Alles klar, Herr Kommissar? Der heitere Ratekrimi mit Leo Frank mit Haymo Pockberger war Fixpunkt meiner Kindheit mit Radio. Aus Linz kamen die Sendungen zu mir ins Innviertel aufs Land. Es war einerseits das Kennenlernen der Landeshauptstadt und seiner Einrichtungen als Informations- und Unterhaltungsversorger, andererseits war es Möglichkeiten, Bindungen einzugehen an Menschen abseits des Elternhauses. Die habe ich dann auch über Kurz- und Mittelwelle geknüpft, zu den Präsentationen deutschsprachiger Sendungen aus der ganzen Welt. Ob Propaganda oder Information, es waren immer Menschen, die mit mir in Verbindung traten, und zu deren Stimmen und ihrem Wesen, das erkennbar war, ich eine Verbindung aufbaute, die nur mir bekannt war. Manchmal auch ihnen, wenn ich einen Empfangsbericht mit Kinderschrift schickte. Die Hörspiele vom Regionalprogramm habe ich vorwiegend gehört, wenn ich krank war, sonst war ich meist draußen zu dieser Zeit. Das Tournier auf der Schallaburg kam später dann zu mir, auch hier die Menschen, die mit mir die Stunde teilten. Und als männliches Kind, war die “Welt für die Frau”, das Vormittagsprogramm meiner Oma Zugang zur Welt der Frauen, das war schon eine gute Gelegenheit. Für den Mann gab’s nichts. Aber das Wunderauto Dodo war männlich, immer hin. Das habe ich geliebt. Heute mache ich Radiosendungen, in denen Menschen erzählen, welche Wissenschaft sie betreiben – mit Pflanzen, Tieren, mit Wolken und Planeten. “Vom Leben der Natur” bietet nicht nur Informationen, sondern Beziehungen an. Die ich stellvertretend für die Hörer:innen knüpfe, im Vorgespräch, im Interview, und dann als Sendung. Radio wurde bei mir mittlerweile durch oft durch Podcasts ersetzt, weil dort mehr Zeit ist, die Nebenschwingungen aufzunehmen. Selbst nachzudenken in den “langweiligen” Stellen, die nicht herausgeschnitten sind. Radio ist mir also heute manchmal auch zu aufregend, weil es zu gut ist. Ich liebe das Fließen, das Lachen, das Abwarten, bis eine Antwort kommt, die mir zu denken gibt. Das ist vielleicht nicht die Zukunft des Radios, sondern eine Ergänzung. Radio bietet Sicherheit, dass Menschen Sendungen gestalten, die miteinander sprechen, was sie “nicht” senden. Das hört man nicht, aber das macht die Qualität eines Senders aus. Zeit für Diskussionen, über das, was nicht gesendet wird. Dann ist das was bleibt, fantastisch. Das braucht Ressourcen. Dann ist es gut.

(Lothar Bodingbauer / Ö1 Wissenschaft)