Die MathematiklehrerInnen am Abendgymnasium Henriettenplatz in Wien halten die Mathematikstunden für die Erstsemestrigen in Vorlesungs- und Übungsform ab. Nach den ersten vier Vorlesungen für alle 120 Zuhörenden haben sich die folgenden bemerkenswerten Punkte herausgestellt.
Erfahrungen aus dem Vorlesungsbetrieb:
1. Halte nie eine Vorlesung, die Du nicht zur Gänze vorher durchgeführt hat. Jedes Beispiel, jede Idee muss eigentlich vorher durchgesprochen werden. Während der Vorlesung gibt es genug zu denken und zu tun, es bleibt dabei keine Zeit, eigene Unklarheiten zu beseitigen.
2. Plane zwischen den Hauptpunkten der Vorlesungen kurze Erholungspausen ein, in denen nicht viel passiert. Eine Sprechpause, eine kleine Geschichte, eine Überleitung. Diese Zäsuren sind für die Zuhörenden äußerst wirksam weil erholsam.
3. Gib einen kurzen Überblick zu Beginn, worum es in der Vorlesung gehen wird. Diese Inhaltsübersicht hilft den Zuhörenden einzuordnen, was sie/ihn erwartet.
4. Plane Stellen ein, in denen Du während der Vorlesung kürzen kannst. Erfahrungsgemäß wird man diese Stellen brauchen. Auf der anderen Seite schadet es nicht, eine kleine Geschichte für den Schluss aufzubewahren, die nur dann erzählt wird, wenn sie auch gebraucht wird.
5. Sei Dir im Klaren, ob Deine ZuhörerInnen mitschreiben wollen oder nicht. Bei besonders wichtigen Beispielen lasse genügend Zeit, damit das Vorgetragene wirken kann und aufgeschrieben werden kann, wenn das jemand will.
6. Eine Motivationsgeschichte zu Beginn bindet die ZuhörerInnen emotionell an das Vorlesungsgeschehen.
7. Warte bei Fragen an die Zuhörenden die Antworten ab. Wenn die Vorlesung mit Mikrofon oder Video aufgezeichnet wird, wiederhole die Antwort, damit sie auch für die später Zusehenden hörbar wird.
8. Oh ja, und wenn du Fehler machst, überlege dir, wie du das in der Aufzeichnung kennzeichnen willst, bzw. was du den Zuhörenden und für’s Band in Echtzeit sagen könntest.