341. Der Fadenwurm

Der Nervennetz des Fadenwurms: Der Neurobiologe Manuel Zimmer spricht über Caenorhabditis elegans, einen der wichtigsten Modellorganismen der Biologie. Abgekürzt wird dieser Fadenwurm „C-elegans“ genannt.

Caenorhabditis elegans, der Fadenwurm, ist neben der Fruchtfliege (Genetik) und der Acker-Schmalwand (Botanik) einer der wichtigsten Modellorganismen der Biologie. Er ist klein, durchsichtig, genügsam und braucht für seine Entwicklung nur 3 Tage. Das ist aber noch nicht alles. Jeder Wurm hat die gleiche Anzahl an Zellen – etwas über 1000 – und die gleiche Anzahl an Nervenzellen – etwas über 300. Jede dieser Zellen hat eine eigene Bezeichnung und kann so zunächst kartiert – das ist noch zum Ende des 20. Jahrthunderts passiert – und auf ihre Verbindungen untersucht werden – das ist jetzt Gegenstand der Forschung.

Einerseits geht es bei den wissenschaftlichen Untersuchungen derzeit um Fragen zum programmierten Zelltod. Während der Entwicklung eines Fadenwurms sterben einige Zellen geplanterweise zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt wieder ab. Das ist für die Krebsforschung vom Interesse. Bei Krebs gibt es Störungen beim programmierten Zelltod, die Krebszellen vermehren sich unkontrolliert. Andererseits sind besonders die Nervenzellen des Fadenwurms für Neurowissenschaftler interessant. Sie können deren Aktivität durch genetische Tricks sichtbar machen. Ist ein Neuron aktiv, flackert es im Mikroskop auf. Der Fadenwurm leuchtet beim „denken“.

So wird es möglich, das Verhalten zu untersuchen, und zwar auf neuronaler und genetischer Basis. Was im Wurm ist wofür zuständig? Auch Schlaf-Forschung wird auf zellulärer Ebene möglich. Wenn sich ein Fadenwurm schlafen legt, kündigen das seine Neuronen im Vorfeld an.

Interviewpartner:

Univ.-Prof. Dr. Manuel Zimmer
Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie der Universität Wien


1. Jede Zelle ist benannt


2. Eine Karte von Zellen und Verbindungen


3. Wie Gedanken entstehen


4. Koordination des Verhaltens


5. Schlafen im Rudel


85. Taufliege

Taufliegen sind jene lästigen winzigen Fliegen, die sich in unseren Obstschüsseln tummeln. Eine davon ist Drosophila melanogaster, die als Modellorganismus der Entwicklungsgenetik große Berühmtheit erlangt hat und als eines der am besten erforschten Lebewesen gilt. Jährlich erscheinen mehr als 4.000 Publikationen über Drosophila, und dennoch gibt es Organe bei dieser Insektenart, die nahezu unerforscht sind. Auch nach 100 Jahren intensiver Forschungen lässt sich bei Drosophila noch immer wissenschaftliches Neuland beschreiten. Es spricht: Carlos Ribeiro, Genetiker im Labor Barry Dickson, IMP - Research Institute of Molecular Pathology (Vom Leben der Natur / ORF Radio Österreich 1 ab 2. Juni 2008 )

Programmtext

Die Fruchtfliege (Taufliege) ist ein bedeutender Modellorganismus für Genetiker. An ihr kann unter verhältnismäßig einfachen Bedingungen erforscht werden, wie Gene dazu beitragen, komplexe Strukturen und Verhaltensmuster von Organismen auszubilden.
So unscheinbar diese Fliege ist, so spannend sind ihre Verhaltensweisen, was Partnerwahl und Essverhalten betrifft.

Am Wiener Institut für Molekulare Pathologie wurde eine "Fliegenbibliothek" eingerichtet, ein Zentrum für den weltweiten Versand von genetisch veränderten Fruchtfliegen.

Kontakt

Carlos Ribeiro, Genetiker im Labor Barry Dickson
IMP - Research Institute of Molecular Pathologie
Dr. Bohr-Gasse 7
1030 Wien


Teil 1: Ein historisches Umfeld


Teil 2


Teil 3


Teil 4


Teil 5


Hinweis: Die einzelnen Teile stehen gesamt als Physikalische Soiree 135 zum Hören zur Verfügung.