Als “4. Macht im Staat” bezeichnet wird Journalimus bezeichnet, und wenn es jemandem nicht daran gelegen ist, dass diese Macht existiert, wird er angegriffen. Oder seine besten Vertreter:innen. Als Anchorman der ZIB2 steht Armin Wolf und insgesamt der gesamte öffentlich-rechtliche Journalismus immer wieder ganz vorne. Lassen wir nicht ihm und dem öffentliche-rechtlichen Rundfunk die heißen Kartoffeln aus dem Rohr holen, “wir alle sind Armin Wolf”. Als Akteure – als Journalist:innen – aber auch als Medienkonsument:innen.
Kritischer Journalismus macht Populisten keine Freude. Eigentlich ist das doppelt gemoppelt. Man könnte auch nur “Journalismus” dazu sagen. Journalismus ist kritisch. Wenn Armin Wolf als ZIB2-Anchorman ganz vorne an den glühenden Kohlen arbeitet und dabei angegriffen wird, dann passiert das stellvertretend ihm, wir schauen zu. Aber Armin Wolf, das sind wir alle.
Bestandsaufnahme. Was ist Journalismus. Ganz genau? Wie funktioniert Meinungsbildung beim Publikum. Geht es um Glauben? Um Wahrheit? Welche Interessensgruppen gibt es, und warum sind wir wirklich alle Armin Wolf?
Komplexität statt einfache Antworten. Was bedeutet kritisch denken ganz genau? Wer hat Vorteile? Wer hat die Nachteile?
Glauben versus Wissen. Die “Marke Wissenschaft” löst aus dem Gesamtkomplex “Universum” jene Elemente, die messbar, wiederholbar, vorhersagbar und widerspruchsfrei sind. Was ist der Rest, und wie sollen wir damit umgehen? Es ist nicht die Suche nach der Wahrheit, sondern die Suche nach der besten Geschichte, die Wissenschaft stark macht. Ihre Stärke ist, vom “warum” zum “wie” zu kommen. Warum und wie? Das schauen wir uns an.
Als Endprodukt der Trilogie entsteht pro Teilnehmer:in ein Manifest (LINK), wie sie mit Journalismus, Komplexität, Glauben und Wissen umgehen möchten. Das nageln sie dann an eine Tür.
Mit wem reden? Ausgrenzen? Oder nicht? – Jan Böhmermann.
Umgang mit Komplexität.
Der andere Standpunkt.Meinung abgeben – Meinung machen.
Sehr viele Konsumenten verlangen, dass Medien Fakten & Meinung klarer trennen. Aber nur 1/4 der Amerikaner kann 5 simple Fakten von Meinungen unterscheiden. Ziemlich ernüchternde Studie: https://t.co/OTGANB9v6u
Ich habe mir das näher angeschaut. Fakt oder Meinung?
Vielen Menschen fällt es schwer, Fakten von Meinung zu unterscheiden. Das ist aber wichtig. Besonders in Zeitung, Radio und Fernsehen sollten Fakten und Meinungen nicht vermischt werden. Wo ist da der Unterschied?
Fakt: Eine Tatsache. Etwas Messbares. Eine Beschreibung von einem Zustand. Eine Beschreibung von einem Prozess. Der Übermittelnde halt es für wahr. Es gibt eine objektive Begründung. Es kann überprüft/demonstriert/gezeigt werden. Ein Faktum ist also etwas Allgemeines. Oft erkennbar durch hat/ist/sind/können in der Einleitung, oder der Phrase “es ist bekannt, dass…”, allerdings nicht jede dieser Einleitung bringt dann ein Fakt. Wenn es als Fakt erkannt wird, meinen Menschen oft, dass das Fakt damit auch genau (richtig) ist. Wenn fälschlicherweise als Meinung bezeichnet, dann stimmen diese Menschen üblicherweise dieser Meinung nicht zu (s. Link). Englisch: factual statement.
Beispiel:
Die Banane ist gelb. Sie hat braune Punkte.
Viele Lokale sind rauchfrei.
Katzen können auf Bäume klettern.
Meinung: Eine Bewertung. Eine Einschätzung. Eine Interpretation. Eine Beschreibung von einem Gefühl. Eine Beschreibung von einer Stimmung. Der Übermittelnde halt sie für wahr. Die Begründung dazu ist aber nicht objektiv. Eine Meinung ist also etwas Persönliches. Oft erkennbar durch: sollen/müssen/dürfen in der Einleitung, oder Eigenschaftswörter (groß/bester/vernachlässigbar/immer), oder der Phrase “Meiner Meinung nach…”. Wenn sie als Meinung erkannt wird, wissen Menschen im allgemeinen, dass sie zustimmen können, aber nicht müssen (s. Link). Selbst Expertenmeinungen sind keine Fakten. Englisch: belief, opinion statement (Stellungnahme).
Beispiele:
Die Banane schmeckt ausgezeichnet. Sie ist reif.
Es sollte ein Rauchverbot in Lokalen geben.
Katzen müssen auf Bäume klettern.
Ist der Folgende Absatz Fakt oder Meinung?
Bevor man eine Meinung hat, braucht man idealerweise Fakten. Man sollte sich also erst ein Bildung von der Situation machen, bevor man eine Meinung dazu formuliert. Eine Meinung kann sich aber durchaus nur auf andere Meinungen stützen. Dann ist es halt keine eigene Meinung.
Es wird noch zusätzlich einen Tick schwieriger, wenn Konsumenten in einem Interview vom Interviewenden ausschließlich Fakten fordern, wenn er – journalistisch richtig – „den anderen Standpunkt“ vertritt – also durchaus „die andere Meinung“ bzw. die „andere Bewertung der Fakten“.
Dazu zwei Interviews von CBC Radio One (As it Happens), in denen jeweils der andere Standpunkt eingenommen wird. Zwei 8 min. Interviews für jede Journalismusschulung. Link zur Zusammenstellung.
Weiterführende Fragen:
Wer hat Interesse daran, dass Fakten von Meinungen beim Formulieren getrennt werden? Die Senderseite.
Wer hat Interesse daran, dass Fakten von Meinungen beim Hören und Verstehen getrennt werden? Die Empfängerseite.
Was bedeutet Glaubwürdigkeit?
Was bedeutet “hinterfragen” bzw. “kritisch denken”?
Im Leben allgemein und bei Verschwörungsmythen im Besonderen gibt es vier zu unterscheidende Wahrheiten:
Meine Wahrheit
Deine Wahrheit
“Die Wahrheit”
Das, was wirklich war
Mehr dazu in diesem interessanten Podcast über Verschwörungstheorien. Die Leute von “Alternativlos” zählen nicht einfach welche auf, sondern analysieren den Hintergrund und bringen viele spannende Aspekte ins Ohr.