Für mich sind Podcasts vom Hören her und auch vom Selbermachen eine riesen Befreiung aus bestehenden Informationshoheitsgebieten. Es sind die Inhalte, die mich interessieren, und die Gesprächsform – in Verbindung mit der Studioqualität.

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Lothar – seit 2014 mit Podcasthund Balu, der bei den Gesprächen aufpasst, dass sie nicht zu lange werden.

Mein Name ist Lothar Bodingbauer. Ich komme aus Wien und betreibe die Physikalische Soiree als Podcast seit 1997 mit Naturwissenschaftsthemen und Lob und Tadel seit 2013 mit Gesprächen rund um Bildung und Lernen. Ich arbeite links und rechts von meinen Podcasts für Geld in zwei Systemen, die üblicherweise Informationshoheit beanspruchen – einerseits als freier Radiojournalist mit Beiträgen für öffentlich rechtliche Rundfunkanstalten, und am Abend unterrichte ich Mathematik und Physik am Abendgymnasium in Wien.

Die Physikalische Soiree ist als Sendefläche in der Experimentalzone von Ö1 entstanden, dort konnte man Themen und Herangehensweisen wählen, die im Hauptprogramm nicht möglich gewesen wären.

WordPress war dann ab ungefähr 2005 eine gute Plattform, die Sendungen auch im Web anzubieten. Abgehoben hat das Ganze aber erst ab 2010 mit dem Hören der CRE Podcasts von Tim Pritlove, die Gespräche in neue Längen und Tiefen geführt haben. Weiter aber dann dem Podlove Player, Metadaten und Kapitelmarken, Auphonic und der Aufnahmetechnik mit Headsets, Mischpult, Inserts und dem Behringer Dynamics Processor, so dass die Gespräche wie “Radio” klingen.

Ich finanziere die Podcasts üblicherweise quer: durch Radiobeiträge im öffentlich rechtlichen Qualitätsradio und durch meine Arbeit in der Schule, nütze aber die Gespräche für bessere Radiobeiträge und besseren Unterricht. Ich führe also für die Podcasts längere Gespräche und nehme daraus dann die besten Inhalte für kürzere bezahlte Beiträge. Oder ich erzähle in der Schule das, was ich aus erster Hand gehört habe. Man lernt viele Leute kennen, wenn man von der Radioseite her kommt, weil man für die Beiträge dort ja auch viel auf der Suche ist. Einige von ihnen kann ich dann oft gleich als Podcastpartner zu längeren Gesprächen hinreissen.

Irgendwie passt das alles mittlerweile sehr gut zusammen.

Als Jugendlicher bin ich in einem stark konservativ-katholischen Umfeld aufgewachsen, da war das Kurzwellenradio eine tolle Befreiung aus dem herrschenden Informationshoheitsanspruch, und ich möchte sagen, dass das Podcasting, wie es von Tim und den Auphopnic Leuten und Podlove, und Holgi und den Wikigeeks und noch vielen anderen entwickelt wird, die Umgebungen, in denen ich heute arbeite, sehr schön öffnet – was übrigens durchaus auch gewünscht ist. Die durch die Podlove Initiative geförderten neu entstehenden Podcasts im gesamten Umfeld höre ich übrigens ebenso gerne. So ist die Weitergabe von Informationen fein, das gefällt mir.

Da bin ich also echt dankbar für diese Arbeit und ich bin stolz, da mitmachen zu dürfen und auch meinen Platz inhaltlich in der Podcastlandschaft gefunden zu haben.

Vorstellung anlässlich des Podlove Podcaster Workshops Berlin 2014 #ppw14a