315. “Infisziert”

Geht es Ihnen auch so? Sie haben ein Wort, dass Sie eigentlich gut kennen, müssen aber trotzdem immer wieder nachschauen, wie man es schreibt? Reparatur oder Reperatur? Das oder der Radio? Ein Wort taucht dieser Tage immer wieder mal falsch auf – INFISZIERT.

Beitrag (mp3)


Manuskript

SIGNATION: Das Wort der Woche

Wohl kein anderes Wort spaltet die Bevölkerung eindeutiger in zwei Gruppen.

OT Infisziert_Lang

Und was mir auch auffällt, der Mitarbeiter, der mit dem Virus infisziert ist.

So sagen die einen. Und …

OT Infisziert_Kurz

Der Mitarbeiter, der mit dem Virus infiziert ist.

… sagen die anderen. Sie haben es gehört, es war dieselbe Person. Und das Missgeschick, das Sprachliche, ist durch einen Schnitt leicht korrigierbar.

OT infisziert / infiziert

Infiziert – infisziert – infiziert – infisziert – infiziert

STOP!!!

Vielleicht sollte man besser: “angesteckt” sagen.

Infisziert. Die Autokorrektur am Computer steckt das Wort sofort in Quarantäne und streicht das versehentliche S gleich weg. Das wird sich also gar nicht erst ausbreiten. Die APA, die österreichische Nachrichtenagentur, hat seit 1986 nur 13 Meldungen ausgeschickt, in denen infiSziert steht. 16.191 Mal hingegen lautete es richtig “infiziert”. Fehlerquote 0,08%.

Die Trennlinie richtig/falsch verläuft also nicht im geschriebenen Text, sondern entlang der gesprochenen Sprache, und hier entlang des Lateinunterrichts. Inficere ist die lateinische Grundlage für das Wort, “mit etwas anmachen”, mit etwas tränken. Zum Beispiel mit Gift. Inficere – infectum. Von facere – “machen”. Verwandt dazu: affizieren. Affekt. Fazit. Defizit. Defekt. Weit und breit kein S.

Jetzt kann man sagen, blöd gelaufen, der Volksmund ist halt so, da ist ein s schnell zur Stelle, wenn es gut klingt, wenn es dazu passt. Aber es ist vermutlich mehr: Es gibt nämlich ein Wort mit S, das so ähnlich ist: Konfiszieren. Infizieren. Konfiszieren. Sie hören den Unterschied? Konfiszieren hat ein S. Und das ist richtig so. Es kommt von con – und Fiskus – die Sache mit dem Geld. Etwas in die Geldlade legen. Beschlagnahmen und ab in die Kaiserliche Schatzkammer. Und ein zweites – süßes – Beispiel: die Konfiserie – wir lieben ja die französischen Worte, auch da ein S – Konfiserie, aus dem Französischen entlehnt, ein Betrieb zum Herstellen von Süßwaren.

Für den Betrieb einer Radiostation ist die ganze Sache nicht einfach. In den Hörerprotokollen gibt es immer wieder Hinweise auf falsche Aussprachen jedweder Art, mal freundlich, mal – na, sagen wir, ernst.

ZITAT 1:

Es heißt nicht der Virus, sondern das Virus.

… schreibt der eine Hörer, und der andere …

ZITAT 2

Soeben war eine Sendung zur Grundlagenforschung über Viren. Ich möchte am Kultursender nicht mehr “das” Virus hören, es ist eine Ungeheuerlichkeit! Im Duden ist zwar diese Form erlaubt, sie bezieht sich aber eindeutig auf Computer-Viren.

OT Haimo Godler 1

Tja, da kann man erkennen, wie umstritten Fragen der Aussprache und der Sprache generell sind.

Haimo Godler, ORF. Sein interner Newsletter heißt “Leider gehört – die Ö1 Fehlerbox”.

OT Haimo Godler 2

Es heißt das Virus im wissenschaftlichen Kontext. Der Virus ist umgangssprachlich erlaubt. Es gibt bei vielen Dingen auch kein richtig oder falsch, sondern meine Aufgabe ist es dann, wenn es mehrere korrekte Möglichkeiten gibt, eine gewisse Einheitlichkeit herzustellen, was bei über 900 Menschen, die beim ORF am Mikrofon arbeiten nicht ganz einfach ist. Bestes Beispiel ist jetzt die Quarantäne oder die Quarantäne. Richtig ist Quarantäne, auch wenn es viele Leute gibt, die richtigerweise sagen, das kommt aus dem Italienischen Cuaranta, weil in Venedig mussten während der Bestzeit alle Matrosen 40 Tage auf einer Insel verbringen, usw. Weiß ich alles, trotzdem Quarantäne, weil das Wort aus dem Französischen ins Deutsch gekommen ist.

Die Aufgabe des Chefsprechers Haimo Godler ist hier auch erst einmal Sicherheit auszustrahlen, und auf Beschwerden freundlich zu antworten.

OT Haimo Godler 3

Ein schönes Beispiel ist, dass man den Vorschlag macht, Mozartbriefe im Original zu lesen, sowohl was Rechtschreibung als auch Wortwahl und Grammatik betrifft, dann vielleicht um nicht allzeit zurückzugehen, sich Texte von Arthur Schnitzler im Original anzuschauen, wenn man die Dativ- und Akkusativverwendung heute in einem Schulaufsatz verwenden würde, bekommt man ihn mit vielen roten Strichen zurück. Will heißen, Sprache verändert sich, sprechen verändert sich, Grammatik verändert sich und diese Prozesse sind unaufhaltsam, irreversibel und sie sind auch schwer zu steuern. – Aber eine Frage habe ich schon noch, warum ist da so viel Emotion dabei: “Das ist ungeheuerlich”. – Na ja. Das Auslösende Kriterium ist oft die Frage der Identitätsstiftung. Und wenn sich die Sprache verändert, verändert sich auch das Identitätsgefühl von v vielen Menschen und das führt dann dazu, dass viele Menschen das Gefühl haben, im eigenen Land mit ihrer Sprache ins Abseits zu geraten. Und das emotionalisiert Inn ganz besonderer Weise. – Es gibt sehr oft kein richtig oder falsch, aber manche Dinge sind objektiv falsch, “infiszieren” ist jedenfalls a Bledsinn.

55 Lings and counting

Nützling, Schädling, Lästling. Wildling, Fegling, Flugling, Saugling, Flüchtling, Reindling, Weidling. Fingerling, Widerling, Finersling, Engerling. Schmetterling, Halbling. Prüfling, Günstling. Jüngling, Lüstling, Wüstling, Fiesling, Emporkömmling. Feigling. Lehrling, Liebling, Mischling, Häuptling, Frühling, Zwilling Neuling. Frischling, Rötling, Schönling, Jährling, Primitivling. Meidling! Sprössling, Däumling, Engerling, Hundling, Mandling, Setzling, Winzling, Schilling, Schelling. Fiesling, Miesling. Schmächtling. Sennerling. Frühling! Suling, Siling. Fäustling, Erstling. (Danke H.C. Luschützky, @HerrRau, @Xoph_vienna, @DerExplikator, Monika Reichart, Emmanuel Dammerer, Alena Baich, Jörg Reitmaier, Ladislav Vorich, Stella Damm, Karin Zanyath, Rex Marten Gaidies, Zoe Valerie Georgi, Gerlinde Meyer-Schmitzberger, Judith Purkarthofer)

Chuck Berry - My Ding-A-Ling

LUT023 Deutsch als Zweitsprache

 

 

Sprachen zählen. Ist das sinnvoll?

Deutsch als Zweitsprache legt eine Reihenfolge fest. Oft ist damit eine Wertung verbunden.

İnci Dirim ist Professorin am Institut für Germanistik der Universität Wien. Sie spricht Deutsch und Türkisch - ohne Reihenfolge.

Sie würde sich selbst als Migrationspädagogin beschreiben. Das Gebiet, in dem sie arbeitet, ist so spannend und vielfältig, wie die Sprache jener Menschen, mit denen sie sich beschäftigt.

Im Gespräch stellt İnci Dirim das Thema "Deutsch als Zweitsprache" vor. Sprachliche Bildung und Sprachförderung stehen im Mittelpunkt. Das braucht zuerst die Diagnose.

Muttersprachlicher Unterricht, Zweitsprachenförderung und interkulturelle Bildung - das sind die drei Säulen der Migrationspädagogik. Ziel ist, Ungleichstellungen zu verringern.

Im Gespräch entsteht ein Einblick in die Sprachlandschaft rund um das "Deutsch an Schulen". Diese Landschaft ist immer auch eine politische Landschaft.

Wissen, aber auch Nichtwissen. Ein Recht auf Nichtverstandenwerden. Und "Kultur" ist auch nicht Erklärung für alles.

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Diese Episode ist am 02.07.2014 erschienen. Dauer: 1 Stunde 38 Minuten und 52 Sekunden

 

Vokabelkunde: Kotzbrocken

Ich suche für die Beschreibung einer Person einen Begriff, der im Deutschen "Kotzbrocken" heisst. Das "son of a bitch", das Leo hier anbietet, trifft es für mich empfindungsmässig nicht. Ich suche nach Alternativen.

Lisa

Danke im Voraus

obnoxious guy, pain in the ass, asshole, jerk, whiny bastard, moron, doofus, dick, dickhead, dickwad, prick, scumbag, hemorrhoid, slimy git, obnoxious bastard, obnoxious asshole, piece of shit, m*therf***er

Quelle: Leo Forum

Produktankündigung Nokia Kopfhörer

Nokia hat anzeigte die Erhältlichkeit seiner neu Nokia BH-905 Bluetooth stereo- Kopfhörer, welches Gesichtszüge Zustand- über- die- Kunst aktiv Lärm Annullierung Technologie (ab Wolf Microelectronics) das kann versorgen Anwender ein Kristall abdecken tüchtig (während Absage oder auch lauschend zu Musik) beim utilizing Mehrfach integrierte Mikrophone zu ausmerzen verwirrend Hintergrund Lärm.

Quelle: Blog Mein Numerisch Leben - Lebend Digital und Elektronisch

Schwierige Bedeutungen

1) Seine Bedeutung kann nicht unterschätzt werden

2) Seine Bedeutung kann kaum hoch genug veranschlagt werden.

Was heißt das, wie geht das? Kann man so über eine Ecke denken? Sätze wie die obigen sind sehr, sehr schwergreifend.

Den Sinn des ersten Satz kann man mühelos mathematisch ergreifen: Nicht (Bedeutung < Untere Grenze) ----> Bedeutung ≥ Untere Grenze. Für alle beliebigen unteren Grenzen. Es findet sich also zu jeder beliebigen unteren Grenze die Bedeutung darüber. Klar doch, so geht's! Zweiter Satz? Keine Ahnung. Mit einer Epsilon- und Deltaumgebung müsste man das mit dem Grenzwertsatz der Analysis hinkriegen.

Insgesamt ist von Formulierungen wie obigen abzuraten. Sie spielen in der "Magst keinen Senf?"-Liga.