10. Dec 2007 | Tagebuch
Da bringt der Briefträger einen persönlich adressierten Brief der Post selbst. Darin ein Fragebogen, wie man die Qualität des Zustelldienstes weiter erhöhen könnte. Als erste Aufgabe: kontrollieren Sie bitte die Adresse, die wir von Ihnen haben. Nun, die war falsch angeschrieben am Kuvert, die Hausnummer streute um 2, die Türnummer um 7 Nummern. Aber der Brief der Post hat mich trotz dieser falscher Adresse erreicht. Also: kein Qualitätsverbesserungsbedarf beim Zustelldienst. Danke!
2. Dec 2007 | Tagebuch
Wer über das Leben klagt, findet selten gute Worte.
6. Nov 2007 | Tagebuch
“Du kannst mir gern den Buckel runterrutschen und mit der Zunge bremsen – Austrian German: abusive insult, literally “you can slide down my hunchback using your tongue as a brake”.
Weitere hübsche Phrasen, die es nur in manchen Sprachen gibt: Mirror.
2. Nov 2007 | Schreibschule, Tagebuch
1) Seine Bedeutung kann nicht unterschätzt werden
2) Seine Bedeutung kann kaum hoch genug veranschlagt werden.
Was heißt das, wie geht das? Kann man so über eine Ecke denken? Sätze wie die obigen sind sehr, sehr schwergreifend.
Den Sinn des ersten Satz kann man mühelos mathematisch ergreifen: Nicht (Bedeutung < Untere Grenze) —-> Bedeutung ≥ Untere Grenze. Für alle beliebigen unteren Grenzen. Es findet sich also zu jeder beliebigen unteren Grenze die Bedeutung darüber. Klar doch, so geht’s! Zweiter Satz? Keine Ahnung. Mit einer Epsilon- und Deltaumgebung müsste man das mit dem Grenzwertsatz der Analysis hinkriegen.
Insgesamt ist von Formulierungen wie obigen abzuraten. Sie spielen in der “Magst keinen Senf?”-Liga.
27. Sep 2007 | Tagebuch
… viel wurde erdacht. Aber kein Loch im Küchenboden, wo man die Sachen reinkehren kann.
9. Sep 2007 | Tagebuch
Überschall ist, wenn sich die Schallursache schneller als der Schall selbst ausbreitet. Überschall gibt es quasi auch im Wasser, wenn Enten und Schwäne schneller paddeln, als sich die Wellen ausbreiten, die sie dabei schlagen. Sie schwimmen den Wellen davon, die dreiecksförmig begrenzt nach hinten weglaufen. Man könnte glauben, je spitzer das Dreieck, desto schneller die Ente. Die Verhältnisse sind aber bei Wasserwellen durch Interferenz (Überlagerung) so gelagert, dass der Öffnungswinkel des Dreiecks immer etwa 40° ist – so zumindest der Literaturwert, egal welche Geschwindigkeit das Paddeltier hat.
5. Sep 2007 | Tagebuch
Eine Million Galaxien müssen klassifiziert werden. Jedermann kann mitmachen, nachdem er einen dreiminütigen Einführungslehrgang online absolviert hat. Helfen Sie mit: http://www.galaxyzoo.org/
Quelle: BBC Science Artikel
31. Aug 2007 | Tagebuch
Umsteigen in St. Valentin und eine halbe Stunde Zeit am Bahnsteig 3 bringen Erlebnisse und Gedanken zu Tage, für die man nur “danke” sagen kann.
“Willkommen in St. Valentin”. Das ist sehr höflich von Chris Lohner, die im sicheren Wien sitzt, und die auch St. Valentin ihre Stimme leiht. St. Valentin ist in diesem Fall nur Bahnsteig drei, und das Willkommen erübrigt sich zwischen Beton und vier Gleispaaren vorne, und vier hinten. Wer hier herkommt, muss hier umsteigen, besuchen will er niemanden.
Schön die Güterzüge und eine Befürchtung, die sich nicht bewahrheitete: einer mit gesägten Brettern von rechts nach links, und einer mit Baumstämmen von links nach rechts. Hätten beide geschnittene Bretter gefahren, wäre das beunruhigend. So aber hatte alles seine Ordnung. Das Sägewerk ist rechts.
Zweideutig eine Szene, die Chris Lohner gleichzeitig auf Bahnsteig drei und vier spielte. Sie sprach zur selben Zeit verschiedene Ansagen auf beiden Bahnsteigen, schwer zu verstehen, da zwischen Bahnsteig drei und vier nicht wirklich viel Distanz liegt. Eine Ansage kündigte ca. das Kommen eines Zuges an, und die andere drohte das Gehen eines anderen an.
Zwei mal eine “wichtige Durchsage” von einer knorrigen Mänerstimme für Reisende nach Wien, die 10 Minuten Verspätung des IC ankündigte. “Duchsage” hätte gereicht, wirklich wichtig ist, wenn man ohnehin etwas ängstlich am Bahnsteig sitzt und mit dem Schlimmsten rechnet, ein sich abzeichnender Schienenersatzverkehr. Wohltuend der Verzicht des Bahnmeisters auf die auszusprechende Floskel “Die Österreichischen Bundesbahnen sind stets um die Pünktlichkeit ihrer Züge bemüht”. Ist ja kein Problem, Verspätung darf sein, kommt vor, ist ja schwierig so ein Netzwerk zu betreiben, aber sie schönzureden macht dem sorgenvollen Reisenden keinen Spaß, auch wenn sich die Marketingabteilung das vermutlich noch so wünscht.
“Stand clear”. Das war der wie im großen Fernsehkino gesprochene Abschlusswunsch ohne Möglichkeit zum Widerspruch, sozusagen die akustische Klammer von Chris Lohner, als dann der Zug nach Wien angekündigt wurde. Der letzte Wunsch aus St. Valentin: sauber zu stehen.
Im Zug eine herrliche Fahrt mit einem Clown, einer Klimaexpertin und zwei netten Töchtern. Die 6. Person im Abteil wurde vergrault. Der Nahrungsmitteltrolleyfahrer bot Kaffe “mit oder ohne Gas” an.
27. Aug 2007 | Tagebuch
Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Gerhard Schröder setzte dem Hegelzitat zur Freiheit noch ein “Zuversicht” voran, und verwendete damit anlässlich einer Einpeitschungsrede vier abstrakte Begriffe in einem Satz. “Wir sind voller Zuversicht, dass Einsicht in die Notwendigkeit letztlich die Freiheit ist” – oder so ähnlich. Diese Reihenfolge ist aber lange noch nicht alles, was das Zitat mit Zuversichtserweiterung hergibt. Mathematisch lassen sich nämlich 4! = 4*3*2*1 = 24 verschiedene Sätze bilden. Los geht’s.
- Die Zuversicht, dass Einsicht die Notwendigkeit zur Freiheit ist.
- Die Zuversicht, dass Einsicht die Freiheit zur Notwendigkeit ist.
- Die Zuversicht, dass Notwendigkeit die Einsicht zur Freiheit ist.
- Die Zuversicht, dass Notwendigkeit die Freiheit zur Einsicht ist.
- Die Zuversicht, dass Freiheit die Einsicht zur Notwendigkeit ist.
- Die Zuversicht, dass Freiheit die Notwendigkeit zur Einsicht ist.
- Die Einsicht, dass Zuversicht die Notwendigkeit zur Freiheit ist.
- Die Einsicht, dass Zuversicht die Freiheit zur Notwendigkeit ist.
- Die Einsicht, dass Notwendigkeit die Zuversicht zur Freiheit ist.
- Die Einsicht, dass Notwendigkeit die Freiheit zur Zuversicht ist.
- Die Einsicht, dass Freiheit die Zuversicht zur Notwendigkeit ist.
- Die Einsicht, dass Freiheit die Notwendigkeit zur Zuversicht ist.
- Die Notwendigkeit, dass Einsicht die Zuversicht zur Freiheit ist.
- Die Notwendikgeit, dass Einsicht die Freiheit zur Zuversicht ist.
- Die Notwendigkeit, dass Zuversicht die Einsicht zur Freiheit ist.
- Die Notwendigkeit, dass Zuversicht die Einsicht zur Freiheit ist.
- Die Notwendigkeit, dass Freiheit die Einsicht zur Zuversicht ist.
- Die Notwendigkeit, dass Freiheit die Zuversicht zur Einsicht ist.
- Die Freiheit, dass Einsicht die Notwendigkeit zur Zuversicht ist.
- Die Freiheit, dass Einsicht die Zuversicht zur Notwendigkeit ist.
- Die Freiheit, dass Notwendigkeit die Einsicht zur Zuversicht ist.
- Die Freiheit, dass Notwendigkeit die Zuversicht zur Einsicht ist.
- Die Freiheit, dass Zuversicht die Einsicht zur Notwendigkeit ist.
- Die Freiheit, dass Zuversicht die Notwendigkeit zur Einsicht ist.
Besonders Geübte können mit 5 Begriffen 5!=120 schöne Sätze bilden. Einen pro Tag in ein Gespräch eingeflochten reicht das für 1/3 Jahr Schönreden. Achtung vor der Mitverwendung des Wortes “Apfel” in der Reihe der verwendeten Wörter.
22. Aug 2007 | Tagebuch
Aus der Klinik für Fortpflanzung und Besamung der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Selçuk, Konya-Türkei
Der Einfluss von Sildenafil (Viagra®) auf das Geschlechtsverhalten von Schafböcken
K.ÇOYAN und A. KAYA
Vet. med. Austria/Wien. Tierärztl. Mschr. 92 (2005), 30 – 33
Schlüsselwörter: Schafbock, Sildenafil, Libido, Paarung.
Zusammenfassung
Das Ziel dieser Studie war festzustellen, ob Sildenafil das Paarungsverhalten von Schafböcken beeinflusst. In einem Vorversuch wurden 21 Konya-Merino-Schafböcke einzeln, 3 Mal je eine Stunde mit brünstigen Schafen zusammengebracht und die Anzahl Deckakte erfasst. Aufgrund der Beobachtungen wurden davon je 8 Böcke mit eher geringer (pro Stunde im Mittel höchstens 5 Paarungen) bzw. grösserer geschlechtlicher Aktivität (7 oder mehr Paarungen) ausgewählt. Je 4 Tieren beider Gruppen wurde jeweils eine Stunde vor 3 weiteren solchen Einsätzen 100 mg Sildenafil (Viagra ®) rektal verabreicht. Die übrigen Böcke dienten als Kontrolle. Nebst der Anzahl der Paarungen wurde die Reaktionszeit, d.h. die Zeit zwischen dem Zusammenführen von Böcken und Schafen und dem ersten Deckakt ermittelt.
Nach der Gabe von Sildenafil kam es in beiden Gruppen von Böcken signifikant häufiger zu Paarungen. Im Bezug auf die Reaktionszeit wurden keine gesicherten Unterschiede festgestellt.