynthese kümmert. Flechten werden gemeinhin mit "gesunder Luft" in Verbindung gebracht, und das ist durchaus richtig. Allerdings gibt es eine wahre Bandbreite an Flechten, die zum Teil recht unterschiedliche Bedürfnisse an die Luftqualität haben. Besonders Stickoxide aus Verkehrsabgasen können sich in Verbindung mit Wasser zu düngenden Ammoniaksalzen umformen, was bestimmten Flechtenarten als Dünger dient. Es spricht die Biologin Barbara Wunder.
Episodenbild: Barbara Wunder
Link zur Sprechkontakt-Radioproduktion 143
Link zu Babrara Wunder / Zobodat
Diese Episode ist am 03.09.2012 erschienen. Dauer: 0
Stunden
23
Minuten
und 12
Sekunden
27. Aug 2012 | ORF, Österreich 1, Premium, Radioproduktion, Vom Leben der Natur
Sensible Überlebenskünstler: Flechten sind Verbindungen von Pilzen und Algen. Der Pilz sorgt im gemeinsamen Organismus der Flechte für Form und Halt, während sich die Alge um die Energieerzeugung durch Photosynthese kümmert. Flechten werden gemeinhin mit "gesunder Luft" in Verbindung gebracht, und das ist durchaus richtig. Allerdings gibt es eine wahre Bandbreite an Flechten, die zum Teil recht unterschiedliche Bedürfnisse an die Luftqualität haben. Besonders Stickoxide aus Verkehrsabgasen können sich in Verbindung mit Wasser zu düngenden Ammoniaksalzen umformen, was bestimmten Flechtenarten als Dünger dient. Es spricht die Biologin Barbara Wunder.
Hinweis: Das Interview mit Barbara Wunder wurde mit dem Yellowtec iXs Mikrofon aufgenommen.
Programmtext
Flechten sind Verbindungen von Pilzen und Algen. Der Pilz sorgt im gemeinsamen Organismus der Flechte für Form und Halt, während sich die Alge um die Energieerzeugung durch Photosynthese kümmert.
Flechten werden gemeinhin mit "gesunder Luft" in Verbindung gebracht. Allerdings gibt es eine große Bandbreite an Flechten, die zum Teil recht unterschiedliche Bedürfnisse an die Luftqualität haben. Besonders Stickoxide aus Verkehrsabgasen können sich in Verbindung mit Wasser zu Ammoniaksalzen umformen, was bestimmten Flechtenarten als Dünger dient.
Zum anderen hat sich die Luftqualität in den Städten in den letzten Jahrzehnten zum Teil massiv gewandelt. Wo früher etwa in Gegenden um die Linzer Schwerindustrie keine Flechten auftauchten, sind manche Arten dort wieder zu finden.
Autoabgase sind zum wesentlichen Faktor geworden, welche Flechten sich wo ansiedeln. Die Stärke der Flechte, ihre Nährstoffe aus der Luft aufnehmen zu können, ist nämlich auch gleichzeitig ihr Schwachpunkt: Sie nimmt eben auch schädliche Stoffe auf, was zur Schädigung des Organismus führt, wenn er nicht an den jeweiligen Standort angepasst ist.
Insgesamt wird man, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, an Bäumen, Mauern und Steinen mehr Flechten sehen, als man eigentlich vermuten möchte. Flechten sind daher auch ausgezeichnete Bioindikatoren, die anzeigen, wie es um die Lebensbedingungen im Stadtraum steht.
Interviewpartnerin:
Dr. Barbara Wunder
Biologiezentrum der oberösterreichischen Landesmuseen
Johann-Wilhelm-Klein-Straße 73
A-4040 Linz-Dornach
Teil 1: Eine überraschende Verbreitung
Teil 2: Eine erfolgreiche Gemeinschaft
Teil 3: Der Wunsch nach guter Luft
Teil 4: Harte Bedingungen
Teil 5: Grüne Oasen im Stadtraum
Link zum Artikel in ÖKO-L 34/1 (2012) Flechten in Linz (PDF)
Episodenbild: Parmelina-tiliacea / Barbara Wunder
23. Jun 2012 | Fotos