Ö1 | Vom Leben der Natur | 17.-21.02.2020
Der Aufenthalt im Weltraum kann wie ein Ausflug sein. Für kurze Ausflüge ist es günstig, Proviant von zuhause mitzunehmen. Bei längeren Ausflügen wird man auch Ressourcen unterwegs nützen. Kürzere Ausflüge – das sind die Aufenthalte auf der internationalen Raumstation ISS, die sich in der Erdumlaufbahn befindet. Längere Aufenthalte sind längere Flüge – zum Mond oder zum Mars.
Die Lebenserhaltungssysteme im Raumschiff müssen bei längeren Ausflügen im All nicht nur für Wasser und Sauerstoff sorgen, sondern sie müssen auch Nahrung produzieren. Während Wasser und Sauerstoff durch technische Geräte produziert werden kann, braucht die Bereitstellung von Nahrungsmittel ganz einfach „Leben“.
Leben ist aber komplex, und braucht selbst wieder Lebenserhaltungssysteme: Energie. Licht. Atmosphäre. Was dabei im Raumschiff fehlt, sind Puffer, große Mengen an Umgebungsluft, die Abweichungen vom Idealzustand auffangen können.
Die Forschung über Botanik im All beginnt bei den Algen. Sie kommen mit Schwerelosigkeit gut zurecht, können in einer Nährflüssigkeit wachsen, und weisen je nach Art eine ganze Bandbreite an Umgebungsbedingungen auf, in denen sie wachsen können. Sie könnten als Nahrungsmittel dienen. Höhere Pflanzen stellen größere Anforderungen an ihre Umgebung. Beherrscht man die Gestaltung der Lebensbedingungen im Raumschiff, haben Pflanzen auch einen großen Vorteil – sie bieten den Astronautinnen und Astronauten das Gefühl von Leben, um dass sie sich kümmern müssen. Eine psychologische Komponente.
Die Forschungen im Bereich der Weltraumbotanik werden zwar anlassbezogen für die Reise zum Mars gemacht, haben aber vor allem Auswirkungen auf die Produktion von Nahrungsmitteln auf der Erde. Geschlossene Kreisläufe machen Abwässer und Insektengifte obsolet.
Interviewpartnerin: Dr.-Ing. Gisela Detrell, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Raumfahrtsysteme. Universität Stuttgart
Fotos: Gisele Detrell