Die Post am Wiener Westbahnhof war einmal super gut erreichbar. Beim Eingang links, von der äußeren Mariahilferstraße war es das erste Lokal, das man innerhalb des Westbahnhofkomplexes erreichte. Gut, das war in einer Zeit, da Briefe noch wichtig waren. Dann kam das wirklich üble Ausweichquartier hinten links, in der Gasgasse, wo gestern dieses Foto entstand, und nicht einen Streit habe ich dort erlebt, zwischen den angestellten Menschen und den angestellten Postbeamten.
Heute, 2011, nach der Renovierung des Westbahnhofs und der Eröffnung der geilen Shopping-Mall, ist die Post dort, wo sie heute hingehört: unbedeutend, im hintersten Eck. Der Briefschalter dann innerhalb der Post im hintersten Eck. Geschätzte Laufzeit von der Mariahilferstraße, 20 Minuten, ein Weg. Aber das hat sich ja wahrscheinlich jemand überlegt: “der Kunde soll auf dem Weg die Angebote der anderen Geschäfte nützen können”. Und in der Post: “der Kunde soll auf dem Weg zum Briefschalter die Angebote des Post-Shops, sowie des BAWAG-Shops sowie des A1-Shops nützen können”.
Danke, Marketing, so wird das Leben richtig einfach. Dem Stellenwert der Post angemessen, biete ich an, dass der Postbeamte nur noch einmal pro Woche kommt.
Kirche könnte Postpartner werden: Die Post schließt 33 steirische Postämter und sucht dafür Postpartner – meist sind das Lebensmittelgeschäfte oder Gemeindeämter. Jetzt wird in der katholischen Kirche darüber diskutiert, dass Pfarren Postpartner werden könnten.
Wir kennen die Frage beim Bäcker, wenn man eine kleine Jause kauft: “und auch was zum Trinken?”. Das ist Marketing, hier kann man noch ein paar Prozent Umsatzsteigerung herausholen. Irgendwie haben das jetzt die Leute in der Post spitzgekriegt. Man gibt einen Brief auf, in einem großen Kuvert. Die Frage: “… wollen Sie ihn vielleicht nicht Einschreiben schicken?” Yeah!
Wir haben gelernt, bei der Beschriftung von Briefkuverts, die ins Ausland verschickt werden, das Land abgekürzt der Postleitzahl voranzustellen, dazwischen ein Bindestrich. Schluss damit: es geht so: keine Abkürzung vorangestellt, sondern in einer neuen Zeile das Land hinzugefügt, in vollen Worten, in Blockbuchstaben. So fressen es die automatischen Sortieranlagen, der Rest wird ausgespuckt.
Da bringt der Briefträger einen persönlich adressierten Brief der Post selbst. Darin ein Fragebogen, wie man die Qualität des Zustelldienstes weiter erhöhen könnte. Als erste Aufgabe: kontrollieren Sie bitte die Adresse, die wir von Ihnen haben. Nun, die war falsch angeschrieben am Kuvert, die Hausnummer streute um 2, die Türnummer um 7 Nummern. Aber der Brief der Post hat mich trotz dieser falscher Adresse erreicht. Also: kein Qualitätsverbesserungsbedarf beim Zustelldienst. Danke!
Der aktuelle Geschäftsbericht der Post fordert an markanter erster Stelle, mehr Briefe und Pakete mit weniger Mitarbeitern und Postämtern schneller und billiger zuzustellen. Moment begleitet einen Brief vom Innviertel nach Wien, von Postkasten zu Postkasten, und bittet alle ‘Träger’ auf der Strecke zu Wort. Ergebnis: Wer glaubt, das Postlerleben sei einfach und die Uniform noch blau, der irrt. Eines hilft jedoch noch immer: Die Hunde im Rayon beim Namen zu kennen.