Podcast ist „Zuhören am Lagerfeuer“: Wir sitzen dabei und hören einer Diskussion zu. Auch wenn wir nicht mitreden, sind wir am Feuer. Wir können die Distanz frei wählen.

Podcasts sind eine Art, die Wirklichkeit zu beschreiben, sie zu denken durch „Erreden“. Die eigentliche Frage ist: worüber lohnt es sich zu reden? Worüber lohnt es sich zu denken?

Möchten wir das Rauschen erhöhen? Das kann passieren. Es ist gar nicht so leicht, etwas Eigenständiges zu machen, was am Wasserfall bemerkt werden kann. Authentizität ist gut. Eine hohe Schlagzahl bringt auch Anfänger schnell in den Bereich guter Ergebnisse (ab Folge 10).

Bei Podcasts ist die Kommentarkultur höher, Hater hören nicht lange zu, und wenn jemand lange zuhört, hat er eine differenzierte Meinung (bekommen).

Podcasts finden im Kopfhörer statt, Radio im Lautsprecher. (Tim Pritlove)

Die Zielgruppe ist bei Podcasts reichlich egal. Ein Podcast spricht sich herum (man kann gar nicht verhindern, dass er gehört wird). Regelmäßigkeit hilft dabei.

Aus Podcastern werden keine Radioleute. Das ist eine Beobachtung.

Ähs schneiden? Beim Denken hören braucht bestimmte Ähs. Das schneiden wir beim Radio recht undifferenziert alles weg, man kann in den Sendungen den Menschen nicht mehr beim Denken zuhören, ein Wesenentlicher Teil der Sprache geht verloren. Das Vorlesen von Manuskripten ist nicht mehr denken/sprechen, sondern die Wiedergabe von Gedrucktem. Eine Katastrophe der Menschheit, wie ich meine.

Der Vertrauenslevel der Podcasthörer:innen ist höher, sie entschuldigen meine Fehler, weil sie mich kennen, übrigens wird auch Ironie hörbar, einordenbar. Weil mehr Zeit ist.

Gute Podcaster sind die gute Zuhörer. Sie können auch gut zusammenfassen, was wir gehört haben. Zwischendurch schadet das gar nicht.

Metatexte sind unsere Freunde. Kapitelmarken. Untertitel, Inhaltsbeschreibungen.

Hörer:innentreffen: Podcaster:innen, die das machen, bauen ihre Hörerschaft gut aus. Und ich kenne sehr viele, die routinemäßig ankündigen, wenn sie in einer Stadt sind, sie treffen sich in Restaurants, passenden Locations.

Podcast ist das „nächste“ Medium, sagt Tim Pritlove in seiner Keynote (Video hier) bei der #subscribe10 im März 2019 – und er meint damit das dem Ohr nächstengrenzende Medium. Weil Podcast eben mit Kopfhörern gehört werden.

Werbung macht nichts besser, sagen viele Podcaster, sie macht das Publikum zur Zielgruppe – teilt sie in Scheibchen, Glaubwürdigkeit leidet, der „Wert der Marke“ sinkt. Wer nicht für eine Zielgruppe sendet, ist überrascht, aus welchen Ecken Hörer:innen kommen. Das ist auch ein sonderbarer Widerspruch: Man macht das Ding für die Hörer, und mann macht es genau nicht für die Hörer – man lässt sie dabei sein.

Zweiter sonderbarer Widerspruch: Die Person des Podcasters ist egal, er ist stellvertretend der Gesprächspartner im Podcast, und gleichzeitig ist die Person wichtig, mit einer oft erlebten Asymmetrie der Bekanntheit. Man ist den Menschen sehr vertraut, denen man zuhört, aber eben einseitig vertraut, Podcaster berichten aber auch, dass ihnen die Hörer vertraut sind, für die sie ja diese Gespräche machen.

„Seit exzellent zueinander“ war der letzte Punkt bei der Eröffnung der Podcaster:innenkonferenz #subscribe10 (Link zum Programm).

Sprechen als Mittel zur Erkenntnis braucht Zeit.

Worüber lohnt es sich zu reden, finde ich noch einmal, das ist die eigentliche Frage.