Wünsche
Ich freue mich schon, wenn man wieder reisen kann. Dann werde ich herumfahren und mich wieder mit allen versöhnen.
Klimaticket Gassi führen: Mostviertel
Das Klimaticket Gassi führen! Wien 12:55 Wien, St. Pölten, 14:28 Loich (Pielachtal) Rabenstein 16:44 Wien 18:05 . Wanderung an der Bahn und am Bach entlang, ein bisschen auf und ab.
Eisbilder
Tulpen
Nach der Frage einfach mal still sein
… und wieder einmal habe ich nach der Frage den Mund nicht gehalten und wieder irgendwelche Optionen angeboten.
Beim Schneiden kommt das einfach weg.
Besser wäre es, gleich beim Aufnehmen nach der Frage einfach still zu sein. Gelingt mir immer öfter, aber lange nicht immer.
365. Das Leib-Seele-Problem
Über das Verreisen mit hohen Geschwindigkeiten
Klimaticket Gassi führen: Nationalpark Thayatal
12 Tipps für den eigenen Reisebericht
Was ich bei Reiseberichten gerne habe, ist:
1) Eine Spur, die erkennbar verfolgt wird. Und wie verfolgt man eine Spur? Man startet bei etwas, das man bemerkt. Und dann geht's los. Man trifft Menschen und hört ihre Geschichten. Man blickt in die Vergangenheit und entdeckt ihre Spuren in der Gegenwart.
Beispiel: Der Katalog des Lebens, Carl von Linné, Radiosendung, aufgenommen in Uppsala, Schweden: https://www.sprechkontakt.at/phs151/
2) Was bemerkt man? Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Bekannten. Es wahrscheinlich unmöglich, vielleicht sogar unsinnig, einen Ort beim ersten Mal zu portraitieren – außer man hat Zeit. Was immer geht, sind Blicke. Die man bemerkt, die man beschreibt.
3) Nichts ist belangloser, als das, was an einem Ort „geboten“ wird.
4) Wenn etwas in besonders schönem Licht erscheinen soll, ist der Schmutz an den Rändern genauer unter die Lupe zu nehmen.
5) Manchmal bringen einen beim Aufnehmen die Fragen nicht weiter. Dann kann man es durchaus mit einer Feststellung probieren. Oder mit einem Ausdruck der Verwunderung. Der Bitte um Hilfe.
6) Die An- und Abreisen miteinzubeziehen ist je nach Umstand möglich, unvermeidlich, völlig irrelevant oder für den Beginn oder den Abschluss der Geschichte lebensnotwendig.
7) Im Radio erzählen wir eigene Geschichten, wir erzählen die Geschichten der anderen, und wir erzählen die Geschichten einer völlig leblosen Welt: die der Geräusche. Verkehrslärm ist zu vermeiden. Was vor Ort aufgenommen wird, das zählt. Es gibt so viele interessante Geräusche. Sie werden aber erst dann verständlich, wenn sie mit Gefühlen zum Leben erweckt werden.
Meine schönsten Beispiele: https://www.sprechkontakt.at/atmosderwelt/
8) Wir hören gerne jemandem zu, der von seinen Träumen spricht. Sollte niemand von seinen Träumen sprechen, hilft es, die Frage nach diesen Träumen als letzte Frage im Interview zu stellen.
9) Public Relations sind keine Träume.
10) „Ich“ oder „wir“ ist möglich, aber schwierig. „Wir“ kann man erst nehmen, wenn jedem klar ist, wer das ist. Und „ich“ kann man erst nehmen, wenn man als Gestalter interessant ist. Vorderhand also nie, aber es gibt Ausnahmen: „ich“ als Persona muss etabliert sein oder werden.
11) Scheitern hörbar, lesbar, spürbar zu machen, ist eine ehrenwerte Aufgabe und es kann böse enden. Es verrät viel über die/den, der berichtet. Und deswegen kommt es ganz darauf an. Sprich (zumindest im Radio) nicht über das, was letztlich nicht gelungen ist. Aber: einen Erfolg werden die Hörer:innen erst dann gestatten, wenn man zuvor ehrlich und nachvollziehbar gescheitert ist.
12) Worüber lohnt es sich zu reden? Zu schreiben? Wenn ich für mich schreibe: alles lohnt sich. Wenn ich für andere schreibe, dann sollte ich schlüssig die Relevanz nachweisen, zeigen, dass es sich lohnt, die Geschichte zu hören. Das funktioniert immer. Man dreht den Blickwinkel und wendet ihn. Man zoomt hinein, oder hinaus. Man hört Stimmen oder blendet sie aus. Die Relevanz muss für jede Geschichte neu verhandelt werden.
Extra: Es gibt in jeder Sprache die wunderbaren Wortgruppen. Für etwas, was ist (Dinge). Für etwas was passiert (Prozesse). Für die Vergangenheit und die Zukunft. Für Möglichkeiten und Bedingungen (Modalverben). Das alles spannt einen ganzen Raum für Neues auf.
Lothar Bodingbauer ist Reise- und Wissenschaftsjournalist. https://www.sprechkontakt.at/
*** Lothar Bodingbauer, Radiojournalist mit Schwerpunkt Reisen, Wissenschaft, Leben. Homebase: dort wo sein MacBook ist. Kontakt: lothar@sprechkontakt.at
Reisebericht, Reisejournalismus, Reden über die Reise
Es lässt sich immer auf eine Frage herunterbrechen: „Worüber lohnt es sich zu reden?“. Die Antwort auf diese Frage bestimmt, was ein guter Reisebericht ist. Was guter Reisejournalismus ist. Ob das, was über die Reise erzählt wird, spannend, packend, fesselnd, wirklich ist.
Ein gutes Beispiel findet sich überraschend nahe. 4 Bücher. Jemand hat eine vierbändige Gesamtausgabe von Graham Greenes Werken in die Ecke eines Lehrerzimmers einer Schule gestellt. Dort wo sich Druckerpatronen und Overheadfolien sammeln, altes Zeug, dort wo niemals etwas wegkommt, ich bin Lehrer dieser Schule. Man nimmt den ersten Band über die Ferien mit, um Graham Greene eine Chance zu geben. Eine Geschichte über die Reise eines Pfarrers durch den Dschungel Südamerikas. Eine Geschichte voll Hitze, Schmutz, Jammern und Niedertracht. Man nimmt es so hin. Aber spannend wird es, als man in einem anderen Buch des großartigen Reiseschriftsellers Paul Theroux eine Geschichte über Graham Greene liest. Er beschreibt dessen kurzen Aufenthalt in Südamerika, den er nach zwei Wochen mit Fieber abbrechen musste, sein Leben voller Widersprüche. Seine Abscheu vor Langeweile.
Nicht nur ist Paul Theroux ein Reiseschriftsteller, der vor allem die schwierigen Seiten einer Reise bemerkt und notiert, es ist der Zufall, der diese Kette an Beobachtungen aneinanderreiht. Eine Verbindung zu Bruce Chatwin, der wohl eine Tradition der Reiseschriftstellerei begründet hat, und der anfangs Freund dann Feind von Paul Theroux war.
Zu einer Spur, zu einer Spurensuche und zum Thema von Gedanken wird es, wenn in diese Landschaft nun auch das Lehrerzimmer eingebaut wird. Von wem stammt diese Gesamtausgabe? Gedruckt wurde sie vermutlich in den 1960-er oder 1970-er Jahren. Intakt mit Schutzumschlag, leicht eingerissen, ein wenig vergilbt. Wer stellt die Gesamtausgabe von Graham Greene sorgsam dorthin, wo sich nur altes Schulzeug ansammelt, das sich niemand traut, wegzuwerfen. Eine Lehrerin? Ein Lehrer? Vielleicht kurz vor der Pensionierung? Warum? Hat er oder sie das Werk gelesen? Den ersten Band? Die Geschichte aus dem Dschungel? Und hat diese Person die selbe Mühe gespürt, über die Plage der Reise und der politischen Umstände der Region zu lesen? Wie vermischen sich diese Welten? Überlappen sie sich, verlaufen sie parallel? Sind sie identisch?
Das, worüber man redet, ist nicht planbar. Es ist immer etwa, was sich vor Ort mit den Beteiligten, die man oft suchen muss, entwickelt. Es ist der Staub, der herumliegt, die Risse im Umschlag. Der wichtige Blick zum Konflikt. Zur Reibung der überlappenden Ränder. Das Beschreiben genau dieser Landschaft. Bereinigt um lose Enden und Dinge, die sich im Nichts wieder verlaufen. Zusammengestellt zu einer Geschichte. Die in meinem beschriebenen Fall dort beginnt, wo ich Paul Theroux das erste Mal entdeckte: Im „alten Patagonien-Express“, im Buch, das ich zuerst von ihm entdeckte. Die Geschichte hält im Lehrerzimmer kurz inne. Und geht in Therauxs Beschreibung vom Leben Graham Greenes wieder weiter. Sie endet in einem neuen Blick auf die vier Bücher. Und der Frage, von wem sie wohl sind.
Links: Theroux über Greene in „Figuren in der Landschaft“, Hoffmann und Campe
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Theroux
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruce_Chatwin
https://de.wikipedia.org/wiki/Graham_Greene
Foto: Berlin BVG Straßenbahn M1 / Dezember 2021 / Lothar Bodingbauer
364. Gedanke zum Verreisen
Über die Geschwindigkeit im Nachtzug und die Klapperanzeige am Pariser Gare du Nord.
Herzlich willkommen
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Lothar Bodingbauer, Wien. Media, Science, Education. Texte für Museen und Ausstellungen, Radiobeiträge, Workshops zu Bildung, Journalismus und Wissenschaft. Podcasts und Podcastberatung. -> Referenzen. Fotos sind auch auf Instagram: lobodingbauer