Bäche sind Fließgewässer, die uns Menschen besonders gut zugänglich sind. Während man als Kind meist am Bach bald alleine oder mit anderen spielen durfte, musste man sich vor Flüssen fern halten. Zugänglich wurden Steine, Wasserpflanzen, Tiere, die Strömung, Tiefen und Lacken. Der “Lebensraum Bach” bezieht immer auch Menschen mit ein.
Heute müssen viele Bäche die Zuflüsse aus Siedlungen und landschaftlich genutzten Räumen verkraften. Hat sich einerseits die Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten durch den Bau von Kläranlagen in den Gemeinden und durch strenge Auflagen für die Industrie entlang der Gewässer stark gebessert, ist die Zufuhr von Nährstoffen und belastenden Chemikalien aus landwirtschaftlich genutzten Flächen durchaus ein Problem. Umgekehrt können bei Hochwasser Bäche auch zum Problem für die Nutzer der umliegenden Landschaft werden.
Viele Pflanzen sind an magere – nährstoffarme – Umstände angepasst. Stehen durch Kunstdünger und Gülle Nährstoffe im Überfluss zur Verfügung, können sich einige Arten ausbreiten, viele weitere verschwinden.
Für Wissenschaftler sind Bäche ein weites Untersuchungsgebiet. Botaniker etwa beschäftigen sich dabei einerseits mit Wasserpflanzen, andererseits mit den Pflanzen entlang der Gewässer und der Dynamik, die zum Beispiel Hochwasser in das System einbringen.
Der Botaniker Michael Hohla hat den Zustand der Bäche im Innviertel untersucht. Er führt uns zu Bächen im Innviertel, die fünf verschiedene Typen von Bächen als Zubringer zum unteren Inn darstellen.
INTERVIEWPARTNER:
Prof. Michael Hohla
A- 4982 Obernberg
Ruderalflächen sind für Botaniker spannende Gebiete. Es ist die Dynamik der Besiedelung, die an solchen Stellen sichtbar wird, an Gebieten, in denen die Erde aus irgendeinem Grund einmal brach gelegen ist.
Besondere Ruderalflächen sind jene, die an Transitstrecken liegen. Ob an Eisenbahnen, Autobahnen, Bundes- oder Wasserstraßen. Pflanzen können sich an diesen Linien durch viele Mechanismen besonders gut ausbreiten. Eine neue Pflanzenart kommt über die Hauptverkehrslinien ins Land, über die Nebenverkehrslinien besiedelt sie dann auch das Umland.
Einerseits sind es die Samen, die durch die Fahrzeuge oft von weither herangebracht werden, andererseits ist es der Fahrtwind der vorbeibrausenden Fahrzeuge, der die Samen von bestehenden Pflanzen weiter verteilt. Meist werden die Streifen entlang der Linien regelmäßig gemäht, was zusätzlich eine Verschleppung der Samen durch Mähfahrzeuge möglich macht.
Es sind aber auch die Standorte selbst, die eine spezielle Herausforderung an die Pflanzen stellen. Es bleiben jene, die zu den Bedingungen passen: heiße Ränder, die – wie bei Autobahnen – stark salzhaltige Böden aufweisen, oder die – an Bahnanlagen – regelmäßig durch Herbizide von Bewuchs befreit werden.
Standorte an Verkehrswegen sind oft auch geschützte Bereiche, in denen sich durchaus seltene Arten mit sehr speziellen Ansprüchen gut entwickeln können. Besonders gut sieht man das auch an Plätzen mit Pflasterung. Es ist die “Gunst der Fuge”, die an den Stellen zwischen den Steinen einen besonderen Lebensraum für sehr kleine Pflanzen schafft.
INTERVIEWPARTNER:
Prof. Michael Hohla, Botaniker
Konsulent der OÖ. Landesregierung
Obernberg am Inn