Umweltministerin Leonore Gewessler hat vor kurzem in einem Zeit-im-Bild-Interview an ein nationales Entsorgungsprogramm für radioaktiven Abfall erinnert. Auch in Österreich fällt nämlich radioaktiver Abfall an – durch Industrie und Medizin, oder bei der Dekontamination. Dazu wurde ein sogenannter Entsorgungsbeirat eingerichtet, für die Entsorgung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. Er soll in den kommenden Jahren Vorschläge für ein Endlager in Österreich präsentieren.
Aufnahme von 1992: Glocken aus dem finnischen Kloster “Uusi Valamo”. Gehört noch vor dem Einstieg ins Radiohandwerk. Gewidmet dem Radiolehrer Manfred Steinhuber. Im Kloster kann man für Kost und Quartier arbeiten.
Update: Aufnahme von 2019: Die Melodie hat sich die Jahre über gewandelt. Sie wird nach Auskunft der Mönche im Gedächtnis weitergegeben, wenn ein anderer Mönch spielt, prägt er sie nach seinen Vorstellungen. Angeblich gibt es auch einen italienischen Glockenspiellehrer, der 2019 kommen hätte sollen, der aber nicht gekommen ist. Das Foto stammt auch aus diesem Jahr.
Glocken aus der Mitte Finnlands, aus Uusi-Valamo (Neu-Valamo). Dort haben ehemals russische Mönche ein Kloster errichtet. Man kann dort als Freiwilliger für Kost und Quartier arbeiten. Die Glocken werden vom “Sakristan des Tages” geläutet – und das braucht einige Übung.
Die Glocken aus dem russisch-orthodxen Kloster “Uusi Valaomo” in der Mitte Finnlands waren mein Einstieg ins Radiohandwerk. Und sie sind immer noch ein ständiger Begleiter, weil ich nun schon ein paar mal an diesem Ort wieder war. Auch später mit den Kindern – wieder arbeitend als Tellerwäscher, und immer wieder diese Glocken, die sich in den letzten zwanzig Jahren auch verändert haben. Die Melodie wird nicht aufgeschrieben, sie wird im Kopf der Glockenläuter (Sakristane genannt) weitergegeben. Manchmal kommt auch ein Glockenlehrer aus Italien, doch der ist 2019 ausgeblieben. Dann muss man selbst weiterentwickeln. Diese Aufnahme ist der Stand von ca. 1994. Wer wissen will, wie die Glocken heuer klingen, fährt einfach hin.
Diese Episode ist am 27.10.2013 erschienen. Dauer: 0
Stunden
2
Minuten
und 25
Sekunden
Das Reiseziel ist Finnland, Land der weiten Wälder, Seen und Rentierherden. Über die Ostsee ist Helsinki auf schwimmenden Hotels unterhaltsam zu erreichen und leicht bewegt sich der Reisende fort, von Hauptstadt zu Hauptstadt. Weiter oben im Norden jedoch, dort wo der Bottische Meeresbusen seine schmalste Stelle aufweist, sind nur noch selten Touristen aus dem Ausland anzutreffen. Wir sind in Skandinavien, und doch – etwas ist anders. Die Welten haben gewechselt. Lothar Bodingbauer hat dort einen Urlaub der anderen Art verbracht, nämlich arbeitend in einem Kloster.
Orthodoxes Kloster in Finnland: Das orthodoxe Kloster Neu-Valamo ist ein spirituelles Zentrum in der Mitte Finnlands. Gäste können hier arbeitend ihre Ferien verbringen. Sie leben und arbeiten mit den Mönchen – und am Abend gibt’s gemeinsam Sauna. Sprecher: Klaus Höring, Moderation: Toni Böhm, Redaktion: Ursula Burkert.
Links: Uusi Valamo (WP) | Uusi Valamo (Website) | Filename: radio001_valamo Beitrag
Filename: radio001_valamo
Das Kloster befindet sich am Ufer des Juojärvi SeesTellerwäscher im finnischen Kloster Uusi Valamo
Manuskript
ATMO Eisenbahn
TEXT
Unser Ziel ist Ostfinnland, ein kleines orthodoxes Kloster, in dem wir arbeiten wollen, für Kost und Quartier. Genug des irren Umherreisens. Entlang der Bahnstrecke quer durch die Mitte Finnlands weite Getreidefelder und Wälder. Unzählige Föhren und Birken, deren weiße Stämme während der Fahrt scheinbar in alle Richtungen durcheinandertanzen. In den Feldern sind verwitterte Felsen, der Wind hat das Getreide auf weite Flächen zu Boden gedrückt. Immer öfter begleiten wir das Ufer eines Sees. Unermüdliche Alleszähler haben sie gezählt, genau einhundertsiebenundachtzigtausend-achthundertachtundachtzig Seen gibt es hier in Finnland. – Drei Kinder auf einem Feldweg entlang der Bahn, sie winken nicht, sondern ahmen mit ihrem Zucken das Schießen von Maschinengewehren nach – aber das finden wir wohl in allen Ländern dieser Welt.
ATMO Waldrauschen
TEXT
Uusi-Valamo, das orthodoxe Zentrum Finnlands ist nur auf gut Glück in der Einöde zu finden; wohlversteckt im weiten Wald am Ufer des Juojärvi-Sees. Dreißig Kilometer sind es bis zum nächsten Ort, und die Landstraße führt im sicheren Abstand von fünf Kilometern vorbei. Von der langen Fahrt noch ermüdet, schrecken wir frühmorgens um dreiviertel sechs durch Kläge hoch, die an manchen Tagen melancholisch, zumeist jedoch verspielt klingen.
ATMO Glocken
TEXT
Abwechselnd mit den andern zehn Mönchen erklettert Bruder Johannes jeden Tag dreimal den Glockenturm.
OT
Die Glocken werden von Hand geläutet, das ist der Ptoloma, der Sakristan, der das machen muß, und jeder Sakristan hat seine eigene Melodie, weil es einen Sakristan des Tages gibt, und der hat dann die eigene Melodie, die er gerne spielen möchte. Und das braucht eine Weile, bevor man die Glocken wirklich spielen kann, denn man braucht ja beide Hände, und die Füße und den Kopf, damit die Melodie gut läuft. Aber nach einigen Monaten Übung und nach viel Gelächter durch die anderen Mönche, dann geht das.
TEXT
Das Kloster selbst ist weder alt noch dunkel und mystisch, wie es das Klischee vorschreiben würde. Die weiße Kirche mit goldener Kuppel wurde erst neunzehnhundertsechsundsiebzig erbaut. Einhundertfünfzig Brüder wurden zu Vertriebenen, als Stalin 1940 ihre alte Heimat bombardieren ließ, eine Insel im heute russischen Ladogasee. Drei Tage hatten sie Zeit, um Alt-Valamo zu verlassen und unzählige Ikonen mußten zurückgelassen werden. Die Bruderschaft schuf sich hier in Ostfinnland auf dem Gelände eines alten Bauernhofes eine neue Bleibe.
ATMO Klostershop
Heute mischen sich im Klostershop sakrale Klänge und profanes Kassengeklingel, Computer und Telefax haben Einzug gehalten. Ein japanischer Kunstmaler malt moderne Ikonen, eine Volkshochschule gibt es hier, ein Hotel für Gäste. Bruder Tichon fährt dann auch zuweilen zur Stockholmer Touristikmesse, um Besucher zu gewinnen, denn die bringen Geld, für die notwendigen Neubauten und die Restaurierung der alten Ikonen. Es arbeiten freiwillige Helfer, finnische Zivildienstleistende und die meisten der Brüder gemeinsam, um die Sommergäste zu versorgen.
OT
Es ist eine Möglichkeit, auch in einer modernen Zeit, seine Aufgabe als Kloster zu erfüllen. Diese große Volksmenge im Sommer wird kompensiert durch die mehr oder weniger große Stille im Winter, und dann ist das Kloster wieder richtiges Kloster, wenn es weniger Leute gibt, und mehr Ruhe, mehr Zeit zum Beten, Studieren und die normale Arbeit statt Touristen und Gäste sozusagen.
TEXT
Es wird wieder ruhig in Neu-Valamo, wenn die Besucher weniger, und die Nächte länger und kälter werden. Das orthodoxe Leben kehrt aus seinem Sommerversteck zurück.
OT
Was man dann im Winter am meisten macht, das ist wohl beten, eigentlich, die Klostergottesdienste, um 6 Uhr morgens das Morgengebet, um Viertel vor 7 die Liturgie, um 11 Uhr eine Gebetsstunde, um 5 Uhr nachmitags die Vesper, das Abendgebet, dann um 8 Uhr abends das Bravelo, Nachtgebet, das läuft dann sehr gut. Und im Winter wird sehr viel repariert, da wird neu angestrichen, und was dann auch im Haus gemacht werden kann, wird gemacht. Um Weihnachten herum da wird es morgens um 9 Uhr hell und um 3 wieder dunkel, das ist dann der Tiefpunkt sozusagen. Aber es ist nicht richtig dunkel, denn der Himmel wird dunkelblau und die Sterne, wenn der Schnee da ist und das Mondlicht, dann ist es doch ziemlich hell. Die schlimmste Zeit ist eigentlich Oktober, bevor der Schnee kommt, wenn es grau ist und es wird dann dunkel, und es gibt noch keinen Schnee. Und das ist auch deprimierend für einige von uns. Ja, man kann kein Kloster im Winter auf den Kanarieninseln haben, man muß immer hier sein, auch im Winter. Und immer sind die meisten froh, wenn es dann Mai wird, und das Eis ist weg am See vor unserem Kloster, und die Sonne ist da, und man hört, wie alles wächst, wirklich hört, denn das geht dann so schnell, wenn die Wärme mal kommt, und der Frost ist weg, ungeheuer schnell.
TEXT
Wohnt man länger hier im Kloster, erahnt man etwas von jener Art zu leben, wie es die Mönche gerne haben. Stille, Einkehr, Nachdenken. Dann treiben die Besucher vorbei, wie die bunten Blätter im Herbst. Wenn wir nicht gerade Beeren pflücken oder Karotten ernten, bleibt viel Zeit, zu lesen, im Wald oder im Klostergelände umherzustreifen.
OT (mit Atmo)
Und da unten am See wohnen wir, zur Zeit, in den kleinen blauen Häusern, und hinter jeder Tür steckt dann eine Mönchszelle, eine kleine Einzimmerwohnung. Das große Gebäude da hinten, das achteckige, ist die Bibliothek und die Ikonenkonservierungswerkstatt, die das Kloster auch hat, und die Bibliothek könnte durch das Buch “Der Name der Rose” inspiriert sein, weil sie auch achteckig ist, allerdings nicht so hoch, wie das Riesending, das Umberto Eco da ausgemalt hat.
TEXT
Am Abend dann, wenn es kühl wird und sich die Herbstnebel über dem See zeigen, ist die beste Zeit für eine der schönsten Gewohnheiten des Nordens – für die finnische Sauna. Unterhalb des Klosters am Ufer des Sees liegt die Hütte, dort treffen wir den Bibliothekar und auch Mönche.
OT
In die Sauna? Ja sicher! Es ist Tradition, daß das Kloster eine Sauna hat, und die Mönche gehen zweimal in der Woche in die Sauna, im alten Finnland war es die einzige Möglichkeit, sich sauber zu halten, und warum sollte man eine gute Tradition ändern?
TEXT
Nach einer viertel Stunde bei hundert Grad folgt der Sprung in den See. Ein unglaubliches Gefühl der Entspannung stellt sich ein, die Gedanken hören auf zu kreisen und nirgendwo könnte es schöner sein als hier an diesem Punkt der Welt.
ATMO Finnische Amsel
TEXT
Der See liegt schwarz, glatt und ruhig. An seinen Ufern ziehen sich dunkel die Silhouetten der Bäume. Und das Schönste: darüber im dunkelblauen Nachthimmel streicht ein Nordlicht hinweg und verändert fließend seine Farbe und Gestalt
MUSIK
Lothar Bodingbauer ist ein österreichischer Radiojournalist, Abendschullehrer und freier Podcaster.
Auf diesen Seiten finden Sie Notizen und Ergebnisse, Erfahrungen und viele Fragen.
Lothar bietet Workshops an zu Journalismus, Podcasting und Sprache, zu Naturwissenschaften und kooperativen Lernformen. Er arbeitet auch als Science Lektor zu den Themen Farben, Wolken, Physik. Er mag auch Themen der Botanik und liebt "Nature Journaling".