PHS193 Donau als Grenzfluss
Die Donau. Limes, Landschaft, Lebenswelten.
Nach der Milchstraße in der letzten Physikalischen Soiree geht es diesmal um eine bedeutende Wasserstraße – die Donau. Wenig Physik dieses Mal, aber durchaus viel Wissenschaft. Archäologie und Geschichte.
Landschaftsarchäologie. UNESCO Welterbe. Landschaft an der Donau. Blick in die Vergangenheit, 2000 Jahre zurück. Grenzen des römischen Reiches. Rund ums Mittelmeer. 20 Länder sind das heute. 340m hat Moldawien daran Anteil.
Die nationalen Limesabschnitte in Österreich, der Slowakei und Ungarn werden seit 2008 gemeinsam für eine Einschreibung zum bereits bestehenden multinationalen UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches” vorbereitet.
Wir sprechen in dieser Ausgabe der Physikalischen Soiree über das Thema Weltkulturerbe, Donau, Römische Grenze.
Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Sonja Jilek
Institut für Geschichte, Universität Wien
Link zur Pressemitteilung, die Anlass für diese Sendung war.
Diese Episode ist am 29.07.2014 erschienen. Dauer: 1 Stunde 32 Minuten und 17 Sekunden
64. Aal
Anuilla anguilla, der europäische Aal, stellt mit seinen Wanderungsbewegungen in das Bermudadreieck und zurück eine bemerkenswerte Ausnahme in der österreichischen Fischwelt dar. Nur wo er über Rhein und Elbe einen Zugang zum Atlantik hat, kommt er bei uns natürlich vor. Durch Hindernisse und Gefahren auf dem Weg ist der Aal in jüngster Zeit massiv vom Aussterben bedroht. Der Fischökologe Josef Wanzenböck vom Limnologischen Institut der Akademie der Wissenschaften spricht über die Besonderheiten dieses schlangenförmigen und durch seine Lebensweise kryptisch wirkenden Fischs, der schon in Film “Die Blechtrommel” von Günter Grass eine schwer zu vergessende Rolle als ungustiöser Nebendarsteller bekommen hat.
Aalglatt und dennoch gefährdet
Die Bestände des Europäischen Aals (Anguilla anguilla L.) sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Deshalb arbeitet die Generaldirektion Fischerei der Europäischen Kommission an einem Maßnahmenpaket zur Rettung der Aale. Zur fachlichen Beratung steht ihr ein Gremium von Fischereiexperten zur Verfügung. Einer von ihnen ist der Fischökologe Josef Wanzenböck vom Institut für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Mondsee.
Josef Wanzenböck leitet die Arbeitsgruppe zum Management des Aals, die im heurigen Frühjahr detaillierte Vorschläge zum Schutz der Aale ausgearbeitet hat und diese dem Plenum der Fischereiexperten vorgelegt hat. Der Abschlussbericht, der der Europäischen Kommission als Entscheidungsgrundlage dienen wird, wurde vor kurzem veröffentlicht. “Da der Aalbestand in den letzten drei Jahrzehnten auf weniger als fünf Prozent zurück gegangen ist, muss man die vorgeschlagenen Maßnahmen möglichst unverfälscht umsetzen, um die Lebensgrundlage dieser faszinierenden Tierart langfristig zu sichern”, ist Josef Wanzenböck überzeugt.
Die Experten empfehlen, das Fischen von Aalen in allen Lebensstadien auf mindestens die Hälfte zu reduzieren. Aale sind nicht zuletzt wegen ihres komplizierten Lebensrhythmus sehr gefährdet: Sie schlüpfen im Westatlantik und wandern mit dem Golfstrom Richtung Europa. Dort angekommen wandern sie im Lauf ihrer Jugendentwicklung flussaufwärts, bis sie zum Laichen wieder in den Atlantik ziehen. Aus diesem Grund stellen Flusskraftwerke und Pumpwerke ohne Fischtreppen für Aale tödliche Hindernisse dar. Die Experten raten deshalb – im Einklang mit den Empfehlungen der Europäischen Wasserrahmenrichtline – dringend zu ökologisch sinnvollen Begleitmaßnahmen beim Ausbau der Flüsse. Eine weitere Möglichkeit den Aalbestand zu erhalten, stellt das Handelsverbot mit den Jugendstadien des Aals, mit den schmackhaften Glasaalen dar. Glasaale sollten in Zukunft nur noch zum Besatz natürlicher Gewässer innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes des Aals gehandelt werden dürfen.