Per U-Bahn ist die Donauinsel Montreals leicht zu erreichen. Eine eigene kurze Linie verbindet die Ile-Ste-Helene mit dem Stadtgebiet. Der Suedzipfel der Insel zeigt dem St. Lawrence River das Gesicht, er blickt stromaufwaerts. Der Fluss teilt sich nach links zum Chenal Le Moyne und nach rechts zur Hauptader des St. Lawrence Stroms. Fleuve Saint-Laurent ist sein franzoesischer Name, am Ufer sieht man wegen des sauberen Wassers noch weit ins Flussbett hinunter.

Was auffaellt, wenn man die U-Bahn Station auf der Insel verlassen hat, ist der dunkle aber starke Laerm von der Suedseite her. Spaeter wird man eine Eisenbahnbruecke vielleicht zwei Kilometer weit sehen, auf der ein Gueterzug langsam den St. Lawrence ueberquert. Unendlich viele Waggons muessen es sein, mindestens jedoch so viele, dass der ganze Zug auf der langen Bruecke Platz hat.

Eine wunderschoene alte andere Bruecke ist die Jaque Cartiere Bruecke, auch sie macht auf der Insel halt. Mit Stahltraegerboegen verbindet sie die Ile-Ste-Helene mit der Stadt, ihrer Schwesterinsel Ile-Notre-Dame und dem Ostteil Montreals. Die Abfahrt von der Bruecke zur Insel ist ein riesiges Gebaeude, die Strasse fuehrt im Halbogen steil herunter. Es muessen naemlich die Autofahrer den Vergnuegungspark erreichen koennen: La Ronde. Mit Achterbahn und sonstigen Lustgewinnanlagen.

Jetzt, um 10 nach 8 ist es richtig hell geworden, ein kurzes rotes Schiff wendet elegant im Strom und raucht ganz heftig aus dem Schornstein, vereinzelt dringen Schlaege vom neuen Hafen zur Insel herueber. Ein Jogger und ein Fischer sind die einzigen Menschen um diese Zeit im Park, und ein Mensch, der hinter seinem Schreibtisch im Cousto-Meeresmuseum sitzt. Was er um diese Zeit vorhat, obwohl das Museum erst um 10 Uhr oeffnet? Sein Museum heisst Biosphere. Taucherglocken und ein kleines Unterseeboot am Platz davor weist auf die Verbindung zum Meer hin. Und das beste: Eine Riesenkugel aus Stahlrohr-Dreiecken umfasst das gesamte Gebaeude. Perfekt rund ist sie, obwohl sie ja aus geraden Rohren besteht. Man muss erst in die Kugel hineingehen, um zu erkennen, dass keine Glasscheiben das Innere abschotten, sondern das Innere zum Himmel hin offen ist. Lauter Dreiecke, die die Kugelhuelle formen, stabilisiert durch weitere Dreiecke, die ins Innere ragen.

An diesem Ende der Insel befindet sich der Lac-des-Cygnes, der Schwanenteich. Man ist fast versucht, ueber die Bruecke zurueck zur Stadt zu gehen, jedoch: bequemer ist die U-Bahn.