240. Erdrutsch
(Moment / ORF Radio Österreich 1)
WORT DER WOCHE 21. September 2016 / Lothar Bodingbauer / ERDRUTSCH
MODERATION
„Die Grünen haben mit einem Erdrutschsieg die Wiener Leopoldsstadt erobert“. „Putin gestärkt, Kreml-Partei erzielt Erdrutschsieg“. „Erdrutschsieg für amtierenden Rathauschef in Schwetzingen“. – Für Schlagzeilen eignet sich der Begriff „Erdrutschsieg“ offenbar ganz gut. Man muss nicht lange danach suchen. Das Wort ist kurz, knackig, und wild. Es zeugt von Überraschung, manchmal von Furcht und Schrecken – zumindest für die politischen Gegner.
SIGNATION Wort der Woche
Ein Erdrutsch vereinigt viele unangenehme Eigenschaften, die eine sonst zuverlässig vorhersagbare Natur für uns Menschen haben kann. (SCHNEIDEN MÖGLICH START) Während das Rutschen selbst noch durchaus mit Spiel, Spaß und guter Laune verbunden sein kann, bezeichnet jede Silbe davor ein Problem. Ausrutschen. Abrutschen. Verrutschen. Oder auch eine Katastrophe: (SCHNEIDEN MÖGLICH ENDE) Der Erdrutsch. Zu viel Energie am falschen Ort zu unpassender Zeit, gefährlich vor allem dort, wo Menschen leben. Es gehört zu den rätselhaften Eigenschaften genau dieser Menschen, so etwas mit einem Sieg zu verbinden, dem Erdrutschsieg. Beim Erdrutsch ist die Gravitation der Motor der Bewegung. Beim Erdrutschsieg der Wählerwille. Hier wie dort lösen sich stabile Verhältnisse, hier wie dort durch einen Auslöser, der im Lösen des Zusammenhalts besteht, der beteiligten Menschen – oder eben der Teilchen, zum Beispiel durch Regen.
OT 1 – 00:10 – Wasser
*Wasser ist ein Schmiermittel und setzt die Festigkeit dieser Materialien entscheidend hinunter, sodass es gerade bei Starkniederschlägen zu einem Überdruck kommt, der entladen werden möchte*
Michael Lotter ist Geoingenieur an der Bundesanstalt für Geologie in Wien. Er beschäftigt sich mit allem, was die Gravitation in Österreich nach unten zieht. Muren, Felsstürze, Steinschläge, Bergrutsche, Niederbrüche von Wasser, Steinen, Sand, Schluff, Kies und Erde. Michael Lotter beobachtet und archiviert mit seinem Team die Pressemeldungen und muss dabei erst aussortieren.
OT 2 – 00:21 – Pressemeldungen
*Hier auf dem Tisch sind zum Beispiel die ganzen Pressemeldungen der letzten Wochen. Wir verwenden so verschiedene Alerts, was so am PC reinkommt, es kommt natürlich auch immer wieder in politische Artikel, der mit den geologischen Prozessen nichts zu tun hat, das kommt natürlich rein, das filtern wir aber raus. Wir archivieren natürlich nur das, was für uns fachlich relevant ist.*
(SCHNEIDEN MÖGLICH START) Eigentlich hat ein Erdrutschsieg sogar noch etwas Konstruktives. Sonst würde man ja Murensieg – wenn alles den Bach runtergeht – oder Felsturzsieg sagen, wenn man von den Auswirkungen erschlagen wird. (SCHNEIDEN MÖGLICH ENDE) Geoingenieure versuchen, Erdrutsche vorherzusagen und zu verhindern. Sie arbeiten mit Hangmodellen und Zonenplänen.
OT 3 – 00:23 – Verhindern
*In modernen Ausführungen dieser Pläne versucht man auch diesen spontanen Naturgefahren gerecht zu werden, über Modelle, wo Parameter wie die Hangneigung, bodenmechanische Eigenschaften des Materials, die Vegetation, die kann einen stabilisierenden Faktor darstellen, mit eingehen, und man kann damit Bereiche höherer oder geringerer Gefährdung oder frei von Gefährdung ausweisen.
Ganz sicher ist das aber nicht.
OT 4 – 00:37 – Regelmäßigkeit
*Letztendlich ist es eine Frage der Wahrscheinlichkeiten. Hier tut man sich bei Hochwässern etwas leichter, weil bei Hochwässern eine Periodizität berechnet werden kann, wir denken alle in 100-, 50-, 25-jährigen Ereignissen bei Hochwässern, bei Massenbewegungen, wo auch der Erdrutsch dazugehört ist es schwierig, weil dort, wo etwas aufgetreten ist, ist der Hang nachhaltig verändert in seinem Spannungszustand, sagt der Fachmann, an gleicher Stelle wird ein Erdrutsch nicht auftreten, aber vielleicht daneben, aber da habe ich wieder das Problem von „wo und wann“.
Die Daten sind wichtig, sagt Michael Lotter, für sichere Vorhersagen, Daten die im Feld gewonnen werden, Informationen über den Zustand der Landschaft. Und davon wissen Politiker und Medien ein Lied zu singen. Wer nicht an den Menschen dran ist, an ihren Informationen, an dem was sie wissen, weiß nicht, was ihnen als nächstes einfällt. Übrigens, ein Erdrutsch kann auch der Auslöser für eine größere Bewegung sein, für eine Wasserwelle, einen Tsunami, mit Auswirkungen, die weit entfernte Gebiete in kurzer Zeit erreichen können.
ABMODERATION
Das Wort der Woche – von Lothar Bodingbauer.
Jasmin Tee Produktion in Fujian
Hier sind zwei Links zu Aufnahmen einer Live-Dokumentation, die eine chinesische Media Crew über die Jasmin Tee Produktion bei Longhe Tea in Zhenghe, Provinz Fujian (China) gemacht hat. Die Aufnahmen wurden auf einem iPhone 6 mit Hand-Gimbal und eingebautem Mikrofon / Funkmikrofon gemacht, waren äußerst entspannt geplant, das Ganze zeigt aber eine sehr hübsche Sache: wie sich ein paar Leute mit Interesse einem Thema – der Produktion von Jasmintee – widmen, und das in aller Ausführlichkeit darstellen, indem Sie mit “dem Meister” sprechen, mitmachen und ziemlich viel Spaß dabei haben. Die Videos sind als Streams nach wie vor verfügbar.
239. Bachvaritionen
Teil 1: Der naturbelassene Bach am Rande der Stadt
Teil 2: Der schattige Quellbach inmitten des Waldes
Teil 3: Der mäandrierende Wiesenbach in bäuerlicher Kulturlandschaft
Teil 4: Zerstörung durch intensiv genutzte Felder
Teil 5: Eine gelungene Synthese
Pressetext
Bäche sind Fließgewässer, die uns Menschen besonders gut zugänglich sind. Während man als Kind meist am Bach bald alleine oder mit anderen spielen durfte, musste man sich vor Flüssen fern halten. Zugänglich wurden Steine, Wasserpflanzen, Tiere, die Strömung, Tiefen und Lacken. Der “Lebensraum Bach” bezieht immer auch Menschen mit ein. Heute müssen viele Bäche die Zuflüsse aus Siedlungen und landschaftlich genutzten Räumen verkraften. Hat sich einerseits die Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten durch den Bau von Kläranlagen in den Gemeinden und durch strenge Auflagen für die Industrie entlang der Gewässer stark gebessert, ist die Zufuhr von Nährstoffen und belastenden Chemikalien aus landwirtschaftlich genutzten Flächen durchaus ein Problem. Umgekehrt können bei Hochwasser Bäche auch zum Problem für die Nutzer der umliegenden Landschaft werden. Viele Pflanzen sind an magere – nährstoffarme – Umstände angepasst. Stehen durch Kunstdünger und Gülle Nährstoffe im Überfluss zur Verfügung, können sich einige Arten ausbreiten, viele weitere verschwinden. Für Wissenschaftler sind Bäche ein weites Untersuchungsgebiet. Botaniker etwa beschäftigen sich dabei einerseits mit Wasserpflanzen, andererseits mit den Pflanzen entlang der Gewässer und der Dynamik, die zum Beispiel Hochwasser in das System einbringen. Der Botaniker Michael Hohla hat den Zustand der Bäche im Innviertel untersucht. Er führt uns zu Bächen im Innviertel, die fünf verschiedene Typen von Bächen als Zubringer zum unteren Inn darstellen. INTERVIEWPARTNER: Prof. Michael Hohla A- 4982 ObernbergiPad Pro
Funktioniert. Das Kleine. Mit dem Stift. Sehr zu empfehlen. Hier der erste Versuch mit dem Zeichenprogramm Sketches.
Ausgewählter Spam
Immer wieder erreicht ein schönes Spam-Mail die Mailbox, dessen Text die Herzen rührt.
Betrifft: Einsames Mädchen
Hallo! Mein Name ist Irina. Ich bin 27 Jahre alt. Ich lebe in Russland! In der Stadt Balakovo. Ich bin ledig. Ich habe nie geheiratet. Ich habe keine Kinder!! Aber ich möchte Kinder haben. In meinem Herzen bin ich auf der Suche nach einem Mann, mit dem ich glücklich sein kann und zusammen sein. Ich bin romantisch! Ich werde glücklich sein, Ihren Brief zu erhalten! Mit freundlichen Grüßen, Ihr neuer Freund Irina! (Foto)
Bad Ischler Bahn
Kann man über eine Bahn, die es nicht mehr gibt, eine Radiosendung machen? Kann man. Man muss ihre Spuren in den Erinnerungen der Menschen an ihrer Trasse suchen.
Link zum Podcast LUT037 | Link zur Sprechkontakt-Produktion 243
Stadt der Zukunft
Stadtentwicklungsgebiet “Seestadt Aspern”. Links noch Wildnis – und Container der Vienna Transition Base – rechts die gestaltete Stadt. Derzeit läuft im Technischen Museum Wien eine Sonderausstellung zum Thema “Die Zukunft der Stadt weiter gedacht”. Die Seestadt nimmt eine wichtige Rolle in dieser Ausstellung ein. Geschichten von Städten, die mit Objekten, Bildern, und Texten erzählt werden.
238. Ansichtskarte aus China
Auf einer Teeplantage in China zu arbeiten, ist eine schöne Art, die Ferien zu verbringen. Möglich ist das über das WWOOF-Netzwerk. Für Kost und Quartier kann man auf Biobauernhöfen und bei Nahrungsmittelerzeugern mitarbeiten. Ein paar Eindrücke habe ich im Juli 2016 als akustische Postkarte via ftp nach Hause geschickt. (Moment / ORF Radio Österreich 1)
237. Krabbeln in Reih und Glied
Der Ökologe Patrick Krapf spricht über Ameisen, die ihr Leben in Nestern, Kolonien und Superkolonien organisieren. (Vom Leben der Natur / ORF Radio Österreich 1)
Programmtext
Ameisen leben in unseren Breiten im Boden. Unter umgedrehten Steinen sind sie zu finden. Eine Ameisenkolonie besteht aus Arbeiterinnen, Männchen und Königin. Die Kolonie lebt nicht nur unter einem Stein, sondern in einem Netzwerk über mehrere Quadratmeter hinweg. Brut und Nahrung wird in Gängen transportiert, von und zu den Brutkammern, in denen die Königinnen leben. Die Brut wird von dort zu den warmen Steinen nach oben getragen, und wenn es zu kalt wird, nach unten.
Die Verwandtschaftsverhältnisse bestimmen feindliches oder freundliches Verhalten bei Begegnungen. Das ist mit Vaterschafts- oder Verhaltenstest im Labor bestimmbar. Superkolonien mit verwandten Ameisen können sich über viele, viele Quadratkilometer hinziehen.
Ameisen sind “eusozial”, so genannte “wirkliche” soziale Lebewesen, so wie auch Bienen und Wespen. In einer Kolonie herrscht Arbeitsteilung und es gibt überlappende Generationen. Die eierlegende Königin hat viele Töchter, die über mehrere Jahre hinweg geboren werden. Eine Königin kann bei manchen Arten – im Labor – bis 30 Jahre alt werden.
Ameisen sind ökologisch extrem bedeutend. Sie wälzen den Boden durch, tragen Nahrung ein, sind als Totengräber aktiv, sie transportieren Pollen und Samen und sind daher auch wichtig für die Bestäubung von Pflanzen.
Die Kommunikation in und zwischen den Kolonien passiert durch Duftstoffe, die über “Antennen” am Kopf der Ameisen wahrgenommen werden. Weltweit gibt es 23.000 Arten, in Europa 170 und in Österreich rund 130 Arten. Ihre Lebensweisen sind vielfältig und oft sehr verschieden.
INTERVIEWPARTNER:
Patrick Krapf, MSc.
Universität Innsbruck, Institut für Ökologie
Teil 1: Netzwerke im Boden (mp3)
Teil 2: Leben in der Gemeinschaft (mp3)
Teil 3: Antennen zum Riechen (mp3)
Teil 4: Variationen der Artenvielfalt (mp3)
Teil 5: Schwärmen und befruchten (mp3)
Aufgeräumt. Betreute Websites auf Schiene.
Backups eingerichtet, Plugins aktualisiert. Alles fährt. Hier ist die Übersicht aller “sprechkontaktbetreuten” Internetseiten.
- Sprechkontakt mit neuer Musik
- Ressources for Inspired Teachers
- Physikalische Soiree Knowledge Base
- Sprechkontakt Main Site
- Sprechkontakt mit Bildung
- Sprechkontakt mit Wissenschaft
- Sprechkontakt mit Bienen und Natur
- Sprechkontakt mit Kunst und Können
- Römermuseum Ochzethaus
- BeeVienna Bienen in Wien
- Abendgymnasien Österreichs
- Abendgymnasium Wien
- Cititzenship Education and Islam
Herzlich willkommen
Media | Science | Education
Lothar Bodingbauer, Wien. Media, Science, Education. Texte für Museen und Ausstellungen, Radiobeiträge, Workshops zu Bildung, Journalismus und Wissenschaft. Podcasts und Podcastberatung. -> Referenzen. Fotos sind auch auf Instagram: lobodingbauer