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333. IIllusionen

Wortspiele mit dem Begriff “Illusion”

Beitrag (mp3)


Manuskript

SIGNATION

Einige offene Fragen haben sich in den letzten Tagen in meine Tagträume geschlichen…

Wenn jemand eine gute Tat macht, ist er dann ein guter Täter?

Ein Anderer ist ein Attentäter. Was oder wo, um alles in der Welt, ist Atten?

Wenn jemand ein sympathischer Mensch ist, wo ist dann der Schwerpunkt seiner Sympathie? In seiner Mitte? Am Kopf, im Kopf, oder zwischen den Schultern?

Es gibt WCs für Frauen und für Männer. In Finnland, Schweden, und Norwegen nicht. Wer hat die WCs jemals getrennt? Aus welchem Grund? Und was hat sich verändert, dass in Skandinavien diese Trennung wieder aufgehoben wurde?

Im Verkehrsdienst gehört: “Achtung: Zwischen … und … liegt ein toter Greifvogel auf der linken Spur. Fahren Sie bitte vorsichtig.” – Warum?

TRENNER

Aus der Liste der Sätze, die man vermutlich noch nie gehört hat, und auch nie hören wird:

Sie hat ihm nicht nur Sand in die Augen gestreut.

Schraube bitte eine neue Glühbirne raus.

Dreh den Fernseher um!

Geh mir in den Weg!

Könnten Sie bitte etwas schneller sprechen?

Wir müssen Ihnen hier einige Missverständnisse in den Weg räumen.

Und Sätze, die man häufiger hört, und ungefähr gleichhäufig sogar:

Der Deckel passt!

Der Deckel passt nicht!

Der Deckel passt fast!

TRENNER

Manche Wörter liegen so nah nebeneinander. Asymptotisch und asymptomatisch, das hört man ja gerade öfter, aber auch Statiker, Statistiker, Stator und Statist – da liegen Welten dazwischen.

Der eine untersucht die Verteilung der Kräfte im Gebäude, der andere die Zahlen, der dritte ist der feste Teil im Motor, und  viele vom Vierten werden gerade am neuen Flughafen in Berlin gebraucht, um auszuprobieren, ob man von dort fortfliegen kann, wenn er dann bald eröffnet wird.

Sie erlauben bitte die folgende Spielerei:

Ich bin in eine Illusion getreten.

Sie lässt wieder ihre lllusionen zum Fenster raushängen.

Die gröbsten Illusionen hat er leider noch vor sich.

Zuviel Illusionade getrunken.

Er hat die ganze Zeit Illusionetten gemampft.

Oh, was sind Sie von Beruf? Illusionatiker.

Ach, ich dachte er sei Illusionateur.

Eine illusionistische Haltung wäre nur absolut verfehlt.

Da liegt ein Illusionasmus vor.

Illusiotrop in alle Richtungen!

Der Arme, er illusioniert wieder.

Da müssen wir aber jetzt noch einmal drüberillusionieren.

Gib noch etwas Illusionat rein!

Diese Angelegenheit erfordert eine sofortige Illusionaton.

Sie hat sich wiederholt illusioniert.

Die Sache geht leider in die nächste Illusionanz.

Ach ist der Kleine süß… Ja, er heißt Illusius!

Machen Sie sich hier mal lieber Illusionen.

Wir sind hier von einer illusionistischen Umzäunung umgeben. Nicht zu überwinden.

Ja, sie muss endlich ihre Illusionen unter Kontrolle kriegen.

An der dritten Illusion rechts abbiegen. Nein, Sie müssen erst über die anderen beiden Illusionen drüber und dann rechts.

… illusionierend, illusioniert, illusioniebig, illusionistisch, illusionativ, illusionesk, illusionod, illusionarisch, illusional, illusiotiv, illusionamisch, illusionastisch. Illusionell! Das Illusionat, neoillusionistisch. Illusionale. Illusionengler & Illusioniker. Illusionator. Illusionateur. Illusionationszeit. Illusionatik.  Illusiopädie. Illusionasmus, llusionismus; Illusionen. Illusion. Genug.

Im Lexikon steht übrigens: Illusion: beschönigende, dem Wunschdenken entsprechende Selbsttäuschung, wie auch immer, ich mag sie in gewisser Weise, die Illusionen. Man sollte nicht davon abhängen, aber so wie Gewürze auch, sie machen das Leben dann doch ganz interessant.

332. Wahlbetrug

Manuskript

Vergangenen Sonntag wurde in Belarus gewählt - in Weißrussland. Der bisherige langjährige Amtsinhaber Alexander Lukaschenko hat laut offiziellem Ergebnis fast 80% aller Stimmen erhalten, und das bei enorm hoher Wahlbeteiligung von ebenso 80%. Da stimmt was nicht, sagt die unterlegene Kandidatin Swetlana Tichanowskaja. Sie wird das Ergebnis nicht anerkennen, sie sagt: hier gab es Wahlbetrug. Wahlbetrug ist unser …

 

SIGNATION DAS WORT DER WOCHE

 

Wahl kommt von Wollen. Und Betrug von Trügen, einen falschen Schein erwecken, verwandt mit Traum. Wollen und träumen. Und wer nicht gewählt - gewollt - wird - aus der Traum. Was liegt näher, als dafür zu sorgen, dass der Traum weitergeht, und das mit zweifelhaften Mitteln.

 

Die Geschichte zeigt viele Beispiele von Wahlfälschung mit unterschiedlichsten Methoden aus oft überraschenden Richtungen. Automatische Algorithmen etwa, die zweifelhafte Aussagen über - sagen wir - eine Kandidatin A in die Timeline der Sozialen Netze spült, so dass Menschen, die sie wählen würden, zu einem gewissen Prozentsatz zu Hause bleiben, mit dem Gedanken, „es sind ja eh alle korrupt“. Das nützt dem Kandidaten B.

 

Kontrolle der Medien. Einschüchtern. Einsperren. Veranstaltungen verbieten. Das Internet am Wahltag drosseln. Vorhänge bei Wahlkabinen entfernen oder gar nicht erst einbauen. Eine prügelnde Staatsmacht. Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Offizielle Beobachter sollen dann nicht dabei sein bei so einer Wahl, denn eines steht fest: Für jede Form des Wahlbetrugs gibt es eine Möglichkeit, sie festzustellen. Das gilt besonders für die Richtigkeit der Endergebnisse.

 

OT 1: Alle Daten erzählen Geschichten, aber die erzählen die meistens ziemlich leise. Und Statistiker sind die Leute, die den Daten besonders gut zuhören können.

 

Erich Neuwirth. Statistiker - und „Zuhörer“. Er ist emeritierter Professor der Universität Wien.

 

OT 2: Wir sind nicht gut im Erfinden von Zahlen und Ziffern, die zufällig ausschauen, weil wenn man so Zahlen erfindet, denkt man nicht daran, dass 6-Mal hintereinander dasselbe auch vorkommen kann, und das tut es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.

 

Und da sind wir bei der nachträglichen Kontrolle, ob alles richtig zugegangen ist. Wer Zahlen erfindet, macht Fehler.

 

OT 3: Genau so ist es, ja. Wenn man die Leute zufällig Zahlen nennen lässt, kommen weitaus mehr ungerade Zahlen als gerade Zahlen zum Beispiel.

 

Computer können das Erfinden im Allgemeinen besser, sie verschieben aber die Möglichkeiten der Betrugserkennung nur auf eine andere Ebene.

 

OT 4: Es gibt mehrere Tests auf Zufälligkeit. Und so zu erfinden, dass man die alle austrickst, ist nicht einfach. Wenn man sich z. B. Wahlbeteiligung und Ergebnisse einer bestimmten Partei oder eines bestimmten Kandidaten gegenüberstellt, dann erwischt man vereinfacht gesagt, die Wahllokale, wo noch irgendjemand noch ein Paket Wahlkuverts zusätzlich in die Urne geworfen hat.

 

Ballot-stuffing heißt diese Form des Wahlbetrugs. Man stopft noch Wahlzettel in die Urne rein. Vorher, nachher, während. Wie auch immer.

 

OT 5: Wenn die Wahlbeteiligung dort besonders hoch ist, wo prozentmäßig ein bestimmter Kandidat besonders stark abschneidet, dann legt es den Verdacht nach, dass da zusätzlich Stimmen nur für einen Kandidaten hineingeschummelt wurden.

 

Die österreichische Bundespräsidentschaftswahl 2016 musste wiederholt werden, weil Wahlzettel aus der Briefwahl zu früh geöffnet wurden. Erich Neuwirth hat damals nachgerechnet:

 

OT 6: Das entsprechende Gesetz sagt ja, die Wahl ist dann aufzuheben, wenn die Manipulationen von Einfluss auf das Ergebnis waren. Und ich kann Statistik praktisch sicher nachweisen, war kein Einfluss. Das war eindeutig. Wobei, die Verfassungsrichter konnte ich leider damals nicht überzeugen, dass die Statistik sagt, dass es keinen Wahlbetrug gegeben hat, also keine Wahlverfälschung, obwohl nicht korrekt geöffnet wurde.

 

Die Zahlen auch dieser Wahl haben eine Geschichte erzählt, die auf zwei Achsen in einem Diagramm zu finden ist. Markiert mit unterschiedlichen Farben. Abweichungen sind grafisch gut erkennbar. Muster werden erkennbar, und damit auch potenzieller Betrug. Das gilt für alle Wahlen - in allen Ländern - die Frage ist nur, ob die Daten zugänglich sind, und die Muster dadurch zugänglich gemacht werden.

 

OT 7: Randomness is much too important to be left to chance.

 

… das wissen die Statistiker; Randomness, Zufälligkeit, ist viel zu wichtig, um dem Zufall überlassen zu werden. Wer die Zahlen kontrolliert, hat so zunächst die Wahl gewonnen. Ob es auch die Herzen sind, ist fraglich.

 

 

 

 

 

ABMODERATION

 

Das Wort der Woche von Lothar Bodingbauer

Abgefahren

Der Verkäufer verlässt den Würstelstand an der Straßenbahnstation durch die Hintertüre, die er versperrt. Er geht eilig um den Stand herum und schiebt vorne von außen das große Glasfenster zu. Dann läuft er zur Straßenbahn, die in diesem Moment einfährt. Er springt hinein und fährt davon. Im Würstelstand geht das Leben weiter, als wäre er noch da. Es brennt das Licht. Fünf Bratwürste liegen nach wie vor am Grill. Eine spanischsprechende Touristin klopft an die Scheibe.

331. Heuschrecken in Wien

331. Heuschrecken in Wien

Episodenbild: Blauflügelige Ödlanschrecke, Foto: Günther Wöss


Der Biologe Günther Wöss über die Heuschrecken der Bundeshauptstadt.

ORF Radio Österreich1 | 3. August bis 7. August 2020

Es gibt in Wien mehr Heuschreckenarten, als auf vergleichbar großen Flächen anderswo. Grund ist, dass die Österreichische Bundeshauptstadt an der Schnittstelle zwischen zwei Großräumen liegt: dem pannonischen Raum und dem Alpenraum. Die Arten beider Lebensräume treten hier gemeinsam auf. Ein kleiner Unterschied in den Bedingungen eines Lebensraumes kann schon eine völlig andere Artenzusammensetzung bei Heuschrecken bedeuten.

Die Hinterbeine der Heuschrecken sind als Sprungbeine ausgebildet, zusätzliche Sprungkraft können einige Arten aus der Spannung des gesamten Körpers gewinnen.

Heuschreckenforscher/innen interessieren sich besonders für Verbreitungskarten. Sie zu erstellen erfordert genaue Kenntnisse der Arten. Wenn diese Arten optisch oft schwer zu unterscheiden sind, hilft meist die Analyse der "Gesänge" weiter, die für viele Arten charakteristisch sind. Ob zur Partnersuche oder Revierabgrenzung: Heuschrecken "stridulieren" - sie zirpen. Langfühlerschrecken (zu denen auch die Grillen gehören) verwenden dazu ausschließlich ihre Vorderflügel und Kurzfühlerschrecken reiben die Oberschenkel an den Flügeln.

GESPRÄCHSPARTNER:
Mag. Günther Wöss
Freiberuflicher Zoologe
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum Wien

BUCHTIPP:
Günther Wöss, Manuel Denner, Liesbeth Forsthuber, Matthias Kropf, Alexander Panrok, Werner Reitmeier & Thomas Zuna-Kratky:
Insekten in Wien - Heuschrecken
Österreichische Gesellschaft für Entomofaunistik Eigenverlag 2020


Teil 1: Eine facettenreiche Landschaft


Teil 2: Vielfalt am Schnittpunkt großer Lebensräume


Teil 3: Vielfalt am Schnittpunkt großer Lebensräume


Teil 4: Hörbare Unterschiede


Teil 5: Forschung in Bewegung


329. Greifvögel in Südafrika

ORF Radio Ö1 | Vom Leben der Natur | 08:55–09:00 Uhr

Die Ornithologin Petra Sumasgutner über ihre Forschung an Beutegreifern auf der Südhalbkugel der Erde.

Beutegreifer sind Tiere, die andere Tiere fressen. Frühere Bezeichnungen – Raubtiere – schließen immer auch eine Wertung ein, die von heutigen Forscher:innen nicht gewünscht wird. Beutegreifer können die verschiedensten Arten sein, Vögel insbesondere werden auch als Greifvögel bezeichnet. Wer als Ornithologin an Beutegreifern forscht, wird bald auf Ähnlichkeiten stoßen, auch wenn diese Forschung auf zwei verschiedenen Kontinenten stattfindet. Im Stadtgebiet geht es um das Miteinander von Mensch und "Raubtieren", das im Detail dann durchaus unterschiedlich ausgestaltet sein kann. Es gibt medial große Aufregung, wenn ein Adler statt seinem bevorzugten Beutetier, den Klippschliefer, irrtümlich einmal einen Dackel erwischt. Wer die Medienberichte untersucht, wird aber rasch erkennen, dass von ein und dem selben Vorfall immer wieder berichtet wird. Die Berichte machen sich selbständig und geistern als Mythos durch das Internet. Im Nationalpark andererseits geht es um das Ermöglichen des Überlebens vieler Arten, ein Wunsch, der mit den Interessen von Menschen kollidieren kann, die mit Tieren Geld verdienen möchten. Stichwort Geiersterben in Südafrika: Die Kadaver von Nashörnern werden von Wilderern vergiftet, um die Geier zu töten, die den Standort der Wilderer verraten würden. Es ist die Beschäftigung mit den Vögeln selbst, die Forschung an Beutegreifern spannend macht, aber auch die Einbettung dieser Forschung in das Gefüge und die Netzwerke der Menschen, die in ihrer Umgebung leben.

Interviewpartnerin:
Dr. Petra Sumasgutner
Konrad Lorenz Forschungsstelle
Fischerau 11
4645 Grünau im Almtal
T: +43-7616 8510
office.klf@univie.ac.at

https://klf.univie.ac.at/de/mitarbeiter/


Montag: Gemeinsamkeiten und Unterschiede (mp3)


Dienstag: Raubtiere im Hinterhof (mp3)


Mittwoch: Ökologische Gleichgewichte (mp3)


Donnerstag: Leben in Nationalparks (mp3)


Freitag: Zusammenarbeit mit der Bevölkerung (mp3)


330. Unendlich

20.06.2020 / ORF Radio Ö1 / Diagonal

Studiogespräch

Diagonal macht Schluss

"Alles hat ein Ende, nur ..." - "Diagonal" macht Schluss

Über 150 Mal wurde er in den vergangenen zwei Millennien einmal mehr, einmal weniger öffentlichkeitswirksam angekündigt und kam dann doch nicht: Der Weltuntergang. "Hungern nach der Apokalypse heißt eigentlich Verlangen nach der Zeit nach der Apokalypse" gibt der Publizist Maarten Keulemans in seinem Buch "Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge" zu bedenken.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, sagt man dazu wohl im Fußball. Dazwischen liegt immer der Abpfiff. Aber wie und wann der kommt beziehungsweise gekonnt zu setzen ist, das ist stets die Frage. Der Mensch ringt mit seiner Endlichkeit, die Künste mit dem grandiosen Finale, letzten Worten und Schlussstrichen; Webseiten geben Tipps für krönende Schlusssätze in Bewerbungsschreiben und der post-industrielle Dienstleistungskapitalismus hat sich das Beziehungsende als Markt erschlossen. Auch in Österreich gibt es heute eigene Agenturen, die sich auf das professionelle Schlussmachen spezialisiert haben - sei es mit dem ehemaligen Herzblatt oder der Chefin. "Diagonal" zur Kunst des Aufhörens und zu Konjunkturen des Endes.

Mit Beiträgen von Alexandra Augustin und Lisa Rümmele, Lothar Bodingbauer, Dominique Gromes, Erich Klein, Christian Scheib und Horst Widmer.

Präsentation: Peter Waldenberger und Roman Tschiedl

328. IIASA Portrait

MOMENT Was macht eigentlich

SIGNATION "Was macht eigentlich…"

… das IIASA. Was für eine Ansammlung an Vokalen, und jeder Buchstabe in dieser Abkürzung hat natürlich seine Bedeutung.

International Institut - ein internationales Institut, ja klar, wofür, für Applied, für Angewandte. Und jetzt das S: System Analyse.

Internationales Institut für Systemanalyse, beheimatet in Laxenburg, im Schloss Laxenburg in Niederösterreich. Ein Kind des kalten Krieges, denn damals haben sich die Sowjetunion und die USA zusammengesetzt, um sich gemeinsam mit anderen Staaten und eben auch mit Österreich zu überlegen, wie man nicht Militärbasen sondern Gesprächsbasen errichten kann. In diesem Fall mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die sich mich Risikoforschung beschäftigen, mit Systemen, mit komplexen Systemen.

Um die 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten auch heute noch in Laxenburg. Die Aufgaben haben sich von Themen des Kalten Krieges gewandelt, von der Konfliktforschung hin zu den aktuellen Themen der Menschheit, die beforscht werden, alle geschart um einen inhaltlichen Kern: "Nachhaltigkeit". Wie können Menschen auf dem Planeten Erde nachhaltig leben - im System Erde. Da gibt es Zusammenhänge, Taten, Ideen, und Auswirkungen. Komplexität. Es geht um die gesamte Weltbevölkerung, um Energie, Luftqualität und Treibhausgase, neue Technologien, Risiko und Resilienz, also wie sich Systeme gegenüber Störungen verhalten, Evolution und Ökologie, Wasser, und neuerdings auch um so genannte Ökosystem-Services: was die Natur für uns Menschen leistet, bewertet in Geld.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen münden in sogenannten Policies, also in konkrete Inhalte für die Politik. Und das auf verschiedenen Skalen, om Dorf, zur Stadt, zu Ländern, Kontinenten, zur Welt.

Reinhard Mechler ist einer der Wissenschaftler in Laxenburg.

OT 1: Wir arbeiten zu globalen Wandelproblemen, das sind Probleme, die zu groß oder auch zu komplex sind, sodass sie eineinzelnes Land oder eine einzelne akademische Disziplin effektiv lösen kann.

Die Komplexität der Systeme macht Vorhersagen schwierig.

OT 2: Wir haben hier zum Beispiel positive und negative Rückkoppelungseffekte in Systemen. Diese positiven oder negativen Schleifen. Diese Rückkopplungseffekte führen auch zu nichtlinearen Entwicklungen, wie zum Beispiel wie man es jetzt sieht, die exponentielle Zunahme von Coronavirusinfektionen wird dadurch bedingt.

Menschen haben kein Gefühl für "nichtlineare Effekte", agt Reinhard Mechler. Es geht hier um exponentielles Wachstum. Je mehr, desto "sehr viel mehr". Menschen denken linear, "je mehr, desto mehr". Doppelt so viel, doppelt so viel. Alles nicht der Fall, bei wirklich komplexen Situationen oder auch Bedrohungen.

OT 3: Es geht auch um Irreversibilitäten. Auch beim Coronavirus, der Entwicklung. Kommen wir zu Systemgrenzen heran, kann das zu irreversiblen Effekten führen, Gesundheitssystem, aber auch bei individuellen Auswirkungen. Klimawandel das selbe Problem, nähern wir uns Kipppunkten, lokalen Kipppunkten oder globalen Kipppunkten.

Menschen entscheiden individuell im allgemeinen sehr kurzfristig. Für den nächsten Tag, die nächste Woche. Myopisch, kurzsichtig, sagt Reinhard Mechler, und er bezieht sich da auch selbst gleich ein.

OT 4: Das sehen wir jetzt auch bei der Coronakrise. 4, 6-Wochen vorauszudenken, zu einer Entwicklung, die wir sonach nicht gesehen haben, fällt uns extrem schwer. Bei IIASA versuchen wir in die Zukunft vorauszudenken, 10, 20, 80 jähre, bis zum Ende des Jahrhunderts. Das ist auch ein wichtiger Punkt der Systemanalyse. Die Langfristigkeit mit der kurzen Frist zu koppeln, und da entsprechende Szenarien auszuarbeiten.

Reinhard Mechler arbeitet selbst im Forschungsgebiet "Risiko und Nutzen".

OT 5: Da verwenden wir mathematisch gesprochen die Netzwerktheorie. Da geht es um die Verknüpfung, innerhalb des Netzes an Verbindungen. Wir hatten uns in den letzten Jahren gefragt, wie zum Beispiel Naturkatastrophen das Finanzsystem bedingen, ob hier große Katastrophen zu einem Kollaps des Finanzsystems in Österreich oder in Europa oder Global führen können. Die Modellierung basiert auf der Idee auf einer Ansteckung eines Erregers. Und ähnliche Theorien werden eben auch in epidemiologischen Umständen, die Ausbreitung eines Virus verwendet.

In positiven Umständen ist zum Beispiel auch die Mode ein komplexes System, das mit ähnlichen Mechanismen funktioniert. Die Arbeit von Influencern auf Instagram, in sozialen Medien. Der kalte Krieg ist längst vorbei. Die Welt im Wandel - und so gesehen ist viel zu tun in diesen Tagen. Auch am IIASA, auch in Laxenburg.

327. Pflanzensammlungen

Sammeln, zeigen, schützen, kultivieren.

Friedrich Schwarz vom Botanischen Garten Linz spricht über die Bedeutung von Pflanzensammlungen.
Gestaltung: Lothar Bodingbauer

Botanische Gärten vereinen weltweit mehrere Ebenen der Funktion. Für Besucher/innen sind es Orte der Erholung, Entspannung und Weiterbildung. In den Sammlungen wird die Vielfalt der Flora gezeigt, und in thematisch spezialisierten Ausstellungen wird der Fokus auf besondere Aspekte gelegt.

Es gibt dazu immer auch ein wissenschaftliches Interesse für die lebendigen Objekte der Sammlungen - seien es Kakteen, Orchideen, Rosen oder Bäume. Die vielen Objekte - Arten - werden am Leben erhalten, sie werden über Samen und Stecklinge vermehrt, sie werden aber auch über ein weltweites Netzwerk botanischer Gärten ausgetauscht.

Viele Objekte stammen aus einer Zeit, da es noch Expeditionen in andere Länder gab, Sammlungsfahrten, bei denen pflanzliches Material "nach Hause" gebracht wurde. Doch diese Zeit ist vorbei. Es gibt strenge Auflagen, weder Pflanzen noch Samen noch das Wissen über sie einfach außer Landes zu bringen.

GESPRÄCHSPARTNER:

Dr. Friedrich Schwarz
Magistrat der Landeshauptstadt Linz, Stadtgrün und Straßenbetreuung
Abteilungsleiter Botanischer Garten und Naturkundliche Station


Teil 1: Netzwerke des Austauschs (mp3)


Teil 2: Anzucht und Beschriftung (mp3)


Teil 3: Beschränkungen bei der Einfuhr (mp3)


Teil 4: Gewächse hinter den Kulissen (mp3)


Teil 5: Management des Wissens (mp3)


Wie man mit Studiolink fürs Radio aufnimmt

Ich habe in diesem Video aus Radiomacher:innen-Sicht zusammengestellt, wie man mit Studiolink arbeitet. Hintergrund: Beim Radio sind wir immer eine Spur gewöhnt, wo alles drauf ist. Und wir haben keine Erfahrung, wie man außerhalb des Biotops an Studioleitungen arbeitet. Ich hoffe, es sind nicht allzu viele Fehler in dem Video - aber es ist sicher auch interessant für Leute, die noch gar keine Ahnung haben, wie Studiolink funktioniert, und was man braucht. Am Anfang ist auch ein Stück Demo dabei, wir man mit drei Spuren auf Ultraschall schneidet - nämlich vor allem, wozu man das gerne will.

Link zum Video

Herzlich willkommen

Media | Science | Education

Lothar Bodingbauer, Wien. Media, Science, Education. Texte für Museen und Ausstellungen, Radiobeiträge, Workshops zu Bildung, Journalismus und Wissenschaft. Podcasts und Podcastberatung. -> Referenzen. Fotos sind auch auf Instagram: lobodingbauer

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