352. Randnotizen: Ruheabteil

Ein Jahr haben wir nun unser Leben reduziert. Und jetzt: wir können uns wieder häufiger treffen. Alte Herausforderungen werden wieder aktuell. Neue entstehen.


Manuskript

SIGNATION

Es gibt wieder Leben nach Corona. Das sich entfaltet. Das an Facetten gewinnt, an Dimensionen. Hoffnungen, die Wirklichkeit werden. Imaginäres, das angreifbar wird.

So geschehen in meinem Spanischkurs. Der wurde im letzten Jahr rein über Zoom, über Videokonferenz abgehalten. Großartige Erfindung. Man sitzt zuhause, jeder sitzt zuhause, und man lernt trotzdem gemeinsam. Und nun: 3G machts möglich, getestet, geimpft oder genesen, und gegen Ende des Spanischkurses könnte man noch ergänzen: geprüft. Wir haben uns vorige Woche zum Abschluss realmente in einem Spanischrestaurant getroffen zum Tacos essen. Waren die anderen Kursteilnehmer bisher flach und schön von vorne am Bildschirm zu sehen, kamen sie nun einer nach dem anderen zur Tür herein. Rund im Gesicht. Mit hervorstehenden Brillen und wippendem Schmuck. Der ganze Körper in Bewegung und man sieht sie von der Seite, man sieht die Größe, man sieht sich auch von unten und von oben. Gekrümmter, weil bewegter Mund. Selbst das Lächeln hatte ein vorne und hinten. Und ich sage Ihnen: ich habe keinen von den anderen unmittelbar wiedererkannt, obwohl ich sie vom Videounterricht gut kannte. Es scheint so, dass unser Hirn für das Wiederkennen alle Dimensionen braucht. Ist schlüssig, denn evolutionär sind Bildschirme doch erst ganz zum Schluss dazugekommen, die 3D – drei Dimensionen, auf zwei Dimensionen reduzierten.

Es war ein schöner Abend – so in echt, miteinander zu reden. Die Tacos waren großartig, und das Nichtwiederkennen am Anfang schlug nach wenigen Minuten um. In ein Erinnern, ein Wissen. So ein Hirn lernt offenbar, den zweidimensionalen Bildschirm nach einer ersten Verwirrung recht schnell mit der räumlichen Wirklichkeit zu verbinden. Das waren doch die Menschen, die ich kannte. Getestet, genesen, geimpft. 3G macht 3D wieder möglich – und ich rede noch gar nicht vom Parfum das manch wer trug.

TRENNER

Begegnungen auch in der Eisenbahn, wenn Fahrten wieder möglich sind. Eine neue Form des Vernaderns wurde da im letzten Jahr der Corona-Ruhe offenbar entwickelt, wir können sie derzeit in den Ruhewägen der Railjets unserer geschätzten Eisenbahn ausprobieren. Da hat sich wirklich wer was ausgedacht. Sie wissen ja, das Ruheabteil. Wenn ich wirklich Ruhe haben will während der Zugfahrt, dann muss ich mich in ein ganz normales Abteil setzen. Im Ruhewagen muss ich mich nämlich dauernd aufregen. Weil jemand spricht, ein anderer Musik hört, ein dritter telefoniert. Und das Schlimme ist, ich reg mich zu Recht auf, qua Signet reisen im Ruheabteil jene, die Ruhe suchen, weil sie müde sind, aber offenbar auch jene, die in Ruhe telefonieren möchten. Konflikte sind unvermeidlich, und wer nicht wirklich perfekt die Regeln der gewaltfreien Kommunikation beherrscht, ist hier verloren. Zur Erinnerung: gewaltfreie Kommunikation verläuft in 4 Stufen.

“Sie telefonieren gerade. Ich versuche im Ruheabteil mich zu entspannen. Wenn Sie telefonieren kann ich mich nicht entspannen. Ich bitte Sie daher, nicht mehr zu telefonieren.”

Sie spüren schon, das muss man vor der Abfahrt üben. Aber:

Diese wundervolle Reihe freundlicher Informationen und Appelle des gewaltfreien Gesprächs mit einem Störenfried können Sie nun abkürzen, indem Sie in das Bord-Internet einloggen und die Person per Platznummer vernadern.

ZITAT Sie fühlen sich in der Ruhezone gestört und wollen anonym eine Lärmbelästigung melden? Dann folgen Sie diesem Link. Sollten Sie sich durch das Nichteinhalten der Spielregeln von einem Mitreisenden gestört fühlen, haben Sie die Möglichkeit, dies unserem Zugpersonal an Bord von ihrem Sitzplatz aus zu melden. Danach wird mithilfe einer Durchsage explizit auf die Ruhezone hingewiesen bzw. unser Zugpersonal persönlich im Wagen vorbeischauen um sich um die Einhaltung zu kümmern.

Wie war das? Haben wir richtig gehört? Wir spulen zurück.

ZITAT Danach wird mithilfe einer Durchsage explizit auf die Ruhezone hingewiesen.

Helfen Sie mir mit einem Vergleich. Das ist so, wie wenn man im Dunkeln mit der Taschenlampe nach Sternen sucht. Oder eben – und das kenne ich aus Zeiten, als ich schlechte Nerven hatte – wenn die Kinder anschreit, endlich ruhig zu sein.

ZITAT Danach wird mithilfe einer Durchsage explizit auf die Ruhezone hingewiesen.

TRENNER

Man kriegt sich schneller in die Haare, dieser Tage, so scheint es. Themen wie Politik, Ruhezonen, Platzverbote oder “die Impfung” sollte man unter Umständen in Gesprächen eher mal ausklammern. Und da stellt sich die Frage, worüber man eigentlich reden soll. Probieren Sie’s mal mit dieser unverfänglichen Frage: “Sind Sie mit ihren Lippen zufrieden?”. Ich hab das probiert. Interessanterweise haben die meisten gelächelt, und sagten. “eigentlich ja”. Irgendwie, und das finde ich nett, haben alle ihre Lippen gern. Sie auch?

325. Schluchzen im Liegewagen

Geräusche finden ja immer in der Gegenwart statt, und wer über sie spricht, muss sie aus der Vergangenheit zurückholen. Vielleicht mit technischen Mitteln. Aber ein Aufnahmegerät war damals nicht dabei. Das folgende Geräusch kann ich Ihnen nicht vorspielen.

Es ist ein tiefes, herzzerreißendes Schluchzen, das aus der Ecke kommt. Der Zug hat Straßburg erreicht, und jemand ist zugestiegen. Hat sich in die Ecke der obersten Etage im Liegewagen zurückgezogen und weint, und weint, und weint so herzzerreißend, dass der Student in der obersten Etage gegenüber fragt, was leicht los wäre. Und das Mädchen erzählt von einem Sommer in Strassburg, einem Filmworkshop, an dem es teilgenommen hat, und dass es jetzt wieder nach Bulgarien zurückfährt. Und dass es nie dorthin zurück wird können, wo es so schön war.

Ob er ihre Hand halten könnte, fragt sie den Student gegenüber, und er hält ihre Hand, und so schlafen sie ein. Die Hände über den tiefen Raum des Liegewagenabteils verbunden, im dritten Stock, auf der dritten Ebene, ganz oben. Am Morgen steigt er aus, im Nebel von Wels, einem Umsteigebahnhof in Oberösterreich, wo der Zug wieder hält. Und sie schaut ihn an. Und er schaut sie an. Eine Sekunde, vielleicht zwei.

LUT052 Franz war in Siebenbürgen

 

 

Ein Land lernen.

Franz kommt gerade aus Siebenbürgen zurück. Wir sprechen über die Geschichte dieser Gegend in Europa zwischen Ost und West und wir sprechen über das, was Menschen trennt und was sie verbindet.

Ein Pläuschchen auf der Parkbank über das Reisen, das Bemerken, und das Sich-ein-Bild machen.


Diese Episode ist am 06.06.2016 erschienen. Dauer: 1 Stunde 20 Minuten und 57 Sekunden

 

189. Brüder Schwadron

In der Zeit von 1899 bis 1938 hat die jüdische Firma Brüder Schwadron in Wien viele Zinshäuser und auch öffentliche Bäder mit baukeramischen Arbeiten ausgestattet. Wer heute durch die Stadt geht, findet als erste sichtbare Spur der Brüder Schwadron Kanaldeckel, die mit ihrem Namen gekennzeichnet sind. Das Unternehmen wurde von zwei aus Galizien stammenden Brüdern gegründet. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zwang Victor und Walter Schwadron 1938 dazu, den Betrieb aufzugeben. Das Unternehmen wurde arisiert. Ein Ausstellungsprojekt versucht die Spuren der Geschichte aufzugreifen und mit den bestehenden auch für Touristen leicht sichtbaren Kanaldeckeln und Keramiken in Verbindung zu bringen. (Sonntagsspaziergang / Deutschlandfunk)

185. Salzburger Glockenspiel

Täglich drei Mal erfreut das Salzburger Glockenspiel Einheimische wie Tourist/innen durch seine meist bekannten Melodien. Die Tonreihe der 35 Glocken umfasst drei Oktaven mit allen Halbtönen. Das technische Wunderwerk am Residenzplatz wurde 1703 an der Westseite des “palazzo nuovo” errichtet, der heutigen “Neuen Residenz”. Für Abwechslung sorgt seit vielen Jahren Musikmeister Erich Schmidt, der pünktlich zu Monatsende um 11 Uhr die Melodien “umsteckt”.

Beitrag (mp3)


Manuskript

„Das klingelt so herrlich…“

Melodiewechsel beim Salzburger Glockenspiel

10 min. / (Lothar Bodingbauer)

Salzburg, am Domplatz, ein schöner Herbsttag, ein Spätherbsttag. Es ist kurz vor 11. Vor der neuen Residenz versammelt sich erwartungsvoll eine kleine Gruppe von Menschen.

OT Chinese (kurz) – Spricht chinesisch

Der Herr aus China kommt wegen der Architektur und dem guten Ruf der Stadt hierher, und für die Salzburger selbst ist das zu erwartende Glockenspiel die Belohnung nach ein paar Wegen in der Stadt.

OT Salzburgerin

Wenn man so ungefähr um die Mittagszeit komm, dann erwartet man, dass das noch ein kleiner Zusatz ist für einen schönen Salzburgbesuch, dass man das Glockenspiel hört.

ATMO Glockenspiel 1 mal die Melodie, darüber dann…

Die Melodie wird einmal pro Monat gewechselt, und heute ist es wieder soweit. Ganz genau hört gerade einer zu: Erich Schmidt, er betreut das Glockenspiel gemeinsam mit seiner Frau Adelheid. Er runzelt die Stirn – zwei Glocken sind ausgefallen.

OT Schmidt Erich

Letzte Woche war es noch in Ordnung. Jetzt klingt es eher modern, das Ganze. – Ich bin der Glockenspielsetzer, mache monatlich die Melodien ins Glockenspiel, zusammen mit meiner Frau. Durch meine Heirat mit ihr habe ich sozusagen ins Glockenspiel hineingeheiratet, weil das ist in ihrer Familie Familientradition. Schon seit 1873 ist das in der Familie, dass immer die Nachfolger dann das Glockenspiel weiter betreuen.

OT Schmidt Adelheid

Mein Großvater war Uhrmacher und hat die Uhr gebaut, die drei mal am Tag oben das Glockenspiel auslöst. Und mein Vater hat von Jugend an von den 20-er Jahren bis zu seinem Tod das Glockenspiel betreut. Wir sind 4 Geschwister zuhause gewesen und mein Vater hat uns alle mit dem Glockenspiel aufwachsen lassen. Wir könnten alle vier das Glockenspiel setzen. Die meisten Stücke, so wie sie jetzt gespielt werden, hat er selber eingerichtet, dass es gut klingt, dass nicht zu viele Klänge zusammenkommen und doch die Melodie erkenntlich ist.

ATMO hinaufgehen

OT Schmidt Erich

Ja, jetzt werden wir hinaufgehen in den Turm und die alte Melodie raustun und die neue Melodie reintun und zuerst einmal schauen, warum bei der alten Melodie so viele Glocken nicht angeschlagen haben, denn letzte Woche war’s ja in Ordnung.

Der Turm ist zwischen 30 und 40 m hoch – wir werden das lieber etwas langsamer angehen – 190 Stufen sind es bis nach oben.

OT Schmidt Erich

Das ist die neue Residenz, nennt sich das im Volksmund. Offiziell heißt es Neugebeude, hat der Wolf Dietrich bauen lassen, Erzbischhof Wolf Dietrich. Ist später aufgestockt worden der Turm, um das Glockenspiel hineinzubauen. (Atmo sperrt auf)

In der Turmstube angekommen, ist jeder ein wenig außer Atem. Ein Wunderwerk an Technik tut sich auf. Zähne, Räder, Seile, Stäbe, Rollen, Walzen. Alles hier ist analog, es riecht nach warmem Lerchenholz und, tatsächlich ja, nach vielen, vielen Schrauben.

OT Schmidt Erich, Atmo läuft ständig passend

Jetzt muss ich die sogenannte Klaviatur wegtun, weil sonst spielt es jedesmal wenn ich die Walze weiterdrehe, hört man es unten in ganz Salzburg.

Schnell wird sichtbar, warum zwei Glocken vorhin fehlten, ein Kettenglied hat sich gelöst, mechanische Beanspruchung, ganz normal, sagen Herr und Frau Schmidt.  – So – Zentrales Stück der Anlage ist eine große Walze, wie ein Hamsterrad, zweieinhalb Meter im Durchmesser aus Bronze, mit 7970 Löchern. Da werden die Schrauben hineingedreht. 

OT Schmidt Adelheid

Jede Schraube ist ein Ton, die Glocken haben zwei Hämmer, und jede Linie auf der Walze ist eine Achtelnote. Und so kann man sich das dann umsetzen von der Partitur, dass man genau die Stifte in die richtige Reihe steckt, die Pausen einhält, und die Notenlänge und den Notenwert.

OT Schmidt Erich

Jetzt muss ich die Walze vorlaufen lassen auf meine Arbeitsposition, damit ich auch bei Takt 1 anfangen kann.

Das Quietschen und Sirren das man dann und wann hört, kommt übrigens vom Elektromotor, der die Walze weiterdreht.

OT Schmidt Adelheid

Das alte Stück muss jetzt herausgenommen werden, das heißt jeder Stift ist von hinten mit einer Mutter angeschraubt, die wird gelockert, dann muss man von vorne den Stift rausnehmen und die neugesetzten muss man dann wieder anschrauben.

OT Schmidt Erich

Es sind 35 Glocken, und teilweise haben die Glocken zwei Hämmer. Es sind genau drei Oktaven mit allen Fis-Cis und so weiter dabei, alle Halbtöne dabei.

OT Schmidt Adelheid

Ich habe in meiner Kindheit auch sehr viel noch das Gewicht heraufgehoben. Da muss man kurbeln und kurbeln, dass das Gewicht raufkommt. Und das Faszinierendste für mich als Kind war die Geschwindigkeitsregelung mit den zwei Flügeln, dass du nur ein bisschen raustust und die ganze riesen Walze wird langsamer oder schneller.

OT Schmidt Erich

Die große Walze dreht sich jetzt natürlich auch mit einem Elektromotor. Sie könnte aber auch mit dem alten Werkl betrieben werden, die jetzt in Betrieb ist, und für besondere Anlässe als Demonstrationszweck benützt wird.

ATMO Erich Schmidt summt die Melodie …

OT Schmidt Erich

… haben wir gerade geesetzt, und jetzt – genau da sind wir.

Nach einer halben Stunde konzentrierten Schraubens folgt der erste Test der neuen Melodie, in der Turmstube selbst. 

OT Schmidt Erich

Beim ersten mal Abhorchen muss man die Geschwindigkeit einstellen, weil jedes Musikstück, was vom Vormonat zum Nachmonat, hat eine andere Geschwindigkeit. So, dann schauen wir mal.

ATMO Klackern, leise Glocken

Lange Holzleisten übertragen den Impuls der gesetzten Schrauben nach oben hin weiter zu den Glocken.

Atmo hinaufgehen

OT Schmidt Erich

Jetzt muss ich schauen, mir ist vorgekommen, es hat zweimal ein D nicht angeschlagen, das wäre da (DING). Aha, genau. (DING). Aha. Da ist (DING) der Hammer zu weit von der Glocke weg und dadurch schlagt es nicht an, weil die Bremse vorher in Kraft tritt, bevor der Hammer an die Glocke schlägt. Na. (DING). Brauche ich ein anderes Werkzeug, muss ich wieder runtergehen.

Zwei Jahre nach der Restaurierung „feigelt“ es immer wieder noch ein bisschen, sagt Erich Schmidt bis alles reibungslos läuft, was sich über die Jahrhunderte schön eingestellt hat. Die Glocken stammen übrigens aus Holland und wurden über wundersame Wege auf Karren mit Stroh nach Salzburg gebracht. Damals 1695. Erzbischof Johann Ernst Graf Thun hatte mit der Ostindischen Handelsgesellschaft Gewinne gemacht, der Hofuhrmeister Jeremias Sauter wurde beauftragt, das Werkl dann zusammenzubauen, was natürlich komplizierter ist, als es jetzt klingt.

ATMO (DING DING DING)

OT Schmidt Adelheid

Das Glockenspiel hat ja auch die Funktion gehabt zu den Essenszeiten zu rufen, deswegen Früh, Mittags, Abends, die Arbeitspausen 7, 11 und 6 Uhr. Es war also nicht nur zur Muße sondern zur Information.

So. Alle Glocken klingen, und jetzt kommt die Generalprobe für die Menschen, die schon unten drauf warten.

ATMO neue Melodie

Es passt. Und mit dem Schlusston ist für Erich Schmidt nur noch eines zu tun.

OT Schmidt Erich

Jetzt schreibe ich ins Turmbuch, dass ich die Melodie Lobet den Herren von Joachim Neander ins Glockenspiel gesetzt habe.

So hat alles seine Ordnung, Herr und Frau Schmidt packen ihr Werkzeug zusammen – und unten – da lächeln die Leute.

OT Salzburgerin

Man hört das einfach gerne, man freut sich, es ist aus einer alten Zeit und kommt in die Gegenwart gut herüber.


(Deutschlandfunk/Sonntagsspaziergang, 24. November 2013)

83. Reise ins Pielachtal

Das obere Pielachtal im niederösterreichischen Mostviertel ist eine alte landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft. Heute ergeben sich mit der Wiederentdeckung des Dirndl-Strauchs und seiner roten Früchte Verbindungen zu Kräuterpädagogik und sanfter Naturvermittlung – zu modernen Ideen für nachhaltigen Tourismus. Eine Reise entlang der Mariazellerbahn.

Dirndl – Stauden – hohe Wiesen
Moderne Ideen für nachhaltigen Tourismus

Die Pielach ist ein von menschlichen Zwangsmaßnahmen weitgehend unberührter Voralpenfluss gelieben, der nahe dem Ötscher entspringt und am Fuße des Stifts Melk in die Donau mündet. Die Entwicklung an ihren Ufern setzte erst im 11. Jahrhundert mit der Ankunft der ersten Siedler ein. Sie wurden von Adeligen angeführt, die ihre Grundherren waren und für ihren Schutz sorgten. Mit ihnen kamen auch die Geistlichen, die ihre Lehrmeister waren, beim Hausbau und bei der Herstellung von Geräten.

Das Voralpenland war einmal eine geschlossene Waldlandschaft bis hinauf zur Waldgrenze. An den Auwaldstreifen der Pielach schloss Mischwald an, die Hänge hinauf und in den höheren Lagen vorwiegend Fichten.

Heute stellt sich die Landschaft an den Hängen den Menschen als Kulturlandschaft dar: Hübsch gelegene hohe Wiesen, durchzogen von Hecken, Rändern, Säumen, Stauden und ganz oben, als so genannte Solitärbäume, einsam und pittoresk einzelne Eichenbäume, die sich das Wasser aus der Tiefe holen können.

Darunter dann Streuobstbäume für den Mostgewinn: Birnen und Äpfel, dort, wo es schon wärmer ist, und nicht so exponiert. In den Hecken dazwischen befinden sich auf kleinem Raum Wildrosen, Hagebuttenstauden, Ahorn, Schlehen, Weißdorn, Haselnüsse, Dirndl-Stauden, Heinbuchen, Eschen – das alles auf 20 Meter.

Blühende Obstbäume

Die Hecken teilen die Landschaft, sie sind natürliche Grenzen für Besitzungen und das Vieh. Ein Windschutz sind sie und ein Eldorado für alles was bunt oder auch versteckt ist, für alles, was auch kreucht und fleucht und zwitschert. Der Eingriff von Menschen ist dabei durchaus notwendig. Diese Hecken sind nur dann Hecken, wenn sie gepflegt werden. Aber eine Hecke ist wohl kein richtiger Tourismusmagnet.

Die neue alte Dirndl-Staude mit ihren roten Früchten.

Die bunte Dirndl-Staude könnte in Zukunft jedoch vermehrt eine touristische Anziehungskraft ausüben. Sie soll das Pielachtal nach außen hin vertreten. Die Dirndlstaude wird auch “Gelber Hartriegel” oder auch “Cornus Mas”, oder “Kornelkirsche” genannt, oder auch “Fürwitzl”, weil sie die erste Pflanze ist, die im Jahr blüht. Die Dirndl-Staude besitzt alles, was ein Markenzeichen braucht: ein mit ihren frühen Blüten und den roten Früchten freundliches Aussehen, eine reiche Tradition als Kulturpflanze schon seit der Steinzeit und auch und vor allem wertvolle Inhaltsstoffe.

“Es ist ein Unterschied, ob ich einen Heiltee trinke und mir der Tee nicht schmeckt, oder ob ich ein schmackhaftes Essen herstellen kann, das die Wirkstoffe hat, und trotzdem gut schmeckt”, Fritz Pittner, Biochemiker.

Der Steinschalerhof in der Nähe von Kirchberg im Pielachtal hat sich mit seinem Besitzer Johann Weiß in den letzten Jahren einen besonderen Ruf durch seine “grüne Küche” erarbeitet. In Kochkursen wird das Wissen um das Kochen mit Wildkräutern an die Gäste weiter gegeben. Lohn der Bemühungen um diese so genannte “Kräuterpädagogik” ist die “Grüne Haube”, die das Hotel aufweisen kann.

Nachhaltigkeit und sanfter Tourismus stehen in der Entwicklung des Pielachtals an vorderster Stelle. Die Ruhe der Kulturlandschaft lädt ein, sie unaufgeregt zu durchwandern, zum Beispiel auf dem Kardinal-König-Weg, der zu Ehren des Kardinals geplant und beschildert wurde. Er ist im Pielachtal geboren wurde und ging hier zur Schule. Dem Auge wird das ruhige Betrachten leicht gemacht, so abwechslungsreich und doch vertraut wirkt die Gegend auf den Besucher.

Voriges Jahr hat das Pielachtal den europäischen “Eden-Award” bekommen, als eine der zehn touristisch aufstrebendsten ländlichen Regionen Europas, als Tal an der Schwelle von einem No-Name-Gebiet zu einem bekannten touristischen Ausflugsziel.

81. Sternwarten in Wien

Selten heben Menschen in den Städten ihre Augen höher als zu den höchsten Häuser. Wer aber als Stadtbesucher auch einmal zum Himmel sehen mag, kann dies in Wien an drei immer noch aktiven Sternwarten tun: in der Kuffner-Sternwarte, der Universitätssternwarte und in der Urania. Diese Sternwarten mit reicher Geschichte sind idyllisch in Parks gelegen, am Donaukanal, und bieten neben einem Blick zum Himmel - Lichtverschmutzung hin oder her - auch einen Blick zurück in eine Zeit, als astronomische Beobachtungen noch mitten in den Lebensärumen der Menschen gemacht wurden. Es sprechen: Günther Wuchterl, Kuffnersternwarte: Thomas Posch, Universitätsternwarte; Maria Firneis, Universitättsternwarte; Hermann Mucke, Astronomische Gesellschaft Wien

71. Uppsala im Linné-Jahr

71. Uppsala im Linné-Jahr

Vor 300 Jahren wurde in Schweden Carl von Linné geboren. Er entwickelte jene Methode, die Natur zu benennen, die heute weltweit angewendet wird: zwei lateinische Namen bezeichnen Gattung und Art von Pflanzen und Tieren. In Uppsala unterhielt er einen kleinen, feinen botanischen Garten und lehrte an der Universität. Wir unternehmen eine Exkursion im Stile Linnés, mit der akustischen Botanisiertrommel - dem Mikrofon - in gepflegte botanische Gärten und wildwüchsige Wälder in und um Uppsala im Jubiläumsjahr.

Manuskript

AMBIENTE BEITRAG

Uppsala – auf den Spuren von Carl von Linne

(Lothar Bodingbauer)

Anmoderation:

Von der Hausmaus Mus musculus bis zum Buschwindröschen Anemone nemorosa hat er den Lebewesen der Natur Namen gegeben. Auch den Menschen hat er mit Homo sapiens benannt.

In jedem Botanischen Garten der Welt befinden sich unzählige Pflanzen, die im Namensschild ein L führen, und dieses L steht für Linné. 

Carl von Linné, der schwedische Naturforscher, er ist der Erfinder der uns oft vertrauten lateinischen Doppelnamen für Tiere und Pflanzen. Er feiert heuer seinen 300. Geburtstag.

Die meisten Spuren vor Ort hat er in der Gegend von Uppsala hinterlassen, in Schweden. Dort wohnte er, betreute seine botanischen Gärten und unterhielt ein Sommerhaus, ein Zentrum für Studenten, Naturbegeisterte und auch Erholungsbedürftige. Das ist auch heute noch so. Lothar Bodingbauer hat Uppsala besucht und einige Menschen begleitet, die dort Carl von Linné immer noch tagtäglich treffen.

CD 1 / 1    Atmo 

(Atmo kurz stehen lassen)

Mikro    Text 

Die kleine Universitätsstadt Uppsala liegt ungefähr 60 Kilometer von Stockholm entfernt. Man könnte die Gegend vielleicht am besten als das Cambridge des Nordens bezeichnen. Die Universität prägt das Leben der Stadt, sie wurde schon 1477 gegründet, als zweite Universität Skandinaviens. 

Der kleine Fluß Fyrisån durchzieht die Stadt und seine Länden bilden einen willkommenen Treffpunkt nicht nur für die Lachmöwen und Schwäne der Region, sondern gerade auch für die Studenten, die dort auf die nächste Prüfung lernen oder zwischen den Vorlesungen Café trinken.

Oben am Berg das unvollendete Schloss von Uppsala, gleich daneben: die Kathedrale, in der neben Marmor und Bronce frische Blüten eine ganz bestimmte Grabplatte schmücken: Dort, am Grab von Carl von Linne, beginnt für den Besucher auf Linnés Spuren der Ausflug an jener Stelle, wo das Studium des Lebens für Linné selbst geendet hat.

CD 2 / 1    Atmo 

(In den letzten Satz ziehen, kurz stehen lassen, dann folgenden OT)

CD 1 / 2    0:34    OT Deutsch Olof Jacobson

Also wir sind hier am Grabe Carl Linneus. Wir sind also in der Domkirche von Uppsala. So ein großer Mann wie er war, er ist natürlich hier begraben. Es ist heute das Jubiläumsjahr, wie sie wissen. Das bedeutet, dass man hier es verschönt hat, wir haben eine Umringung von Pflanzen, es ist eine Menge von verschiedenen Pflanzen. Alle von ihnen sind normalerweise von Linneus Namen gegeben. Es ist grün und ganz schön am Grabe.

Mikro    Text 

Olaf Jacobson betreut dieses Ehrengrab. Er ist der Vorsitzende der schwedischen Linné-Gesellschaft und katalogisiert in Uppsala die Korrespondenz des Naturforschers. 

Den größten Teil seines Lebens verbrachte Linné auf den Spuren der Pflanzen hier in dieser Stadt. Er kam 1707 aber in Småland zur Welt, einer Provinz in Südschweden, deren Bewohner als besonders energiereich und ausdauernd beschrieben werden. „Setze einen Smålander auf einen Felsen, und er kann sich ausreichend ernähren. Gib ihm eine Ziege, und er wird reich“ – so heißt es in Schweden. Der Name Linnaeus stammt von den Linden, die im Hof der Familie standen. Linnés Vater war Priester, und Carl, der zweite Sohn, sollte ebenfalls Priester werden – was durch einen Mentor an Carls Volksschule erfolgreich verhindert wurde, der beobachtete, mit welcher Freude Carl mit Blumen spielte. Es war Linnés Mutter, die ihm schon früh Kränze voller Blüten um die Wiege wand. Carl, so schreiben die Biographen, war immer freundlich, lustig, glücklich und außerordentlich amüsierend. Rasch eignete er sich das botanische Wissen seiner Zeit an, studierte Medizin und wurde Experte für die Botanik. Nach Lehr- und Wanderjahren in Europa ließ er sich in Uppsala nieder. Mitten in der Stadt entstand sein eigener botanischer Garten, in dem er Vorlesungen hielt: Der Linné-Garten, der auch heute das Linné-Museum von Uppsala beherbergt.

CD 2 / 2    Atmo 

(Kurz stehen lassen)

CD 1 / 3    0:46    OT Deutsch Erik Århammer

An der gegenüberliegenden Seite vom neuen provisorischen Kiosk bewegen wir uns auf ein altes Haus zu, was jetzt das Linne-Museum beherbergt, und was früher von der Familie Linne bewohnt wurde und wo er auch die Studenten unterrichtet hat, Forschung betrieben hat. Und dann hat er vom Fenster des Arbeitszimmers im 1. Stock über den Garten hinausschauen können und auch zusehen können, dass die Gärtner alles genau so in die Wege geleitet haben und gepflanzt haben, wie er das geheißen hat. Klingeln wir, und sehen, ob jemand zuhause ist.

Mikro    Text 

Erik Århammer ist Gärtner, ein Nachfolger Linnés, denn er betreut im Botanischen Garten der Universität das Linneanum - die Orangerie. Er führt durch das Linné-Museum und zeigt Linnés Arbeitszimmer im ursprünglichen Zustand: mit Kästen voller Bögen mit gezeichneten und gepressten Pflanzen, Büchern, botanischem Handwerkszeug, selbst die Tapeten der Räume bestehen aus Drucken von Buch-Bögen, die Linné von seinen Verlegern zum Korrigieren erhalten hat.

CD 1 / 4    0:42    OT Deutsch Erik Århammer

Jetzt stehen wir von einem lebensgroßen Bildnis, das einen sehr jungen Carl von Linne zeigt, in der Lappentracht. Er hat ja eine Reise nach Lappland unternommen, eine sehr strapaziöse solche, wo er eine Pioniertat vollbracht hat, dass er da lebend wieder herausgekommen ist, ist schon allerhand. Und da hat er auch eine Lappentracht von da mitgeführt, und da sieht man alle Utensilien. Sehr interessant ist die so genannte Zaubertrommel oder Neuttrümma, wie es auf schwedisch heißt, wo man gute Geister beschwört hat und auch böse Geister hat versucht fernzuhalten. Die hat also magische Eigenschaften.

Mikro    Text 

Es war seine erste große Forschungsreise, die Linné als 23-jähriger Student in den Norden Schwedens, nach Lappland unternahm. Er katalogisierte alles, was er erlebte, alles was er sah. Er beschrieb Blumen, Sträucher, Steine, aber auch Sitten und Gebräuche. Besonders die Eigenheiten der heutigen Samen interessierten ihn - für ihn sonderbare Menschen in seinem eigenen Land. Derartige Lebensbeschreibungen waren neu für die damalige Zeit, und sie lesen sich auch heute noch spannend, unterhaltsam und oft amüsant. Zum Beispiel das, was er über das Werbeverhalten junger Männer schreibt: Eine bestimmte Art von Pilz hilft ihnen, Frauen zu begeistern.

Digas    Zitat Carl von Linné

Wenn ein Jugendlicher in Lappland so einen Pilz findet, bewahrt er ihn vorsichtig in einer Tasche auf, die er an seiner Hüfte anbringt, sodass der leichte Duft des Pilzes ihn für die Mädchen attraktiver macht, um das er sich bewirbt. Oh, seltsame Venus! In anderen Gegenden der Welt musst du mit Schokolade oder Kaffe gelockt werden, mit Eingemachtem und Süßen, mit Wein und Leckerbissen, Juwelen und Perlen, Gold und Silber, Seide und Kosmetik, Kugeln und Schmuck, Konzerten und Spielen; hier gibst du dich zufrieden mit einem kleinen welken Pilz!

Mikro    Text 

Die Stadt war anstrengend, damals wie heute. So kaufte Linné für sich und seine Familie ein Sommerhaus, 10 Kilometer außerhalb von Uppsala: In Hammarby. Garbiele Bodegård trifft dort als Waldökologin immer wieder auf Linnés Arbeitsweise, auf Linnés Spuren.

CD 1 / 5    1:45    OT Deutsch Gabriele Bodegård

Es knuspert, wenn man läuft. Es ist schon lange her, dass es geregnet hat das letzte mal. Ja, jetzt sind wir in Linnes Hammarby. Schauen wir, ob wir hier reinkommen (Atmo) So. Das ist Linnes Museum, was er selbst gebaut hat, 1766. Da hat es gebrannt in Uppsala, er hat Angst gehabt, seine ganzen Pflanzensammlungen, dass sie auch verbrennen, deswegen hat er das Häuschen hier gebaut aus Stein, kein Ofen hier drinnen. Da hat er seine ganzen Pflanzensammlungen hineingelegt, ein paar Tiere. Man kann durchs Fenster kucken. Da steht wie ein Holzpferd aus, was da drin steht, da kann man drauf sitzen, mit einer Schreibunterlage. Das hat Linne gebaut. Auf schwedisch Plughest, pluga studieren, lernen, hier sagt man auch heutzutage Streber sagt man Plughest, viel zuhause sitzt und studiert.

Mikro    Text 

Man kann sich glücklich schätzen mit einer Wanderführerin wie Garbiele Bodegård. Sie zeigt winzige Nagelköpfchen-Flechten, die man alleine nicht einmal von Nahem selbst erkennen würde, sie bückt sich dort, wo jeder andere vorbeigehen würde. Als Linné-Pädagogik wird diese Art des teilnehmenden Wanderns in der Natur in Schweden bezeichnet.

CD 2 / 3    3:25    OT Deutsch Gabriele Bodegård

Wenn man da eine Gruppe hat, einer von der Gruppe soll ein Buch dabei haben, kriegt ein Buch, ein Pflanzenbuch, einer einen Kescher um Tiere zu fangen, einer kriegt ein Gewehr aus Holz. Denn früher hat es keine Ferngläser gegeben, da haben sie die Vögel vom Himmerl geschossen, um zu bestimmen, was sie waren. Wieder ein anderer hat Disziplinstrafen ausgeteilt, einer hat Protokoll geführt. Alle waren irgendwie aktiv. Das ist Linne Pädagogik, wenn alle aktiv sind, dann sind dann auch alle konzentriert. - Jetzt gehen wir aus dem kleinen Park auf Linnes Wanderpfad, den er immer zur Kirche eingeschlagen hat. -

Ah kuck mal, das sieht eigentlich aus wie Elch. Ich glaube dass wir hier Elch-Fell, Haare gefunden haben. Und die Haare sind hohl. Und man kann sie brechen, das hört man vielleicht auch. (Atmo) Und wenn ich mit Kindern hier wäre oder mit Gruppe, und würde über den Elch erzählen, dass sich seit sich die schwedische Forstwirtschaft so geändert hat, seit den 50er 60er 70er Jahre, Kahlschlag macht, dann pflanzt man Fichten oder Tannen, dann haben sich die Elche wahnsinnig vermehrt. Das ist wie eine Futterkrippe. Die gehen herum fressen Knospen ab, die Forstwirte verzweifeln, und den Elchen geht’s gut, und die Jäger freuen sich auch. - Wir haben die mehr offene Landschaft verlassen und sind durch den Fichtenwald gelaufen. Und hier haben wir die Raststätte von Linne, seinen Lieblingsplatz, auf diesen abgeschliffenen Steinen hat er immer gerastet, wenn er zur Kirche gegangen ist. Man sagt, das ist Linnes Sofa. Der Stein ist abgebrochen, als der Gletscher rübergerutscht ist über die Kuppe, das sieht ziemlich bequem aus. Wenn man hier sitzt und der Wald ein bisschen lichter wäre, könnte man weit sehen. Es ist ein windgeschützter Platz, auch wenn es stürmt, hört man nur den Wind rauschen in den Wipfeln. Man kann hier sitzen und sich vorstellen, wie Linne über die Natur nachgedacht hat.

-------- SCHNEIDEN MÖGLICH: BEGINN ---------

CD 1 / 6    0:10    OT Englisch / Weiblich Lena Hansson

Möchten Sie die Linnea Borealis sehen? (ATMO)

Mikro    Text 

Wieder zurück im Linné-Garten in Uppsala zeigt Lena Hansen, die Chefgärtnerin, eine Pflanze, die zu Ehren Linnés benannt wurde: die Linnea Borealis, ein kleines unscheinbares Gewächs, mit ebenso unscheinbaren aber hübschen blassblauen Blüten. Im diesem botanischen Garten sind alle Pflanzen einfach zu finden, sie wurden geordnet, nach Linnés Vorstellungen.

CD 2 / 4    1:40    OT Englisch / Weiblich Lena Hansson

Wir haben hier eine symmetrisch angelegte Gartenanlage. Auf einer Seite befinden sich die mehrjährigen Pflanzen, auf der andern die einjährigen, und dann das Frühlings- und Herbst-Quartier bei der Orangerie dort. In Linnés Zeit war das hier ein wissenschaftlicher Ort, er war ausgelegt nach dem Sexualsystem, das Linné entwickelt hat. - Sie beginnen mit dem Pferdeschwanz hier, in der ersten Klasse. Sie müssen im Uhrzeigersinn gehen, dann können Sie dem System gut folgen. Dann können Sie vergleichen, wenn Sie ein Vergrößerungsglas bei sich haben, und schauen, ob er richtig gezählt hat. - Das System, das ganze Sexualsystem, ist aufgebaut von der Anordnung der Staubblättern und den Griffeln innerhalb der Blüte. Es gibt 24 Klassen, ein wirklich einfaches System, künstlich, aber einfach. So einfach, dass jeder der die verschiedenen Anordnungen sehen kann, auch dem System folgen kann.

Mikro    Text 

Carl von Linné taxonomierte Zeit seines Lebens. Ganz ohne Lehrer sollten alle Menschen die Pflanzen bestimmen und einordnen können. Lena Hansson kennt nicht nur die Pflanzen in ihrem Linné-Garten genau, sie kann auch die Besucher einteilen, je nachdem, wie sie durch den Garten gehen.

CD 1 / 7    0:32    OT Englisch / Weiblich Lena Hansson

Wenn sie wirklich Pflanzen lieben, greifen sie oft das Material an, schauen sich die Schilder an, gehen sehr langsam durch den Garten. Aber wenn sie nur hier sind mit einer Gruppe von Besuchern, dann schlendern sie herum, schauen sich einfach um schöne Pflanzen um. Diese Menschen genießen die Sicht des Gartens eher als einer ganz bestimmten Pflanze.

-------- SCHNEIDEN ENDE ---------

CD 2 / 5    0:17    OT Deutsch Marietta Manktelow-Steiner

Also in Schweden liebt man die Natur. Weil wir haben ja so lange schwere Winter. Und wenn die Sonne kommt, dann fühlt man so glücklich. - Also wir lieben die Blumen, wir lieben die Natur, und wir lieben Linne.

Mikro    Text 

Wer hier für ihr Schweden spricht ist Mariette Manktelow-Steiner. Sie ist Botanikerin in Uppsala und hat in Wien studiert. Sie organisiert im Linné-Geburtstagsjahr heuer die Feierlichkeiten in Uppsala: Tänze, Spiele, Ausstellungen, Exkursionen im Stile von Linné. Ja sogar ein Liebesfestival gibt es, passend für Linnés System, die Pflanzen zu sortieren. Und wirklich: alle freuen sich: die Wanderer, die Forscher, die Kinder und die großen Leute. 

CD 1 / 8    0:18    OT Deutsch Marietta Manktelow-Steiner

Ja, es ist eine Hysterie, aber nicht wie man denkt, also es ist so nett, und die Leute sind so engagiert und alle Leute in Uppsala werden wirklich und möchten wirklich Linné feiern. Also von kleine Kinder bis alte Leute. Alle sind da und möchten ein großes Fest machen zusammen.

Mikro    Text 

Eine unglaublich lebendige Welt tut sich auf, wenn man den Botanikern auf Linnés Spuren in Uppsala zusieht, wie sie mit einer einfachen Art die Natur zu erleben - dem genauen Hinsehen, dem Beschreiben, dem Ordnen, dem Überlegen, wie die Naturgeschichte geschrieben wurde, arbeiten und forschen. 

Für die gewöhnlichen Menschen werden Anleitungen gestaltet, die im Jubiläumsjahr in Uppsala überall zu finden sind. Wo der Ausflug auf Linnés Spuren in Uppsalaheuer  endet, kann er in Zukunft immer wieder von neuem beginnen.

CD 2 / 6    0:16    OT Deutsch Marietta Manktelow-Steiner

Das ist wahr, also wir machen das hier für die Zukunft. Viel Geld ist benützt  um Linnes Hammarby, die Plätze, die Linne-Garten, die Pfade zu restaurieren. So kommt man zu Uppsala nächstes Jahr, dann ist es viel mehr Spaß als voriges Jahr. 

69. Reisender Messerschmied

Auf ausgedehnten Wanderungen jenseits des 69. Breitengrades lernte der junge Oberösterreicher Norbert Leitner die Wildnis Nordeuropas kennen. Zuhause sattelte er vor fünf Jahren um und richtete sich eine Schmiedewerkstatt ein. Seine Messer heißen: 69 Grad Nord. Er arbeitet nun als freischaffender Messerschmied für Abenteurer, die über das Internet den Weg zu ihm ins Innviertler Outback finden.