Von Baltischen Völkern zu sprechen, ist eigentlich nicht so ganz richtig. Balten, oder Deutschbalten wurden nur deutsche Einwohner Ostpreussens genannt, die auf den Gebieten der heutigen Ostseerepubliken Estland, Lettland und Litauen siedelten. Esten, Letten und Litauer haben eigentlich sehr wenig gemeinsam – unterschiedliche Mentalitäten, unterschiedliche Sprachen, und unterschiedliche Herkunft. Letten und Litauer sind von indogermanischer, Esten von finno-ugrischer Abstammung. Eines haben sie jedoch gemeinsam: nur etwa 20 Jahre nach dem ersten Weltkrieg bestand die „Baltische Entente“ aus unabhängigen drei Staaten, die jedoch sehr bald wieder durch die Interessen und Konflikte der Großmächte unterdrückt wurden. Das geheime Zusatzprotokoll im Hitler-Stalin-Pakt besiegelte ihre Zukunft. Die Gebiete wurden der Sowjetunion zugesprochen. Dem Papier nach freiwillig, es gibt dementsprechende Anschlußerklärungen der Parlamente. Aber diese Erklärungen wurden alle in jüngster Zeit widerrufen und für erzwungen erklärt. Ein kleiner Unterschied noch, Litauen, von dem im heutigen Journal-Panorama die Rede sein wird, teilte sich mit Polen ein Doppelreich, das sich von der Ostsee bis zum schwarzen Meer erstreckte. Doch davon ist heute nichts geblieben, außer ein gewisses pikantes Verhältnis zu Polen. Man besinnt sich, obwohl durch die wirtschaftlichen Umstände ernüchtert, der litauischen Identität, ermutigt durch die wiedererworbene Unabhängigkeit. Die Suche nach dem neuen Weg Litauens.


Konzept: Aufbruch an den Ostgrenzen Europas
Estland, Lettland und Litauen auf dem Weg in die Europäische Union

Autor: Lothar Bodingbauer
Aufnahmen: August 1999
3 Sendungen: Oktober – November – Dezember 1999

Am 31. Dezember 1991 wurde die sowjetische Flagge von der Spitze des Kremls eingezogen. Im Baltikum erklingen neue Hymnen. Litauen, Lettland und Estland sind als neue Staaten im Baltikum wiederentstanden. Ein Widerspruch? Ein langer Weg in die Freiheit.

In den ersten Reihen der Bewerber für die nächste Erweiterungsrunde der Europäischen Union durf­ten Litauen und Lettland noch nicht Platz nehmen, die Esten haben in Brüssel den Vortritt erhalten. Neue Präsidenten führen die Länder, neue Rechtssysteme werden installiert, Aufbruch!

Privatisierung, Auslandsinvestitionen, Streben nach EU-Niveu. Die Landwirtschaft gleicht einem Museumsbetrieb. Jedoch: An allen Ecken und Enden des Baltikums sind umfangreiche Restaurationsarbeiten im Gange, es wird gemalt, gemauert und gemörtelt. Sichere Gewinner sind Consultingfirmen.

Die Balten lernen mit den russischen Minderheiten zu leben. Minderheiten, die in vielen Städten und Orten Estlands und Lettlands auch Mehrheiten sind. Von Baltischen Völkern zu sprechen, ist ei­gentlich nicht richtig. Balten oder Deutschbalten wurden nur deutsche Einwohner Ostpreussens genannt, die auf den Gebieten der heutigen Ostseerepubliken Estland, Lettland und Litauen siedelten. Esten, Letten und Litauer haben eigentlich sehr wenig gemeinsam – unterschiedli­che Mentalitäten,  unterschiedliche Sprachen, und unterschiedliche Herkunft. Letten und Litauer sind von indogermanischer, Esten von finno-ugrischer Abstammung. Ein Teil der Geschichte wird jedoch geteilt: Nach dem ersten Weltkrieg bestand für etwa 20 Jahre die „Baltische Entente“ aus unabhängigen drei Staaten, die jedoch sehr bald wieder durch die Interessen und Konflikte der Großmächte unterdrückt wurden. Das geheime Zusatzprotokoll im Hitler-Stalin-Pakt besiegelte ihre Zukunft. Die Gebiete wur­den der Sowjetunion zugesprochen. Dem Papier nach freiwillig, es gibt dementsprechende Anschlußerklärungen der Parlamente. Aber diese Erklärungen wurden alle in jüngster Zeit widerru­fen und für erzwungen erklärt. Schulbücher wurden neu aufgelegt, die Alten sterben.

Alles kommt, wenn die neue Generation heranwächst. Von den jungen Leuten erwarten wir mehr, denn die alten Leute, die schon in dieser sowjetischen Zeit gewohnt haben, gelebt haben, die sind einfach nicht fähig dazu”, beschreibt eine Lehrerin aus Vilnius die Spannung zwischen Eltern und ihren Kindern.

Das Journal-Panorama berichtet in einer dreiteiligen Serie über das Leben in den Ostseerepublik Litauen, Lettland und Estland, acht Jahre nach Wiederbeginn ihrer Unabhängigkeit.

Leben – Initiativen – Minderheiten – Atomenergie – Landwirtschaft – Nationalismus – Intellektuelle als Politiker – Geschichte incl. Deportation – Altlasten – Joint Ventures – NATO & EU – Regionalentwicklung Ostseeraum – Neureiche – Persönlichkeiten – Vergleich: Personen vor vier Jahren, dieselben Personen heute – Die Suche nach dem neuen Weg im Baltikum


 

TRAILER: LITAUEN

 

ATMO: Sowjetische Hymnne

 

TEXT: Am 31. Dezember 1991 wurde die sowjetische Flagge von der Spitze des Kremls eingezogen. 

 

(Hymne verlangsamt sich und stoppt)

 

ATMO: gesungene litauische Nationalhymne (5a, 376-3849)

 

TEXT: In Litauen erklingt eine neue Hymne. Neben Lettland und Estland ist ein neuer, unabhängiger Staat im Baltikum entstanden. Ein langer Weg in die Freiheit.

 

OT: Lehrerin (1b, 118)

Alles kommt, wenn die neue Generation heranwächst. Von den jungen Leuten erwarten wir mehr, denn die alten Leute, die schon in dieser sowjetischen Zeit gewohnt haben, gelebt haben, die sind einfach nicht fähig dazu.

 

TEXT: Wir berichten über das Leben in der Ostseerepublik Litauen, vier Jahre nach Wiederbeginn seiner Unabhängigkeit.

Das neue Litauen. Hören Sie mehr heute Abend im Programm Österreich eins, um ca. 18.20 in einem

 

JINGLE

 


 

Manuskript JOURNAL-PANORAMA: LITAUEN

 

MODERATION:

 

Von Baltischen Völkern zu sprechen, ist eigentlich nicht so ganz richtig. Balten, oder Deutschbalten wurden nur deutsche Einwohner Ostpreussens genannt, die auf den Gebieten der heutigen Ostseerepubliken Estland, Lettland und Litauen siedelten. Esten, Letten und Litauer haben eigentlich sehr wenig gemeinsam – unterschiedliche Mentalitäten,  unterschiedliche Sprachen, und unterschiedliche Herkunft. Letten und Litauer sind von indogermanischer, Esten von finno-ugrischer Abstammung. Eines haben sie jedoch gemeinsam: nur etwa 20 Jahre nach dem ersten Weltkrieg bestand die „Baltische Entente“ aus unabhängigen drei Staaten, die jedoch sehr bald wieder durch die Interessen und Konflikte der Großmächte unterdrückt wurden. Das geheime Zusatzprotokoll im Hitler-Stalin-Pakt besiegelte ihre Zukunft. Die Gebiete wurden der Sowjetunion zugesprochen. Dem Papier nach freiwillig, es gibt dementsprechende Anschlußerklärungen der Parlamente. Aber diese Erklärungen wurden alle in jüngster Zeit widerrufen und für erzwungen erklärt. Ein kleiner Unterschied noch, Litauen, von dem im heutigen Journal-Panorama die Rede sein wird, teilte sich mit Polen ein Doppelreich, das sich von der Ostsee bis zum schwarzen Meer erstreckte. Doch davon ist heute nichts geblieben, außer ein gewisses pikantes Verhältnis zu Polen. Man besinnt sich, obwohl durch die wirtschaftlichen Umstände ernüchtert, der litauischen Identität, ermutigt durch die wiedererworbene Unabhängigkeit. Lothar Bodingbauer sucht den neuen Weg Litauens.

 

 

A ATMO: Eisenbahn  bleibt kurz oben

 

TEXT: Langsam tastet sich der Warschau-Schestokai-Express an den neu eröffneten polnisch-litauischen Grenzübergang.  Und doch ist es eine schnelle Art, nach Litauen zu kommen, 24 Stunden dauert die Fahrt von Wien nach Vilnius – mit dem Auto kann die Wartezeit bei der Einreise von Polen aus mehrere Tage dauern. Ein Hinweis aus dem Führer „Vilnius Today“: „Bestechen Sie nie einen Zöllner, er verdient es einfach nicht. Reisen Sie lieber mit dem Zug.“ Zwei Soldaten schließen das Gatter hinter dem letzten – Atmo wird ausgetauscht – Schlafwagen.

 

B ATMO: Dorf  bleibt kurz oben

 

A OT: Reportage (30´´)

Schestokai, das ist der kleine litauische Grenzort zwischen Polen und Litauen. Hier führt die neuerrichtete Bahnstrecke durch, die Polen und Litauen direkt verbindet, ohne über weißrussisches Gebiet zu führen. Hier ist die absolute Ruhe am Morgen um halb Sieben. (542) Zwei Geleise gibt es hier: das eine, aus Polen kommend, im europäischen Normalmaß, das zweite führt in die Baltischen Staaten und ist russische Breitspur. + Bahnhofsstimme 1a, 590.

 

TEXT: Die Trennung der baltischen Staaten vom restlichen Europa durch verschiedene Bahnsysteme ist mehr als nur symbolisch. Die Besitzer der Bar- und Verkaufscontainer freuen sich über die Verzögerungen im Reise- und Warenverkehr, die sich daraus ergeben. Bis vor einigen Monaten  noch war in Schestokai – wie man so schön sagt, „tote Hose“, die Bewohner der Bauernhäuser betrachten die neugierigen Ankömmlinge lieber noch hinter den Vorhängen der Fenster, die Arme in die Hüften gestützt. – Atmo wegziehen –

Viele Störche in den weiten Feldern und Wäldern entlang des Weges in die Hauptstadt Vilnius.

 

A OT: Reiseleiterin

Hier an diesem Platz beginnt die ganze Geschichte Litauens. Schon vor viertausend Jahren wohnten die ersten Leute hier, die Archäologen behaupten, wir stehen hier auf einer 7 Meter hohen Kulturschicht …… – OT in den Hintergrund blenden. –

 

TEXT: Polnisch, preussisch, russisch. Katholisch, lutheranisch, orthodox. Die Geschichte Litauens ist voll von konkurrierenden Mächten und Einflüssen. 1918 erklärt Litauen gemeinsam mit Lettland und Estland seine Unabhängigkeit. Die deutsche Armee fällt ein, verliert den Krieg, die sowjetische Armee fällt ein, wird von den Allierten vertrieben. Zwanzig Jahre dauert die Unabhängigeit. 1939 wird das Baltikum durch das geheime Zusatzprotokoll des Ribbentrop-Molotov-Paktes der sowjetischen Einflußsphäre zugeschrieben, die Deutschbalten kehren heim ins Reich. Litauen wird durch die Rote Armee besetzt. Tausende werden erschossen und deportiert. Dann kommen die Deutschen, an die 100.000 Juden werden in KZs vernichtet. Dann kommt wieder die Rote Armee, Anpassung oder Verbannung nach Sibirien. Die Akte jedes Deportierten enthält neben den persönlichen Daten auch die Rubrik „wegen…“, in der das Verbrechen des Betroffenen eingetragen wird. Im Falle der Esten, Letten und Litauer genügt der Vermerk „wegen Baltikum“, um sie auf Jahre im Gulag verschwinden zu lassen.

Die Sowjetdiktatur unter Stalin ist die letzte Barbarei, unter der die Völker an der Ostsee zu leiden haben. Fast jeder hat Bekannte oder Verwandte, die nach Sibirien verbannt oder erschossen werden. 50 Jahre dauert die Sowjetische Fremdherrschaft.  – OT/ATMO weg

Im Mai 1990 machen die Balten, ermutigt von Glasnost und Perestrojika von jenem Recht Gebrauch, das ihnen durch die sowjetische Verfassung zugesichert ist. – Die Nationalhymne kann wieder erklingen.

 

B ATMO schon im letzten Satz: Litauische Nationalhymne  bleibt bis auf Zeichen (ca 10´´)

 

A OT: Erklärung   danach Atmo hoch bis sie aus ist

 

TEXT: Als Unionsrepubliken war es den Baltischen Staaten erlaubt, sich von der Sowjetunion loszusagen. Dieses Recht wurde keinesfalls allen Nationen der Sowjetunion zugestanden. Zu Unionsrepubliken wurden nur jene Nationen erklärt, die an einen ausländischen Staat grenzten. Abspaltungen hätten sonst Löcher im Staatsgebiet hinterlassen.

 

Ein Berater des polnischen Präsidenten Lech Walesa meinte einmal:

 

A OT (6´´)

Es ist einfach, aus einem Aquarium kalte Fischsuppe zu machen. Es ist schwierig, aus kalter Fischsuppe ein Aquarium zu machen.

 

B ATMO schon in die letzten Worte: Panzerrollen bleibt kurz oben

 

TEXT: So einfach wollen der Oberste Sowjet und die sowjetischen Generäle dem Zerfall nicht zustimmen. Als im Jänner 1991 die Aufmerksamkeit aller Welt auf die Golfregion gerichtet ist, besetzen sowjetische Sondertruppen des Innenministeriums wichtige Gebäude in Vilnius: Das Parlament, Ministerien, den Fernsehturm. 100.000 Litauer halten Wache, vierzehn Menschen werden getötet.

 

A OT: Chemiker/Reiseleiterin (2´20´´)

Ich lebe in der Nähe des Televisionsturm und ich habe diese schreckliche Zeit selbständig gesehen, ich war nähe des TV-Turms und habe alles gesehen, – Atmo wegziehen – wo russische Soldaten und Panzer haben unsere Leute geschossen. Das war schrecklich, aber ich glaube, daß jetzt wiederholt nicht mehr, diese Situation.

Wir wußten einfach nicht, wo es beginnt. Und wir haben darauf gewartet, daß sie zu uns kommen, diese Panzer, sie sind aber vorbeigefahren, und die Leute haben die Welle aller Radiogeräte gefangen von diesen Panzern, sie haben gesagt: “Am Parlament gibt es zuviel Fleisch”, es lohnte sich nicht diese Nacht. Also, wir waren zuviele diese Nacht am Parlament vielleicht. (419) Nein ich hatte keine Angst. Als die Leute auf den Dächern zu schreien begannen. daß die Panzer schon fahren, ich stand an einem Kiosk und hielt mich fest (Ton oben)- weiter nichts, keine Angst. (9 sek. Pause). Vielleicht haben wir auf sowas nicht gewartet, daß die Panzer auf die Leute fahren und sie zusammenschießen, vielleicht, aber keine Angst hatte ich, auch die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sagen dasselbe. (4 s. Pause). Wir waren den ganzen Tag am Parlament, die Leute haben sich versammelt, haben gebetet, gesungen, am Abend gab es ein Feuer, Lagerfeuer. Und wir kamen mit meinem Mann nach Hause und mein Sohn blieb am Parlament und wir wußten nicht genau wo und als wir zu Hause ankamen, hörten wir die Schüsse, wir wohnen eam anderen Ende der Stadt, wir liefen wieder zurück zum Parlament. Wir verstanden nicht genau, wo es begonnen hat, wir suchten nach unserem Sohn, ich fand ihn nicht gleich, ich wußte nicht, wo er war, ob am Fernsehturm oder beim Parlament. Als wir schon müde waren, an der Bibliothek beim Parlament war ein großes weißes Laken mit dem roten Kreuz und wir gingen in die Bibliothek und wir fanden auf den breiten Stufen meinen Jungen schlafen. Er ist Meter 93 groß und er brauchte 123456 Stufen, ich weiß nicht wieviel.

 

TEXT: Präsident zu dieser Zeit ist Vytautas Landsbergis, ein Musikprofessor und Führer der oppositionellen Volksbewegung Sajudis. Er wendet sich an die westlichen Regierungen, die Bestrebungen nach Unabhängigkeit doch zu unterstützen. Was geschehe, sei „derselbe Krieg wie am Golf, nur ist es diesmal in Europa“. Der Appell wurde in Island gehört. Vier Wochen später erkennt die isländische Regierung Litauen an – eine Straße in Vilnius heißt heute „Island-Straße“. Die anderen Staaten folgen nur spärlich diesem Beispiel, und im September 1991 erst wird die Mitgliedschaft Litauens, Lettlands und Estlands bei den Vereinten Nationen bewilligt.

 

B OT: Reiseleiterin (18´´)

Ich möchte niemanden beleidigen, wir verstanden daß sich niemand um uns kümmert. Vielleicht ist das interessant für Leute wie Reporteure, aber weiter nichts.

 

TEXT:

Michail Gorbatschow hat von den Vorgängen im Baltikum angeblich erst am nächsten Morgen erfahren. Als der Moskauer Putsch im August 1991 scheitert, kann die neue Unabhängigkeit als gesichert angesehen werden. Die baltischen Staaten werden Mitglied in der NATO-Partnerschaft für den Frieden, eine eigene UNO-Truppe wird aufgestellt und in Schweden ausgebildet werden. Die ersten freien Wahlen finden im Februar 1993 statt. Algirdas Brazauskas, ein Reformkommunist, wird erster gewählter Präsident Litauens, Vytautas Landsbergis Führer der Opposition.

Ob es stimmt, daß die Zeit oppositioneller Intellektueller ein Ende hat, weil sie genau dann eingesprungen sind, als es keine professionellen demokratischen Politiker gab?

 

A OT: Landsbergis (30´´)

ÜBERSETZUNG: Die kritischen Situationen sind nicht vorbei! Wir haben heute keine professionellen demokratischen Politiker, und jene, die sich dafür halten, sind aus der lokalen Administration und Politik des Kommunismus hervorgegangen. Ihre Wurzeln stammen aus undemokratischen Systemen.

 

TEXT: Vor dem Parlamentsgebäude stehen heute noch Barrikaden und eine Marienstatute. Für Prof. Landsbergis ist die Zeit der Bedrohung noch immer nicht vorbei.

 

A OT: Landsbergis (20´´)

ÜBERSETZUNG: Die Bedrohung besteht darin, daß die russische Seite die Bemühungen hat, die Ostseerepubliken wieder in ihre Dominanzssphäre zurückzubekommen. Es fehlt auch an Garantien der westlichen Staaten, unseren Staaten Hilfe zu leisten.

 

TEXT: Ob diese Angst nicht abseits der Realität ist, wo doch in Litauen schon seit einem Jahr keine russischen Truppen mehr stationiert sind, und der Abzug von Lettland und Estland bis zum 31. August vertraglich gesichert ist?

 

A OT: Landsbergis (47´´)

ÜBERSETZUNG: Das ist nicht das erste Mal, daß ich wegen meiner Beziehung zur Realität kritisiert werde. Sie würden uns besser verstehen, wenn sie eine gemeinsame Grenze mit Rußland hätten und wenn sie auch selbt den Druck der russischen Seite spüren würden. Die litauische Souveränität verletzen auch russische Flugzeuge, sie fliegen über unser Territorium ohne Genehmigung. Auf Litauen wird Druck in jener Hinsicht ausgeübt, daß es den militärischen Transit zur Enklave Kaliningrad gestatte. Unsere Nachbarstaaten verstehen diesen Druck sehr gut, aber die Länder, die weiter weg von Rußland sind, die verstehen das nicht so ganz.

 

TEXT: Erdgaslieferungen gegen Militärtransit, wirtschaftliche Zusammenarbeit gegen die Sicherung der Rechte der russischen Minderheit in Litauen. Vytautas Landsbergis wird als idealistischer Theoretiker beschrieben, der jetzige Präsident Algirdas Brazauskas als Praktiker, er gilt als guter Verhandler mit Rußland. Eine eigene Währung, der Litas, wurde eingeführt, die Industrieproduktion jedoch ist im Vorjahr auf die Hälfte zurückgegangen. Privatisiert wird, wo es nur irgendwie geht – und vor allem, wo es Investoren gibt, und die wissen genau, was sich lohnt.

 

B ATMO ins letzte Wort: Café.  kurz oben lassen

 

TEXT: In einer Seitengasse von Vilnius gibt es ein kleines Kellercafé:

 

A OT: Chemiker (2´25´´)

Mein Name ist Rimydas Valinis, mein Beruf ist Chemiker. Aber jetzt arbeite ich hier in meinem eigenen Café im Haus, das früher meinem Großvater gehörte. Ich mußte etwas machen, um Geld zu verdienen, deshalb arbeite ich hier in meinem Keller, er heißt Café Arsenales. 631 Früher im Winter, wenn in anderen Café war es kalt, in meinem Café war geheizt und es war warm. Im Winter war Geschäft besser als jetzt. Jetzt unsere Leute haben fast kein Geld und weil mein Café ist nicht sehr billig, deshalb geht das Geschäft schlecht, wie in ganz Litauen.  652 Nein, wir müssen alles selbständig machen. Ich glaube, wenn neue Regierung kommt, ich warte, wann kommt neue Regierung, nicht postkommunisische aber Opposition, ich glaube, die ganze Situation muß sich in Litauen verbessern. 660 Landsbergis hat für mich diesen Keller zurückgegeben, und er sagte, daß ich mein eigenes Elternahus bekomme nach 10 Jahren, aber die jetzige Regierung sagte, daß diese Keller und dieses Haus gehört mir nicht. Es beginnt neue Nationalisaition, und deshablb verstehe ich nicht, was das muß heißen. 700 Ich bin Chemiker, ich bin Doktor der Wissenschaften, aber Sie sehen, was ich mache jetzt, ich muß hier arbeiten und nicht meine Spezialität und meine- Möglichkeiten vernutzen. 712 Ja, ich freue mich, daß unser Staat ist jetzt wie früher, seit 50 Jahren ist unabhängig, ich will arbeiten, ich will hier in meinem Heimatland wohnen und warten, vielleicht unsere Situation verbessert sich, danke.

ATMO weg am Anfang des nächsten Textes

 

TEXT:

Wie hat sich die Situation für die Menschen hier seit der Unabhängigkeit geändert?

 

B Reiseleiterin (2´´)

Ja, also wir haben viel mehr erwartet.

 

TEXT: Akvile Lapenaite lebt in Vilnius. Sie ist Lehrerin von Beruf. Nebenbei arbeitet sie als Fremdenführerin

 

B OT: Reiseleiterin (50´´)

Nicht daß wir mehr im materiellen Sinne erwartet hätten, wir verstanden, daß unsere Wirtschaft schon so ruiniert ist, daß wir keinen goldenen Berg oder sowas erwartet haben, aber einfach was uns jetzt fehlt ist das Gefühl der Einigkeit, dieses Gefühl, daß wir Litauer sind und alle einig in unseren Plänen, unserem Verständnis für die Zukunft.

Und wer könnte diese Einigkeit herbeiführen?

Alles kommt, wenn die neue Generation heranwächst. Von den jungen Leuten erwarten wir mehr, denn die alten Leute, die schon in dieser sowjetischen Zeit gewohnt haben, gelebt haben, die sind einfach nicht fähig dazu. 128 Unsere Generation? Was hat sie gemacht, sie hat es erhalten, diesen Wunsch, frei zu werden.

 

A ATMO schon ab Zeichen im letzten Satz“ Straßenmusik Vilnius , auf Zeichen Atmo leiser, OT rein

 

B OT  Giedre-1 (28´´)

ÜBERSETZUNG: Jeder interessiert sich heute nur mehr für Wirtschaft und nicht mehr für Kultur. 1990 hatten wir kulturelle Ideen und Moral, heute haben wir mehr wirtschaftliche Probleme, und die Lage ist sehr schlecht. Ich könnte nicht sagen, durch wen. Wir denken aber, daß alles besser wird.

 

Atmo hoch bis auf Zeichen

 

B OT: Giedre-2 (43´´)

ÜBERSETZUNG: Als erstes möchte ich einmal die Litauische Sprache richtig sprechen. Das ist glaube ich ein wichtiger Schritt. Und was sonst? Ich werde meine Ideen vielleicht meinen Studenten in 20 Jahren als Professor weitergeben. Ich glaube, daß der Beitrag der Studenten für die Zukunft unseres Landes darin liegt, zu studieren, so gut sie können. Es ist die Kraft der Wissenschaft, und das ist auch schon ganz viel!

 

Atmo hoch bis auf Zeichen

 

B OT: Chemiker (41´´)

Wir haben ein wenig Angst, aber wir glauben, daß Weststaaten ein wenig müssen uns helfen und sie bleiben uns nicht alleine, wie im Jahre 1940, wenn SU okkupiert unsere Baltishcen Staaten, Länder, und damals wir waren allein, keine Westregierung hat uns damals nicht helfen. Schade. Ich glaube, wenn andere Staaten damals zerstöreten diese russische Okkupation, vielleicht wir sehen wir auch so aus, wie vielleicht Finnland und Österreich. Danke.

 

Atmo hoch bis auf Zeichen

 

B OT: Schüler (19´´)

ÜBERSETZUNG: Ich habe viele Hobbies, besuche Managementkurse und ich habe eine Menge Freunde. Und so ist es sehr interessant, in Vilnius zu leben, wenn Du jung bist und wenn Du viel Zeit mit Deinen Freunden verbringen kannst.

 

TEXT: Die Vergangenheit ist vergangen. Es ist geschehen, und man will nicht mehr darüber reden – zumindest die jungen Leute nicht.

Sie wird vielleicht dann überwunden worden sein, wenn wieder alle Häuser übermalt und die Schatten der alten cyrillisch geschriebenen Straßenschilder verschwunden sind. Die ausgedehnte Altstadt von Vilnius, hügelig und wunderschön gelegen, ist in einem unsagbar schlechten Zustand, sie gehörte zum Großteil den vernichteten und vertriebenen Juden. In sowjetischer Zeit wurde die Altstadt stark vernachläsigt, weil sie als bourgoise Relikte angesehen wurden. Nicht-Litauer können die Häuser jetzt nur mieten, mit der Auflage, sie zu renovieren.

Die Stadt selbst ist stark zersiedelt. Überall wurden Wohnhausanlagen gebaut, überall sind durch die Umstellung ruhende Baustellen zu sehen. In der Nacht werden sie beleuchtet, um Diebstahl von Baumaterialien zu verhindern. Über einer riesigen Halle zeigt eine Werbeschrift westliche Unterstützung: „Mercedes – Star of Lithuania“. Dazwischen sorgen Gaskraftwerke für schlechte Luft in den Wohngebieten – Atmo gegen die nächste austauschen – und Felder zeigen die Durchmischung mit dem ländlichen Raum.

 

B ATMO: Landwirtschaft  bleibt kurz oben

 

TEXT: Jetzt wird auch die Landwirtschaft neu organisiert, die Kollektivierung rückgängig gemacht und Land den ehemaligen Besitzern zurückgegeben.

 

A OT:  Bauer (48´´)

ÜBERSETZUNG: Jeder von uns darf jetzt drei Hektar Land besitzen. Das ist aber zu wenig, um davon leben zu können. Wir müssen uns vielleicht wieder zu Genossenschaften zusammenschließen, damit wir auch das nötige Geld aufstellen können, um Geräte und Maschinen zu kaufen. Als die Kolchosen aufgelöst wurden, ist viel beschädigt worden,  und viele haben sich einfach genommen, was da war, alle Maschinen. Früher mußten wir uns nicht um die Zukunft kümmern, wir wußten, daß wir leben konnten. Gab es einmal nichts zu verkaufen, hat uns der Staat trotzdem Geld gegeben. Wir hatten ein geregeltes Einkommen, aber jetzt wird es hoffentlich besser, weil wir die Freiheit haben.

 

TEXT: Haupthandelspartner für landwirtschaftliche Produkte sind noch immer die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion – aber, auch Österreich scheint in der Exportstatistik auf. 20 Tonnen Butter wurden im Vorjahr nach Österreich exportiert.

Die ländliche Infrastruktur ist in einem sehr schlechten Zustand. Serviceeinrichtungen, Kultur- und Tourismusobjekte sind unrentabel geworden, das Dorfhandelsnetz verfällt. Viele Gebiete, so heißt es, sind ohne Funktionen. Jetzt sollen die Kommunalverwaltungen mehr Rechte bekommen, der Neuaufbau eines Territorial­ver­waltungssystems ist in Diskussion. – Atmo weg –

 

A ATMO, beginnt mit Worten: Bienenzüchter  kurz oben lassen

 

TEXT: Im Ignalina-Nationalpark hat Bronius Kazlas gemeinsam mit seiner Frau ein Bienenmuseum aufgebaut. Atmo mit der nächsten austauschen, die schon vorher zart eingezogen werden kann, bevor die alte veschwindet. Er möchte den Menschen den Wert der Natur näherbringen.

 

B ATMO: Wasserrauschen  kurz oben lassen

 

A OT: Bienenzüchter (3b, 077)

ÜBERSETZUNG: Wir konnten dieses Museum sogar noch in der sowjetischen Zeit aufbauen. Als wir jedoch begannen, Gedichte über Litauische Themen und Traditionen zu verfassen, mußten wir in den Ruhestand treten. Jetzt werden wir vom Litauischen Staatsbudget gesponsert.

 

TEXT: Inmitten des Nationalparkes steht auch das Ignalina-Atomkraftwerk. Dieses Kraftwerk erzeugt soviel Strom, daß Litauen sogar noch exportieren kann. Die Reaktoren allerdings sind vom Typ jener, die in Tschernobyl verwendet werden, und Techniker haben dem System unzählige Haarrisse in den Schweißnähten attestiert. Ob Bronius Kazlas denn keine Angst habe, hier zu wohnen? Er antwortet von einem philosophischen Standpunkt aus.

 

A OT: Bienenzüchter (20´´)

ÜBERSETZUNG: Alles gehört uns gemeinsam und alles hat einen gemeinsamen Ursprung. Wenn wir die schlechten Dinge in uns überwinden, werden wir auch das Schlechte außerhalb bewältigen.

 

Band weiterlaufen lassen, geht sich mit Gelbfilm aus bis nächsten OT

 

TEXT: Nützt diese Einstellung auch im Notfall?

 

A OT: Bienenzüchter (8´´)

ÜBERSETZUNG: Dieses Problem wird gelöst werden durch die Kooperation mit ausländischen Wissenschaftlern.

 

– Atmo weg

 

TEXT: Ein gesunder Optimismus für einen Anrainer.

Die litauische Landschaft ist kleinräumig, das Umweltbewußtsein ist daher stärker entwickelt als in Ländern mit riesigen ungenützten Landgebieten. Fest steht jedoch, daß veraltete Technik und die nichtvorhandene Infrastruktur zur Abwässer- und Abluftreinigung Schäden im großen Stil verursachen.

 

B ATMO Meeresrauschen Kurz oben lassen

 

TEXT: Die Städte und Orte an der Ostseeküste sind von der Wasserverschmutzung nicht verschont. Ein Ölterminal in Kleipeda  und die Abwässer der Stadt verschmutzen Küste, die Ostsee und das Haff. Und doch ist das Gebiet der Kurischen Nehrung das Erholungs- und Tourismusgebiet Litauens. Bis zum zweiten Weltkrieg gehörte es zu Ostpreußen. Von dieser Zeit erzählen noch die verblichenen Aufschriften an den Speichern Kleipedas – oder Memels: „Ernst Merker, Raiffeisen. Mehl und Futtermittel“. Die Kurische Nehrung ist eine langgestreckte Sandhalbinsel. Sie reicht bis zum Königsberger Gebiet und ist zwischen 400m und 4km breit. In den Sanddünen der Nehrung konnten auch die Wochenschauberichte der Afrikafront gedreht werden. 2700 Menschen leben hier in mehreren Fischerdörfern.

 

A OT: Urbis (25´´)

ÜBERSETZUNG: Es ist schwer, in Niden zu leben, weil das Leben hier teuer ist, die Waren müssen erst herangebracht werden. Aber diese Prozesse sind ganz normal für das ganze Europa, für die Atmo Meer weg, zurückkurbeln an Anfang! Orte, an denen sich die Menschen nur erholen wollen.

 

C ATMO ins letzte Wort: Hochzeit.  lassen bis auf Zeichen (eher kurz)

 

A OT: Dame (4b, 694)

Was passiert hier? Bei uns ist Hochzeit, das war gestern, am nächsten Morgen Musikanten müssen gehen bei Gästen und erwachen. aber in diesem Morgen die Musikanten sind nicht nur Musikanten, sie sind Diebe. Sie müssen nehemnen Pantoffel, andere Sachen, und dann sie verkauft. Das wird alles lustig. Hochzeit unsere Mädchen, Junger Mann ist von Deutschland. Verstehen? Das ist ganz interessant. Bitte setzen in mein Auto, fahren wir! – Atmo hoch, bis sie aus ist, beim letzten tiefen Tubaton.

 

TEXT: Auf der Nehrung wurde auch Kurisch gesprochen, mit dem Sterben der alten Menschen, wird auch diese Sprache aussterben. Kristel Sakuth ist Mesnerin in der ökumenischen Kirche Nidens.

 

(23) OT: Mesnerin (5a, 226)

Ich kann noch einen Spruch sagen, in Kurisch: Mein Großvater, wenn er von der Fischerei kam, hat immer gefragt, „….“ da sagte der Opa imer: „Morgens Fisch Kartoffel, abends Kartoffel Fisch, immer Kartoffel Fisch, und Fisch Kartoffel, jeden Tag gab es immer bei uns. Gänse etc hatten wur alles, aber Fisch und Kartoffel war jeden Tag auf dem Tisch.

 

B Atmo in den letzten Satz, kurz hoch. dann sehr zart darunter.

 

TEXT: Die Bewohner der Nehrung leben vom Fischfang – und vom Tourismus, dessen Infrastrukturen jetzt auf westliches Niveau gebracht werden. Das Gebiet wurde zum Nationalpark erklärt. Sanfter Tourismus soll es werden, beschreibt Vizebürgermeister Urbis das Konzept.

 

A OT: Urbis (48´´)

ÜEBRSETZUNG: Man hat vor, auf der Kurischen Nehrung eine ökologische Schule zu eröffnen. Wir machen hier sogannnte offene Ausstellungsgebiete, wo man in der Natur, in der natürlichen Umgebung, auch zum Beispiel einen Elch sehen kann. Wir haben Programme laufen, die sich mit der Lenkung der Touristenströme in verschiedene Zonen beschäftigen, Programme für die Müllvermeidung und Abwasserentsorgung. Ein Flughafen stand zur Diskussion, aber den können wir hier nicht brauchen. Niden muß ein ruhiger, stiller und angenehmer Ort bleiben, wo sich die Leute erholen, und wo keine Jeeps durch die Dünen fahren.

 

TEXT: Die Regierung unterstützt Gruppenreisen für einheimische Litauer finanziell.

 

A OT: Urbis (18´´)

ÜBERSETZUNG: Man versucht jetzt, jüngere Leute auf die Nehrung zu bringen, die hier ein Lernporgramm machen können. Die Kurische Nehrung soll als Beispiel dienen, für seminarartige Projekte.

 

TEXT: Für die Bewohner stellen sich mit der Ankunft der Erholungssuchenden neue Probleme.

 

A OT: Urbis (43´´)

ÜBERSETZUNG: Die Frage nach der Jugend ist ein Unglück. Im Sommer verdienen die jungen Leute ziemlich viel Geld. Im Winter haben sie nichts zu tun, es gibt nicht viele Veranstaltungen, nur ein paar Bars funktionieren. Und dort gehen sie eben trinken hin. Man will das ändern, im Rekreationszentrum wird versucht, irgendeine Beschäftigung für die jungen Leute zu finden, aber das ist noch nicht genug. Wir bräuchten ja Facharbeiter, Leute, die den Strand sauberhalten, aber diese jungen Leute sind so hochmütig, daß sie keine solche Arbeit machen wollen.

 

TEXT: Und so werden Festlandbewohner eingeladen, hier zu arbeiten. In der Fischerei lohnt es sich, und es gibt genügend Fische. Ein Problem ist, daß jene, die im öffentlichen Dienst arbeiten, extrem wenig verdienen.

 

A OT: Urbis (28´´)

ÜBERSETZUNG: Die Putzfrau in einem Erholungsheim bekommt einen höheren Lohn als der Vizebürgermeister. Ich bin ein selbständiger Mann, vor wenigen Jahren habe ich das Studium abgeschlossen, aber ich brauche trotzdem noch die Hilfe meiner Eltern, um etwas zu kaufen und etwas normaler leben zu können.

 

(28) TEXT: Ein Mittagessen kann sich Vizebürgermeister Urbis in seinem Ort auf der Nehrung nicht leisten. Eines stört ihn:

 

Meeresatmo kann weg

 

A OT: Urbis

ÜBERSETZUNG: Ein Beispiel: die Leute, die auf der Straße Bernsteinschmuck verkaufen, zeigen dem Staat, daß sie 1 Litas Gewinn haben. Und genau diese Leute fahren Mercedes und trinken ein halbes Jahr, arbeiten nichts, und haben 1 Litas Gewinn.

 

B ATMO schon in den letzten Satz: Wind (Archiv) kurz

 

TEXT: Ganz oben auf der Düne wird eine riesige Sonnenuhr gebaut. Wie ein Kultplatz sieht es hier aus. Rechts die Ostsee, links das Haff, und vor uns liegt die Enklave Kaliningrad. Auf sanftem Gras gelangt man durch Pinienwälder, die die Düne befestigen, wieder nach Niden. – Atmo weg – Ein Pferdefuhrwerk bringt auf einem Schulausflug johlende Kinder durch den Ort. Malerische Holzhäuser gibt es hier, jedes hat an die acht Antennen der verschiedenesten Formen auf dem Dach. Auch Thomas Mann hatte hier einst sein Ferienhaus – zu Zwecken der Muse.

 

A ATMO: Bus

 

TEXT: Zurück auf dem Festland fährt man mit dem Bus durch die Vororte von Kleipeda. Die Ziegelkasernen der weggezogenen Sowjetarmee werden nun zur neuen Universität Kleipeda umgebaut. Am Stadtrand entstehen überall die neuerrichteten Häuser der Reichen. Entfernt man sich von der Stadt und taucht man wieder ins Land, führt die Straße durch weite, schnurgerade Alleen, links und rechts sind kleine Holzhäuser, mit Obst- und Gemüsegärten rundherum. Viele verfallene oder ausgebrannte Kolchosengebäude. Rösser, die ackern, Traktoren mit breiten Eggen. Atmo hoch, dann gegen nächste austauschen

 

B ATMO: Spieluhr (6a, 106-154) lassen bis auf Zeichen

 

TEXT:

Die Spieluhr im Bernsteinmuseum hat schon alle erfreut. Kinder und Erwachsene. Gleich welcher NAtion, gleich welcher Zeit.

 

 

A OT: Landsbergis (48´´)

ÜBERSETZUNG: Die Menschen müßten mehr eine bürgerliche Verantwortung entwickeln, für die Ziele des ganzen Landes. Ich wünsche mir auch mehr Solidarität füreinander, zwischen den Menschen.  – Atmo Spieluhr weg – Von Anfang an bemühten wir uns, einen solchen Staat wiederaufzubauen. Aber das soll nicht die Prioriät eines Volkes sein, das soll die Priorität aller Völker sein.

Es sollte unser Ziel sein, daß die Menschen, die in mehreren Generationen, in mehreren Jahrhunderten in unserem Staat leben, sich in der litauischen Kultur und Geschichte wohlfühlen, und sie wie ihre eigene schätzen. Das sollte auch für jene gelten, die erst vor kurzem in unser Land gekommen sind.

 

TEXT: Jetzt wird man lernen, mit den Minderheiten zu leben. Das ist im Falle Litauens nicht so schwierig wie in den anderen baltischen Staaten. 80% Litauer leben heute in Litauen. Russen, Polen, Ukrainer sind die größten Minderheiten, auch Weißrussen, Juden, Tartaren und Deutsche leben hier.

Auf Staatsbürgerschaft haben automatisch jene Personen Anspruch, die vor 1949 Bürger der Republik gewesen sind, oder deren Eltern oder Großeltern Litauer sind. Jene Personen, die vor dem 3. November 1989 nach Litauen gekommen sind, müssen erst einen Eid ablegen, in dem sie sich verpflichten, Verfassung und Gesetze der Republik zu achten. Und jene, die nach dem 3. November 1989 in Litauen eingetroffen sind, müssen sich erst 10 Jahr im Land aufhalten und Kenntnisse der Litauischen Verfassung aufweisen.

Wahlberechtigt sind alle Bürger Litauens. Das Wahlrecht berücksichtigt darüberhinaus die Minderheitenvertretung: Für wahlwerbende Gruppen, die eine bestimmte ethnische Minderheit vertreten, wurde die vier-Prozent-Grundmandatshürde außer Kraft gesetzt.

 

Was müssen die Litauer können, um ihr Leben und die Entwicklung ihres Landes in den Griff zu bekommen?

 

A OT: Reiseleiterin (52´´)

Sie müssen zuerst eine gute Regierung wählen, die sich mehr um die Leute kümmert, als um sich selbt, zweitens, also sie müssen vernünftige Wahlen haben. Zweitens sie müssen lernen, schwer zu arbeiten, und weiter vielleicht müssen sie auch mehr an der Kirche teilnehmen, damit alles was uns diese sowjtische Zeit verdorben hat, diese  Vertrauen, dieses Helfen und Liebe, das ist alles krank, ich würde nicht sagen, daß überhaupt fehlt, aber nicht in solchem Maße wie wir es für ganz normales Leben brauchen.

 

TEXT: Der Führer der Opposition, Vytautas Landsbergis ist überarbeitet, im dritten Stock des Seimas, des litauischen Parlamentes ist es heiß, auf dem Klavier in seinem Büro schichtet sich der Staub.

 

A OT: Landsbergis (29´´)

ÜBERSETZUNG: Ja es stimmt, ich habe fast keine Zeit. Ich hoffe, daß ich dieses Monat ein paar Tage frei habe, und diese Tage werde ich in Österreich verbringen. Der Landeshauptmann von Salzburg hat meine Gattin und mich zu den Salzburger Festspielen eingeladen.  Das ist für mich eine Möglichkeit, ein paar Tage aus der Politik zu verschwinden und diese Tage für mein persönliches Leben zur Verfügung zu haben.

 

A Atmo Spieluhr bis auf Zeichen

 

TEXT: Litauen ist wieder unabhängig – Giedre Zaromskyte hat einen Vorschlag: Laßt uns jetzt Litauisch sprechen!

….

B OT: Giedre

xxx Let´s speak Lithuanian now.

 

Atmo bis Schluß.        **** ENDE