371. Abkürzungen und Durchhäuser

371. Abkürzungen und Durchhäuser

Wer auf eine Reise geht, weiß oft, was ihn erwartet. Ein klarer Weg, ein schönes Ziel. Manchmal aber lässt man sich treiben, besonders in der Stadt. Überraschungen sind dabei unvermeidlich. Und es gibt noch etwas: wenn die Stadtbewohner über Generationen schon jene oft „informellen Wege“ ganz selbstverständlich benützen, die touristische Besucher nur durch Zufall entdecken. Ingrid Rachbauer und Lothar Bodingbauer nehmen uns jetzt mit in Wien, auf so einen Geheimgang, eine Abkürzung, und zwar durch die Wiener Hofburg.

Link: Sonntagsspaziergang

Link zum Buch: Geheime Pfade, Gabriele Hasmann


Beitrag (mp3)

361. Hallstatt

Hallstatt im Salzkammergut ist eine kleine Gemeinde mit etwa 800 Einwohnern. Der Ort nimmt ganz wenig Platz ein am Ufer des Hallstättersees und wer mit der Bahn kommt, muss erst noch die Fähre zur anderen Seite des Sees hin zum Ort nehmen. Die meisten Häuser sind eng an den Berg gebaut und viele von ihnen sind nur über Treppen und enge Wege erreichbar. Trotz aller Enge gibt es zwei Kirchen in Hallstatt, die katholische und die evangelische, mit den jeweils zugehörigen Friedhöfen. Die Gebeine der Verstorbenen mussten immer schon nach einer angemessenen Zahl an Jahren den neuen Begrabenen Platz machen, wenn auch in den letzten Jahren und Jahrzehnten Feuerbestattungen häufiger werden. Ein fest angestellter Totengräber hätte in diesen Tagen nur wenig zu tun. Lothar Bodingbauer hat mit dem letzten „offiziellen" Totengräber in Hallstatt gesprochen - über das Leben, Sterben und Begrabenwerden im Salzkammergut.

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334. Traunwanderweg

334. Traunwanderweg

Vom Alpenvorlands eine "Industrielinie" entlang ins Salzkammergut hinein. Industrie zu Beginn im Welser Raum, dann Flusstransport - Salz aus den Bergen, Papierverarbeitung zwischendurch. Und Sprengstoff.

Beitrag (mp3)


Die Traun entlang von Lambach nach Gmunden. Eine Industrielinie vom Alpenvorland ins Salzkammergut.

Wenn Sie mich fragen, was die Menschen an der Traun verbindet, wäre die erste Antwort natürlich: "Der Fluss". Beim ersten Hinschauen könnte man damit zufrieden sein. Es ist aber kaum mehr als eine bloße Zufälligkeit, am selben Fluss zu wohnen, so wie die erste Perle an der Kette mit der nächsten nur soviel zu tun hat, wie dass sie an der selben Kette hängt. Was verbindet die Menschen an der Traun darüberhinaus? Für eine ausführlichere Antwort gehen wir in die Geschichte, und finden die Industrie. Die Pferde. Das Salz. Wir gehen in die Geologie und finden die Eiszeit. Den Schotter. Die Keramik. Und schon aus weiter Ferne sehen alle diesen Berg. Den Traunstein.

Auswärts ging es immer leichter. Seit dem 13. Jahrhundert transportierten erst Flöße, dann Schiffe das Salz aus dem Salzkammergut die Traun hinunter, hinaus an die Donau. Stromschnellen bei Roitham machten den Weg zurück aber unmöglich. Erst durch den Bau der Traunfälle konnten Pferdezüge die Schiffe zurückziehen. Heute erzählt eine Wanderung am Traunweg viel von der Geschichte dieser Region, die von den pulsierenden Lebensräumen des Alpenvorlands bei Wels ins Salzkammergut hineinwandernd, eine Geschichte der Papierindustrie ist, die dieses Wasser braucht, die Energie, die man daraus gewinnt, von Pferden und vom Transport. Das Benediktinerstift Lambach bildet mit seiner Schule Kontakt zu Himmel und Wissenschaft, die angrenzende Landwirtschaftsschule zum Boden und zu den Pferden, auch heute noch. Wer sich beim Wandern aber wundert, was sich entlang eines langen Stücks Stacheldrahtzauns mit unzähligen Verbotsschildern verbirg? Es ist das Haupt-Sprengstofflager des Bundesheeres. Dieses Wegstück touristisch zu integrieren ist bisher noch nicht gelungen, und so wandert man auf lange Strecken auch recht einsam oft von Lambach aus hinein ins Salzkammergut, wo als erster Ort Gmunden mit seiner Keramiktradition grüßt. Die Orientierung ist einfach. Immer am Fluss bleiben und der Traunstein weist in der Ferne schon gut sichtbar genau zum Ziel und in die richtige Richtung.

Bahnhof Lambach aussteigen, zum Fluss runter, nach Lambach, Stadl-Paura, die Traun entlang, ein Stück Bundesstraße, Traunfall rüber auf die andere Seite, Steyrmühl Papierfabrik, Museum, Bahnhof Gmunden.

Links zu Stationen und Themen:

Lambach:

Stadl-Paura:

Roitham am Traunfall:

Steyrermühl:

Gmunden:

325. Schluchzen im Liegewagen

Geräusche finden ja immer in der Gegenwart statt, und wer über sie spricht, muss sie aus der Vergangenheit zurückholen. Vielleicht mit technischen Mitteln. Aber ein Aufnahmegerät war damals nicht dabei. Das folgende Geräusch kann ich Ihnen nicht vorspielen.

Es ist ein tiefes, herzzerreißendes Schluchzen, das aus der Ecke kommt. Der Zug hat Straßburg erreicht, und jemand ist zugestiegen. Hat sich in die Ecke der obersten Etage im Liegewagen zurückgezogen und weint, und weint, und weint so herzzerreißend, dass der Student in der obersten Etage gegenüber fragt, was leicht los wäre. Und das Mädchen erzählt von einem Sommer in Strassburg, einem Filmworkshop, an dem es teilgenommen hat, und dass es jetzt wieder nach Bulgarien zurückfährt. Und dass es nie dorthin zurück wird können, wo es so schön war.

Ob er ihre Hand halten könnte, fragt sie den Student gegenüber, und er hält ihre Hand, und so schlafen sie ein. Die Hände über den tiefen Raum des Liegewagenabteils verbunden, im dritten Stock, auf der dritten Ebene, ganz oben. Am Morgen steigt er aus, im Nebel von Wels, einem Umsteigebahnhof in Oberösterreich, wo der Zug wieder hält. Und sie schaut ihn an. Und er schaut sie an. Eine Sekunde, vielleicht zwei.

322. Trockenseifenspender

BEITRAG / Teil 1

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie das folgende Geräusch schon einmal gehört haben. (GERÄUSCH) Und es ist durchaus personenabhängig. (GERÄUSCH). So klingt es beim Geduldigen, und so beim Ungeduldigen, oder bei dem der wenig Zeit dafür verwenden will. (GERÄUSCH) Der Zaghafte, es könnte auch der Sparsame sein. Wie auch immer, was ist das für ein Geräusch? Sie kennen es bestimmt, und ich wasche jetzt erst mal die Hände. (ATMO)


BEITRAG / Teil 2

Dieses Geräusch (GERÄUSCH) – Sie kennen es bestimmt, wenn man nämlich mehr von seinem Hintergrund dazu noch hört (ATMO), in der Eisenbahn, in der Eisenbahn, in der Deutschen, in der Österreichischen und wahrscheinlich auch in der Schweizer Eisenbahn hat oder hatte dieses Geräusch seinen Lebensraum, und zwar im WC. Es ist der Trockenseifenspender. Das war nämlich jenes Gerät, das unten so einen igelhaften Kreis hatte, mit drei, wahrscheinlich 120 Grad, 360 Grad durch 3, 120 Grad ja, versetzten Stacheln, die man mit den Fingern fassen und drehen kann, und es wird dabei die Seife, die trockene Seife auf die Hand gerieben. Und wenn dann kein Wasser da war, weil es schon aus war, konnte man sich die Seife (ATMO) runterklopfen. Heute ist es ja so, dass mit Flüssigseife das Problem besteht, wenn das Wasser aus ist haben wir die Seife flüssig in der Hand, was soll man tun. Ja, früher war ja alles besser… Also, die Erinnerungen, wir kennen es. Ich weiß nicht, ob es Trockenseifenspender noch in den modernen Eisenbahnwaggons gibt, man kann aber diesen Spender im Internet sehr wohl leicht finden. Ich habe mir einen schicken lassen, mit einem Karton voller Seife, und habe das im Bad installiert und bin jetzt beim Händewaschen so gut wie auf Reisen.

(ATMO) Und dazu gibt es Helmut Qualtinger, der „Österreichische Karl Valentin“, mit den schönsten Bundesbahnstationen.

MUSIK (Helmut Qualtinger, Bundesbahnblues)


Link zum Trockenseifenspender im Internet: http://sapor.de

83. Reise ins Pielachtal

Das obere Pielachtal im niederösterreichischen Mostviertel ist eine alte landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft. Heute ergeben sich mit der Wiederentdeckung des Dirndl-Strauchs und seiner roten Früchte Verbindungen zu Kräuterpädagogik und sanfter Naturvermittlung – zu modernen Ideen für nachhaltigen Tourismus. Eine Reise entlang der Mariazellerbahn.

Dirndl – Stauden – hohe Wiesen
Moderne Ideen für nachhaltigen Tourismus

Die Pielach ist ein von menschlichen Zwangsmaßnahmen weitgehend unberührter Voralpenfluss gelieben, der nahe dem Ötscher entspringt und am Fuße des Stifts Melk in die Donau mündet. Die Entwicklung an ihren Ufern setzte erst im 11. Jahrhundert mit der Ankunft der ersten Siedler ein. Sie wurden von Adeligen angeführt, die ihre Grundherren waren und für ihren Schutz sorgten. Mit ihnen kamen auch die Geistlichen, die ihre Lehrmeister waren, beim Hausbau und bei der Herstellung von Geräten.

Das Voralpenland war einmal eine geschlossene Waldlandschaft bis hinauf zur Waldgrenze. An den Auwaldstreifen der Pielach schloss Mischwald an, die Hänge hinauf und in den höheren Lagen vorwiegend Fichten.

Heute stellt sich die Landschaft an den Hängen den Menschen als Kulturlandschaft dar: Hübsch gelegene hohe Wiesen, durchzogen von Hecken, Rändern, Säumen, Stauden und ganz oben, als so genannte Solitärbäume, einsam und pittoresk einzelne Eichenbäume, die sich das Wasser aus der Tiefe holen können.

Darunter dann Streuobstbäume für den Mostgewinn: Birnen und Äpfel, dort, wo es schon wärmer ist, und nicht so exponiert. In den Hecken dazwischen befinden sich auf kleinem Raum Wildrosen, Hagebuttenstauden, Ahorn, Schlehen, Weißdorn, Haselnüsse, Dirndl-Stauden, Heinbuchen, Eschen – das alles auf 20 Meter.

Blühende Obstbäume

Die Hecken teilen die Landschaft, sie sind natürliche Grenzen für Besitzungen und das Vieh. Ein Windschutz sind sie und ein Eldorado für alles was bunt oder auch versteckt ist, für alles, was auch kreucht und fleucht und zwitschert. Der Eingriff von Menschen ist dabei durchaus notwendig. Diese Hecken sind nur dann Hecken, wenn sie gepflegt werden. Aber eine Hecke ist wohl kein richtiger Tourismusmagnet.

Die neue alte Dirndl-Staude mit ihren roten Früchten.

Die bunte Dirndl-Staude könnte in Zukunft jedoch vermehrt eine touristische Anziehungskraft ausüben. Sie soll das Pielachtal nach außen hin vertreten. Die Dirndlstaude wird auch “Gelber Hartriegel” oder auch “Cornus Mas”, oder “Kornelkirsche” genannt, oder auch “Fürwitzl”, weil sie die erste Pflanze ist, die im Jahr blüht. Die Dirndl-Staude besitzt alles, was ein Markenzeichen braucht: ein mit ihren frühen Blüten und den roten Früchten freundliches Aussehen, eine reiche Tradition als Kulturpflanze schon seit der Steinzeit und auch und vor allem wertvolle Inhaltsstoffe.

“Es ist ein Unterschied, ob ich einen Heiltee trinke und mir der Tee nicht schmeckt, oder ob ich ein schmackhaftes Essen herstellen kann, das die Wirkstoffe hat, und trotzdem gut schmeckt”, Fritz Pittner, Biochemiker.

Der Steinschalerhof in der Nähe von Kirchberg im Pielachtal hat sich mit seinem Besitzer Johann Weiß in den letzten Jahren einen besonderen Ruf durch seine “grüne Küche” erarbeitet. In Kochkursen wird das Wissen um das Kochen mit Wildkräutern an die Gäste weiter gegeben. Lohn der Bemühungen um diese so genannte “Kräuterpädagogik” ist die “Grüne Haube”, die das Hotel aufweisen kann.

Nachhaltigkeit und sanfter Tourismus stehen in der Entwicklung des Pielachtals an vorderster Stelle. Die Ruhe der Kulturlandschaft lädt ein, sie unaufgeregt zu durchwandern, zum Beispiel auf dem Kardinal-König-Weg, der zu Ehren des Kardinals geplant und beschildert wurde. Er ist im Pielachtal geboren wurde und ging hier zur Schule. Dem Auge wird das ruhige Betrachten leicht gemacht, so abwechslungsreich und doch vertraut wirkt die Gegend auf den Besucher.

Voriges Jahr hat das Pielachtal den europäischen “Eden-Award” bekommen, als eine der zehn touristisch aufstrebendsten ländlichen Regionen Europas, als Tal an der Schwelle von einem No-Name-Gebiet zu einem bekannten touristischen Ausflugsziel.

81. Sternwarten in Wien

Selten heben Menschen in den Städten ihre Augen höher als zu den höchsten Häuser. Wer aber als Stadtbesucher auch einmal zum Himmel sehen mag, kann dies in Wien an drei immer noch aktiven Sternwarten tun: in der Kuffner-Sternwarte, der Universitätssternwarte und in der Urania. Diese Sternwarten mit reicher Geschichte sind idyllisch in Parks gelegen, am Donaukanal, und bieten neben einem Blick zum Himmel - Lichtverschmutzung hin oder her - auch einen Blick zurück in eine Zeit, als astronomische Beobachtungen noch mitten in den Lebensärumen der Menschen gemacht wurden. Es sprechen: Günther Wuchterl, Kuffnersternwarte: Thomas Posch, Universitätsternwarte; Maria Firneis, Universitättsternwarte; Hermann Mucke, Astronomische Gesellschaft Wien